Lügen der Liebe

Lügen der Liebe

Lügen der Liebe

Lügen der Liebe - Originaltitel: L'appartement - Regie: Gilles Mimouni - Drehbuch: Gilles Mimouni - Kamera: Thierry Arbogast - Schnitt: Caroline Biggerstaff und Françoise Bonnot - Musik: Peter Chase - Darsteller: Vincent Cassel, Romane Bohringer, Jean-Philippe Ecoffey, Monica Bellucci, Sandrine Kiberlain u.a. - 1996; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Kurz bevor ein leitender Angestellter zum Flugplatz muss, um geschäftlich nach Tokio zu fliegen, glaubt er, aus der Telefonzelle im Hotel die Stimme der Frau gehört zu haben, mit der er einmal eine feste Beziehung eingehen wollte. Bei seiner Suche nach ihr gerät er an eine andere Frau mit dem gleichen Namen ...

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Kritik

"Lügen der Liebe" bzw. "Liebe und Lügen" ist ein raffiniertes, temporeiches Vexierspiel mit zahlreichen Rückblenden, deren Zusammenhang sich zum Teil erst erschließt, wenn man dieselbe Szene noch einmal aus einer anderen Perspektive gesehen hat.
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Max (Vincent Cassel), ein leitender Angestellter in einem Software-Unternehmen in Paris, lässt sich von einem Juwelier Ringe zeigen, kann sich nicht entscheiden und verspricht zurückzurufen. Den Ring möchte er Muriel (Sandrine Kiberlain) schenken, der Schwester seines Chefs, die er in Kürze heiraten wird.

Wenige Stunden später trifft er sich in einer Hotelhalle mit japanischen Geschäftsfreunden. Muriel kommt, um ihn zum Flugplatz zu fahren, denn er muss für vier Tage nach Tokio. Bevor sie aufbrechen, will er noch schnell den Juwelier anrufen, aber die Telefonzelle im Hotel ist besetzt. Zufällig hört er, wie eine Dame mit jemand über den Tod seiner Ehefrau spricht und zum Ausdruck bringt, dass sie nicht an einen Unfall glaube. Die Stimme kennt er. Es ist Lisa!

Nachdem er die junge Schauspielerin (Monica Bellucci) zum ersten Mal gesehen hatte, lief er ihr tagelang nach, ohne sie anzusprechen. Er erzählt gerade seinem Freund Lucien (Jean-Philippe Ecoffey) von ihr, da betritt sie dessen Schuhgeschäft. Lucien drängt Max, sie zu bedienen. Die roten Schuhe, die sie kaufen möchte, sind nicht vorrätig. Sie schreibt ihm auf den Deckel eines Schuhkartons, wo er sie am nächsten Tag treffen könne — so brauche er sie nicht ständig zu verfolgen. Einige Zeit später will er ein berufliches Angebot in New York ablehnen, um mit ihr zusammenleben zu können, aber nachdem er ihr das gesagt hatte, hörte er nichts mehr von ihr.

Er läuft der Frau nach, deren Stimme er gehört hat, holt sie aber nicht ein. In der Telefonzelle riecht er ihr Parfum und findet einen Zimmerschlüssel.

Muriel fährt ihn zum Flugplatz und verabschiedet sich dort von ihm. Heimlich kehrt Max in das Hotel zurück und geht in das Zimmer. Er findet eine Puderdose und in einem Aschenbecher die Schnipsel eines zerrissenen Zeitungsausschnitts über den tödlichen Verkehrsunfall einer Frau.

In der Hoffnung, Lisa wiederzufinden, geht er zu der Bestattungsfeier im Cimetière Père-Lachaise und verfolgt den Witwer, den er aufgrund des mitgehörten Telefongesprächs und des Zeitungsberichts verdächtigt, seine Frau wegen Lisa umgebracht zu haben. Der Fremde fährt in einem Jaguar zurück in die Stadt, lässt sich einen Zweitschlüssel anfertigen, kauft eine Rose, geht in ein Mietshaus, klopft an einer bestimmten Tür und ruft „Lisa“. Weil niemand öffnet, hinterlässt er die Rose mit einer Nachricht. Sobald er gegangen ist, nimmt Max den Umschlag an sich, liest den Brief und zerknüllt ihn. Offenbar wollte Lisa ihr Verhältnis mit dem Fremden beenden, denn er bedauert den Abschied und teilt ihr mit, er habe ihren Wohnungsschlüssel in den Hausbriefkasten geworfen.

Max schiebt eine eigene Nachricht unter Lisas Wohnungstür durch: Er habe ihre Puderdose gefunden und schlage ihr ein Treffen im Jardin du Luxembourg vor.

Zur verabredeten Zeit wartet er vergeblich. Traurig geht er zurück zu der Wohnung. Als wieder niemand öffnet, holt er den Schlüssel, den der Jaguarfahrer in den Hausbriefkasten warf und dringt in die Wohnung ein. Während er sich in den Räumen umsieht, sperrt eine Frau die Tür auf. Er versteckt sich und kann sie nur schemenhaft sehen. Es scheint sich um Lisa zu handeln. Sie schluchzt. Plötzlich öffnet sie ein Fenster und klettert hinauf. Im letzten Augenblick packt Max sie und reißt sie zurück ins Zimmer. Die fremde junge Frau heißt Alice (Romane Bohringer), kurz: Lisa. Sie bittet ihn, die Nacht über da zu bleiben. Er kauert sich in einen Sessel. In der Nacht steht sie auf, küsst ihn, holt ihn zu sich ins Bett und schläft mit ihm.

Als Max nachts kurz auf den Balkon geht, um Luft zu schöpfen, sieht ihn der Jaguarfahrer, der auf der Straße vor dem Haus aufpasst.

Am nächsten Morgen möchte Alice Kaffee machen, aber sie verwechselt zunächst eine Schranktür mit der Küchentür. Sie gibt vor, Krankenschwester zu sein und bittet Max, während ihrer Arbeitszeit in der Wohnung auf sie zu warten.

Max zieht sich an und geht zu seinem Freund, um ihm zu erzählen, dass er in einer fremden Wohnung gewesen sei und dort eine Verrückte getroffen habe. Lucien gesteht ihm, sich unsterblich in eine Frau verliebt zu haben. Sie sei Schauspielerin, und er werde ihn bald mit ihr bekannt machen.

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Ohne es zu wollen, fühlt Max sich von Alice angezogen, und er trifft sich erneut mit ihr.

Lucien nimmt Max mit ins Theater und erklärt ihm, die Schauspielerin auf der Bühne sei seine neue Freundin. Es ist Alice! Nach der Aufführung stellt Lucien die beiden einander vor und geht mit ihnen ahnungslos essen. Max provoziert Alice, indem er erzählt, er sei gerade auf eine Lügnerin hereingefallen. Sie gibt ihm zu bedenken, dass die Frau möglicherweise aus verzweifelter Liebe gelogen habe.

Tatsächlich hat Alice sich bereits vor Jahren in Max verliebt. Damals musste ihre Freundin Lisa plötzlich für eine erkrankte Kollegin bei einem Gastspiel einspringen. Weil ihr nicht genug Zeit blieb, um Max zu verständigen, bat sie Alice, zur verabredeten Zeit in den Jardin du Luxembourg zu gehen und ihm einen Brief zu übergeben. Alice ging hin, setzte sich unweit von Max auf eine Bank — und tat nichts, bis er es aufgab, zu warten.

Als Lisa in ihre Wohnung kommt, wartet dort der Jaguarfahrer auf sie. Ohne ein Wort zu sagen, nimmt er ein Feuerzeug heraus und entzündet eine Benzinlache auf dem Boden. Die Stichflamme setzt in Sekundenschnelle die Wohnung in Brand. Es gibt kein Entrinnen.

Alice weiß jetzt, dass sie Max nicht für sich gewinnen kann. Sie fährt zum Flugplatz, um nach Rom zu fliegen. Max eilt ihr nach und holt sie noch vor dem Gate ein. Voll Freude fällt Alice ihm um den Hals und küsst ihn leidenschaftlich. Dann bittet sie ihn, auf ihr Gepäck zu achten, denn sie wolle noch rasch eine Toilette aufsuchen. Max bleibt einige Minuten lang stehen, dann merkt er, dass etwas nicht stimmt, lässt das Gepäck liegen und sucht Alice. Durch eine Glasscheibe sieht er sie hinter dem Check-in. In dem Augenblick entdeckt ihn Muriel, die gekommen ist, um ihn vom Flugzeug aus Japan abzuholen und nach Hause zu fahren. Sie umarmt Max. Der schaut verstört über ihre Schulter auf Alice, die zu ihrer Maschine geht.

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Die Zusammenfassung des Inhalts klingt banal. Gilles Mimouni präsentiert die Geschichte aber nicht chronologisch, sondern auf mehreren Zeitebenen in zahlreichen Rückblenden, deren Zusammenhang sich zum Teil erst erschließt, wenn man dieselbe Szene noch einmal aus einer anderen Perspektive gesehen hat. „Lügen der Liebe“ bzw. „Liebe und Lügen“ ist ein raffiniertes, temporeiches Vexierspiel mit vielen überraschenden Wendungen und Umdeutungen. Neben dem intelligenten Drehbuch gilt es die eleganten Übergänge zwischen den zeitlichen Ebenen, die ästhetische Kameraführung und die exzellenten Schauspieler hervorzuheben. Ein außergewöhnliches Kinovergnügen!

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

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