Laurence Leamer : Die Frauen der Kennedys

Die Frauen der Kennedys
Originalausgabe: The Kennedy Women. The Saga of an American Family Villard Books/Random House, New York 1994 Die Frauen der Kennedys Übersetzung: Christine Neugebauer,Martina Reitz, Renate Weitbrecht C. Bertelsmann Verlag, München 1994 ISBN: 3-570-12144-5, 896 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Statt Kennedy-Frauen einzeln zu porträtieren, erzählt Laurence Leamer chronologisch die Familiengeschichte der Kennedys und fokussiert dabei auf die Frauen. Dreh- und Angelpunkt seiner Darstellung ist Rose Fitzgerald Kennedy, die 1990 ihren 100. Geburtstag feierte. Das Buch beginnt mit der Auswanderung von Bridget Murphy und Patrick Kennedy von Irland in die USA 1849 und endet 1994 mit dem Tod von Jackie Kennedy Onassis ...
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Kritik

Für sein von der Kennedy-Familie nicht autorisiertes Buch "Die Frauen der Kennedys" hat Laurence Leamer eine Fülle von Fakten, Daten und Spekulationen zusammengetragen. Er zeigt Stärken der Kennedys ebenso wie Tragödien und dunkle Seiten.
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Bridget Murphy und Patrick Kennedy

50 unverheiratete Irinnen schiffen sich am 20. März 1849 in Liverpool auf der Washington Irving nach Boston ein, weil sie hoffen, dort als Stubenmädchen, Köchin, Kindermädchen oder Näherin Arbeit zu finden. Eine von ihnen heißt Bridget Murphy. Sie ist 28 Jahre alt und stammt aus der Grafschaft Wexford. An Bord des Schiffes lernt sie den zwei Jahre jüngeren Auswanderer Patrick Kennedy kennen, der in Dungastown aufwuchs, fünf Kilometer von Bridget Murphys Heimatort entfernt. Patrick Kennedy ist der jüngste Sohn des Farmers James Kennedy (1770 – 1835) und dessen Ehefrau Maria (1779 – 1835).

Im Hafen von Ost-Boston/Massachusetts werden Bridget Murphy und Patrick Kennedy am 21. April 1849 von Patrick Barron abgeholt, einem Böttcher, der Irland einige Monate vor ihnen verließ. Er ist mit Patrick Kennedy befreundet, und Bridget Murphy ist eine seiner Cousinen. Patrick Barron nimmt die beiden Neuankömmlinge vorübergehend bei sich auf und vermittelt seinem Freund einen Arbeitsplatz als Böttcher auf Noddle’s Island. Am 26. September 1849 heiraten Patrick Kennedy und Bridget Murphy. Knapp zwei Jahre später, am 9. August 1851, bringt Bridget Kennedy ihr erstes Kind zur Welt. Zwei Töchter und zwei Söhne folgen bis 1858:

  • Mary L. Kennedy (9. August 1851 – 7. März 1926)
  • Joanna L. Kennedy (27. November 1852 – 23. Februar 1926)
  • John Kennedy (4. Januar 1854 – 24. September 1855)
  • Margaret M. Kennedy (18. Juli 1855 – 2. April 1929)
  • Patrick Joseph Kennedy (14. Januar 1858 – 18. Mai 1929)

John Kennedy stirbt 1855 im Alter von eineinhalb Jahren an Cholera infantum, und der an Tuberkulose erkrankte Vater Patrick Kennedy überlebt die Geburt seines Sohnes nur um zehn Monate: Er stirbt am 22. November.

Patrick Joseph Kennedy und Mary Augusta Hickey

Obwohl die Witwe Bridget Kennedy Analphabetin geblieben ist, erwirbt sie in Ost-Boston ein dreistöckiges Doppelhaus mit einem Kurzwarenladen, den sie zum Lebensmittelgeschäft erweitert. Und in den Achtzigerjahren unterstützt sie ihren Sohn Patrick Joseph („P. J.“) finanziell beim Kauf einer Gaststätte, die er als Basis für den Aufbau eines größeren Unternehmens verwendet. 1885 lässt sich P. J. Kennedy in den Senat von Massachusetts wählen. Den im Januar 1886 übernommenen Sitz behält er bis 1895.Am 23. November 1887 heiraten P. J. Kennedy und Mary Augusta Hickey (1857 – 1923). Das Paar bekommt vier Kinder:

  • Joseph Patrick („Joe“) Kennedy (6. September 1888 – 16. November 1969)
  • Francis Benedict Kennedy (11. März 1891 – 14. Juni 1892)
  • Mary Loretta Kennedy (6. August 1892 – 18. November 1972)
  • Margaret Louise Kennedy (22. Oktober 1898 – 14. November 1974)

Joe Kennedy und Rose Elizabeth Fitzgerald

Laurence Leamer verfolgt in seinem Buch „Die Frauen der Kennedys“ nur den Lebensweg des Erstgeborenen, der sich am 7. Oktober 1914 mit Rose Elizabeth Fitzgerald vermählt.

Rose ist die Tochter des Politikers John Francis Fitzgerald (1863 – 1950), dessen Vater Thomas Fitzgerald aus Irland einwanderte, sein Geld zunächst als Farmarbeiter verdiente und im November 1857 Rosanna Cox heiratete, deren Eltern ebenfalls aus Irland stammten. Nach dem Medizin-Studium in Harvard ließ sich John Francis Fitzgerald am 7. September 1889 in Concord mit Josephine („Josie“) Hannon (1865 – 1964) vermählen. Weil die beiden Cousin und Cousine zweiten Grades waren, benötigten sie dafür einen kirchlichen Dispens.

John Francis und Josie Fitzgerald bekommen sechs Kinder:

  • Rose Elizabeth Fitzgerald (22. Juli 1890 – 22. Januar 1995)
  • Mary Agnes Fitzgerald (1. November 1892 – 17. September 1936)
  • Thomas Acton Fitzgerald (19. April 1895 – September 1968)
  • John Francis Fitzgerald jr. (7. Dezember 1897 – April 1979)
  • Eunice Fitzgerald (26. Januar 1900 – 25. September 1923)
  • Frederick Hannon Fitzgerald (3. Dezember 1904 – Februar 1935)

1892 wird John Fitzgerald in den Senat von Massachusetts gewählt, zwei Jahre später in den US-Kongress. 1900 legt er sein Mandat nieder, aber als Patrick A. Collins, der Bürgermeister von Boston, am 13. September 1905 stirbt, kandiert John Fitzgerald für die Nachfolge. Er wird am 12. Dezember 1905 gewählt und übt das Amt von 1906 bis 1908 aus.

Von den Kindern interessiert Laurence Leamer in „Die Frauen der Kennedys“ nur die älteste Tochter.

Rose Elizabeth Fitzgerald schließt im Juni 1906 die High School in Dorchester ab. In den Sommerferien, für die ihr Vater ein Strandhaus in Old Orchard Beach/Maine gemietet hat, begegnet sie Joe Kennedy – ihrem späteren Ehemann.

Rose möchte ab 1. Oktober 1907 am Wellesley College studieren. Bei der Privathochschule für Frauen in Wellesley, etwa 25 Kilometer westlich von Boston, handelt es sich um eine hoch angesehene Bildungseinrichtung, die William Henry Kardinal O’Connell (1859 – 1944), der römisch-katholische Erzbischof von Boston, allerdings wegen ihrer Kirchenferne ablehnt. Der kirchliche Würdenträger redet John Fitzgerald deshalb ein, dass Roses Studium in Wellesley dessen politische Karriere gefährden könnte. Statt seiner Tochter die Wahrheit zu sagen, erklärt John Fitzgerald ihr im September, sie sei zu jung für das Wellesley College. Stattdessen meldet er sie an der katholischen Academy of Convent of the Sacred Heart in Manhattanville an. Und im Jahr darauf lassen die Eltern Rose und deren zwei Jahre jüngere Schwester Kathleen Agnes nach einer zweimonatigen Europareise in der Klosterschule von Kasteel Bloemendal in Vaals zurück. Von dort holt John Fitzgerald sie im Sommer 1909 wieder ab, und Rose setzt ihr Studium in Manhattanville fort.

John Fitzgerald, der seit 1910 erneut Bürgermeister von Boston ist, bewirbt sich Ende 1913 für eine weitere Amtsperiode. Anfang Dezember erhält Josie Fitzgerald einen Brief mit der Drohung, man werde eine Liebesbeziehung ihres Ehemanns mit der Zigarettenverkäuferin Elizabeth („Toodles“) Ryan publik machen. Obwohl er beteuert, das Mädchen lediglich beim Tanz geküsst zu haben, erklärt er am 17. Dezember seinen Verzicht auf die Kandidatur – angeblich aus gesundheitlichen Gründen.

Am 7. Oktober 1914 traut William Henry Kardinal O’Connell persönlich Rose Fitzgerald und Joe Kennedy, der im Juni 1912 sein VWL-Studium in Harvard abschloss.

Das Ehepaar bekommt neun Kinder:

  • Joseph Patrick Kennedy (25. Juli 1915 – 12. August 1944)
  • John Fitzgerald („Jack“) Kennedy (29. Mai 1917 – 12. November 1963)
  • Rose Marie („Rosemary“) Kennedy (13. September 1918 – 7. Januar 2005)
  • Kathleen Agnes Kennedy (20. Februar 1920 – 13. Mai 1948)
  • Eunice Mary Kennedy (10. Juli 1921 – 11. August 2009)
  • Patricia („Pat“) Kennedy (6. Mai 1924 – 17. September 2006)
  • Robert („Bobby“) Francis Kennedy (20. November 1925 – 6. Juni 1968)
  • Jean Ann Kennedy (* 20. Februar 1928)
  • Edward Moore („Ted“) Kennedy (22. Februar 1932 – 25. August 2009)

Als Rose Kennedy mit Rosemary schwanger ist und am 13. September 1918 in Brooklyn/Massachusetts in den Wehen liegt, verspätet sich der Arzt, der wegen einer Grippeepidemie viel zu tun hat. Die anwesende Krankenschwester verzögert deshalb die Geburt, wie es üblich ist, weil der Arzt sonst nicht sein volles Honorar berechnen kann. Möglicherweise verursacht das einen Mangel in der Durchblutung des Gehirns des Kindes. Jedenfalls lernt Rosemary erst spät laufen, leidet unter einer Dyslexie und einer geringfügigen geistigen Retardierung.

Am 5. November 1918 wird John F. Fitzgerald mit Unterstützung seines Schwiegersohns Joe Kennedy ins US-Repräsentantenhaus gewählt, aber als es heißt, Joe habe Wähler beeinflusst, muss der Abgeordnete sein Mandant am 24. Oktober 1919 niederlegen.

Im Sommer 1927 zieht Joe Kennedy mit seiner Familie von Brookline/Massachusetts nach New York, ohne Rücksicht auf die erneute Schwangerschaft seiner Frau zu nehmen. Zwei Jahre später erwirbt er außerdem ein Sommerhaus in Hyannis Port am Cape Cod, das er im Lauf der Zeit immer weiter vergrößern und durch Gästehäuser ergänzen lässt („Kennedy Compound“).

Laurence Leamer schreibt, Joe Kennedy habe wie ein Patriarch über seine Familie geherrscht und mit Rose außer seinem Einkommen und der Liebe zu den Kindern wenig geteilt.

Joe Kennedy steigt 1919 durch die Übernahme der Maine & New Hampshire Theaters Co., die mehr als 30 Filmtheater in New England besitzt, ins Filmgeschäft ein und verlegt seinen Wohnsitz deshalb 1926 nach Hollywood. Durch Börsenspekulationen – möglicherweise auch Insiderhandel und Kursmanipulationen – verdient er sehr viel Geld, aber es heißt, dass ein Teil seiner Millionen aus dem von der Mafia kontrollierten Alkoholschmuggel zur Zeit der Prohibition (1919 – 1933) stamme.

Wegen seiner notorischen Untreue sucht Rose Zuflucht im Elternhaus und will sich scheiden lassen. Aber sie lässt sich umstimmen und kehrt zu ihrem Mann zurück, um den Schein zu waren.

Sie war eine gutaussehende, elegante Mutter, ein Anhängsel von Joe. Sie wusste fast nichts über die Geschäfte, die er in Hollywood und New York tätigte, aber er verdiente eine Menge Geld, und das genügte ihr.

Im Januar 1928 empfängt Joe Kennedy am Bahnhof in Palm Beach den Filmstar Gloria Swanson (1899 – 1983). Während Rose Kennedy im Februar allein nach Boston zurückkehrt, um dort ihr achtes Kind zu gebären, finanziert ihr Ehemann den Film „Queen Kelly“ mit Gloria Swanson in der Titelrolle und beginnt eine jahrlange Affäre mit der Schauspielerin.

Am 9. Dezember 1937 wird Joe Kennedy von US-Präsident Franklin D. Roosevelt zum Botschafter am Hof von St. James in London ernannt. Rose folgt ihrem Mann im März 1938 an Bord der Washington nach England.

Eunice Kennedy wird am 12. Juli 1939, knapp drei Wochen nach ihrem Debütantinnenball in London, mit ihren Eltern von König Georg VI. und Königin Elizabeth in Buckingham Palace empfangen.

Joe Kennedy freundet sich mit der britischen Unterhausabgeordneten Lady Nancy Astor (1879 – 1964) an, die auf ihrem Landsitz Clivedon einen konservativen, antikommunistischen Zirkel führt, dem auch der Faschist Oswald Mosley angehört. Die Nähe des US-Botschafters zum „Clivedon Set“, seine Befürwortung der Appeasement-Politik des britischen Premierministers Neville Chamberlains und seine Kontakte zu Nationalsozialisten, beispielsweise sein Treffen mit Hermann Görings Staatssekretär Helmuth Wohlthat (1893 – 1982) am 9. Mai 1939, veranlasst Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill, ohne ihn zu kommunizieren. Allerdings lässt Joe Kennedy Telegramme der beiden Staatsmänner abfangen und entschlüsseln.

Wegen des Zweiten Weltkriegs verlässt Rose mit den Kindern Europa im Herbst 1939 und kehrt in das 1929 von Joe erworbene Haus in Bronxville/New York zurück. Ein Jahr später wird Joe Kennedy als Botschafter abberufen. Rose, der jüngste Sohn Edward und die Töchter Kathleen, Eunice, Pat und Jean holen ihn am 27. Oktober 1940 vom Flughafen La Guardia ab.

Seit seiner Rückkehr aus London war aus dem mittlereile 52-jährigen Joe ein noch größerer Schürzenjäger geworden, der immer offener allen möglichen Frauen nachstellte.

Im Gegensatz zu ihrer disziplinierten Mutter hat Rosemary Kennedy sich nicht unter Kontrolle. Wut- und Gefühlsausbrüche häufen sich, und Rose befürchtet, dass sie sich mit Männern einlassen und ungewollt schwanger werden könnte. Joe Kennedy sorgt sich um das Ansehen der Familie. Ohne sich mit Rose oder Rosemary abzusprechen, veranlasst der Patriarch 1941, dass die Ärzte Walter Freeman (1895 – 1972) James Winston Watts (1904 – 1994) seine 23-jährige Tochter in der Klinik der George-Washington-Universität einer Lobotomie unterziehen. Nach dieser ebenso umstrittenen wie schwerwiegenden Gehirnoperation fällt Rosemary Kennedy in das geistige Stadium eines Kleinkindes zurück.

Rosemarys zwei Jahre jüngerer Bruder John F. Kennedy schloss 1940 sein aus gesundheitlichen Gründen verzögertes Politik-Studium in Harvard ab. Seine Abschlussarbeit zum Thema „Appeasement at Munich“ lässt er unter dem Titel „Why England Slept“ veröffentlichen. Nach ein paar Monaten in Stanford meldet er sich 1941 trotz seiner Rückenschmerzen freiwillig zum Militärdienst. Er ist der Kommandant des Schnellboots PT-109, das am 2. August 1943 bei den Salomonen von dem japanischen Zerstörer Amagiri gerammt wird und sinkt. Mit zwei Ausnahmen können die Schiffbrüchigen sich retten. John F. Kennedy, der einen verwundeten Kameraden fünf Kilometer weit schwimmend durchs Wasser gezogen hat, wird als Kriegsheld gefeiert.

Sein zwei Jahre älterer Bruder Joseph Patrick Kennedy überlebt den Zweiten Weltkrieg nicht: Dessen mit Sprengstoff beladenes Flugzeug explodiert am 12. August 1944 über dem Ärmelkanal.

Am 16. August trifft Kathleen in Boston ein, um an der Trauerfeier für ihren gefallenen Bruder teilzunehmen. Sie trägt inzwischen die Titel Herzogin von Devonshire und Marchioness von Hartington, denn sie ist seit 4. Mai 1944 gegen den Willen ihrer streng katholischen Mutter Rose mit dem drei Jahre älteren anglikanischen Aristokraten William John Robert Cavendish, Marquess of Hartington, verheiratet. Der Offizier wird jedoch bereits am 10. September 1944 in Belgien durch einen Heckenschützen getötet.

William Henry Lawrence Peter Wentworth-Fitzwilliam, 8th Earl Fitzwilliam (1910 – 1948) macht die Witwe mit einer Welt bekannt, in der man seinen Vergnügungen ebenso intensiv nachgeht wie andere Menschen ihren Geschäften bzw. politischen Aktivitäten. Am 13. Mai 1948 verabredet er sich mit ihr auf dem Londoner Flughafen Croydon, um mit ihr in einer Privatmaschine nach Cannes zu fliegen. Nachdem sie in Paris zu Mittag gegessen haben, rät der Pilot Peter Townshend wegen eines über dem Rhônetal aufgezogenen Unwetters vom Weiterflug ab, aber Lord Fitzwilliam überredet ihn, trotz des Risikos zu starten. Das hätte er besser nicht getan: Sie stürzen ab und kommen ums Leben.

Rosemary Kennedy wird von ihrer Familie verborgen. Von zwei eigens für sie engagierten Nonnen betreut, lebt sie ab 1. Juli 1949 in einer Behinderteneinrichtung in St. Coletta/Wisconsin.

Robert Francis Kennedy und Ethel Skakel

Robert Francis Kennedy heiratet im Juni 1950 die zweieinhalb Jahre jüngere Ethel Skakel. Deren Eltern Anne Brannek und George Skakel kommen 1955 bei einem Flugzeugunglück ums Leben, und ihr Bruder George stirbt elf Jahre später ebenfalls bei einem Flugzeugabsturz. Elf Kinder gehen aus der Ehe von Robert F. Kennedy und Ethel Skakel-Kennedy hervor:

  • Kathleen Kennedy Townsend (* 1951)
  • Joseph Patrick Kennedy II (* 1952)
  • Robert Francis Kennedy jr (* 1954)
  • David Anthony Kennedy (1955 – 1984)
  • Mary Courtney Kennedy (* 1956)
  • Michael LeMoyne Kennedy (1958 – 1997)
  • Mary Kerry Kennedy (* 1959)
  • Christopher George Kennedy (* 1963)
  • Matthew Maxwell Taylor Kennedy (* 1965)
  • Douglas Harriman Kennedy (* 1967)
  • Rory Elizabeth Katharine Kennedy (* 1968)

John F. Kennedy und Jacqueline Lee Bouvier

Im Mai 1952 lernen sich John F. Kennedy und Jacqueline („Jackie“) Lee Bouvier (1929 – 1994) auf einer Dinnerparty kennen.

Die Bouviers stammen aus der Provence. Einer von Jackies Vorfahren war 1815 nach Philadelphia emigriert. Bei ihrem Vater handelt es sich um den New Yorker Bankier John Vernou Bouvier III (1891 – 1957). Die Großeltern ihrer Mutter Janet Norton Lee (1907 – 1989) waren wie Bridget Murphy während der Großen Hungersnot (1845 – 1852) aus Irland eingewandert. Jackie und ihre vier Jahre jüngere Schwester Caroline Lee Bouvier (* 1933) wurden katholisch erzogen. 1940 ließen die Eltern sich scheiden.

Jackie Bouvier setzte ihr am Vassar College in Poughkeepsie/New York begonnenes Studium 1949/50 an der Sorbonne fort. Nach dem Abschluss des Studiums der Französischen Literatur an der George Washington University absolvierte sie noch bis 1951 ein Aufbaustudium in amerikanischer Geschichte an der Georgetown University. Danach fing sie als Fotografin und Reporterin beim Washington Times-Herald zu arbeiten an. Ihre Verlobung mit dem Börsenmakler John Husted hielt nur von Dezember 1951 bis März 1952.

Am 12. September 1953 heiraten Jackie Bouvier und John F. Kennedy in Newport/Rhode Island und richten sich dann in Washington, D. C., ein. Jackie Kennedy bringt am 27. November 1957 nach einer Fehl- und einer Totgeburt ihr erstes lebendes Kind zur Welt: Caroline Bouvier Kennedy. Der Sohn John Fitzgerald Kennedy jr. folgt am 25. November 1960.

John F. Kennedy hat von klein auf unter verschiedenen Krankheiten gelitten. Im Sommer 1954 werden seine Rückenschmerzen unerträglich, und er ist auf Krücken angewiesen. Am 21. Oktober lässt er sich deshalb in New York an der Wirbelsäule operieren. Den Eingriff überlebt er nur knapp.

Eunice Kennedy und Sargent Shriver

Eunice Kennedy schloss ihr Soziologie-Studium in Stanford 1943 ab. Zehn Jahre lang wird sie von Sargent („Sarge“) Shriver (1915 – 2011) umworben, bis sie am 23. Mai 1953 mit ihm vor den Traualtar tritt. Das Paar bekommt fünf Kinder:

  • Robert Sargent Shriver III. (* 1954)
  • Maria Owings Shriver (* 1955)
  • Timothy Shriver (* 1959)
  • Mark Kennedy Shriver (* 1964)
  • Anthony Shriver (* 1965)

Patricia Kennedy und Peter Lawford

Patricia Kennedy vermählt sich am 24. April 1954 mit dem englischen Filmschauspieler Peter Lawford (bürgerlich: Peter Sydney Ernest Aylen, 1923 – 1984) und zieht mit ihm nach Santa Monica. Sie bekommen vier Kinder:

  • Christopher Kennedy Lawford (* 1955)
  • Sydney Maleia Kennedy Lawford (* 1956)
  • Victoria Francis Lawford (* 1958)
  • Robin Elizabeth Lawford (* 1961)

Jean Ann Kennedy und Stephen Edward Smith

Am 19. Mai 1956 gibt Jean Ann Kennedy dem New Yorker Geschäftsmann Stephen Edward Smith (1927 – 1990) das Ja-Wort. Nach der Geburt ihrer beiden Söhne Stephen Edward jr. (* 1957) und William (* 1960) adoptierten sie zwei Mädchen: Amanda Mary (* 1967) und Kym Maria (* 1972).

Edward M. Kennedy und Virginia Joan Bennet

Edward M. („Ted“) Kennedy, der jüngste Sohn von Rose und Joe Kennedy, heiratet am 30. November 1958 die vier Jahre jüngere Virginia Joan Bennet (* 1936), eine Schulfreundin seiner Schwester Jean Ann Kennedy-Smith und seiner Schwägerin Ethel Skakel-Kennedy. Sie bekommen drei Kinder:

  • Kara Ann Kennedy (1960 – 2011)
  • Edward Moore Kennedy jr. (* 1961)
  • Patrick Joseph Kennedy (* 1967)

John F. und Jacky Kennedy

Trotz seiner massiven gesundheitlichen Probleme kandiert John F. Kennedy 1960 für das Amt des US-Präsidenten, und er gewinnt die Wahl am 8. November gegen den Republikaner Richard Nixon. Am 20. Januar 1961 tritt der 43-Jährige das Amt an.

Er hatte weiterhin flüchtige Affären und bestand hartnäckig darauf, auch als Präsident und Ehemann so leben zu können, wie er wollte.

Jackie wusste von der zwanghaften Jagd ihres Mannes auf Frauen, die nicht nur ihre Ehe gefährdete, sondern auch seine politische Zukunft. Sie war nun so angeekelt von seinem Verhalten, dass sie mit guten Freunden darüber sprach.

John F. Kennedy konsultierte bereits im September 1960 in New York den 1936 aus Deutschland geflohenen „Wunderarzt“ Max Jacobson (1900 – 1979), der Prominente mit umstrittenen Injektionen von Amphetaminen, Stereoiden und Tierhormonen behandelt. Nach seiner Wahl lässt er ihn mehrmals ins Weiße Haus kommen und schickt ihn zu seiner depressiven Frau Jackie nach Palm Beach, bevor er mit ihr im Mai 1961 zum Staatsbesuch nach Ottawa fliegt.

Im März 1962 reist Jackie Kennedy mit ihrer seit 1959 in zweiter Ehe mit dem polnischen Prinzen Stanisław Albrecht Radziwiłł verheirateten Schwester Lee Radziwill nach Indien und Pakistan.

Jackie versuchte, so oft wie möglich aus dem Weißen Haus wegzukommen. Ihr Verhältnis zu ihrem Mann war äußerst vielschichtig. Es gab kaum ein Gefühl, das sie ihm gegenüber noch nicht zum Ausdruck gebracht hatte, ob Liebe oder Hass, Leidenschaft oder Gleichgültigkeit, Freude oder Niedergeschlagenheit.

Rose, Eunice und Patricia, nicht aber Jackie, sind am 19. Mai 1962 bei der Feier des 45. Geburtstags des US-Präsidenten John F. Kennedy im Madison Square Garden in New York, in deren Verlauf Marilyn Monroe das Liedchen „Happy Birthday, Mr President“ lasziv ins Mikrofon haucht. Es wird getuschelt, dass die Schauspielerin eine der Geliebten des Präsidenten sei.

John F. war der Mittelpunkt der Familie. Die Schwestern verehrten ihn, die Brüder bewunderten ihn hemmungslos. Sie hätten sich nicht träumen lassen, dass er der erste Präsident sein würde, dessen private Affären in der Öffentlichkeit den gleichen Stellenwert hatten wie seine Außenpolitik.

John F. Kennedys Privatsekretärin Evelyn Lincoln hält den Klatsch über die Liebesaffären des Präsidenten für übertrieben. J. Edgar Hoover warnt ihn allerdings vor möglichen Erpressungen, vor allem wegen der Gerüchte über ein Verhältnis mit Judith Campbell Exner (1934 – 1999), die auch eng mit dem Mafia-Paten Sam („Momo“) Giancana (1908 – 1975) in Chicago befreundet ist. Übrigens war es Frank Sinatra, der Judith sowohl mit John F. Kennedy (Februar 1960) als auch mit Sam Giancana (März 1960) bekannt machte.

Bei seinem Staatsbesuch in Europa vom 23. Juni bis 2. Juli 1963 wird John F. Kennedy von seinen Schwestern Eunice und Jean begleitet. Jackie bleibt zu Hause; sie ist erneut schwanger. Der am 7. August 1963 sechs Wochen zu früh geborene Sohn Patrick Bouvier Kennedy lebt allerdings nicht einmal drei Tage lang.

Von allen Frauen der Familie kümmerte sich Jackie um die Wiederwahl von John F. am wenigsten. Der Tod ihres Sohnes Patrick überschattete ihr Leben.

Als Präsident John F. Kennedy am 22. November 1963 in Dallas/Texas erschossen wird, sitzt Jackie neben ihm im offenen Wagen. Nach seinem Tod wird sie von ihrem Schwager Robert Kennedy getröstet.

Im engeren Familienkreis wurde über Jackies Verhältnis zu Bobby derweil heftig spekuliert. „Nach dem Tod ihres Mannes verfiel sie in eine Art Lethargie“, berichtete Red Fay, „und Bobby war fast täglich bei ihr. Ich weiß nicht, ob er sich in sie verliebt hat. […]“

Heftige Spekulationen hatte es auch wegen Bobbys Beziehung zu Jackie gegeben.

Die Familie Kennedy nach der Ermordung des Präsidenten

Der Jurist Edward Kennedy, der bereits John in dessen politischer Karriere unterstützte, steht auch seinem Bruder Robert zur Seite, der nun in die Fußstapfen des älteren Bruders treten soll.

Ted war weder so intelligent wie John F., noch besaß er die schnelle Auffassungsgabe Bobbys.

1962 lässt sich Edward Kennedy – ebenfalls für die Demokratische Partei – in den US-Senat wählen. (In diesem Amt wird er zeitlebens immer wieder bestätigt.)

Am 19. Juni 1964 fliegt Edward Kennedy von Washington, D. C., zu einer politischen Veranstaltung nach West Springfield/Massachusetts. Im schlechten Wetter stürzt die kleine Privatmaschine ab. Der Pilot und ein weiterer Insasse werden dabei getötet, aber Edward Kennedy überlebt mit schweren Verletzungen.

Patricias Ehemann Peter Lawford ist ebenso wenig wie die meisten Kennedy-Männer monogam.

Anders als ihre Mutter war Pat offenbar nicht länger gewillt, über die Schwächen und Eskapaden ihres Ehemannes stillschweigend hinwegzusehen, sondern machte Peter regelmäßig heftige Szenen.

Pat war nicht in der Lage gewesen, ihren Mann sexuell zu befriedigen, doch er hätte sie wohl auch betrogen, wenn sie eine erfahrene Kurtisane gewesen wäre. […]
Pat war in einer Welt aufgewachsen, in der Sexualität ein Tabuthema war, und jetzt war sie mit einem Mann verheiratet, der Liebesdienste verlangte, die für eine Frau ihrer Herkunft unvorstellbar waren. „Ihre katholische Erziehung, ihre abendlichen Gebete und ihre Religiosität zermürbten ihn“, erzählte Patricia Seaton Stewart, Peters letzte Ehefrau. „Vor der Hochzeit hatten sie nicht miteinander geschlafen, und Pat war vermutlich noch Jungfrau. Er konnte ihr nicht erzählen, dass er gerne gefesselt und misshandelt wurde. Er konnte ihr nicht klar machen, dass normaler Verkehr ihm weniger Vergnügen bereitet als indirektere Methoden. Er konnte ihr nicht sagen, dass er es gern hatte, wenn zwei Frauen sich gegenseitig streichelten und anschließend oralen Sex mit ihm hatten. Dies waren die beiden höchsten sexuellen Genüsse für ihn, und seine kleinen schmutzigen Geheimnisse, die ihn bedrückten.“

Pat hätte sich ihrem Mann gegenüber solidarischer verhalten können, doch ihr letzter Rest an gutem Willen war inzwischen aufgebraucht.

Nach der Ermordung ihres Bruders John F. sei Patricia ebenso dem Alkohol verfallen wie ihr Ehemann Peter Lawford und habe sich auf Affären eingelassen, schreibt Laurence Leamer in „Die Frauen der Kennedys“.

Pat und Peter verbrachten ihr Leben inzwischen nur noch in einem Alkoholnebel.

Am 1. Februar 1966 lassen sich Patricia Kennedy und Peter Lawford in Gooding/Idaho scheiden.

Robert F. Kennedy, der unter seinem Bruder John F. Justizminister geworden war, hoffte darauf, von dessen Nachfolger Lyndon B. Johnson bei der Präsidentschaftswahl 1964 als Kandidat für die Vizepräsidentschaft aufgestellt zu werden, aber als daraus nichts wurde, schied er im Herbst 1964 aus der Regierung aus und kandidierte für das Amt des US-Senators von New York. Dabei wurde er von den Kennedy-Frauen nach Kräften unterstützt.

Am 27. Oktober 1964 berichtete das New York World-Telegram: „Robert F. Kennedys drei Schwestern, seine Frau und seine Mutter könnten sich als seine Geheimwaffe herausstellen … Sie haben mit schätzungsweise 52 800 New Yorker Frauen Tee getrunken, waren bei ihnen zum Kaffeeklatsch, haben Reden gehalten, Hände geschüttelt, Autogramme verteilt und Hausbesuche gemacht.“

Die Kennedy-Frauen brauchten sich nur umzuschauen, um bestätigt zu finden, dass einem männlichen Kennedy alles möglich war. Keine Position war unerreichbar, keine Herausforderung zu groß und kein Ziel zu hoch. […] Die Kennedys hatten wirklich das Zeug zu einer großen Politikerdynastie.

Als Senator (1965 – 1968) kritisiert Robert Kennedy die Vietnampolitik des US-Präsidenten, und bei der Präsidentschaftswahl 1968 konkurriert er mit Senator Eugene J. McCarthy und Vizepräsident Hubert H. Humphrey um die Kandidatur für die Demokratische Partei. Noch vor dem für 26. bis 29. August 1968 angesetzten Nominierungsparteitag in Chicago schießt der 24-jährige Jordanier Sirhan Bishara Sirhan am 5. Juni 1968 kurz nach 0.00 Uhr in Los Angeles auf Robert Kennedy, der nach einer Rede im Ambassador Hotel in Los Angeles die Küchenräume durchqueren und zu einem Nebenausgang gelangen möchte. Ethel Kennedy-Skakel befindet sich in unmittelbarer Nähe ihres Mannes.

Dann knallte es dreimal unmittelbar vor ihr. Ein Knallfrosch, die Fehlzündung eines Wagens, schoss es Ethel durch den Kopf. Alles, aber keine Schüsse. Dreimal knallte es noch. Der 17-jährige Irwin Neal Stroll warf sich schützend auf sie und wurde am linken Bein von einer Kugel getroffen. „Mein Gott“, schrie Ethel, „nehmt ihm die Waffe weg!“ Eine Panik brach aus. Schreie gellten. „Nehmt ihm die Waffe ab!“ Trotz lähmenden Entsetzens hatte Ethel nur den einen Gedanken, Bobby zu Hilfe zu eilen, ihn vor der Gefahr zu schützen. Bobbys Kopf lag in einer Blutlache. Im Kopf, im Nacken und unter der rechten Achselhöhle klafften Einschusslöcher. Er hielt einen Rosenkranz umklammert, den ihm ein Kellner in die Hand gedrückt hatte. Ethel kniete neben ihm nieder, murmelte verzweifelt etwas vor sich hin, berührte sein Gesicht und drückte Eiswürfel auf seine Wange.

Nach 26 Stunden erliegt Robert Kennedy seinen Verletzungen. Die Witwe ist zu diesem Zeitpunkt schwanger; am 12. Dezember 1968 bringt sie das elfte Kind zur Welt: Rory Kennedy.

Nachdem mit Robert auch sein dritter Bruder tot ist und am 16. November 1969 auch noch der Vater Joe Kennedy stirbt, gilt nicht etwa Edward Kennedy als Familienoberhaupt, sondern die Familie verwandelt sich in ein Matriarchat.

An der Spitze thronte Rose als formales Oberhaupt, während Eunice in ihrer Generation das Sagen hatte.

Unter dem Eindruck des Lebens ihrer Schwester Rosemary setzt Eunice Kennedy-Shriver sich für die Akzeptanz von Menschen mit geistigen Behinderungen in der Gesellschaft ein und initiiert zu diesem Zweck die Special Olympics. Die offizielle Gründung der vom IOC anerkannten Organisation erfolgt am 2. August bzw. 2. Dezember 1968, also nach den ersten Special Olympics Summer Games am 20. Juli in Chicago.

In der Nacht vom 18./19. Juli 1969 verliert Edward Kennedy auf der kleinen Insel Chappaquiddick/Massachusetts die Kontrolle über seinen Wagen, der daraufhin ins Wasser stürzt. Der Senator kann sich zwar retten, aber seine knapp 29 Jahre alte Begleiterin Mary Jo Kopechne ertrinkt in dem Wrack. [Unfall von Edward Kennedy und Mary Jo Kopechne auf der Insel Chappaquiddick].

Ein paar Wochen später, Ende August, erleidet seine Frau Joan eine dritte Fehlgeburt.

Jackie Kennedy wurde Anfang Oktober 1963, wenige Wochen vor der Ermordung ihres Mannes, während eines Griechenland-Urlaubs von ihrer Schwester Lee Radziwill mit Aristoteles („Ari“) Sokrates Homer Onassis (1906 – 1975) bekannt gemacht. Der griechische Reeder, dessen Ehefrau Athina („Tina“) Livanos (1929 – 1974) sich 1960 wegen seiner Liebesbeziehung mit Maria Callas hatte scheiden lassen, lud die beiden Schwestern auf seine Yacht „Christina“ ein. Fünf Jahre später, am 20. Oktober 1968 heiraten Jackie Kennedy und Aristoteles Onassis. Edward Kennedy hatte zwar im August auf der Insel Skorpios mit dem Bräutigam über die Modalitäten der Eheschließung verhandelt, aber Rose Fitzgerald Kennedy erfuhr das Datum der Trauung erst zwei Tage vorher von ihrer Tochter Jean.

Rose Fitzgerald Kennedy feiert ihren 80. Geburtstag am 22. Juli 1970 mit Kaiser Haile Selassie in Äthiopien. Sie unternimmt zwar weite Reisen, schätzt es jedoch gar nicht, wenn ihr streng geregelter Tagesablauf durcheinander gebracht wird.

Jeden Morgen besuchte sie die Kirche […]. Ohne Rücksicht auf das Wetter ging sie jeden Tag ihre fünf Kilometer spazieren.

Im Winter 1972/73 setzt sie sich in Palm Beach 69-mal mit dem Schriftsteller Robert Coughlan zusammen, damit dieser ihre Autobiografie schreiben kann: „Times To Remember“ (1974; „Alles hat seine Stunde. Meine Lebenserinnerungen“, Frankfurt/M 1974). Laurence Leamer zitiert Robert Coughlan:

„Ein Teil des Buches war reine Mythenbildung. Sie wollte, dass der Mythos weiterlebte. Dazu gehörte auch, dass sie durch eine Art Selbsthypnose, eine Art geistigen und emotionalen Gedächtnisschwund einen Teil ihres Lebens ausblendete.
Ihr Leben war sehr komplex, nichts war einfach und klar und eindeutig. Ich finde, dass sie dank dieser Mischung aus Heuchelei und Einsicht erstaunlich gut mit den Höhen und Tiefen ihres Lebens zurechtkam. Die Familie stand für sie immer an erster Stelle. Sie liebte und bewunderte Joe. Natürlich wusste sie, dass er kein perfekter Ehemann war. Aber er gab einen verdammt guten Vater ab, und dafür respektierte sie ihn.“

Während Onassis auch weiterhin mit Maria Callas gesehen wird, tröstet sich Jackie Kennedy Onassis in Paris und auf Skorpios mit teuren Einkäufen. Dass die Ehe nach kurzer Zeit zerrüttet ist, wird Rose Kennedy verschwiegen.

Onassis klagte verbittert, von Jackie links liegengelassen zu werden, und Jackie umgab sich mit einem undurchdringlichen Mantel aus Selbstsucht und emotionaler Distanz.

Laurence Leamer schreibt in „Die Frauen der Kennedys“, Onassis habe sich Abhörgeräte besorgt, um Jackie überwachen zu können. Der Grieche beabsichtigt, auch seine zweite Ehe scheiden zu lassen, aber bevor es dazu kommt, stirbt er am 15. März 1975 nach einer Gallenblasen-Operation in Paris, während Jackie sich in New York aufhält. In seinem Testament hat er sie mit einer jährlicher Apanage von 200 000 Dollar abzuspeisen versucht. Aber in einer gerichtlichen Auseinandersetzung erstreitet sich Jackie Kennedy Onassis von ihrer Stieftochter Christina Onassis (1950 – 1988) eine Einmal-Zahlung von 26 Millionen Dollar. (Ihr Stiefsohn Alexander Onassis war im Januar 1973 im Alter von 24 Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.)

David Anthony Kennedy wurde am 4. Juni 1968, elf Tage vor seinem 13. Geburtstag, bei Malibu von seinem Vater Robert vor dem Ertrinken gerettet. Am Tag darauf fand das Attentat auf Robert F. Kennedy statt. Fünf Jahre später, am 13. August 1973, sitzt er mit im Auto, als sein drei Jahre älterer Bruder Joseph Patrick auf der Insel Nantucket/Massachusetts einen Unfall verursacht. David bricht sich einen Wirbel; Pamela Kelley, die Freundin seines Bruders, ist querschnittgelähmt.

Kathleen, die 22-jährige Tochter von Ethel Kennedy-Skakel und Robert Francis Kennedy, steht am 17. November 1973 in Georgetown mit ihrem vier Jahre älteren Kommilitonen David Lee Townsend vor dem Traualtar.

Joan Bennett Kennedy und Edward Kennedy kehren nach der Zeremonie ins Krankenhaus der Georgetown University zurück, wo ihrem 12-jährigen krebskranken Sohn Edward an diesem Morgen das rechte Bein oberhalb des Knies amputiert wurde. Die Ehe der Eltern ist durch Edwards ständigen Affären und beider Alkoholkrankheit zerrüttet.

Im August 1975 veröffentlicht Larry Flynt im Hustler von einem Paparazzo in Griechenland aufgenommene Nacktfotos von Jackie Kennedy Onassis.

Über Weihnachten 1975 lässt Rose Fitzgerald Kennedy ihre inzwischen 57 Jahre alte Tochter Rosemary erstmals von St. Coletta nach Palm Beach kommen.

Am 13. Januar 1982 will Edward Kennedy von Washington, D. C., nach Fort Lauderdale/Florida fliegen, verpasst jedoch die wegen eines Schneesturms um fast zwei Stunden verspätete Maschine um ein paar Minuten. Das Flugzeug stürzt kurz nach dem Start in den vereisten Potomac River. Nur fünf der 79 Insassen überleben das Unglück. Außerdem werden vier Personen auf der gerammten Rochambeau Bridge getötet.

Noch im selben Jahr lassen sich Edward Kennedy und Joan Bennett Kennedy scheiden.

Von Mitte der Siebzigerjahre an wird David Kennedy mehrmals wegen seiner Drogensucht bzw. ihrer Folgen im Krankenhaus behandelt. Im April 1984 besucht er seine Familie in Palm Beach. Dort stirbt der 28-Jährige am 25. April im Brazilian Court Hotel an einer in die Leiste injizierten Mischung aus Kokain, Demerol und Mellaril.

Die 93 Jahre alte Rose Fitzgerald Kennedy erlitt am Ostersonntag 1984, drei Tage vor dem Tod ihres Enkels, einen Schlaganfall. Sie muss schließlich künstlich ernährt werden, und es ist unklar, wie viel sie von den Ereignissen um sie herum noch mitbekommt. Durch eine Resolution des US-Kongresses wird ihr 100. Geburtstag, der 22. Juli 1990, zum „Rose Fitzgerald Kennedy-Familiengedenktag“ erklärt. Am Abend vor der offiziellen Feier treffen sich ihre fünf noch lebenden Kinder, ihre 28 Enkel und 22 Urenkel sowie die angeheirateten Kennedys mit Freunden.

Die Journalistin Maria Owings Shriver, Tochter von Eunice Kennedy und Sargent Shriver, heiratet am 26. April 1986 den acht Jahre älteren Schauspieler Arnold Schwarzenegger.

Ein Vierteljahr später, am 19. Juli 1986, gibt ihre Cousine Caroline Bouvier Kennedy am Cape Cod dem Ausstellungsdesigner Edwin Arthur Schlossberg (* 1945) das Ja-Wort. Übrigens wohnte sie während einer einjährigen Ausbildung als Kunstschätzerin bei Sotheby’s in London bei dem Abgeordneten Hugh Fraser, auf den in dieser Zeit, im Oktober 1975, ein Autobomben-Anschlag verübt wurde, bei dem ein Straßenpassant ums Leben kam.

Stephen Edward Smith erliegt am 19. August 1990 einer Krebserkrankung. Sein 30-jähriger Sohn William („Willie“) Kennedy Smith wird im Jahr darauf beschuldigt, am Karfreitag (29. März 1991) in Palm Beach nach einem Barbesuch mit seinem Onkel Edward Kennedy und seinem Cousin Patrick J. Kennedy die ein Jahr jüngere Patricia Bowman am Strand vergewaltigt zu haben. Bei der Gerichtsverhandlung am 2. Dezember 1991, die von der 43-jährigen Richterin Mary E. Lupo geleitet wird, sitzen seine Mutter Jean Kennedy Smith und seine Geschwister Stephen, Amanda und Kym im Saal. Obwohl drei Frauen gegen ihn aussagen, wird William Kennedy Smith am Ende aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Die Medien prangern ohnehin weniger ihn als seinen Onkel an: Senator Edward Kennedy wird nicht nur wegen seines Verhaltens am Karfreitag in der Bar als Lüstling dargestellt.

Edward Kennedys Leben stabilisiert sich erst wieder, nachdem er am 3. Juli 1992 in seinem Haus in McLean/Virginia von Bezirksrichter A. David Mazzone mit der 22 Jahre jüngeren Rechtsanwältin Victoria („Vicki“) Anne Reggie (* 1954) vermählt worden ist, die zwei sechs bzw. acht Jahre alte Kinder aus der ersten Ehe mitgebracht hat.

Bei Jackie Kennedy Onassis, die seit den Achtzigerjahren mit dem aus Belgien stammenden gleichaltrigen Geschäftsmann Maurice Tempelsman zusammen lebt, wird im Januar 1994 ein Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert. Sie stirbt in der Nacht vom 19./20. Mai 1994 in New York.

Die Kennedys nach dem Erscheinen des Buches von Laurence Leaner

Laurence Leamer stellte sein Buch „Die Frauen der Kennedys“ 1994 fertig. Die Tragödien und Unglücksfälle in der Kennedy-Familie rissen damit nicht ab. Drei davon seien hier nachgetragen:

Michael LeMoyne Kennedy, das sechste der elf Kinder von Robert F. Kennedy und Ethel Skakel-Kennedy, kam am 31. Dezember 1997 bei einem Skiunfall in Aspen ums Leben. 1996 hatte seine angeblich bereits 1993 mit der damals 14-jährigen Babysitterin seiner drei Kinder begonnene Affäre für Schlagzeilen gesorgt. Seine Frau Victoria, die Tochter des Football-Stars Frank Gifford, trennte sich daraufhin von ihm.

John Fitzgerald Kennedy jr., der in den Achtzigerjahren mit den Schauspielerinnen Daryl Hannah und Sarah Jessica Parker liiert war und 1988 vom People Magazine zum „Sexiest Man Alive“ erkoren wurde, heiratete am 21. September 1996 Carolyn Jeanne Bessette, die gut fünf Jahre jüngere PR-Beraterin des Modedesigners Calvin Klein in New York. Am 16. Juli 1999 wollte das Ehepaar mit Carolyns Schwester Lauren Bessette in einer von John Fitzgerald Kennedy selbst gesteuerten Privatmaschine von Fairfield/New Jersey zu der für 2. August 1999 auf Martha’s Vineyard angesetzten Hochzeit seiner Cousine Rory Kennedy mit Mark Bailey fliegen. Sie stürzten jedoch bei schlechter Sicht über dem Meer ab und kamen ums Leben.

Am 30. oder 31. Oktober 1975 war die 15-jährige Martha Elizabeth Moxley in Greenwich nach einem Besuch im Haus der Familie Skakel erschlagen und erstochen worden. Der Fall blieb zunächst unaufgeklärt. Später behauptete jemand, Michael Skakel – ein Neffe von Ethel Skakel-Kennedy – habe geprahlt, er werde mit dem Mord durchkommen, denn er sei ein Kennedy. Michael Skakel wurde im Juni 2000 wegen Mordes an Martha Moxley angeklagt, am 7. Juni 2002 für schuldig befunden und zu 20 Jahren Haft verurteilt. Sein Cousin, der Rechtsanwalt Robert F. Kennedy jr., bezeichnete das Urteil im Januar 2003 in einem Zeitschriftenartikel als Justizirrtum, und die Kennedy-Familie setzt sich für Michaels Rehabilitierung ein.

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Während der fünf Jahre langen Arbeit an dem Buch „Die Frauen der Kennedys“ sprach Laurence Leamer mit einer Reihe von Zeitzeugen, darunter Edward Kennedy, dessen langjährige Sprecherin Melody Miller, Eunice Kennedy Shriver, Jean Kennedy Smith, Kathleen Kennedy Townsend, Kerry Kennedy Cuomo, Rory Kennedy sowie die Geschwister Robert, Maria und Anthony Shriver. Allerdings erfahren wir nicht, was er von den erwähnten Persönlichkeiten erfahren hat, und er betont selbst, dass es sich bei „Die Frauen der Kennedys“ keineswegs um eine von der Kennedy-Familie autorisierte Darstellung handelt.

Laurence Leamer beginnt mit Rose Fitzgerald Kennedys 100. Geburtstag am 22. Juli 1990. Dann springt er zurück ins Jahr 1849 und schildert, wie Bridget Murphy und Patrick Kennedy, die Großeltern von Roses Ehemann Joseph Patrick Kennedy, von Irland in die USA auswandern. Wer sich nur für die eine oder andere Kennedy interessiert, wird es schwer haben, denn Laurence Leamer porträtiert sie nicht einzeln, sondern erzählt stattdessen chronologisch die Familiengeschichte der Kennedys von 1849 bis zum Tod von Jackie Kennedy Onassis im Jahr 1994. Dabei beschäftigt er sich allerdings weniger mit den Männern als mit den Frauen, und Rose Fitzgerald Kennedy bildet den Dreh- und Angelpunkt seiner Darstellung.

Vor allem zu Beginn referiert Laurence Leamer auch über zeit- und kulturgeschichtliche Themen. Auf fast 900 Seiten breitet er Unmengen des mit großem Eifer zusammengetragenen Materials aus. Viele der Details sind allerdings belanglos, und er hätte besser darauf verzichtet. Überhaupt zeichnet sich sein Buch „Die Frauen der Kennedys“ mehr durch die Fülle der Daten und Fakten, Gerüchte und Spekulationen als durch tiefschürfende Analysen oder aufschlussreiche Enthüllungen aus.

Viele Männer in der Kennedy-Familie, auch angeheiratete, waren promiskuitiv und nahmen wenig Rücksicht auf die Frauen. Obwohl sich gleich die erste der Frauen – Bridget Murphy – als stark, tüchtig und erfolgreich erwies, ordneten sich die meisten Frauen zumindest der ersten drei Generationen unter und nahmen die Untreue der Männer hin. Vor allem Rose Fitzgerald Kennedy achtete darauf, den Schein zu wahren und das Ansehen der Familie hochzuhalten. Spätestens unter ihren Enkelinnen fallen jedoch emanzipierte, selbstbewusste und gebildete Frauen auf, beispielsweise Kathleen Kennedy Townsend, Maria Owings Shriver Schwarzenegger und Caroline Kennedy Schlossberg.

Laurence Leamer hebt die Stärken von Kennedy-Frauen hervor, verschweigt aber auch nicht die dunklen Seiten in der Familiengeschichte. Seine Darstellung wirkt sachlich und ausgeglichen, auch wenn die Schicksale einiger der Personen den Lesern nahe gehen und die Häufigkeit von Tragödien schockiert.

Vermutlich liegt es an der Übersetzung, dass der Titel der deutschsprachigen Ausgabe von Rose Fitzgerald Kennedys Autobiografie falsch wiedergegeben wird: Er lautet nicht „Alles hat seine Zeit“, wie auf Seite 702 behauptet wird, sondern „Alles hat seine Stunde“. Auf jeden Fall ist die Übertragung des Titels „The Kennedy Women“ ins Deutsche missraten, denn bei den meisten der Frauen handelt es sich um Kennedys und nicht um Frauen von Kennedys, ganz abgesehen davon, dass „Die Frauen der Kennedys“ einen von Laurence Leamer gewiss nicht gewollten sexistischen Beigeschmack hat.

Laurence Leamer (* 1941) ergänzte „The Kennedy Women“ übrigens durch die beiden Bücher „The Kennedy Men 1901 – 1963.: The Laws of the Father (2001) und „Sons of Camelot. The Fate of an American Dynasty“ (2004).

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014
Textauszüge: © C. Bertelsmann Verlag

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