Geständnisse

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Geständnisse

Geständnisse – Originaltitel: Kokuhaku – Regie: Tetsuya Nakashima – Drehbuch: Tetsuya Nakashima nach einem Roman von Kanae Minato – Kamera: Masakazu Ato, Atsushi Ozawa – Schnitt: Yoshiyuki Koike – Musik: Toyohiko Kanahashi – Darsteller: Takaku Matsu, Yoshino Kimura, Masaki Okada, Yukito Nishii, Kaoru Fujiwara, Ai Hashimoto u.a. – 2010; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Die Lehrerin Yuko Moriguchi findet ihre vierjährige Tochter tot in einem Schwimmbecken auf. Die Polizei kommt zu dem Schluss, dass das Kind bei einem Unfall ertrunken sei. Aber Yuko findet heraus, dass es von zwei 13-jährigen Schülern ihrer Klasse ermordet wurde. Statt die strafunmündigen Jungen der Justiz zu übergeben, klügelt sie einen raffinierten Racheplan aus. Der beginnt damit, dass sie vor der Klasse behauptet, sie habe die Schulmilch der beiden Täter, deren Namen sie nicht nennt, mit HIV verseucht ...
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Kritik

"Geständnisse" kann als Psychothriller, Horrorfilm oder sarkastische Komödie gesehen werden. Die Handlung, die sich um kaputte Familien und eine verkommene, zynische Jugend dreht, wird in Form mehrerer Geständnisse erzählt.
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Am letzten Schultag vor den Ferien teilt die junge japanische Lehrerin Yuko Moriguchi (Takako Matsu) ihrer Klasse mit, dass sie gekündigt habe und dies ihr letzter Arbeitstag sei.

Sie erzählt den Schülern, die ihr zunächst kaum zuhören, dass sie vor einigen Jahren heiraten wollte. Unmittelbar vor der geplanten Hochzeit stellte sich heraus, dass ihr Bräutigam, der Lehrerkollege Masayoshi Sakuranomiya (Makiya Yamaguchi), HIV-positiv war. Zu diesem Zeitpunkt war Yuko bereits von ihm schwanger – und glücklicherweise nicht infiziert. Um das Kind nicht zu gefährden, sagten Yuko und Masayoshi die Eheschließung ab, und nach der Geburt hielt der Vater sich von seiner Tochter Manami fern, obwohl ihm das sehr schwer fiel.

Ein Jahr nach der Geburt begann Yuko wieder als Lehrerin zu arbeiten. Wenn sie wegen einer Lehrerkonferenz länger in der Schule zu tun hatte, nahm sie ihre kleine Tochter mit und ließ das Kind in der Krankenstation spielen. Manami (Mana Ashida) war vier Jahre alt, als ihre Mutter sie nach der Sitzung vergeblich in der Krankenstation suchte und dann tot im Lehrschwimmbecken fand. Erst als seine Tochter tot war und keine Ansteckungsgefahr mehr bestand, durfte Masayoshi Sakuranomiya sie erstmals anfassen. Die Polizei kam zu dem Schluss, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe. Aber Yuko weiß inzischen, dass zwei Schüler aus der Klasse das Mädchen ermordeten.

Sie habe nicht vor, mit ihrem Wissen zur Polizei zu gehen, erklärt Yuko, denn 13-jährige Täter seien ohnehin nicht strafmündig und könnten deshalb von keinem Gericht verurteilt werden.

Sie schildert, wie Manami ums Leben kam. Der hochbegabte Schüler A habe schon als Kind Tötungsmaschinen für Tiere gebastelt und schließlich für seine Erfindung eines gegen Diebstahl gesicherten Portemonnaies bei einem Jugendwettbewerb den ersten Preis bekommen. Wer diese Geldbörse öffnete, bekam einen Stromschlag. Weil die Medien nur am Rande über den Preisträger berichteten, dafür um so ausführlicher über eine 13-Jährige, die ihre Eltern ermordet hatte, plante Schüler A, statt durch eine weitere Erfindung durch ein Verbrechen auf sich aufmerksam zu machen: Er erhöhte die elektrische Spannung des Portemonnaies, um damit jemand töten zu können. Als Helfer wählte er den intellektuell weit unterlegenen Schüler B. Der sah zufällig Yuko und ihre Tochter im Kaufhaus. Manami bettelte um eine bestimmte kleine Tasche, aber die Mutter kaufte sie ihr nicht. B schlug nun Manami als Opfer vor. Die beiden Jungen kauften die Tasche, A präparierte sie wie das diebstahlsichere Portemonnaie, und dann schenkten die beiden dem vierjährigen Mädchen die Tasche. Als Manami sie öffnete, warf ein Stromschlag sie zu Boden. A forderte B auf, den Leuten zu sagen, dass er das Kind ermordet habe. Dann ging er weg. B blieb zurück. Er warf die Tasche über den Zaun ins angrenzende Grundstück und das Mädchen ins Lehrschwimmbecken. Der Stromschlag habe Manami nicht getötet, sondern nur betäubt, erklärt Yuko. Ihre Tochter sei ertrunken.

Sie werde auch die Namen der beiden Schüler nicht verraten, fährt Yuko fort, aber sie habe zwei der zu Beginn der Stunde ausgeteilten Schulmilchtüten mit Blut von Manamis krankem Vater verseucht und darauf geachtet, dass die für den Tod ihrer Tochter verantwortlichen Schüler A und B die Milch mit den AIDS-Viren bekamen. Die Schüler sind entsetzt.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Nach den Ferien übernimmt ein neuer Lehrer die Klasse: Yoshiteru Terada (Masaki Okada) nennt sich Werther und hat die besten Absichten. Yuko Moriguchi, die vor ihrer Verlobung mit Masayoshi Sakuranomiya mit ihm zusammen war, lässt ihn glauben, er sei der Vater ihrer getöteten Tochter. Das gehört zu ihrem Racheplan, denn er soll sich besonders für die Mörder des Mädchens interessieren.

Die Schüler haben inzwischen die beiden von Yuko Moriguchi mit A und B bezeichneten Täter identifiziert: Shuya Watanabe (Yukito Nishii) und Naoki Shimomura (Kaoru Fujiwara).

Shuya wird in der Klasse gemobbt. Um sich zu wehren, küsst er den Anstifter des Mobbings auf den Mund. Ein Bluttest deutet aber schließlich darauf hin, dass er nicht mit HIV infiziert wurde.

Naoki kommt nicht mehr in die Schule; er verkriecht sich in seinem Zimmer und befürchtet, an AIDS sterben zu müssen. Während er sich selbst nicht mehr wäscht, putzt er wie besessen, um seine Mutter Yuko Shimomura (Yoshino Kimura) nicht anzustecken. Aus demselben Grund verweigert er jede Berührung und verhält sich äußerst aggressiv gegenüber seiner Mutter.

Er gesteht ihr, er habe das Mädchen ins Wasser geworfen, obwohl er wusste, dass es nur bewusstlos war. Yuko Shimomura will jedoch nicht wahrhaben, dass ihr Sohn ein Mörder ist. Immer wieder geht Werther zu den Shimomuras und ruft nach Naoki, aber der Junge will nicht mit ihm reden. Die Mutter mischt ihrem Sohn ein Schlafmittel ins Essen, um ihm die Haare schneiden und seinen Körper mit einem Waschlappen säubern zu können. In ihrer Verzweiflung beabsichtigt Yuko Shimomura einen erweiterten Selbstmord, aber nachdem sie ihrem Sohn ein Messer in die Brust gerammt hat, zieht dieser es heraus und sticht so lange auf sie ein, bis die 39-Jährige tot ist.

Shuya ist viel mit Mizuki Kitahara (Ai Hashimoto) zusammen, einer Mitschülerin, die zu ihm hält. Doch als sie in Streit geraten, und sie ihn als Muttersöhnchen beschimpft, schlägt er sie tot.

Shuya beschreibt seinen Vater (Hirofumi Arai) als Durchschnittstypen, seine Mutter (Ikuyo Kuroda) sieht er dagegen als geniale Elektrophysikerin. Akiko Yasaka hatte zunächst ihre Berufstätigkeit wegen des Sohnes aufgegeben, aber dann wollte sie ihre wissenschaftliche Karriere fortsetzen. Deshalb ging sie fort und ließ auch ihren Sohn zurück. Der Vater ließ sich scheiden und heiratete ein Jahr später eine andere Frau. Shuya möchte seiner Mutter beweisen, dass er ihre Begabung geerbt hat. Weil er keinen Kontakt mehr zu ihr hat, soll sie in den Nachrichten von ihm hören. Aus diesem Grund beteiligte er sich an dem Erfinder-Wettbewerb und versuchte, Manami mit einem Stromstoß zu töten. Weil es ihm damit nicht gelang, seine Mutter auf sich aufmerksam zu machen, plant er nun ein Selbstmordattentat in der Schule. Auf seiner Website kündigt er sein Vorhaben an und erläutert es.

Shuya hält vor der versammelten Lehrer- und Schülerschaft eine Rede, die er mit dem Satz beschließt: „Jeder Mensch hat das Recht zu leben.“ Dann murmelt er: „War nur ein Witz“ und drückt auf einen Knopf seines Handys, um die Bombenexplosion auszulösen. Aber nichts passiert.

Da ruft Yuko Moriguchi auf seinem Handy an. Auf seiner Website sei sie auf die Ankündigung seines Anschlags gestoßen, erklärt sie. Sie habe die Bombe rechtzeitig weggebracht und im Labor von Akiko Yasaka versteckt. Die Elektrophysikerin sei wohl soeben durch die von ihrem Sohn ausgelöste Sprengung zerfetzt worden. Zum Schluss sagt Yuko: „War nur ein Witz.“

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„Geständnisse“ basiert auf einem 2008 von Kanae Minato veröffentlichten Roman. Der Plot dreht sich um den ausgeklügelten Racheplan einer japanischen Lehrerin, deren vierjährige Tochter von zwei Schülern aus ihrer Klasse ermordet wurde. Einer der beiden wurde von seiner Mutter verlassen. Der 13-Jährige glaubt, von der Elektrophysikerin geniale Fähigkeiten geerbt zu haben und will sie durch ein spektakuläres Verbrechen darauf aufmerksam machen. Eine gestörte Mutter-Sohn-Beziehung zeigt Tetsuya Nakashima auch im Fall des zweiten Täters. „Geständnisse“ ist ein pessimistischer Film über kaputte Familien und eine verkommene, intrigante und zynische Jugend, die sich weder von Eltern noch Lehrern führen lässt.

Man kann „Geständnisse“ als Psychothriller oder Horrorfilm sehen, aber auch als sarkastische Komödie.

Der Lehrer, der sich Werther nennt, könnte als Parodie auf Filmfiguren wie John Keating in „Der Club der toten Dichter“ gedacht sein.

Die ersten 20 Minuten von „Geständnisse“ sind etwas zäh: Es handelt sich um einen Monolog der jungen Lehrerin vor der Klasse. Der Film endet übrigens auch mit einem Geständnis der jungen Lehrerin. Dazwischen hören wir aus dem Off eine Schülerin und weitere Geständnisse, die jeweils visualisiert werden. Die ganze Handlung wird auf diese Weise entwickelt, und mit den Personen ändert sich auch die Perspektive der Darstellung.

Einige Bilder werden in konvexen Spiegeln verzerrt. Düstere, graublaue Farben herrschen vor, zwischendurch leuchten Weiß und Rot auf, die Farben der japanischen Nationalflagge, die wir in diesem Fall mit Milch und Blut assoziieren.

„Geständnisse“ wurde in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film für einen „Oscar“ nominiert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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