Alexander McCall Smith : The No. 1 Ladies' Detective Agency

The No. 1 Ladies‘ Detective Agency
The No. 1 Ladies' Detective Agency Originalausgabe: Polygon, London 1998 Taschenbuch: Abacus, London 2003 ISBN 0-349-11675-X, 250 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Mma Ramotswe eröffnet in Gaborone, der Hauptstadt von Botswana, "The No. 1 Ladies' Detective Agency". Ihre Aufträge erfüllt sie beherzt und mit gesundem Menschenverstand. Es handelt sich nicht um spektakuläre Fälle, sondern mehr um Alltagsgeschichten, in denen sich auch ein wenig vom Leben in Botswana widerspiegelt.
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Kritik

Statt einen Spannungsbogen über das ganze Buch hinweg aufzubauen, reiht Alexander McCall Smith einzelne Episoden aneinander, die durch die Figur der Privatdetektivin zusammengehalten werden. "The No. 1 Ladies' Detective Agency" bietet eine unverkrampfte und amüsante Lektüre.
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Precious Ramotswe wurde 1930 in Mahalapye, einer Ortschaft zwischen Gaborone und Francistown, als Tochter des schwarzen Minenarbeiters Obed Ramotswe geboren. Das Gebiet gehörte damals zum britischen Protektorat Betschuanaland und wurde erst 1966 zur unabhängigen Republik Botswana. Obed Ramotswe hatte im Alter von achtzehn Jahren angefangen, in den südafrikanischen Goldminen bei Johannesburg zu arbeiten. Als er vier andere Minenarbeiter dabei beobachtete, wie sie einen Mann töteten und in einen eingebrochenen Stollen warfen, verließ er die Mine, weil er um sein eigenes Leben fürchtete. Zum Glück hatte er jedes Jahr ein paar Kühe und Bullen von seinem Lohn gekauft.

Weil seine Frau sich kurz nach der Geburt ihrer Tochter vor die Eisenbahn geworfen hatte, kümmerte sich eine Cousine um Precious, und als sie nach acht Jahren einen Busunternehmer heiratete, nahm sie das Mädchen mit und verschaffte ihr eine Bürotätigkeit im Betrieb ihres Mannes. Dabei deckte Precious Unterschlagungen eines Kollegen auf. Das war sozusagen der erste Fall der späteren Privatdetektivin.

Am Wochenende fuhr sie jeweils mit einem der beiden Busse ihres Onkels nach Mochudi zu ihrem Vater. Dabei lernte sie Note Mokoti kennen. Der junge Jazzmusiker wurde ihr erster Freund. Nachdem er sie rücksichtslos defloriert hatte, bat er Obed Ramotswe um ihre Hand. Precious war bereits schwanger, als sie heirateten, aber sie verlor ihr Kind durch eine Fehlgeburt. Note Mokoti schlug sie, wenn er trank, und als sie einmal aus dem Krankenhaus kam, hatte er die Wohnung ausgeräumt und ließ sich nicht mehr sehen. Daraufhin zog Precious wieder zu ihrem Vater.

Als er starb, verkaufte sie die Rinderherde und verwendete das Geld, um in Gaborone das erste Büro einer Privatdetektivin in Botswana einzurichten: „The No. 1 Ladies‘ Detective Agency“. Außer einem kleinen weißen Auto, einer alten Schreibmaschine, zwei Schreibtischen und zwei Stühlen benötigte Mma Ramotswe eine Sekretärin und stellte deshalb Mma Makutsi ein, die Witwe eines Lehrers vom Botswana College of Secretarial and Office Skills. Das verursachte zwar hohe Kosten, aber was wäre ein Büro ohne Sekretärin, und außerdem hätte Mma Ramotswe sonst nicht am Nachmittag hin und wieder einkaufen gehen können.

Bei der ersten Klientin handelte es sich um die achtunddreißigjährige Bankangestellte Happy Bapetsi. Deren Vater hatte die Familie verlassen, als sie noch ein Kleinkind war. Ihre Mutter ist inzwischen gestorben. Vor drei Monaten tauchte ein Mann bei ihr auf, der sich als ihr Vater ausgab, bei ihr einzog, sich seither von ihr bedienen lässt und auf ihre Kosten lebt. Happy Bapetsi argwöhnt jedoch, dass es gar nicht ihr Vater ist und beauftragt Mma Ramotswe, Erkundigungen darüber einzuziehen.

Die Privatdetektivin leiht sich von ihrer Freundin Gogwe eine Krankenschwesterntracht und sucht den Mann auf, als er allein zu Hause ist, um ihm zu sagen, seine Tochter sei bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt worden und müsse unverzüglich operiert werden. Da man unbedingt Blut von einen Familienangehörigen benötige und er augenscheinlich der Einzige sei, müsse er für eine Bluttransfusion mitkommen. Da gibt er lieber zu, ein Betrüger zu sein, und als als Happy Bapetsi nach Hause kommt, ist er fort.

Mma Malatsi vermisst ihren Ehemann Peter Malatsi und wendet sich an „The No. 1 Ladies‘ Detective Agency“. Mma Ramotswe findet heraus, dass der Zweiundvierzige während einer Erwachsenentaufe von einem Krokodil gefressen wurde.

Ernest Molai Pakotati, der Dorflehrer von Katsana, 30 Meilen außerhalb von Gaborone, schreibt Mma Ramotswe einen verzweifelten Brief: Er vermisst seinen elfjährigen Sohn Thobiso, aber die Polizei unternimmt nichts, und er kann sich das Honorar für eine Privatdetektei nicht leisten, bittet aber Mma Ramotswe, sich nebenbei umzuhören. – Mma Ramotswes langjähriger verwitweter Freund J. L. B. Matekoni, der Betreiber der Autowerkstatt „Tlokweng Road Speedy Motors“, vermutet, dass der Junge das Opfer eines Medizinmannes wurde.

Mr Paliwalar Sundigar Patel kam 1967 im Alter von achtundzwanzig Jahren bettelarm nach Botswana. Inzwischen gilt der aus Indien stammende Unternehmer als einer der reichsten Männer im Land: er besitzt neun Geschäfte in Gaborone, Francistown und Lobatse sowie ein Hotel in Orapa. Sein Sohn Wallace, der sich nur noch Wallace Pate nennt, betreibt eine gut gehende Zahnarztpraxis in Durban. Die Zwillingsschwestern Sandri und Pali sind gut verheiratet. Nur über seine jüngste Tochter, die sechzehnjährige Nandira, macht Mr Patels sich große Sorgen, denn er befürchtet, dass sie einen Freund hat. Mma Ramotswe soll sie beschatten und mehr über diesen Jack herausfinden. Die Privatdetektivin beobachtet Nandira, wenn sie aus der Schule kommt, aber kein einziges Mal trifft sich das Mädchen mit einem Jungen. Nandira merkt, dass sie observiert wird, und als sie Mma Ramotswe kurzerhand anspricht, gibt diese zu, im Auftrag Mr Patels zu handeln. Da erzählt Nandira ihr, dass ihr Vater sehr altmodische Ansichten habe und ihr keinerlei Freiheiten lasse. Deshalb habe sie Jack erfunden, um sich wenigstens in der Vorstellung ein wenig Freiraum zu verschaffen.

Mma Pekwane sucht „The No. 1 Ladies‘ Detective Agency“ auf, weil sie befürchtet, dass ihr Mann einen Mercedes gestohlen hat. Angeblich wurde ihm das Auto geschenkt, aber das kann sie nicht glauben. Sie möchte keine Polizei einschalten, aber dafür sorgen, dass dieses Auto dem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben wird, denn sonst kann sie nachts nicht mehr schlafen. J. L. B. Matekoni hilft Mma Ramotswe, heimlich die Seriennummer des Fahrzeugs aufzuschreiben. Die gibt sie telefonisch ihrem ehemaligen Schulfreund Billy Pilani durch, der im südafrikanischen Grenzort Mafikeng Polizist ist, damit er den Besitzer der gestohlenen Limousine ermittelt. Danach wirft ihr Mma Pekwane im Morgengrauen die Schlüssel aus dem Schlafzimmer, und Mma Ramotswe fährt mit dem Mercedes zu einem Treffpunkt, wo sie ihn einem Vertreter der Autoversicherung übergibt. – Als der Dieb nach dem Aufwachen merkt, dass der Wagen fort ist, rät seine Frau ihm, zur Polizei zu gehen, aber das möchte er lieber nicht.

Alice Busang verdächtigt ihren Mann Kremlin, dass er sie mit anderen Frauen betrügt und will Gewissheit darüber. Also wartet Mma Ramotswe vor seinem Büro auf ihn, folgt ihm zur „Go Go Handsome Man’s Bar“, setzt sich in seine Nähe, flirtet mit ihm, nimmt ihn mit nach Hause und schläft mit ihm. Das mit dem Selbstauslöser geknipste „Erinnerungsfoto“ zeigt sie am nächsten Tag ihrer Auftraggeberin als Beweis – und wundert sich darüber, dass Alice Busang sie auf das Übelste beschimpft. Das Honorar für diesen Auftrag muss Mma Ramotswe wohl abschreiben.

Der mit ihr befreundete Fabrikbesitzer Hector Lepodise stellte vor einem halben Jahr einen Arbeiter namens Solomon Moretsi ein. Der verschwand unlängst, und inzwischen erhielt der Unternehmer von einem Rechtsanwalt ein Schreiben, in dem behauptet wird, Moretsi habe wegen unzureichender Sicherheitsvorkehrungen in Lepodises Fabrik einen Finger eingebüßt. Obwohl die Haftpflichtversicherung bereit ist, die geforderte Summe zu bezahlen, schaltet Hector Lepodise die Privatdetektivin ein, weil er überzeugt ist, dass es sich um einen Betrüger handelt und verhindern will, dass dieser auch noch andere Fabrikbesitzer hereinzulegen versucht. Tatsächlich findet Mma Ramotswe heraus, dass Solomon Moretsi denselben Finger angeblich auch schon vor drei Jahren in einer Autowerkstatt verloren und dafür Geld kassiert hat. Sie sucht Jameson Mopotswane in Mahalapye auf, den Anwalt Moretsis, und erklärt ihm, was sie herausgefunden hat. Auf dem Krankenhausbericht ist unschwer zu erkennen, dass Moretsi das Datum mit Korrekturflüssigkeit entfernt und durch eine aktuelle Zeitangabe ersetzt hat. Als Solomon Moretsi zu seinem Anwalt kommt und erwartet, von Mma Ramotswe Geld zu bekommen, konfrontiert sie ihn stattdessen mit den Ermittlungsergebnissen und findet durch eine geschickte Frage heraus, dass es sich nicht nur um zwei, sondern um drei Betrugsfälle handelt. Weil sie Solomon Moretsi glaubt, dass er das Geld für seine Eltern und eine schwer kranke Schwester benötigt, verzichtet sie darauf, ihn anzuzeigen, schüchtert ihn jedoch so ein, dass er es wohl nicht noch einmal versuchen wird.

Dr. Maketsi, der Chefarzt aus dem Krankenhaus in Gabarone, kommt in „The No. 1 Ladies Detective Agency“ und erzählt der mit ihm befreundeten Betreiberin, er habe vor einem halben Jahr einen Dr. Komoti aus Nigeria eingestellt, der an manchen Tagen hervorragende Arbeit leiste und an anderen nicht einmal eine Wunde sauber zunähen könne. Deshalb befürchtet Dr. Maketsi, dass der nigerianische Arzt Drogen nimmt und bittet Mma Ramotswe, ihn zu überprüfen. Die Privatdetektivin folgt Dr. Komoti vom Krankenhaus über die Grenze nach Mafikeng und findet heraus, dass er dort nicht nur eine eigene Praxis hat, sondern auch mit seinem Zwillingsbruder zusammen in einem Haus wohnt. Nur einer der beiden hat Medizin studiert, aber sie wechseln sich sowohl in der Praxis als auch im Krankenhaus ab, um zweimal das verhältnismäßig hohe Einkommen eines Arztes einzustreichen. Mma Ramotswe ruft wieder ihren Schulfreund Billy Pilani an, damit er die Betrüger verhaftet.

J. L. B. Matekoni erzählt seiner Freundin, dass er einen Pick-up abschleppte und im Handschuhfach ein Tierhaut-Säckchen mit angeblich zauberkräftigen Substanzen fand, darunter auch einen Kinderknochen. Kommen sie auf diese Weise dem Verschwinden des elfjährigen Thobiso auf die Spur? Mma Ramotswe zeigt den Knochen ihrem Nachbarn, dem Pathologen Dr. Gulubane, der ihn als Mittelhandknochen eines acht- bis neunjährigen Kindes identifiziert.

Das defekte Fahrzeug in Matekonis Werkstatt gehört ausgerechnet Charlie Gotso, einem sehr einflussreichen und gefürchteten Mann. Mma Ramotswe überredet ihren Freund, die Windschutzscheibe einzuschlagen und einen Einbruch vorzutäuschen. Charlie Gotso schickt einen Mitarbeiter zur Werkstatt, der sich den Schaden ansieht und erklärt, es fehle nichts außer einem Gegenstand aus dem Handschuhfach, den Mr Gotso unbedingt zurückhaben möchte. Vereinbarungsgemäß macht ihm der Werkstattbesitzer vor, er könne den Fall einer Privatdetektivin übergeben. Die finde bestimmt heraus, wer das Auto aufgebrochen hat und könne wohl auch den gestohlenen Gegenstand wieder beschaffen. Einige Tage später sucht Mma Ramotswe Mr Gotso auf, behauptet, bei den Dieben handele es sich um Kinder, denen sie versprochen habe, sie nicht anzuzeigen, damit sie ihr die Beute herausgaben. Als Charlie Gotso das Tierhaut-Säckchen in die Hand nimmt, lügt er, er wisse nicht, was es enthalte, denn er habe es nur für einen Bekannten verwahrt, aber seine Besucherin sagt ihm auf den Kopf zu, dass es sich um Zaubermittel handelt, und schließlich verrät er ihr, wo sie den Medizinmann finden kann, der ihm die Sachen verkauft hat.

Sie fährt zu der angegebenen Adresse und trifft in dem abgelegenen Haus Mma Notshi, die Frau des Medizinmanns, der weggegangen ist. Als Mma Ramotswe ihr mit der Polizei und einer Mordanklage wegen des entführten Jungen droht, bringt Mma Notshi sie zu zwei Männern, die eine Rinderherde bewachen und sich dabei von Thobiso helfen lassen. Entfliehen konnte er ihnen nicht, denn im weiten Umkreis gibt es weder Häuser noch Straßen. Mma Ramotswe setzt den Elfjährigen in ihr Auto und bringt ihn zu seinem Vater.

Als J. L. B. Matekoni ihr zum wiederholten Mal einen Heiratantrag macht, nimmt Mma Ramotswe endlich an.

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Mma Ramotswe eröffnet in Gaborone, der Hauptstadt von Botswana, „The No. 1 Ladies‘ Detective Agency“. Ihre Aufträge erfüllt sie beherzt und mit gesundem Menschenverstand. Es handelt sich nicht um spektakuläre Fälle, sondern mehr um Alltagsgeschichten, in denen sich auch ein wenig vom Leben in Botswana widerspiegelt. Statt einen Spannungsbogen über das ganze Buch hinweg aufzubauen, reiht Alexander McCall Smith einzelne Episoden aneinander, die durch die Figur der Privatdetektivin zusammengehalten werden. Auch die in mehreren Abschnitten erzählte Geschichte eines entführten Jungen wirkt ein wenig wie eine Klammer, allerdings stört es, dass Alexander McCall Smith die Entführung aus einer vom Rest des Buches abweichenden Perspektive schildert. Insgesamt bietet „The No. 1 Ladies‘ Detective Agency“ eine unverkrampfte und amüsante Lektüre.

Der Schotte Alexander McCall Smith ist Dozent für medizinisches Recht in Edinburgh und gilt als Experte auf dem Gebiet der Genetik, verfasste aber auch mehr als fünfzig Bücher. Seine Kindheit verbrachte er in Zimbabwe. Botswana kennt er ebenfalls von einem längeren Aufenthalt. Von Mma Ramotswe handeln auch: „Ein Krokodil für Mma Ramotswe“, „Dunkler Zauber“, „Ein Gentleman für Mma Ramotswe“, „Tears of the Giraffe“, „Ein Koch für Mma Ramotswe“, „Morality for Beautiful Girls“, „The Kalahari Typing School for Men“, „A Full Cupboard of Life“ und „Keine Konkurrenz für Mma Ramotswe“.

„Ein Koch für Mma Ramotswe“ sollte von Anthony Minghella verfilmt werden.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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