Petra Kelly

Durch ihren rastlosen Einsatz für Frieden und Umweltschutz ruinierte Petra Kelly ihre Gesundheit. Im Alter von 44 Jahren wurde sie von ihrem verzweifelten Lebensgefährten erschossen.

Tabellarische Biografie: Petra Kelly

 


Petra Kelly: Die Tragödie einer egomanen Idealistin

Leseprobe aus
Dieter Wunderlich: Verführerische Frauen. Elf Porträts
Piper Verlag, München 2012

Gert Bastian war für Petra Kelly inzwischen als Lebensgefährte und politischer Mitstreiter unentbehrlich. »Der lebenstüchtige und fürsorgliche Bastian ist seit langem nicht nur ihr stolzer Begleiter bei Kongressen, Empfängen und Essen mit Vaclav Havel oder Jane Fonda, er gleitet auch mehr und mehr in die Rolle ihres Beschützers, Managers und Hausdieners. Er betreut und bedient sie rund um die Uhr, wie wir es sonst nur umgekehrt – von einer Frau für einen Mann – gewohnt sind.« »Eigene Interessen hat der Ex-General schon lange nicht mehr, er geht ganz auf in den ihren, wie eine Frau.« Petra Kelly habe sich geweigert, den Haushalt zu führen, und sei aus der Rolle der zu versorgenden Tochter nie herausgekommen, behauptet Alice Schwarzer. Sie schildert die Politikerin als

Dieter Wunderlich: Verführerische Frauen. © Piper Verlag 2012

eine Frau, die auch als 40-Jährige noch zum Kind regredierte, wenn jemand bereit war, sie entsprechend zu bemuttern. »Draußen ist Kelly die coole, souveräne Politikerin, drinnen ist sie nicht selten ein klammerndes Kind. Bekommt sie ihren Willen nicht, schreit sie, knallt die Türen und schließt sich aus Wut ein. Bastian scheint diese kindliche Seite durch seine väterliche Fürsorge zu verstärken.« Petra Kelly habe sich absichtlich »klein« gemacht, meint Alice Schwarzer. »Fast alle Briefe und Zettel an Gert Bastian sind unterschrieben mit Formulierungen wie: ›Dein armes kleines Petralein‹.« »Statt die Freiheit zu wagen, setzt sie auf Abhängigkeit.« »Der Kavalier alter Schule ist Kellys Ängsten und ihrem Appell an sein Mitleid und seine Fürsorge – Du musst mich lieben, ich bin so arm und so hilflos! – ganz ausgeliefert. Ihre Hilflosigkeit belastet ihn. Aber sie schmeichelt ihm auch. Er beginnt selbst zu glauben, dass sie ohne ihn nicht mehr existieren kann.« Für Gert Bastian bedeutete das eine enorme Belastung, aber er wagte es nicht, Petra Kelly zu verlassen, auch nicht, als sie 1989 eine Affäre mit Palden Tawo begann, einem verheirateten tibetischen Arzt, der in einem Krankenhaus in Lüdenscheid beschäftigt war. Sie flogen sogar zu dritt nach Tokio und Washington. Zwischendurch war Petra Kelly im Sommer 1990 mit Palden Tawo in New York. Erst im Herbst 1991 beendete Palden Tawo die Affäre. Später erinnerte er sich, dass Gert Bastian im November 1990 zu ihm gesagt hatte: »Ich kann nicht mehr. Wenn es überhaupt nicht mehr geht, dann gehe ich und nehme Petra mit. Ich erschieße sie im Schlaf und dann mich.«

Quelle: Dieter Wunderlich, Verführerische Frauen. Elf Porträts
© Piper Verlag, München 2012

Fußnoten wurden in der Leseprobe weggelassen. Zitate:
Alice Schwarzer: Eine tödliche Liebe. Petra Kelly und Gert Bastian, 1993,
S. 27 / 111/ 138 / 145f / 147 / 150 / 155
Marina Friedt: Mord in Bonn (unveröffentlicht), S. 9
Saskia Richter, Die Aktivistin. Das Leben der Petra Kelly, 2010, S. 321

Petra Kelly (tabellarische Biografie)

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Der Autor, der als Sohn der Protagonistin des Romans dem Lebensweg seiner depressiven Mutter eigentlich nicht objektiv gegenüberstehen kann, gelingt es, durch seine lakonische Erzählweise ein einfühlsames Porträt einer gedemütigten, unglücklichen Frau zu zeichnen.
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