All or Nothing

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All or Nothing

All or Nothing - Originaltitel: All or Nothing - Regie: Mike Leigh - Drehbuch: Mike Leigh - Kamera: Dick Pope - Schnitt: Lesley Walker - Musik: Andrew Dickson - Darsteller: Timothy Spall, Lesley Manville, Alison Garland, James Corden, Ruth Sheen, Marion Bailey, Paul Jesson, Sam Kelly, Kathryn Hunter, Sally Hawkins u.a. - 2002; 130 Minuten

Inhaltsangabe

Phil Bassett arbeitet als Taxifahrer, verdient jedoch weniger als seine Frau Penny an der Kasse eines Supermarkts. Sie wohnen mit ihren halbwüchsigen Kindern Rachel und Rory in einer Arbeitersiedlung im Süden Londons. Rachel putzt in einem Altenheim, aber Rory will von Arbeit nichts wissen, obwohl es der Familie ständig an Geld fehlt ...
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Kritik

Stilistisch ist "All or Nothing" bewusst unprätentiös und handlungsarm. Unangenehm lange Einstellungen verstärken die freudlose Atmosphäre.
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Phil Bassett (Timothy Spall) arbeitet als Taxifahrer, verdient jedoch weniger als seine Frau Penny (Lesley Manville) an der Kasse eines „Safeway“-Supermarkts, weil er morgens nicht aus dem Bett kommt. Sie wohnen mit ihren halbwüchsigen dicken Kindern Rachel (Alison Garland) und Rory (James Corden) in einer Hochhaussiedlung im Süden Londons. Rachel putzt in einem Altenheim und trägt dadurch zum Familieneinkommen bei. Rory will von Arbeit nichts wissen; statt sich um offene Stellen zu bewerben, liegt er auf dem Sofa vor dem Fernsehgerät und reagiert ungehalten auf jedes Wort, das seine Mutter an ihn richtet. Dabei reicht das Geld bei weitem nicht: Um die wöchentlichen Gebühren für die Taxizentrale bezahlen zu können, muss Phil die übrigen Familienmitglieder anbetteln. Er hat längst resigniert und sich damit abgefunden, dass ihn seine Familie verachtet. Die alltägliche Frustration erstickte längst alles an Liebe und Zärtlichkeit, was jemals vorhanden gewesen war.

Eines Tages bricht Rory röchelnd zusammen. Die Nachbarin Maureen (Ruth Sheen) bringt ihn ins Krankenhaus. Dort diagnostizieren die Ärzte bei dem fettleibigen Jungen einen Herzfehler. Der Schock reißt Phil aus seiner Lethargie und bildet für die Familie eine Art Katharsis. „Wir haben nicht viel, aber wir haben uns“, sagt Penny zu Phil, als dieser es endlich fertigbringt, mit ihr über seine Gefühle zu reden.

Phils Freund und Kollege Ron (Paul Jesson) hat die gleichen Geldsorgen, zumal seine Frau Carol (Marion Bailey) wegen ihrer Alkoholabhängigkeit nicht arbeitsfähig ist und die Tochter Samantha (Sally Hawkins) sich ziemlich wahllos mit Männern herumtreibt.

Carol ist mit Penny und Maureen befreundet und besucht hin und wieder mit ihnen eine Karaoke-Bar. Maureen arbeitet wie Penny im Supermarkt und verdient durch Bügeln noch etwas dazu. Sie lebt mit ihrer halbwüchsigen Tochter Donna (Helen Coker) allein und nimmt deren Aggressionen unerschütterlich hin.

Donna geht mit einem Jungen, der zwar Sex mit ihr haben will, sie aber fortwährend misshandelt. Als Donna merkt, dass sie schwanger ist und es ihm mitteilt, versucht er nicht, seinen Ärger zu verbergen und kann sich nichts anderes vorstellen als eine Abtreibung. Maureen dagegen reagiert verständnisvoll und hilfsbereit auf die Beichte ihrer Tochter.

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„All or Nothing“ spielt im Londoner Arbeitermilieu. Mike Leigh zeigt Durchschnittsmenschen, die es in der Tristesse und Hoffnungslosigkeit ihres Alltags aufgegeben haben, vom Glück zu träumen. Mit Ausnahme von Aggressionen sind ihre Gefühle verkümmert. Dass sie nicht in der Lage sind, verbal zu kommunizieren, verstärkt ihre Vereinsamung.

Wie auch in seinen anderen Filmen – „Bleak Moments“ (1971), „High Hopes“ (1988), „Das Leben ist süß“ (1990), „Nackt“ (1994), „Lügen und Geheimnisse“ (1996), „Career Girls“ (1997), „Topsy-Turvy“ (1999) u. a. – hat Mike Leigh auch in „All or Nothing“ ohne Drehbuch gearbeitet und angeblich erst kurz vor dem Abschluss der Dreharbeiten entschieden, wie der Film enden sollte. Stilistisch ist „All or Nothing“ bewusst unprätentiös und handlungsarm. Unangenehm lange Einstellungen verstärken die freudlose Atmosphäre. Mehr als zwei Stunden lang ist das für die Kinobesucher kaum auszuhalten – aber die Figuren in „All or Nothing“ müssen die Hoffnungslosigkeit Tag für Tag ertragen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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