Julius von Payer und Carl Weyprecht

Österreichisch-ungarische Nordpolexpedition

Julius von Payer und Carl Weyprecht leiteten 1871 eine k. u. k. Spitzbergen-Expedition auf der Fregatte „Isbjörn“ und 1872 bis 1874 eine österreichisch-ungarische Nordpolexpedition zur Erforschung der Nordostpassage, für die man eigens ein Schiff hatte bauen lassen – die „Admiral Tegetthoff“ –, das allerdings aufgegeben werden musste, nachdem es vor Franz-Joseph-Land (auch: Franz Josef Land) vom Packeis eingeschlossen worden war. Der Besatzung gelang es, zu Fuß über das Eis zurückzukehren.

Franz-Joseph-Land

Das bedeutendste Ergebnis der österreichisch-ungarische Nordpolexpedition war die Wiederentdeckung einer Inselgruppe, die bereits 1865 von dem norwegischen Robbenfänger Nils Fredrik Rönnebeck gesichtet worden war („Rönnebeck-Land“) und nun zu Ehren des österreichischen Kaisers den Namen Franz-Joseph-Land erhielt. Es handelt sich um 85 Inseln nördlich von Nowaja Semlja, von denen einige über 700 Meter hoch mit Polareis bedeckt sind. 1929 nahm die UdSSR das Franz-Joseph-Land in Besitz.

Julius von Payer

Julius von Payer wurde am 2. September 1841 in Schönau bei Teplitz in Böhmen geboren.

Er kam als Kadett zum Militär der Doppelmonarchie, wurde 1864 Kommandant des Lagunenforts Lombardo bei Chioggia und erkundete als Bergsteiger vor allem die Ortlergruppe. 1868 berief ihn der österreichische Kriegsminister als Generalstabsoffizier ans militärgeographische Institut in Wien, und die Universität Halle verlieh ihm wegen seiner bergsteigerischen Publikationen einen Ehrendoktor.

Nachdem Fanny Kann, die Ehefrau des Bankiers Beer Moses Kann in Frankfurt am Main, Julius von Payer 1876 bei einer Kur in Franzensbad kennen gelernt hatte, ließ sie sich scheiden und heiratete den vier Jahre älteren Bergsteiger und Polarforscher. Das Paar lebte in Frankfurt. Das dort begonnene Kunststudium setzte Julius von Payer 1880 in München fort. Zum Jahreswechsel 1882/83 zog das Ehepaar mit den beiden Kindern – der vierjährigen Tochter Oliva Julia Fanny und dem ein Jahr alten Sohn Julius – nach Paris, wo Julius von Payer sich weiter als Maler betätigte.

1890 trennte sich Julius von Payer von seiner Familie, zog allein nach Wien und eröffnete eine Malschule für junge Damen. Außerdem hielt er zahlreiche Vorträge.

Nach einem Schlaganfall am 26. Mai 1912 konnte Julius von Payer nicht mehr sprechen. Eine Wienerin pflegte ihn, bis er am 29. August 1915 während eines Kuraufenthalts in Veldes (Slowenien) an einem Herzanfall starb.

Carl Weyprecht

Carl (Karl) Weyprecht wurde am 8. September 1838 in Darmstadt geboren.

Im Alter von achtzehn Jahren kam er zur österreichisch-ungarischen Kriegsmarine. 1866 zeichnete er sich in der Seeschlacht von Lissa durch Umsicht und Kühnheit aus.

Von 1879 bis zu seinem Tod am 29. März 1881 in Michelstadt arbeitete Carl Weyprecht an der Meteorologischen Anstalt in Wien.

Nordostpassage, Nordöstliche Durchfahrt

Der schwedische Polarforscher Adolf Erik Freiherr von Nordenskjöld (1832 – 1901) ließ sich 1878 wohlüberlegt auf der „Vega“ vom Eis einschließen. Wie geplant, driftete das Schiff durch die Polarnacht und kam im folgenden arktischen Sommer wieder frei. Da ließ Freiherr von Nordenskjöld Segel setzen, durchfuhr die Behring-Straße und erreichte am 2. September 1879 Yokohama. Als Erster hatte er die Nordostpassage (auch: Nordöstliche Durchfahrt) bezwungen – eine Route, die erst bedeutsam wurde, als es die Technik Eisbrechern und Riesentankern ermöglichte, die Route ohne einzufrieren zu befahren und die UdSSR sie 1967 für die internationale Schifffahrt freigab.

Erinnerung an die „k. u. k. österreichisch-ungarische Nordpolexpedition“

2005 fand eine Payer-Weyprecht-Gedächtnisexpedition statt. Darüber veröffentlichte Christoph Höbenreich den Bildband „Expedition Franz Josef Land. In der Spur der Entdecker nach Norden“ (Verlag Frederking & Thaler, München 2007, ISBN 978-3-89405-499-1).

Christoph Ransmayr schrieb über die österreichisch-ungarische Nordpolexpedition den Roman „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“.

Und Frank Berger verfasste die Biografie: „Julius Payer. Die unerforschte Welt der Berge und des Eises. Bergpionier – Polarfahrer – Historienmaler“ (Tyrolia-Verlag, Innsbruck / Wien 2015, 268 Seiten, ISBN 978-3-7022-3441-6).

© Dieter Wunderlich 2007 / 2015

Christoph Ransmayr: Die Schrecken des Eises und der Finsternis

Andrzej Stasiuk - Die Welt hinter Dukla
"Die Welt hinter Dukla" ist kein Roman mit einer Handlung, sondern eine Sammlung von Episoden und Erinnerungen, Beobachtungen und Beschreibungen, wobei sich die Miniaturen zu einem poetischen Ganzen fügen.
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