Wer tötete Bambi? Wer hat Angst vorm weißen Mann?

Wer tötete Bambi? Wer hat Angst vorm weißen Mann?

Wer tötete Bambi? Wer hat Angst vorm weißen Mann?

Wer tötete Bambi? / Wer hat Angst vorm weißen Mann? – Originaltitel: Qui a tué Bambi? – Regie: Gilles Marchand – Drehbuch: Vincent Dietschy, Gilles Marchand – Kamera: Pierre Milon – Schnitt: Robin Campillo – Musik: Alex Beaupain, Carlos Dalton, François Eudes, Lily Margot, Doc Mateo – Darsteller: Sophie Quinton, Laurent Lucas, Catherine Jacob, Yasmine Belmadi, Michèle Moretti, Valérie Donzelli, Jean-Claude Jay, Aladin Reibel, Thierry Bosc, Lucia Sanchez, Fily Keita, Sophie Medina, Joséphine de Meaux, Lucienne Moreau, Catherine Salvini, Jean Dell, Dorothée Decoene, Alexandra Ansidei, Lisa Huynh, Anne Caillon, Françoise Pinkwasser, Dominique Charmet u.a. – 2003; 110 Minuten

Inhaltsangabe

In der Klinik, in der die Schwesternschülerin Isabelle ihr Praktikum macht, lernt sie den verschlossenen Neurochirurgen Dr. Philipp kennen. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen und findet ihn zugleich unheimlich. Als eine junge Patientin spurlos verschwindet und mehrmals Patienten während einer Operation zu sich kommen, verdächtigt Isabelle den Arzt, Narkosemittel zu stehlen. Betäubt er damit attraktive Patientinnen, um sich an ihnen zu vergreifen?
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Kritik

Bei der Inszenierung des Krankenhaus-Horrorthrillers "Wer tötete Bambi?" (DVD) / "Wer hat Angst vorm weißen Mann?" (TV) setzt Gilles Marchand nicht auf die üblichen Genre-Elemente, sondern auf eine dichte Atmosphäre und die Wirkung sorgfältig arrangierter Bilder.
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Isabelle (Sophie Quinton) ist Schwesternschülerin. Ihr Praktikum absolviert sie an in einer Klinik, in der ihre ältere Cousine Véronique (Catherine Jacob) bereits fest angestellt ist. Und sie befreundet sich dort mit dem sanften Pfleger Sami (Yasmine Belmadi), den sie hin und wieder nachts heimlich über die Feuerleiter in ihr Zimmer im Schwesternheim kommen lässt.

Im Aufzug sirrt es ihr plötzlich im rechten Ohr und sie sinkt um. Wenige Minuten später passiert ihr das Gleiche noch einmal im Korridor. Der Neurochirurg Dr. Philipp (Laurent Lucas), der zufällig Zeuge ihrer kurzen Ohnmachten wurde, nennt sie daraufhin spöttisch Bambi, weil sie ebenso unsicher auf den Beinen ist wie ein Rehkitz. Er rät ihr, einen HNO-Facharzt zu konsultieren. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass eine Erkrankung des Innenohrs die Schwindelanfälle auslöst, aber vor der erforderlichen Operation möchte Isabelle erst noch ihr Praktikum abschließen.

Zu dem schweigsamen Einzelgänger Dr. Philipp fühlt sie sich hingezogen, und zugleich findet sie ihn unheimlich. Als sie sich nach einem Diskothekenbesuch im Freien begegnen, küsst Isabelle den Arzt, doch er stößt sie zurück und schimpft: „Flittchen sind nicht mein Geschmack!“

Isabelle wundert sich, dass er auch außerhalb seiner Dienstzeiten nachts ins Krankenhaus kommt. Bald verdächtigt sie ihn, etwas mit dem Verschwinden einer jungen asiatischen Patientin (Lisa Huynh) zu tun zu haben, die angeblich in der Nacht vor ihrer Entlassung davonlief, von der jedoch jede Spur fehlt.

Im Operationssaal assistiert Isabelle erstmals dem Anästhesisten und injiziert das Narkosemittel. Obwohl sie überzeugt ist, alles richtig gemacht zu haben, kommt der Patient während des Eingriffs wieder zu sich und stöhnt.

Aufgrund zunehmender Beschwerden kann Isabelle die Ohrenoperation nicht länger hinausschieben. Dr. Philipp nimmt den Eingriff vor. In der Nacht darauf erhält Isabelle am Krankenbett Besuch von Sami. Sie behauptet, es sei vor ihm jemand im Zimmer gewesen; aber Sami findet auch am Korridor keinen Verdächtigen. Isabelle lässt sich nicht beruhigen und kehrt noch in derselben Nacht in ihr Zimmer im Schwesternheim zurück.

Als sie wieder zum Dienst erscheint, entschuldigt Dr. Philipp sich für sein Benehmen und schenkt Isabelle ein Halskettchen.

Kurze Zeit später erwacht wieder ein Patient während der Operation, obwohl die Narkoseschwester Marion (Fily Keita) ihm den vollen Inhalt der Flasche mit dem Narkosemittel injizierte. Isabelle sucht im Abfall die geleerte Flasche und es fällt ihr auf, dass in der Kapsel zwei unterschiedlich dicke Einstiche sind. Einer davon stammt von Marion. Durch das andere Loch könnte jemand mit einer Spritze einen Teil der Flüssigkeit entnommen und die fehlende Menge durch eine wirkungslose Substanz ersetzt haben, um den Medikamentendiebstahl zu vertuschen. Dr. Philipp tritt hinzu, nimmt Isabelle die Flasche aus der Hand und versichert, er werde die Rückstände im Labor untersuchen lassen.

Isabelle argwöhnt, dass Dr. Philipp vorhat, eine andere Flasche abzugeben, aber die Oberschwester Vachon (Michèle Moretti) und Véronique tun die Verdächtigungen als Hirngespinste ab.

Eines Nachts wacht Isabelle bei einer frisch operierten Patientin. Sie wischt der Bewusstlosen gerade den nackten Oberkörper mit einem feuchten Tuch ab, als Dr. Philipp auftaucht. Isabelle soll ihm seine Jacke aus dem Büro holen. Er werde so lang bei der Patientin bleiben. Als sie zurückkommt, versucht Dr. Philipp, die junge Patientin, die einen Herzstillstand erlitten hat, wiederzubeleben, aber sie ist nicht mehr zu retten.

Bei der Untersuchung des Todesfalls äußert Isabelle mutig den Verdacht, dass Dr. Philipp Betäubungsmittel stiehlt. Gelassen legt der Arzt daraufhin einen Untersuchungsbericht des Labors auf den Tisch: In der von ihm abgegebenen Flasche waren keine anderen Rückstände als die des Narkosemittels. Man hält Isabelle für paranoid.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

In einer der folgenden Nächte beobachtet Véronique, wie Dr. Philipp im Zimmer einer Patientin verschwindet. Durchs Türfenster sieht sie, dass er das Bett aufgedeckt und das Nachthemd der jungen Frau hochgeschoben hat. Da blickt er auf und bemerkt Véronique. Sie rennt davon, aber er holt sie ein.

Kurz darauf dringt Dr. Philipp über die Feuerleiter in Isabelles Zimmer ein und gesteht ihr, Véronique umgebracht zu haben. Er zwingt sie, ein Glas Wasser mit einem aufgelösten Schlafmittel zu trinken. Als Isabelle wieder erwacht, ist sie nackt, und das Halskettchen, von dem sie inzwischen weiß, dass es der verschwundenen asiatischen Patientin gehörte, liegt auf ihrem Bauch.

Nachdem sie sich angezogen hat, geht sie ins Freie und ruft übers Handy die Polizei an, aber sie bringt es nicht fertig, Dr. Philipp anzuzeigen. Sami kommt hinzu und verdächtigt sie eifersüchtig, mit dem Arzt telefoniert zu haben. Als er die Wahlwiederholungstaste drückt, meldet sich jedoch die Polizeiwache. In diesem Augenblick tritt Dr. Philipp von hinten auf ihn zu und injiziert ihm ein rasch wirkendes Narkotikum. Das macht er auch mit Isabelle.

Auf dem Beifahrersitz seines Wagens kommt Isabelle wieder zu sich. Sie versucht, aus dem Auto zu springen. Er reißt sie zurück. Dabei verliert er die Kontrolle über das Fahrzeug und gerät ins Schleudern. Sie krachen gegen einen Baum. Dr. Philipp ist sofort tot. Isabelle wird im Krankenwagen zur Klinik zurückgebracht.

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Bei dem Krankenhaus-Horrorthriller „Wer tötete Bambi?“ (DVD) bzw. „Wer hat Angst vorm weißen Mann?“ (TV) handelt es sich um das Regiedebüt des Arztsohnes und Drehbuchautors Gilles Marchand (*1963). Von ihm stammt beispielsweise das Drehbuch für den Film „Harry meint es gut mit dir“.

Schon nach wenigen Minuten ist zu sehen, wie Dr. Philipp nachts attraktive Patientinnen betäubt und sich an ihnen vergeht. Damit führen Vincent Dietschy und Gilles Marchand die Zuschauer auch nicht in die Irre. Es geht also in „Wer tötete Bambi?“ bzw. „Wer hat Angst vorm weißen Mann?“ nicht darum, unter mehreren Verdächtigen den Schuldigen zu finden, und es gibt auch keine wirklich überraschenden Wendungen. Stattdessen entwickelt sich ganz langsam ein Psychoduell zwischen einer sensiblen Schwesternschülerin und einem psychopathischen Krankenhausarzt. Den Ursachen der Perversion von Dr. Philipp geht Gilles Marchand nicht weiter nach. Er setzt in seiner Inszenierung auf eine dichte Atmosphäre und die Wirkung sorgfältig arrangierter Bilder. Durch die sterile, unterkühlte Krankenhausatmosphäre, die auch durch die zurückhaltende Musikuntermalung verstärkt wird, hält er die Zuschauer auf Distanz und fesselt sie zugleich.

„Wer tötete Bambi?“ wurde am 17. Mai 2003 erstmals in Cannes vorgeführt und ab 13. April 2006 auf DVD angeboten. Unter dem Titel „Wer hat Angst vorm weißen Mann?“ strahlte das ZDF am 7. Mai 2007 erstmals die deutsch synchronisierte Fassung aus.

Synchronsprecher der deutschen Fassung: Anna Carlsson (Isabelle), Stephan Schwartz (Dr. Philipp), Karin Buchholz (Véronique), Marius Clarén (Sami), Regine Albrecht (Mme Vachon), Kathrin Zimmermann (Nathalie) u. a. – Buch und Regie: Karin Buchholz.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

Harry meint es gut mit dir (Drehbuch: Gilles Marchand)

Hermann Ungar - Die Verstümmelten
Der Titel "Die Verstümmelten" bezieht sich nicht nur auf den beinamputierten einarmigen Karl Fanta, sondern auch auf die anderen Figuren, die allesamt seelisch verkrüppelt sind. Als der Roman "Die Verstümmelten" 1923 veröffentlicht wurde, galt er als skandalös. Inzwischen wirkt er wie aus der Zeit gefallen, aber die Lektüre lohnt sich, weil Hermann Ungar mit dem Albtraum fernab vom Mainstream bleibt.
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