Lady Vengeance

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Lady Vengeance

Lady Vengeance – Originaltitel: Chinjeolhan geumjassi – Regie: Park Chan-wook – Drehbuch:Jeong Seo-Gyeong, Park Chan-wook – Kamera: Chung Chung-hoon – Schnitt: Kim Jae-beom, Kim Sang-Beom – Musik: Choi Seung-hyun – Darsteller: Lee Yeong-ae, Choi Min-sik, Kwon Yea-young, Kim Si-hoo, Nam Il-woo, Kim Byeong-ok u.a. – 2005; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Mit 18 wird die Koreanerin Lee Geum-ja schwanger und sucht Zuflucht bei ihrem früheren Lehrer Mr Baek. Dessen Freundlichkeit ist nur Fassade: Er entführt einen Jungen, um von den Eltern Lösegeld zu erpressen. Nachdem er ihn ermordet hat, zwingt er Geum-ja, das Verbrechen auf sich zu nehmen, indem er ihre erst wenige Monate alte Tochter bedroht. Von 1991 bis 2004 sitzt Geum-ja unschuldig im Gefängnis. Als sie freigelassen wird, will sie sich an Baek rächen ...
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Kritik

Der Plot besteht aus einer konstruierten, artifiziellen Parabel. Ungeachtet des grausamen Inhalts ist "Lady Vengeance" ein stilvoller und poetischer Film in außergewöhnlich ästhetischen Bildern.
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Im Alter von achtzehn Jahren wird die in Seoul lebende Koreanerin Lee Geum-ja (Lee Yeong-ae) schwanger. Weil sie weder zum Vater des Kindes ziehen noch bei ihrer geschiedenen Mutter bleiben möchte, ruft sie verzweifelt ihren früheren Lehrer an und bittet ihn, ihr Zuflucht zu gewähren. Mr Baek (Choi Min-sik) nimmt die attraktive junge Frau bei sich auf, aber Geum-ja muss feststellen, dass seine Freundlichkeit nur Fassade ist: Er tyrannisiert, quält und vergewaltigt Geum-ja.

Einige Monate nach der Geburt ihrer Tochter wird Geum-ja von Baek gezwungen, ihm bei der Entführung von Won-mo zu helfen. Nachdem er den fünfjährigen Jungen ermordet hat, nimmt er ihr die Tochter weg und droht, das kleine Mädchen ebenfalls zu töten. Damit erpresst er Geum-ja, das Verbrechen auf sich zu nehmen. Die Öffentlichkeit ist entsetzt: Wie kann ein so schönes Mädchen eine so bestialische Mörderin sein? Das Gericht verurteilt Geum-ja 1991 zu lebenslanger Haft, und ihre Tochter, die noch kein Jahr alt ist, wird zur Adoption freigegeben.

Im Frauengefängnis pflegt Geum-ja eine alte Frau, Go Sun-sook, die für Nordkorea spioniert haben soll und inzwischen dement ist. Eine Mitgefangene, die andere Frauen demütigt und zu Cunnilingus zwingt, wird von ihr mit Bleichmittel vergiftet. Für die kranke Uh So-Young (Kim Bu-seon), die wegen eines gemeinsam mit ihrem Mann begangenen Bankraubs im Gefängnis sitzt, spendet Geum-ja eine Niere.

Der Gefängnisgeistliche (Kim Byeong-ok) ist überzeugt, dass die engelsgleiche Seite von Geum-ja die Oberhand bekommen und die Hexe in ihr vertrieben hat. Doch als sie wegen ihrer guten Führung nach dreizehn Jahren Haft an Weihnachten 2004 vorzeitig entlassen wird und ihr der christliche Prediger ein Stück weißes Tofu als Symbol der Reinheit und eines von nun an sündenfreien Lebens überreichen möchte, stößt sie ihn beiseite. Ihre Hilfsbereitschaft diente nur dazu, dass einige andere Menschen, die sie für ihren grausamen Racheplan benötigt, in ihrer Schuld stehen. Seit dreizehn Jahren denkt Geum-ja an nichts anderes als an Rache.

Sie kommt bei Kim Yang-Hee (Seo Yeong-ju) unter, die von 1998 bis 2002 im Gefängnis war, weil sie ihren Zuhälter erwürgt hatte, doch die Hoffnung der ehemaligen Prostituierten, die jetzt einen Friseursalon betreibt, ihre Liebesaffäre mit Geum-ja fortsetzen zu können, erfüllt sich nicht.

Vom Vater des Jungen, dessen Entführung und Ermordung sie vor dreizehn Jahren gestand, lässt sie sich zur Wiedergutmachung den kleinen Finger der rechten Hand abhacken. Im Krankenhaus wird er wieder angenäht, aber Geum-ja muss noch längere Zeit einen Verband tragen.

Arbeit findet sie in einer Konditorei, in der sich der junge Gehilfe Geun-shik (Kim Shi-hoo) in sie verliebt.

Der Ehemann der Bankräuberin, der sie eine Niere spendete, fertigt für sie nach Plänen, die sie von Go Sun-sook erhielt, eine Schusswaffe an.

Weil die Behörde ihr nicht verrät, wohin man ihre Tochter vor dreizehn Jahren brachte, bricht sie nachts dort ein und sucht in den Unterlagen. Die inzwischen Vierzehnjährige heißt Jenny (Kwon Yea-young) und lebt bei Adoptiveltern (Tony Barry, Anne Cordiner) in Australien. Geum-ja besucht sie dort. Sie will das Kind nur einmal sehen, bevor sie sich an Mr Baek rächt, aber Jenny ist begeistert, ihre leibliche Mutter gefunden zu haben und besteht darauf, mit ihr nach Seoul zu fliegen. Dort verlangt sie von Geum-ja eine Antwort auf die Frage, wie es möglich sei, dass eine Mutter ihr kleines Kind fortgibt.

Nachdem Geum-ja herausgefunden hat, wohin Mr Baek inzwischen gezogen ist, richtet eine ihrer Freundinnen es so ein, dass er sie zu seiner Geliebten macht und zu sich ins Haus holt. Um Geum-ja zu helfen, erduldet sie seine Tyrannei.

Von dem Gefängnisgeistlichen gewarnt, setzt Mr Baek zwei Auftragsmörder (Shin Ha-kyun, Song Kang-ho) auf Geum-ja und deren Tochter an, doch die beiden werden von Geum-ja erschossen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Kurz bevor Geum-ja bei Mr Baek eintrifft, betäubt ihre Komplizin den perversen Lehrer mit einem Mittel, das sie ihm ins Abendessen gemischt hat. Die beiden Frauen fesseln und knebeln den Bewusstlosen. In einer verlassenen Schule in den Bergen kommt er wieder zu sich.

Mit Baek als Dolmetscher kann Geum-ja ihrer Tochter endlich erklären, warum sie damals keine andere Wahl hatte, als sie zur Adoption freizugeben.

Mehrmals setzt sie dazu an, Baek zu töten, doch als sie an seinem Handy außer einer Murmel, die Won-mo gehört hatte, vier weitere Gegenstände baumeln sieht, ändert sie ihren Plan und schießt ihm nur in beide Füße.

In Baeks Wohnung findet Geum-ja Videokassetten, die er von Won-mo und vier weiteren entführten und ermordeten Kindern aufnahm. Die Filme benötigte er, um die Eltern zu erpressen zu können, doch weil ihn die Kinder störten, brachte er sie alle bereits um, bevor er seine Lösegeldforderungen stellte. Geum-ja zeigt das Beweismaterial dem Polizisten Choi (Nam Il-woo), der 1991 an den Ermittlungen gegen sie beteiligt war.

Sie laden Angehörige der fünf ermordeten Kinder in die Schule ein, in der sich der Gefangene befindet, spielen ihnen die Videos vor und fragen sie, ob sie Baek der Polizei übergeben oder gemeinsam Selbstjustiz verüben wollen. Am Ende der Diskussion – die der Gefangene im Nebenraum über Lautsprecher mit anhören muss – spricht sich die Mehrheit der Anwesenden dafür aus, den Mörder gleich hier und jetzt zu bestrafen.

In ausgeloster Reihenfolge gehen sie zu dem Gefangenen hinein. Die erste Frau sticht ihm ein Messer in den Bauch, der Vater eines ermordeten Kindes hat eine Axt mitgebracht und hackt Baek einen Körperteil ab, aber er stirbt erst, als die Großmutter eines der Opfer ihm eine Schere in den Nacken rammt. Geum-ja hat die ganze Zeit zugesehen.

Nach vollbrachter Tat stellen sich die Angehörigen der ermordeten Kinder zu einem Gruppenfoto auf. Dann vergraben sie den Toten im Wald. In der Konditorei, in der Geum-ja beschäftigt ist, setzen sie sich noch einmal bei Kuchen und Kaffee zusammen. Zum Abschied verspricht Geum-ja, dass alle die gezahlten Lösegelder zurückbekommen.

In der Toilette erscheint ihr der erwachsene Won-mo (Yu Ji-tae), und sie glaubt, geknebelt vor ihm auf den Knien zu liegen. Auf der Straße trifft sie Jenny, deren Adoptiveltern nach Seoul gekommen waren, um sie zu holen, aber soeben durch ausströmendes Gas im Schlaf getötet wurden, während die Jugendliche rechtzeitig aufwachte und aus dem Zimmer rannte.

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„Lady Vengeance“ – der koreanische Originaltitel „Chinjeolhan geumjassi“ bedeutet „gutherzige Frau Geum-ja“ – ist der dritte Teil einer Trilogie des südkoreanischen Regisseurs Park Chan-wook über Rache. „Sympathy For Mr Vengeance“ und „Oldboy“ lauten die beiden anderen Titel.

Sympathy for Mr Vengeance – Originaltitel: Boksuneun naui geot – Regie: Park Chan-wook – Drehbuch: Park Chan-wook, Lee Jae-sun, Lee Mu-yeong, Lee Yong-jong – Kamera: Kim Byeong-il – Schnitt: Kim Sang-Beom – Darsteller: Song Kang-ho, Shin Ha-kyun, Bae Du-na, Lim Ji-Eun, Han Bo-bae, Kim Se-dong, Lee Dae-yeon u.a. – 2002; 130 Minuten

Es geht in „Lady Vengeance“ um die Frage, ob die Angehörigen der Opfer eines sadistischen Gewaltverbrechers Selbstjustiz verüben dürfen oder nicht. Park Chan-wook beantwortet die Frage allerdings nicht, sondern regt mit dem Film zum Nachdenken darüber an.

Der Plot besteht aus einer konstruierten, artifiziellen Parabel. Obwohl die langsam und verschachtelt erzählte Handlung unrealistisch ist, entwickelt sich das Drama konsequent und mit innerer Logik. Ungeachtet des grausamen Inhalts ist „Lady Vengeance“ ein stilvoller und poetischer Film in außergewöhnlich ästhetischen Bildern, zu der auch die orchestrale Musikuntermalung im Barockstil passt. Die Hauptrolle wurde mit Lee Yeong-ae hervorragend besetzt.

In Hollywood ist bereits ein Remake von „Lady Vengeance“ mit Charlize Theron in der Hauptrolle geplant. Spike Lee drehte ein Remake von „Oldboy“.

Oldboy – Originaltitel: Oldboy – Regie: Spike Lee – Drehbuch: Mark Protosevich – Kamera: Sean Bobbitt – Schnitt: Barry Alexander Brown – Musik: Roque Baños – Darsteller: Josh Brolin, Elizabeth Olsen, Sharlto Copley, Samuel L. Jackson u.a. – 2013

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Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2009

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