Haus der Spiele

Haus der Spiele

Haus der Spiele

Haus der Spiele – Originaltitel: House of Games – Regie: David Mamet – Drehbuch: David Mamet – Kamera: Juan Ruiz Anchía – Schnitt: Trudy Ship – Musik: Alaric Jans – Darsteller: Lindsay Crouse, Joe Mantegna, Mike Nussbaum, Lilia Skala, J. T. Walsh, Steven Goldstein, William H. Macy u.a. – 1987; 100  Minuten

Inhaltsangabe

Als Billy Hahn seiner Psychotherapeutin Margaret Ford vorwirft, sich nicht wirklich für ihn zu interessieren, beteuert sie, ihm helfen zu wollen. Er habe bei einem Gangster 25 000 $ Spielschulden, erklärt er nun, und fürchte um sein Leben, weil er nicht so viel Geld aufbringen könne. Margaret hält sich an ihr Versprechen und geht zu dem Ganoven. Der behauptet, Billy schulde ihm lediglich 800 $, und die werde er streichen, wenn die Psychiaterin ihm helfe, eine Pokerrunde zu gewinnen ...
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Kritik

"Haus der Spiele" – eine von David Mamet geschriebene und inszenierte Mischung aus Gaunerfilm und Psychothriller – zeichnet sich durch ein raffiniertes, gewitztes und gut durchdachtes Drehbuch aus.

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Die in Seattle praktizierende Psychiaterin Margaret Ford (Lindsay Crouse) hat einen Bestseller geschrieben: „Driven. Obsession in Every Day Life“. Gleich zu Beginn sehen wir, wie sie von einer begeisterten Leserin (Willo Hausman) auf der Straße angesprochen und um eine Buchsignatur gebeten wird.

Zu ihren Patientinnen gehört eine junge, psychisch kranke Mörderin (Karen Kohlhaas) in einer geschlossenen Anstalt, die darüber klagt, nicht zu wissen, was normale Menschen tun.

Billy Hahn (Steven Goldstein), ein anderer Patient, wirft der Psychiaterin nach einigen Sitzungen vor, sich nicht wirklich für ihn zu interessieren, sondern nur ihren Job zu machen. Er bedroht sie mit einer Pistole und behauptet, die Therapiestunden würden ihm in keiner Weise nützen. Erst als Margaret verspricht, sie werde ihm helfen, händigt er ihr die Waffe aus. Er habe 25 000 Dollar Spielschulden, erklärt er nun, und der Gangster, bei dem er in der Kreide stehe, werde ihn töten, wenn er den Betrag nicht zurückzahle. Aber so viel Geld besitze er nicht.

Margaret hält sich an ihr Versprechen, geht in das Haus der Spiele und fragt den Barkeeper (Jack Wallace) nach Mike (Joe Mantegna). Der blättert einen Notizblock auf und zeigt ihr, dass Billy ihm nicht 25 000, sondern lediglich 800 Dollar schuldet. Und er ist bereit, auch darauf zu verzichten, wenn sie ihm einen Gefallen erweist. Nachdem Mike der Psychiaterin demonstriert hat, dass sich Menschen durch unbewusste Äußerungen verraten, bittet er sie darum, den Profispieler George (Ricky Jay) aus Las Vegas beim Poker zu beobachten. Falls dieser seinen Ring drehe, bluffe er. Der Kerl habe ihm gerade eine Menge Geld abgenommen, erzählt Mike, und das wolle er sich nun zurückholen.

Nachdem Margaret gesehen hat, wie George den Ring bewegte, drängt sie Mike, 6000 Dollar zu setzen, und weil er sie nicht hat, bürgt sie für ihn. Obwohl Margaret annahm, dass George bluffen würde, verliert Mike sein Geld, und sie sieht sich genötigt, einen Scheck auszustellen, zumal George eine Pistole auf den Tisch legt und unverhohlen mit Gewalt droht. Doch als sie den Scheck aus dem Heft reißt, fällt ihr auf, dass aus dem Lauf der Waffe ein Wassertropfen quillt: Es handelt sich um eine Spielzeugpistole! Da zerreißt sie den Scheck und beschuldigt die Anwesenden, sie mit einem abgekarteten Spiel hereingelegt zu haben.

Mike entschuldigt sich bei ihr, und sein Komplize Joey (Mike Nussbaum) zeigt Margaret einen kleinen Gaunertrick.

Ein paar Tage später sucht Margaret nach Mike und findet ihn in Charlie’s Tavern. Sie drängt den Betrüger, ihr noch mehr aus seiner Welt zu zeigen.

Daraufhin geht er mit ihr in eine Filiale von Western Union und fragt dort nach einer Überweisung, die er angeblich erwartet. Der Angestellte (Scott Zigler) hat nichts vorliegen. Als ein anderer Kunde hereinkommt, wiederholt Mike seine Frage. Sergeant John Moran (William H. Macy) muss ebenfalls warten. Mike verwickelt ihn in ein Gespräch und erreicht schließlich, dass Moran ihm nach dem Eintreffen seiner Überweisung das angeblich dringend benötigte Geld anbietet. Diesmal nimmt Mike allerdings nichts. Stattdessen rät er Moran, misstrauischer zu werden.

Anschließend geht Mike mit Margaret in ein teures Hotel und fragt nach einem Zimmer. Wegen einer Messe ist das Hotel jedoch ausgebucht. Während Mike an der Rezeption steht, legt ein Hotelgast seinen Schlüssel hin und geht dann zum Ausgang. Unbemerkt steckt Mike den Schlüssel ein und schläft mit Margaret in dem Zimmer. Falls der Gast wider Erwarten vor dem Morgen zurückkomme, sagt Mike, werde ihm schon etwas einfallen.

Am anderen Morgen verlassen Mike und Margaret unbehelligt das Hotel. Vor dem Portal macht Margaret Mike auf Joey aufmerksam. Sie solle jetzt so tun, als würde sie nur ihn kennen, sagt Mike. Im nächsten Augenblick taucht George auf und steigt in ein Taxi. Nachdem er weggefahren ist, bleibt ein Koffer am Bordstein stehen. Mike tut so, als wolle er das vergessene Gepäckstück ins Hotel bringen und dort abgeben. Als er den Koffer anfasst, öffnet er sich, und es zeigt sich, dass er mit Banknotenbündeln gefüllt ist. Joey, der inzwischen in Begleitung eines Messebesuchers (J. T. Walsh) dazugekommen ist, aber so tut, als seien Mike und Margaret Fremde für ihn, rät Mike davon ab, den Geldkoffer abzugeben. Stattdessen gehen sie damit zu viert in das Zimmer zurück, in dem Mike und Margaret die Nacht verbrachten.

Im Koffer sind 80 000 Dollar. Der Geschäftsmann schlägt vor, das Geld zu teilen. Mike warnt vor den möglicherweise registrierten Nummern der Scheine. Schließlich einigt man sich darauf, dass der Messebesucher den Geldkoffer einige Monate lang aufbewahren und die Beute erst dann verteilen soll. Fürs Erste sind Joey, Mike und Margarete mit je 10 000 Dollar zufrieden, allerdings wollen sie nichts aus dem Koffer, sondern der Geschäftsmann soll bei der Bank 30 000 Dollar sauberes Geld abheben.

Während das Betrugsopfer im Bad ist, erklärt Mike Margarete, dass die 80 000 Dollar echt seien, er habe sich die Scheine für einen Tag von der Mafia geliehen. Sobald der Geschäftsmann die 30 000 Dollar übergeben habe, werde er jedoch den Koffer gegen einen anderen mit Falschgeld vertauschen.

Unmittelbar vor dem Aufbruch bekommt Margaret mit, dass das vermeintliche Opfer über ein Funkgerät Instruktionen für die Verhaftung der Betrüger durchgibt. Sie warnt Mike und Joey, aber bevor sie das Hotelzimmer verlassen können, stellt sich ihnen der Fremde in den Weg, weist sich mit einer Polizeimarke aus und erklärt sie für verhaftet. Es kommt zu einem Gerangel. Ein Schuss. Der Polizist geht zu Boden, und auf seinem Hemd breitet sich ein Blutfleck aus. Mike tastet seine Halsschlagader ab. Er sei tot, meint er, und Joey bestätigt es.

Vor dem Hotel steht bereits ein Polizist in Uniform, aber Margaret und den beiden Gaunern gelingt es, in einem gestohlenen Wagen zu fliehen.

Während Mike sich darüber beschwert, dass sein Komplize das falsche Opfer aussuchte, meint Joey immer wieder, es sei ein Fehler gewesen, eine Frau mit hineinzuziehen.


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Plötzlich merken sie, dass der Geldkoffer nicht im Wagen ist. Joey sagt, er sei davon ausgegangen, Mike habe ihn, und Mike schiebt Joey die Schuld zu. Die Mafia werde kein Erbarmen haben, falls er die 80 000 Dollar heute Abend nicht zurückgeben könne, klagt Mike. Margaret fährt daraufhin mit den Männern zur Bank und hebt 80 000 Dollar in bar ab. Dann steuern sie eine bestimmte Adresse an, wo Joey das Geld abgibt. Anschließend verlässt er Mike und Margaret. Er werde sich aus Seattle absetzen, bis die Polizei nicht mehr nach dem Mörder des Polizisten suche, sagt er. Mike erklärt Margaret kurz darauf, dass er das Gleiche vorhabe und verabschiedet sich von ihr.

In ihrem Apartment stopft Margaret ihre blutbefleckte Bluse und andere Gegenstände, die sie belasten könnten, in den Abfalleimer. Da klingelt es: Billy Hahn sagt seinen Termin ab. Das kommt der gestressten Psychiaterin gerade recht. Als sie zu den Mülltonnen geht, sieht sie Billy in dem angeblich in der Hotelgarage gestohlenen Fluchtauto wegfahren. Da begreift sie, dass sie das Opfer eines raffinierten Täuschungsmanövers ist und um 80 000 Dollar betrogen wurde.

Kurz darauf folgt sie Billy in Charlie’s Tavern. Dort trifft er sich mit Mike, Joey, George, dem angeblich toten Polizisten und den anderen Betrügern. Sie belauscht die Männer, ohne von ihnen bemerkt zu werden. Mike schildert den anderen, wie er in dem Hotelzimmer ein paar Sachen hinlegte, damit es bewohnt aussah, und er beklagt sich darüber, dass Margaret sein Taschenmesser gestohlen habe. Am Abend werde er nach Las Vegas fliegen, kündigt er an.

Am Flughafen passt Margaret ihn ab, tut jedoch so, als sei sie verblüfft, ihn zu sehen und sagt ihm, dass sie auf dem Weg hierher verfolgt worden sei. Dann erzählt sie ihm, dass sie beabsichtige, das Land zu verlassen und deshalb ihr ganzes Geld abgehoben habe: 250 000 Dollar. Damit ködert sie Mike. Er folgt ihr zu einem Schließfach, wo sie ihm eine mit Banknotenbündel gefüllte Reisetasche zeigt. Angesichts des Geldes sagt er ihr seine Hilfe bei der Flucht zu.

Als sie jedoch sein Taschenmesser erwähnt, durchschaut er, dass sie ihn hereinzulegen versucht, um ihr Geld zurückzubekommen, denn sie müsste eigentlich annehmen, dass das Messer dem Hotelgast gehörte.

Mike will nun doch zu seinem Flieger. Sie werde ihr Geld nicht zurückbekommen, meint er. Aber Margaret nimmt die Pistole, die sie Billy abnahm, aus der Tasche. Höhnisch sagt Mike, sie werde ihn nicht töten. Da zielt sie auf sein Bein und drückt ab. Ein zweiter Schuss trifft ihn unter der Schulter. Jetzt begreift er, dass sie es ernst meint. Margaret feuert die restlichen Kugeln auf ihn ab und tötet ihn.

Einige Zeit später bittet einer ihrer Leser sie um eine Signatur in seinem Exemplar von „Driven. Obsession in Every Day Life“. Margaret schreibt: „Vergib dir selbst.“

Als sie mit ihrer mütterlichen Freundin Dr. Maria Littauer (Lilia Skala) essen geht, freut diese sich darüber, dass sie nicht mehr so gestresst wie zuletzt aussieht. Während Maria kurz hinausgeht, stiehlt Margaret einer Dame (Jacqueline de La Chaume) am Nachbartisch das goldene Feuerzeug.

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„Haus der Spiele“ – eine von David Mamet geschriebene und inszenierte Mischung aus Gaunerfilm und Psychothriller – zeichnet sich durch ein raffiniertes, bis in die Details gut durchdachtes Drehbuch aus. Da gibt es nichts Überflüssiges, und die Episoden greifen wie die Zahnräder eines Uhrwerks ineinander.

Höchst unterhaltsam ist „Haus der Spiele“ wegen zahlreicher gewitzter Einfälle, sowohl in den Dialogen als auch in den Szenen. Dabei nimmt David Mamet die Psychiatrie aufs Korn: Während eine Psychopathin klagt, dass sie nicht wisse, was normale Menschen tun, ist die Therapeutin ihrer „Normalität“ überdrüssig. Es reizt sie das Abenteuer, sich mit Gaunern einzulassen, um herauszufinden, wie diese sich verhalten. Ein Trickbetrüger wie Mike legt es nicht wie eine Psychotherapeutin auf Erkenntnisse aus der Vergangenheit an, sondern blickt in die Zukunft. Seine Kunst besteht darin, Menschen so zu täuschen und zu manipulieren, dass sie genau das tun, was er möchte. Dabei ahnen sie nicht einmal, wie sie beeinflusst werden, sondern glauben, aus eigenem Antrieb zu handeln.

Nebenbei veranschaulicht „Haus der Spiele“, wie unzuverlässig unsere Wahrnehmung ist.

Das kaum vorherzusehende Ende ist moralisch nicht ganz unbedenklich.

Die Dreharbeiten fanden in Seattle statt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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