Katherine Mansfield


Katherine Mansfield (Mädchenname: Kathleen Mansfield Beauchamp) wurde am 14. Oktober 1888 als eines von fünf Kindern des späteren Präsidenten der Neuseeländischen Bank geboren. Die Eltern hießen Harold und Annie Beauchamp. Sie wuchs zunächst in Thorndon, dann in Karori auf, zwei Vorstädten von Wellington.

Nach dem Besuch der Wellington Girls‘ High School reiste Katherine Mansfield 1903 nach England, um am Queen’s College in London Musik zu studieren. Sie hatte bereits in Neuseeland Cello spielen gelernt. Doch an der von dem Theologen Charles Kingsley (1819 – 1875) für die Bildung und Erziehung von jungen Frauen in London gegründeten Hochschule beschäftigte sie sich nun mehr mit Literatur.

1906 kehrte sie nach Neuseeland zurück und veröffentlichte dort unter dem Pseudonym K. Mansfield erste Kurzgeschichten gegen Honorar.

1908 zog Katherine Mansfield dauerhaft nach London. Nach lesbischen Beziehungen mit Maata Mahupuku, Edith Kathleen Bendall und der Dichterin Beatrice Hastings heiratete sie am 2. März 1909 ihren elf Jahre älteren Gesangslehrer George Bowden. Aber sie trennten sich noch in der Hochzeitsnacht. Zu diesem Zeitpunkt war Katherine Mansfield bereits schwanger, und zwar von Garnet Trowell, einem Sohn ihres früheren Cello-Lehrers in Neuseeland. Auf Drängen ihrer eigens angereisten Mutter fuhr Katherine Mansfield von London nach Bad Wörishofen, wo niemand sie kannte. Dort erlitt sie eine Fehlgeburt.

Ab Januar 1910 lebte sie wieder in England und veröffentlichte in der Zeitschrift „New Age“ eine Reihe von Erzählungen, darunter „In a German Pension“ („In einer deutschen Pension“, 1982) mit einem zynischen Porträt der Wilhelminischen Gesellschaft.

Ab 1912 lebte Katherine Mansfield mit dem Literaturkritiker und Schriftsteller John Middleton Murry (1889 – 1957) zusammen. Am 13. Juli 1914 fungierten sie bei der Eheschließung von David Herbert Lawrence und Frieda Weekley als Trauzeugen. Mit Virginia Woolf war Katherine Mansfield ebenfalls befreundet.

Ihr geliebter Bruder Leslie fiel 1915 im Ersten Weltkrieg.

Obwohl die Beziehung des Schriftstellerpaars konfliktreich war und die beiden sich zwischendurch mehrmals getrennt hatten, heiratete Katherine Mansfield John Middleton Murry nach ihrer im April 1918 erfolgten Scheidung von George Bowden.

Im Dezember 1917 war Tuberkulose bei Katherine Mansfield diagnostiziert worden. Noch im Jahr ihrer Eheschließung begannen sich Symptome der Krankheit zu zeigen.

Ohne ihren Ehemann, aber in Begleitung ihrer langjährigen engen Freundin Ida Baker (1888 – 1978) reiste Katherine Mansfield durch Europa. Nach Aufenthalten in Italien, Südfrankreich und in der Schweiz zog sie im Oktober 1922 nach Fontainebleau. In der Prieuré des Basses Loges in Fontainebleau-Avon hatte Georges I. Gurdjieff (1866 – 1949), ein griechisch-armenischer Esoteriker, das „Institut für die harmonische Entwicklung des Menschen“ gegründet. Dort erhoffte sich Katherine Mansfield Heilung. Vergeblich. Am 9. Januar 1923 starb die 34-Jährige in Fontainebleau nach einem Blutsturz.

Katherine Mansfield hinterließ 73 kurze Erzählungen.

M. lässt […] ihre Fähigkeit erkennen, den Vorgängen im menschlichen Leben, auch den Alltagsepisoden, tiefere Bedeutung zu unterlegen. Mit großem Einfühlungsvermögen enthüllt M. die seelischen Prozesse ihrer Charaktere in scheinbar belanglosen Situationen. Diese Technik, durch kurze Prosaeindrücke ein Schlaglicht auf das Innenleben der Charaktere zu werfen (Epiphanie), erinnert an J. Joyces Kurzgeschichten in Dubliners. […] So schmal ihr Werk ist, so groß ist andererseits seine Vielseitigkeit. Impressionistisches, Tragisches, Komisches, Erlebtes und Beobachtetes sind die Quellen, aus denen sich M.s Kurzgeschichten speisen. Ihre Stärke liegt in der Pointierung der Handlung. (Harenbergs Lexikon der Weltliteratur, Band 3, Dortmund 1989, S. 1907f)

Katherine Mansfield: Bibliografie

  • In a German Pension (1911; In einer deutschen Pension)
  • Prelude (1918)
  • Bliss and Other Stories (1920; Für sechs Pence Erziehung / Seligkeit)
  • The Garden Party and Other Short Stories (1922; Das Gartenfest und andere Geschichten / Glück und andere Erzählungen)
  • The Montana Stories (1923)
  • The Doves‘ Nest and Other Stories (1923; Das Taubennest)
  • Something Childish and Other Stories (1924; Etwas Kindliches, aber sehr Natürliches)

© Dieter Wunderlich 2013

Katherine Mansfield: Glück
Katherine Mansfield: Das Gartenfest

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Mit seinem Roman "Das Mädchen, das man ruft" veranschaulicht Tanguy Viel an einem konkreten Beispiel das Me-Too-Thema. Er zeigt Verstrickungen durch Korruption, Abhängigkeiten und Machtmissbrauch. Tanguy Viel fühlt sich tief in die psychischen Entwicklungen ein. Subtil, differenziert und facettenreich stellt er sie dar.
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