Tierra

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Tierra

Originaltitel: Tierra – Regie: Julio Medem – Drehbuch: Julio Medem – Kamera: Javier Aguirresarobe – Schnitt: Iván Aledo – Musik: Alberto Iglesias – Darsteller: Carmelo Gómez, Emma Suárez, Silke, Karra Elejalde, Nancho Novo, Txema Blasco, Ane Sánchez, Juan José Suárez, Ricardo Amador u.a. - 1996, 120 Minuten

Inhaltsangabe

Ángel fährt mit seinem Auto in ein Weinbaugebiet, um dort Schädlinge zu bekämpfen. Unterwegs stößt er auf eine Schafherde. Der Schäfer, sein Hirtenhund und vier Schafe liegen tot auf der Erde: Sie wurden vom Blitz erschlagen. In dem Dorf, in dem Ángel zu tun hat, verlieben sich zwei grundverschiedene Frauen in ihn, und er fühlt sich zwischen ihnen hin- und hergerissen, zwischen der schüchternen, bodenständigen Ángela und der lasziven rothaarigen Mari.
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Kritik

In "Tierra" spielt Julio Medem mit der Mehrdeutigkeit. Der hintergründige Film handelt von Leben und Tod, Liebe und Sinnlichkeit. Die Bilder sind außergewöhnlich eindrucksvoll.

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Im Auftrag der Schädlingsbekämpfungsfirma seines Onkels (Miguel Palenzuela) fährt Ángel Bengoelxeo (Carmelo Gomez) mit dem Auto in ein spanisches Weinbaugebiet, wo er eine Asselplage bekämpfen soll. Auf eine unbekannte Weise geben die Asseln im Boden dem Wein einen erdigen Geschmack, den Ángel durchaus mag.

Unterwegs muss der Dreißigjährige anhalten, weil ein Schaf mitten auf der Straße steht. Ángel spricht mit einer Gruppe vagabundierender Landarbeiter in der Nähe und erfährt, dass der Schäfer Ulloa (Pepe Viyuela), der Hirtenhund und vier Schafe vom Blitz erschlagen wurden. Der Tote und die Tierkadaver liegen auf dem Feld. Als Ángel sich über Ulloa beugt, kommt dieser noch einmal zu sich und erzählt von der anderen Welt, in der er gerade war. Dann stirbt er ein zweites Mal.

Der Wachposten, der vor dem Büro des Bürgermeisters (Vicente Haro) steht, mit dem Ángel seinen Einsatzplan besprechen will, erkennt den Besucher aus einer psychiatrischen Klinik in Bilbao, wo ihm Ángel wegen seiner übermäßigen Fantasie aufgefallen war.

Bei einem der Winzer handelt es sich um den Witwer Tomás (Txema Blasco), der nicht über den Tod seiner Frau vor einem Jahr hinwegkommt. Er lebt zusammen mit seiner blonden Tochter Ángela (Emma Suárez), deren Ehemann, dem Bauern Patricio (Karra Elejalde), und seiner Enkelin Ángela (Ane Sánchez) in einem Gehöft. Ángel und Ángela verlieben sich auf den ersten Blick, aber es bleibt erst einmal bei flüchtigen, wie zufälligen Berührungen.

Während Ángel von einer Kneipe aus mit Ángela telefoniert, fällt ihm am Billardtisch eine in schwarzes Leder gekleidete rothaarige Frau auf. Sie heißt Mari (Silke) und ist die Schwester des Kneipenbesitzers Alberto.

Nachdem Ángel den Boden in den Weinbergen einige Tage lang untersucht hat – übrigens mit einem optischen Instrument, das er auch wie einen Feldstecher benutzen kann, um Menschen zu beobachten –, lässt er die Arbeiter der Schädlingsbekämpfungsfirma mit der Spezialausrüstung kommen. In weißen Schutzanzügen geht die Gift sprühende Kolonne durch Felder und Weinberge. Auch die Landarbeitergruppe, die Ángel bei der Anfahrt kennen lernte, macht gegen Bezahlung mit.

Auf der Straße wird Ángel von Mari angehalten. Sie holt ihn zu einer Treibjagd gegen Wildschweine. In einem Maisfeld wird Patricio durch Schrot am Arm verletzt. Er verdächtigt zunächst Manuel (Juan José Suárez), einen der Landarbeiter, auf ihn geschossen zu haben, aber Manuel beschuldigt Ángel. Da droht Patricio, Ángel zu erschießen und wird nur mit Mühe von den anderen Männern zurückgehalten.

Kurz darauf kommt Ángel gerade noch zur rechten Zeit, um Ángela zu helfen, ihren Vater von einem Strick zu schneiden, mit dem er sich erhängen wollte.

Nachdem Ángel einige der Landarbeiter ertappte, die wegen der Kälte in seinen Landrover saßen, vermisst er seine Brieftasche mit den Tageslöhnen und beschuldigt sie, das Geld gestohlen zu haben. Die Landarbeiter beteuern, nichts aus dem Wagen genommen zu haben, und als Ángel sie nicht bezahlt, weigern sie sich am nächsten Tag, weiterzuarbeiten.

Mari gesteht Ángel, dass sie Affären mit Patricio, Manuel und anderen Männern hat; sie war auch die Geliebte des vom Blitz erschlagenen Schäfers Ulloa. Nun ist sie hinter Ángel her, und dieser fühlt sich zwischen zwischen dem Vamp und der bodenständigen Ángela hin- und hergerissen.

Kurz nach einem weiteren Zusammenstoß zwischen Ángel und Patricio wird der Bauer auf seinem Traktor vom Blitz erschlagen.

Ángela bietet das Auto ihres toten Mannes zum Verkauf an, doch als Ángel sich dafür interessiert, behauptet sie, es inzwischen bereits dem Kneipenbesitzer Alberto versprochen zu haben. Sie fragt Ángel, ob er bei der Treibjagd absichtlich auf Patricio geschossen habe, und Ángel gibt es zu. Er erklärt ihr, er bestehe aus zwei Wesen; eines davon habe aus Liebe zu ihr auf ihren Mann geschossen.

Den letzten Abend vor der Abreise verbringt Ángel in der Kneipe. Mari spielt wieder Billard und flüstert ihm lasziv zu, sie werde sich bei der ersten Gelegenheit davonmachen; er solle ihr folgen. Überraschend taucht auch Ángela auf und gesteht Ángel schüchtern ihre Liebe. Sie möchte, dass er mit ihr und ihrer Tochter zusammen lebt. Ángel folgt jedoch Mari zu dem Haus, in dem sie mit ihrem Bruder Alberto wohnt.

Am anderen Morgen wacht Ángel neben Mari im Bett auf. Er geht aus dem Zimmer, hört Wasser rauschen, zieht sich wieder aus und – steigt in die Dusche zu Ángela, die offenbar die Nacht mit Alberto verbracht hat.

Eine halbe Stunde später sitzen Ángel, Mari, Ángela und Alberto beim Frühstück.

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Ángela will nach Hause. Ángel und Alberto bieten ihr an, sie zu begleiten, und sie entscheidet sich für Ángel. Zum Abschied küsst er Mari und entschuldigt sich bei ihr.

Im Auto findet Ángela die vermisste Brieftasche unter dem Beifahrersitz. Ángel hat also den Landarbeitern Unrecht getan. Als er Ángela vor ihrer Haustür absetzt, beteuert er ihr seine Liebe. „Aber ich tauge nicht für eine Familie und würde dich nur unglücklich machen.“ Dann fährt er zu den Landarbeitern, um sich zu entschuldigen und ihnen den Tageslohn nachzuzahlen. Doch bevor er etwas sagen kann, wirft ihm einer von ihnen – Charlie (Ricardo Amador) – einen Stein an den Kopf, und Ángel bricht zusammen.

In einem Krankenhausbett kommt er wieder zu sich. Mari hat darauf gewartet, dass er die Augen öffnet. Sobald er sich von der Verletzung erholt hat, fährt er mit Mari ans Meer, während der Engel in ihm bei Ángela bleibt.

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Ángel war in einer psychiatrischen Anstalt. Manchmal spricht eine Hälfte seiner Persönlichkeit zu ihm und erteilt ihm Ratschläge. Das deutet auf eine Schizophrenie hin, aber Julio Medem legt sich da nicht fest. Er spielt in „Tierra“ mit Schein und Wirklichkeit, Realität und Überirdischem. Die Namen Ángel und Ángela (Engel) sind nicht zufällig gewählt. Der hintergründige Film handelt von Leben und Tod, Liebe und Sinnlichkeit. Die Bilder sind besonders eindrucksvoll: Brauntöne herrschen vor. Erst am Ende, als Ángel und Mari zum Meer fahren, weichen die Äcker und Weinberge ohne Bewuchs grünen Landschaften. Fremdartig wirkt das Bild von den in einer Reihe über die braune Erde marschierenden Arbeitern in weißen Schutzanzügen. Einmal saust die Kamera an einer Stromleitung entlang. Als Ángel zusammenbricht und am Boden liegt, kippt die Kamera um 90 Grad und zeigt den Blickwinkel des Verletzten. Überzeugend sind vor allem auch die Hauptdarsteller Carmelo Gómez, Emma Suárez und Silke.

Obwohl „Tierra“ bereits 1995 gedreht worden war, kam der Film erst am 6. Mai 2004 in die deutschen Kinos.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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