Bonjour Sagan

Bonjour Sagan

Bonjour Sagan

Bonjour Sagan – Originaltitel: Sagan – Regie: Diane Kurys – Drehbuch: Diane Kurys, Claire Lemaréchal, Martine Moriconi – Kamera: Michel Abramowicz – Schnitt: Sylvie Gadmer – Musik: Armand Amar – Darsteller: Sylvie Testud, Pierre Palmade, Jeanne Balibar, Arielle Dombasle, Lionel Abelanski, Guillaume Gallienne, Denis Podalydès, Samuel Labarthe, Margot Abascal, Gwendoline Hamon u.a. – 2008; 115 / 180 Minuten

Inhaltsangabe

Im Alter von 18 Jahren schrieb Françoise Sagan den Roman "Bonjour tristesse", der sie über Nacht weltberühmt machte. Mit ihrem rebellischen Freiheitsverlangen und ihrer selbstzerstörerischen Lebensgier wurde sie zur Kultfigur. Das viele Geld, das sie verdiente, gab sie mit vollen Händen aus. Ihre beiden Ehen scheiterten. Dauerhaft war ihre intime Beziehung mit Peggy Roche. Françoise Sagan war alkoholkrank, drogenabhängig und spielsüchtig ...
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Kritik

Sehenswert ist das Biopic "Bonjour Sagan" wegen Sylvie Testud, die ihrer Rolle widersprüchliche Facetten abgewinnt und die 18-jährige Françoise Sagan ebenso überzeugend verkörpert wie die 69-jährige.

Françoise Sagan (Kurzbiografie)

Das Biopic, das Diane Kurys über die französische Schriftstellerin Françoise Sagan (1935 – 2004) gedreht hat, gibt es in einer knapp zweistündigen Kino- und einer zweiteiligen, dreistündigen, erstmals am 27. August 2010 von Arte ausgestrahlten Fernsehfassung. Der deutsche Titel „Bonjour Sagan“ spielt auf den Titel des Romans „Bonjour tristesse“ an, mit dem Françoise Sagan berühmt wurde.

„Bonjour Sagan“ beginnt im Sommer 1958: Françoise Sagan (Sylvie Testud) ist mit ihren Freunden Jacques Chazot (Pierre Palmade) und Bernard Frank (Lionel Abelanski) im Spielkasino von Deauville. Nachdem sie fast alle Jetons verloren hat, gelingt es Jacques und Frank endlich, sie vom Spieltisch wegzuholen. Aber sie kehrt noch einmal um, setzt die letzten verbliebenen Jetons, gewinnt und geht schließlich mit 8 Millionen Francs zu ihrem Maserati.

Die nächste Szene spielt im September 2004 vor dem Herrenhaus in Honfleur, das sich Françoise Sagan mit den 8 Millionen Francs gekauft hatte. Inzwischen gehört es ihrer herrischen Freundin Astrid (Arielle Dombasle), der Witwe eines Milliardärs. Madame Lebreton (Chantal Neuwirth), die Haushälterin, nimmt gerade das Schild „F. Sagan“ vom Tor ab, als ein junger Reporter vorfährt und nach der Schriftstellerin fragt. Die wohne nicht mehr hier, behauptet Madame Lebreton. Astrid kommt dazu und schickt den Journalisten fort. Françoise Sagan, die im Rollstuhl sitzt, beobachtet es durch ein Fenster.

Damit ist bereits klar, dass „Bonjour Sagan“ dem Schema Aufstieg und Niedergang folgt. Dabei geht Diane Kurys chronologisch vor, vom Verlagsvertrag für „Bonjour tristesse“ im Januar 1954 bis zum Tod der Schriftstellerin am 24. September 2004. Die eingeblendeten Überschriften Januar 1954, Frühjahr 1959,

September 1962, Winter 1971, Juli 1978, Frühjahr 1979, Juni 1985, August 1985, Sommer 1990, Sommer 1994, Sommer 2002, September 2004 deuten bereits an, dass der Film aus Episoden zusammengesetzt ist. Statt sich auf einen bestimmten Zeitabschnitt oder einige Aspekte der Biografie zu konzentrieren, erzählt Diane Kurys möglichst viel. Das geht allerdings zulasten von Struktur und Tiefe. Die Filmfigur Françoise Sagan kommentiert das Geschehen zwar aus dem Off, aber wir erfahren doch verhältnismäßig wenig über sie und die Zeit, in der sie lebt, etwa über ihr Verhältnis zu ihrem Sohn Denis (Victor Sévaux, Alexis Michalik), die Ehen mit Guy Schoeller (Denis Podalydès) und Robert („Bob“) Westhoff (William Miller), ihre Beziehungen zu Peggy Roche (Jeanne Balibar) und Astrid, ihre Romane und deren Verfilmung oder auch das Geld, das sie von Elf Aquitaine bekam.

Der zeitweise Verzicht auf Farbe und eingeblendete Originalaufnahmen von Charles de Gaulle und François Mitterrand suggerieren Authentizität.

Der Schluss rutscht in den Kitsch ab: Astrid ist nach Manila gereist, als Françoise Sagan ins Krankenhaus gebracht wird und einsam stirbt. Nur die Haushälterin Madame Lebreton sitzt an ihrem Bett. Dann sehen wir die Verstorbene mit ihrem Sohn Denis über den Strand gehen und schließlich bleibt sie allein stehen. Dazu wird die von ihr selbst verfasste Grabinschrift eingeblendet: „Françoise Sagan trat 1954 mit einem kleinen Roman in Erscheinung, Bonjour tristesse, der zu einem weltweiten Skandal wurde. Ihr Tod, nach einem ebenso angenehmen wie oberflächlichen Leben und Werk, war nur für sie selbst ein Skandal.“

Sehenswert ist „Bonjour Sagan“ vor allem wegen Sylvie Testud (* 1971), die ihrer Rolle unterschiedliche, widersprüchliche Facetten abgewinnt und nicht zuletzt dank einer hervorragenden Maske die achtzehnjährige Françoise Sagan ebenso überzeugend verkörpert wie die neunundsechzigjährige.

Die Namen der Filmfiguren stimmen bis auf eine mit denen wirklicher Personen überein. Françoise Sagans letzte Freundin, Ingrid Mechoulam, heißt im Film Astrid.

Weitere Darsteller und ihre Rollen:

Guillaume Gallienne (Jacques Quoirez), Gwendoline Hamon (Suzanne Quoirez), Bernard Crombey (Pierre Quoirez), Hélène Arié (Françoise Sagans Mutter), Silvie Laguna (Marie Thérèse Bartoli), Margot Abascal (Florence Malraux), Bruno Wolkowitch (Philippe), Alexia Stresi (Paola), Samuel Labarthe (René Julliard), Nora Habib (Françoise Verny), Yann Babilée Keogh (Henri Berkowich), Alain Stern (Regierungsvertreter), Rita Falcone (Hausangestellte Pepita), Jean-Claude de Goros (Vorbesitzer der Villa), Mathias Mégard (Drogendealer Pierrot), Alexis Sellam (Astrids Ehemann Max), Laurent Gérard (Guy Schoellers Freund), Guillaume Carré (Voldemar), Didier Raymond (Dr. Lavaux) u.a.

Synchronsprecher:

Sabine Falkenberg (Françoise Sagan), Hans Hohlbein (Jacques Chazot), Susanne Schwab (Astrid), Susanne von Medvey (Peggy Roche), Olaf Reichmann (Bernard Frank), Norman Matt (Jacques Quoirez), Evelyn Meika (Madame Lebreton), Rita Engelmann (Marie Thérèse Bartoli), Leon Boden (Philippe) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010

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