Karen Blixen


Als ihre Ehe 1921 scheiterte, führte die Dänin die mit ihrem Mann gemeinsam aufgebaute Farm in Kenia allein weiter. 1931 musste sie vor den Schwierigkeiten kapitulieren und mit sechsundvierzig Jahren in Dänemark von vorn anfangen.


Karen Blixen: »Es ist eine schwere Bürde, eine Farm allein auf seinen Schultern zu tragen«

Leseprobe aus
Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts
Piper Verlag, München 2009 (3. Auflage: 2011)

Ab August 1919 hielt Karen sich erneut zur Erholung in Dänemark auf. Als sie Ende 1920 in Begleitung ihres Bruders Thomas nach Afrika zurückkehrte, war aus dem Protektorat Britisch-Ostafrika die Kronkolonie Kenia geworden.

Die Zweckehe, die Bror und Karen Blixen geschlossen hatten, um in Afrika ein neues Leben anzufangen, zerbrach nach genau sieben Jahren: Im Januar 1921 verließ der Baron seine Frau. Daraufhin inspizierte Aage Westenholz die Farm von April bis Juni und ernannte seine Nichte anstelle ihres Ehemanns zur Managerin.

Obwohl die Farm nicht rentabel war, wollte Karen sie nicht aufgeben. »Unsere eigentliche Not war der Mangel an Kapital; es war in der Anfangszeit vertan worden, ehe ich die Leitung der Farm übernahm. Wir konnten keine grundlegenden Verbesserungen vornehmen und mussten von der Hand in den Mund leben« , klagte sie. »Es ist eine schwere Bürde, eine Farm allein auf seinen Schultern zu tragen. Meine schwarzen und sogar die weißen Angestellten überließen mir die ganze Angst und Sorge um ihr Geschick, und zuweilen schien mir’s, dass auch die Ochsen der Farm und die Kaffeebäume das gleiche taten. Es war, als wären sie miteinander übereingekommen, alle die redenden und stummen Geschöpfe, dass ich schuld war, wenn der Regen sich verspätete und die Nächte kalt waren.«

In der Nacht vom 24. auf den 25. Januar 1923 zerstörte ein Feuer die Anlage zum Trocknen und Rösten der Kaffeebohnen. Am 2. März 1923 reiste Thomas Dinesen ab. Kurz danach erhielt Karen einen Brief ihres Onkels Aage, in dem sie las: »Deine bedauernswerte Mutter ist bald ausgesogen bis aufs Mark; sie und ich haben jetzt eine halbe Million Kronen nach Afrika geschickt, wo das Geld auf dieselbe Art und Weise zu versickern scheint wie das Wasser im Wüstensand.« Es war nicht einfach für Karen Blixen, die noch immer an den Folgen der

Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. © Piper Verlag 2009

radikalen Syphilis-Therapie litt und nun alle Probleme allein bewältigen musste. Das blieb auch so, als Denys George Finch Hatton sich im August 1923 in M’bogani einquartierte.

Karen und der zwei Jahre jüngere, mit Bror Blixen befreundete englische Großwildjäger hatten sich bei einem Abendessen am 5. April 1918 im Muthaiga-Club in Nairobi kennengelernt. Der große, gut aussehende Aristokrat war in Eton zur Schule gegangen und hatte in Oxford Geschichte studiert, spielte Geige und Klavier, liebte Ballett, Oper und Theater, las viel, sprach nicht nur englisch, sondern auch französisch und italienisch, und glänzte bei Konversationen durch seinen Esprit. Seine vermutlich bereits 1919 begonnene Liebesbeziehung mit Karen nahm er nach der Rückkehr von einem längeren Aufenthalt in England 1922 wieder auf. Angeblich erlitt Karen im Oktober 1922 und im Juni 1926 Fehlgeburten. Der Großwildjäger und Safariführer, der des Öfteren für einige Wochen verschwand und dann unvermittelt wieder auftauchte, hatte nicht nur mit Karen Blixen ein Verhältnis, sondern auch mit der in Kenia aufgewachsenen englischen Pferdetrainerin Beryl Purves, die fünfzehn Jahre jünger war als er.


Tania Blixen: Bibliografie (deutschsprachige Ausgaben)

  • Die Sintflut von Norderney und andere seltsame Geschichten (1937)
  • Afrika, dunkel lockende Welt (1937; Die afrikanische Farm, 1989;
    Jenseits von Afrika, 1993)
  • Die Straßen um Pisa (1951)
  • Kamingeschichten (1958)
  • Die Rache der Engel (1959; zunächst unter dem Pseudonym Pierre Andrézel)
  • Widerhall. Letzte Erzählungen (1959)
  • Schicksalsanekdoten (1960)
  • Die Rache der Wahrheit. Eine Marionettenkomödie (Hörspielbearbeitung von Christine von Kohl, Regie: Ludwig Cremer, Hessischer Rundfunk, 26. Dezember 1960)
  • Schatten wandern übers Gras (1961)
  • Die unsterbliche Geschichte (1965)
  • Ehrengard (1965; Auf eigenen Wegen, 1991)
  • Babettes Gastmahl (1976; Babettes Fest, 1989)
  • Gespensterpfade. Nachgelassene Erzählungen (1982)
  • Moderne Ehe und andere Betrachtungen (1987)
  • Briefe aus Afrika 1914 – 1931 (1988, hg.: Frans Lasson)
  • Mottos meines Lebens. Betrachtungen aus drei Jahrzehnten (1993)
  • Karneval. Erzählungen aus dem Nachlass (1995)
  • Stürme (1996)

Quelle: Dieter Wunderlich, AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts
© Piper Verlag, München 2009
Überall im Buchhandel

Fußnoten wurden in der Leseprobe weggelassen. Zitate:
Tania Blixen: Jenseits von Afrika, 2007, S. 313 / 315
Detlef Brennecke: Tania Blixen, 1996, S. 56

Detlef Brennecke: Tania Blixen
Tania Blixen: Jenseits von Afrika
Sydney Pollack: Jenseits von Afrika

Matthias Lohre - Der kühnste Plan seit Menschengedenken
Herman Sörgel und sein Projekt Atlantropa hat Matthias Lohre sich nicht ausgedacht. Daraus hat er mit schon fast überschäumender Fabulierlaune einen fulminanten Roman gemacht: "Der kühnste Plan seit Menschengedenken". Vor dem realen Hintergrund der Weimarer Republik, der NS-Herrschaft und der Nachkriegszeit erzählt Matthias Lohre eine packende Geschichte, die sich um visionäre Ideen, den Glauben an technischen Fortschritt, aber auch um Verrat, Hass und Antisemitismus dreht.
Der kühnste Plan seit Menschengedenken