Der Novembermann

Der Novembermann

Der Novembermann

Originaltitel: Der Novembermann – Regie: Jobst Christian Oetzmann – Drehbuch: Magnus Vattrodt – Kamera: Volker Tittel – Schnitt: Cosima Schnell – Musik: Fabian Römer – Darsteller: Götz George, Burghart Klaußner, Bernadette Heerwagen, Barbara Auer, Henriette Confurius u.a. – 2006; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Hermann Droemer, ein Pfarrer im Ruhrgebiet, erhält Anfang November 2006 die Nachricht, seine Ehefrau Lena sei bei Bremen tödlich verunglückt. Das kann er zunächst nicht glauben: Sie fuhr doch, wie in den letzten neun Jahren auch, für vier Wochen zu ihrer Freundin in die Toskana! Aber es besteht kein Zweifel, dass es sich bei der Toten um Lena handelt. In ihren Sachen findet Hermann einen Hausschlüssel und eine Adresse auf Sylt. Dort stößt er auf einen blinden Klavierlehrer: Lenas Novembermann ...
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Kritik

Das TV-Drama "Der Novembermann" ist schon allein wegen der schauspielerischen Leistung der beiden Hauptdarsteller Götz George und Burghart Klaußner sehenswert.

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Lena und Hermann Droemer (Barbara Auer, Burghart Klaußner) sind seit fünfundzwanzig Jahren verheiratet, und sie wohnen im Ruhrgebiet, wo Hermann als Pfarrer tätig ist. Seit zehn Jahren verreist Lena jeweils für vier Wochen allein, und zwar stets im November. Am Abend vor ihrer diesjährigen Abreise lädt sie ihre Tochter Susanne (Bernadette Heerwagen) mit ihrer Familie – dem Ehemann Gerald und der kleinen Tochter Leonie – zum Essen ein. Sie spürt, dass Susanne unglücklich ist und bittet Hermann, sich während ihrer Abwesenheit um sie zu kümmern.

Nachdem Hermann am nächsten Tag ein Paar getraut hat, überbringt ihm ein Polizist die Nachricht, dass Lena bei einem Busunglück nördlich von Bremen tödlich verunglückt sei. Hermann glaubt es zunächst nicht, denn Lena wollte mit der Bahn zu ihrer Freundin Elisabeth in die Toskana fahren. Doch es gibt keinen Zweifel, dass es sich bei der Toten um Lena handelt. Weder Hermann noch Susanne können sich erklären, was sie im Norden suchte?

Ein paar Tage später erhält Hermann eine Ansichtskarte von Lena aus der Toskana. Da ruft er Elisabeth an, und sie muss zugeben, dass sie die Karte in Lenas Auftrag abschickte. Aber sie weiß auch nicht, wo Lena hinwollte.

Die Polizei bringt Hermann Lenas Sachen. Dabei ist auch ein Hausschlüssel, den er nicht kennt. Über eine Telefonnummer in Lenas Notizbuch findet Hermann eine Adresse in Hörnum auf Sylt heraus. Ohne seiner Tochter etwas zu sagen, setzt er sich ins Auto und fährt hin.

In dem Haus wohnt ein blinder, kauziger Klavierlehrer. Er heißt Henry (Götz George). Eine Studentin namens Niko (Henriette Confurius) führt ihm den Haushalt als Gegenleistung für den Klavierunterricht, den er ihr gibt. Hermann nimmt sich ein Fremdenzimmer bei der Nachbarin, Frau Peters.

Um an Henry heranzukommen und ihn beobachten zu können, gibt Hermann sich als Religions- und Geschichtslehrer aus, nennt sich „Bauknecht“ und meldet sich als Klavierschüler an.

Rasch findet er heraus, dass Lena seit Jahren die November-Monate mit Henry verbrachte: Henry war ihr Novembermann. Der Blinde hat eine ganze Kiste voll Audiokassetten mit Aufnahmen von ihr. Er wundert sich, wo sie diesmal bleibt. Nachfragen kann er nicht, denn sie verriet ihm weder ihren Nachnamen noch ihre Telefonnummer.

Von Henrys Schwester Evelyn, die einmal kurz vorbeischaut, erfährt Hermann, dass Henry früher Fotograf war und erst durch einen Schlaganfall in Moskau erblindete. Daraufhin fing er zu trinken kann und hörte damit erst wieder auf, als er Lena vor zehn Jahren in einem Sanatorium in der Toskana kennen lernte. Lenas Novembermann zu sein, bedeute ihm alles, meint Evelyn.

Susanne ruft ihren Vater auf dem Handy an. Er sagt ihr, er sei nach Sylt gefahren, um allein zu sein. Dennoch taucht sie am nächsten Tag unerwartet mit Leonie auf. Susanne und ihr Kind verstehen sich gut mit Henry, aber Hermann möchte, dass sie so schnell wie möglich wieder abreisen und hat auch kein Ohr für die Nöte seiner Tochter. Erst als Susanne und Leonie wieder fort sind, erfährt er von Henry, dass sie nicht mehr studiert, sondern seit einem Jahr in einem Supermarkt an der Kasse sitzt, weil ihr Ehemann, der als Webdesigner wenig erfolgreich ist, von ihr verlangt, dass sie zum Unterhalt der Familie beiträgt. Nicht nur Susannes Sorge um den Vater, sondern auch die gescheiterte Ehe war der Grund für ihre Reise nach Sylt.

Obwohl sich der Pfarrer für einen guten Zuhörer hielt, muss er erkennen, dass er nichts von der Ehekrise seiner Tochter mitbekam. Und bei Lena brachte Henry offenbar Saiten zum Klingen, die er gar nicht kannte.

Zornig und eifersüchtig packt Hermann einen Ring, von dem er annimmt, dass Lena ihn von Henry bekam, in ein Kuvert, adressiert und frankiert es und legt es in Henrys Briefkasten. Als Henry den Ring erkennt, kann er nur annehmen, dass Lena nichts mehr von ihm wissen will und er nicht mehr ihr Novembermann ist. Verzweifelt verbrennt er die Kassetten und alles andere, was ihn an Lena erinnert.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Hermann reist ab. Plötzlich sieht er Niko vor sich auf der Straße: Ihr fiel die Tasche vom Fahrrad. Er kann gerade noch bremsen und ausweichen. „Lena sei endlich gekommen“, erzählt Niko. Henry habe sie angerufen und gebeten, ihn heute und in den nächsten Tagen mit ihr allein zu lassen.

Da ahnt Hermann, was er angerichtet hat. Er rast zurück und findet Henry mit einer Giftampulle in der Badewanne. Um ihn vom Selbstmord abzuhalten, sagt er ihm, er wisse wo Lena sei und könne ihn hinbringen.

Er fährt mit dem Blinden ins Ruhrgebiet und führt ihn auf dem Friedhof zu Lenas Grab: „Lena Droemer, 1955 – 2006“. Henry befühlt das Holzkreuz und glaubt zunächst an einen bösen Scherz, aber Hermann gibt nun zu, wer er wirklich ist.

In seinem Haus trifft Hermann auf Susanne, die sich dort mit Leonie einquartierte, nachdem sie ihren Mann verlassen hatte. Sie rechnet damit, dass ihr Vater sie wegschickt, aber der entschuldigt sich bei ihr und versichert, er sei froh über ihre Anwesenheit.

Hermann und Henry fahren mit der Urne zurück nach Sylt und verstreuen die Asche im Meer.

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In dem Fernseh-Drama „Der Novembermann“ von Magnus Vattrodt (Drehbuch) und Jobst Oetzmann (Regie) geht es um einen Ehemann, der nach dem Tod seiner Frau erfährt, dass sie seit zehn Jahren nicht nur ihn, sondern auch einen anderen liebte, mit dem sie jeweils im November zusammenlebte. Unerkannt schleicht er sich in das Leben des Rivalen ein, um ihn zu beobachten, aber er bleibt nicht distanziert, sondern wird von widersprüchlichen Gefühlen getrieben. Die Beziehung der beiden von Götz George und Burghart Klaußner überzeugend gespielten Männer steht im Mittelpunkt des sehenswerten Films.

Die Dreharbeiten fanden im Oktober 2006 auf Sylt und in Köln statt.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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