Haus und Kind

Haus und Kind

Haus und Kind

Originaltitel: Haus und Kind – Regie: Andreas Kleinert – Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase – Kamera: Johann Feindt – Schnitt: Gisela Zick – Musik: Andreas Hoge und Jens Quandt – Darsteller: Stefan Kurt, Marie Bäumer, Stephanie Schönfeld, Gudrun Ritter, Lilly Marie Tschörtner, Karin Neuhäuser, Michael Schweighöfer, Grzegorz Stosz u.a. – 2009; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Der 46-jährige Geschichtsprofessor Bernd Neubauer scheint glücklich verheiratet zu sein. Das hindert ihn nicht daran, auch eine junge Geliebte zu haben. Als Bernd und Lena Neubauer einen idyllischen Bauernhof entdecken, überreden sie die einsame alte Bewohnerin, ihnen das Anwesen zu verkaufen. Während Lena die Wände tüncht, muss Bernd angeblich zu einem Kongress nach Leipzig. Tatsächlich verbringt er das Wochenende mit seiner Geliebten und deren Freundin ...
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Kritik

"Haus und Kind" ist eine sarkastische Komödie. Die Inszenierung von Andreas Kleinert ist unaufgeregt und unspektakulär. Von den Schauspielern überzeugen vor allem Stefan Kurt und Marie Bäumer.
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Eine Zeit lang führen Bernd und Lena Neubauer (Stefan Kurt, Marie Bäumer) eine Wochenendehe: Während sie in einer Kleinstadt ein Spielzeugmuseum einrichtet, lehrt er an einer Universität in Berlin neuere Geschichte. Über das Alleinsein tröstet sich der Sechsundvierzigjährige mit einer einundzwanzig Jahre jüngeren Geliebten hinweg, der Kellnerin Melanie (Stephanie Schönfeld). Auch als Lena ihre Zelte in der Provinz abbricht und dauerhaft zu ihrem Mann nach Berlin zieht, setzt dieser das Verhältnis mit Melanie fort.

Bernds Kollege, Professor Schellhorn (Michael Schweighöfer), und dessen Ehefrau, eine Rechtsanwältin (Karin Neuhäuser), halten die Neubauers für ein glückliches Paar. Tatsächlich fällt kein böses Wort zwischen Bernd und Lena, doch wenn er abends angeblich von ermüdenden Symposien nach Hause kommt, sehnt Lena sich vergeblich nach ein wenig Zärtlichkeit.

Einig sind die beiden sich in ihrem Wunsch nach einem romantischen Haus. Bei einem Spaziergang in Brandenburg entdecken sie einen scheinbar leer stehenden Bauernhof. Sie sehen sich auf dem Gehöft und in dem Wohnhaus um – bis sie unerwartet im Schlafzimmer auf die greise Bewohnerin stoßen: Else Maschke (Gudrun Ritter). Erschrocken ziehen Bernd und Lena sich zurück, aber der idyllische Bauernhof gefällt ihnen so gut, dass sie mit Blumen und Kuchen wiederkommen, um die Witwe – Bernd spricht sie unbeirrt als Frau Matschke an – zu überreden, ihnen das Anwesen zu verkaufen und in ein Seniorenheim zu gehen. Else Maschke wurde jedoch hier geboren und will auch hier sterben. Also versuchen Bernd und Lena es mit anderen Argumenten: Nachdem ein Architekt die Substanz des Wohnhauses geprüft hat, schlagen sie Else Maschke vor, die Immobilie zu kaufen, diese zu renovieren, sich hier einzurichten und ihr im Vertrag ein lebenslanges Wohnrecht zu garantieren. Darauf lässt sich die einsame, mit der Instandhaltung des Hauses überforderte alte Frau gern ein. Der Notar (Stephan Grossmann) rät den Käufern zwar dazu, das Wohnrecht einzuschränken, aber die Neubauers möchten nicht unmenschlich sein.

Während Lena die Wände tüncht, tollt Bernd ein Wochenende lang mit Melanie und deren Freundin Linda (Lilly Marie Tschörtner) nackt an einem Ostseestrand herum. Angeblich musste er kurzfristig zu einem Kongress nach Leipzig. Auf der Rückfahrt weicht Bernd einem betrunkenen Radfahrer aus und rammt einen Pfosten. Die Polizei nimmt den Unfall auf, und der beschädigte Wagen wird in die Werkstatt gebracht. Bernd übernachtet mit Melanie und Lena in einem Zimmer. Die beiden Frauen küssen sich lasziv vor seinen Augen, doch als er glaubt, er werde zu einem flotten Dreier aufgefordert und mit Linda in die Kissen sinkt, läuft Melanie frustriert davon.

Lena, der Bernd von dem Unfall erzählt hat, wundert sich, wieso eine Mitteilung der Polizei über den Unfall statt aus Sachsen aus Mecklenburg-Vorpommern kommt. Ungewöhnlich ist auch, dass Bernd neuerdings jeden Morgen um 7 Uhr mit dem Fahrrad ins Schwimmbad fährt, bevor er zur Universität muss. Argwöhnisch folgt sie ihm in einem Taxi und findet heraus, dass er Brötchen kauft und damit zu einer anderen Frau fährt.

Abends stellt Lena ihren Mann zur Rede. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als zuzugeben, dass er eine Affäre hat, aber er beteuert, er werde sie sofort beenden. Lena denkt an Scheidung, doch weil sie nicht auf das Bauernhaus verzichten möchte, arrangiert sie sich mit Bernd.

Melanie verzeiht Bernd nicht, dass er sofort bereit war, Sex nicht nur mit ihr, sondern auch mit Linda zu haben. Sie zieht nach Hamburg. Ihr neuer Freund heißt Daniel.

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Bernd und Lena planen einen Dachausbau. Während der Bauarbeiten wäre das Haus unbewohnbar. Else Maschke ist jedoch nicht bereit, auch nur für ein paar Tage auszuziehen und bereut es inzwischen, sich auf den Vertrag mit den Neubauers eingelassen zu haben.

Kurz darauf vergisst Bernd, die Dachluke im Speicher zu schließen. Während eines Wolkenbruchs weicht die Decke von Else Maschkes Schlafzimmer auf und bricht durch. Sie wird verletzt ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte glauben nicht, dass sie noch einmal nach Hause kann.

Bernd wollte schon immer ein Kind und hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn es von Melanie gewesen wäre. „Sonst stirbt man und niemand ist traurig“, sagte er zu ihr. Lena scheint keine Kinder bekommen zu können. Um ihre Ehe durch ein Kind zu retten, konsultieren Bernd und Lena einen Facharzt und lassen sich zunächst von ihm untersuchen. Auf die Laborergebnisse müssen sie einige Zeit warten.

In der Zwischenzeit setzen sie den Ausbau und die Renovierung des Bauernhauses fort. Während Bernds Abwesenheit übernachtet der polnische Schreiner Andrzej (Grzegorz Stosz) in seinem auf dem Hof geparkten Auto – und Lena schläft mit ihm.

Als der Bauernhof fertig ist, kommt selbst der Bürgermeister zu einer kleinen Feier. Unerwartet taucht auch Melanie auf, um Bernd mitzuteilen, dass sie schwanger ist. Obwohl Melanie die Beziehung beendet hat, versichert Bernd ihr, er werde für sie und das Kind sorgen.

Am nächsten Tag erfährt er das Laborergebnis: Bernd ist zeugungsunfähig.

Zu Hause will er es Lena wissen lassen, aber bevor er dazu kommt, offenbart sie ihm ihre Schwangerschaft. Bernd benötigt ein wenig frische Luft, dann kehrt er ins Haus zurück und schwärmt seiner Frau vor, wie glücklich er über das Kind sei.

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„Haus und Kind“ ist eine maliziöse Komödie von Wolfgang Kohlhaase (Drehbuch) und Andreas Kleinert (Regie). Es geht um die Verlogenheit von Beziehungen, den Umgang mit alten Menschen und den Konflikt zwischen dem Wunsch nach Freiheit und den gesellschaftlichen Konventionen. Sarkastisch ist vor allem das Ende, als Bernd Neubauer sich entscheiden muss, ob er einen Eklat auslösen oder weitermachen soll wie bisher.

In vollem Bewusstsein seiner Situation treibt sich sein Charakter des feigen Bildungsbürgers ins Unglück, und das Unglück ist keine Trennung, keine Reinigung der Gefühle, sondern eine Implosion. Lüge und Selbstbetrug bilden die Mauern, innerhalb derer das Paar sein Leben verbringen muss. (Christopher Keil, Süddeutsche Zeitung, 7. Oktober 2009)

Die Inszenierung von „Haus und Kind“ ist unaufgeregt und unspektakulär. Von den Schauspielern überzeugen vor allem Stefan Kurt und Marie Bäumer.

Und so wie Kleinert die freundliche Rücksichtslosigkeit der so schönen Eheleute inszeniert, verwandelt sich Haus und Kind in einen französischen Sommerfilm, in dem geredet und geredet wird und die großen Fragen banale oder keine Antworten bekommen […] Die Geschichte zwischen Mann und Frau ist selten so unaufgeregt präzise erzählt worden. Stefan Kurt im Zentrum drückt die Beiläufigkeit aus, die dem Film seinen besonderen Ton schenkt. (Christopher Keil, Süddeutsche Zeitung, 7. Oktober 2009)

Mit „Haus und Kind“ wurde am 18. Juni 2009 das 5. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen eröffnet. Eigentlich sollte die Komödie ins Kino kommen, doch stattdessen hatte sie am 29. August 2009 bei Arte Premiere.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

Andreas Kleinert: Hedda

Michael Petery - Michelangelo
Michael Petery erzählt chronologisch vom Leben und Schaffen Michelangelos. Punktuell schildert er auch historische Entwicklungen, die Michelangelo erlebte und die ihn nicht selten persönlich tangierten.
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