Spiegelbild im goldenen Auge

Spiegelbild im goldenen Auge

Spiegelbild im goldenen Auge

Spiegelbild im goldenen Auge – Originaltitel: Reflections in a Golden Eye – Regie: John Huston – Drehbuch: Chapman Mortimer, Gladys Hill, nach dem Roman "Spiegelbild im goldnen Auge" von Carson McCullers – Kamera: Aldo Tonti – Schnitt: Russell Lloyd – Musik: Toshiro Mayuzumi – Darsteller: Elizabeth Taylor, Marlon Brando, Brian Keith, Julie Harris, Zorro David, Gordon Mitchell, Irvin Dugan, Fay Sparks, Robert Forster, Ed Metzger u.a. – 1967; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Major Weldon Penderton lebt mit seiner Ehefrau Leonora in einem Camp der US Army im Süden der USA. Hinter der Fassade militärischer Disziplin quält ihn seine Homophilie. Leonora verachtet ihn und vergnügt sich mit Colonel Morris Langdon. Dessen Frau Alison ist herzkrank und depressiv. Umsorgt wird sie von dem feinfühligen Diener Anacleto. Der Stallbursche Williams, ein Einzelgänger, dringt mitunter ins Haus der Pendertons ein und schaut Leonora beim Schlafen zu ..
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Kritik

In seiner Verfilmung des Romans "Spiegelbild im goldnen Auge" von Carson McCullers greift John Huston die literarischen Reflexionen in Form von optischen Spiegelungen auf. Auch die Symbolik der Vorlage gibt er wieder.
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Major Weldon Penderton (Marlon Brando) lebt mit seiner attraktiven, launischen Ehefrau Leonora (Elizabeth Taylor) in einem Haus, das zu einem Camp der US Army im Süden der USA gehört. Hinter der Fassade militärischer Disziplin quält ihn seine Homophilie. Vor einiger Zeit schwärmte er heimlich für den Außenseiter Captain Murray Weincheck (Irvin Dugan), und um etwas von ihm zu besitzen, stahl er ihm einen silbernen Löffel.

Leonora verachtet Weldon und verspottet ihn, indem sie sich vor seinen Augen im Wohnzimmer nackt auszieht, Kleid und Unterwäsche am Boden liegen lässt und die Treppe zu ihrem Schlafzimmer nach oben geht. Wichtiger als Weldon ist ihr der feurige Hengst Firebird, mit dem sie täglich ausreitet. Dabei wird sie des Öfteren von Colonel Morris Langdon (Brian Keith) begleitet, mit dem sie eine Affäre hat.

Langdons Ehefrau Alison (Julie Harris) ist nicht über den Tod ihrer kleinen Tochter Catherine vor drei Jahren hinweggekommen und leidet zudem unter Herzproblemen. Umsorgt wird sie von dem unkonventionellen philippinischen Diener Anacleto (Zorro David), der ebenso gebildet und kunstsinnig ist wie sie. Er liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Einmal malt er ihr einen Pfau mit einem riesigen goldenen Auge, in dem sich die Umgebung spiegelt.

Eines Tages beauftragt Penderton den Gefreiten Williams (Robert Forster), der auch als Stallbursche für ihn und seine Frau tätig ist, das Gestrüpp im Garten zu beseitigen. Bei Williams handelt es sich um einen undurchsichtigen Einzelgänger, der wenig spricht und nachts splitternackt und ohne Sattel auf Firebird durch den Wald galoppiert. Danach dringt er mitunter ins Haus der Pendertons ein und schaut bis zum Morgengrauen unbemerkt Leonora beim Schlafen zu.

Während Leonora eine Party gibt, will Penderton Firebird bezwingen. Obwohl er ein schlechter Reiter ist, gibt er ihm die Sporen, bis der Hengst nicht mehr zu halten ist. Eine Weile kann Penderton sich im Sattel halten, dann wirft Firebird ihn ab. Die Niederlage macht Penderton rasend. Er hält Firebird am Zügel fest, hebt einen Ast auf und prügelt damit auf das Tier ein, bis er schluchzend zusammenbricht.

Da taucht Williams auf. Ohne sich um Penderton zu kümmern, führt er das Pferd zurück und versorgt dort die Verletzungen des Tieres. Als Leonora einige Zeit später in den Stall kommt und sieht, was mit Firebird geschehen ist, nimmt sie ihre Reitpeitsche und zieht sie ihren Mann vor den Partygästen mehrmals durchs Gesicht.


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Leonora besucht mit Weldon und Morris einen Boxkampf. Auch William sitzt unter den Zuschauern. Während Morris und Leonora hingerissen den Kampf verfolgen, blicken Penderton und Williams sich an. Williams, den das Boxen anwidert, geht vorzeitig. Penderton folgt ihm, kehrt jedoch vor dem Quartier der Soldaten um. Ein von Williams zerknülltes und weggeworfenes Stück Einwickelpapier nimmt er als Andenken mit nach Hause.

Spätabends sieht Alison durchs Fenster, wie jemand zum Haus der Pendertons schleicht. Sie weiß von der Affäre ihres Mannes mit Leonora, und weil sie den Eindringling für Morris hält, geht sie hinüber und fordert Penderton auf, ins Schlafzimmer seiner Frau zu schauen. Dort findet der Major jedoch nicht Langdon, sondern Williams vor. Der Soldat, der Leonora wieder beim Schlafen zuschauen wollte, flieht.

Alison kehrt in ihr Haus zurück und sagt Morris, Leonora betrüge nicht nur ihren Mann mit ihm, sondern zugleich sie beide mit dem Stallburschen. Sie verlangt die Scheidung und will mit Anacleto zusammen fort. Langdon lässt sie daraufhin in eine geschlossene psychiatrische Anstalt einweisen. Dort erliegt sie nach kurzer Zeit einem Herzanfall.

Anacleto verschwindet spurlos.

Während eines nächtlichen Gewitters sieht Penderton Williams im Garten. In der Hoffnung, der Soldat komme zu ihm, setzt er sich aufs Bett und wartet. Als er hört, wie Williams in Eleonoras Schlafzimmer schleicht, nimmt er wütend seine Pistole, stürmt hinüber und erschießt den Soldaten. Leonora wacht erschrocken auf und schreit gellend.

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John Huston verfilmte den 1941 von Carson McCullers veröffentlichten Roman „Reflections in a Golden Eye“ („Spiegelbild im goldnen Auge“, Übersetzung: Richard Moering, Diogenes Verlag, Zürich 2002, Neuausgabe: 2011, 176 Seiten, ISBN 978-3-257-06803-0).

„Spiegelbild im goldenen Auge“ (der deutsche Filmtitel hat ein E mehr als der Romantitel) ist wohl der erste Hollywood-Film, der sich um das Thema Homosexualität dreht. Der Hengst, das Gestrüpp im Garten und vieles andere ist symbolisch. Die literarischen Reflexionen Carson McCullers‘ greift John Huston in Form von optischen Spiegelungen auf. Der eitle Major Weldon Penderton übt mehrmals Auftritte vor dem Wandspiegel. Er ist einsam, denn seine Frau verachtet ihn, und seine homoerotischen Neigungen muss er als amerikanischer Offizier in den Südstaaten verbergen. Im Gegensatz zu ihm findet Alison Langdon ihren Widerhall in einem anderen Menschen, in ihrem sensiblen Diener Anacleto, der mit ihr fühlt und unbewusst ihre Mimik imitiert, als er ihr bittere Medizin einflößen muss. Der Titel bezieht sich auf ein Gemälde Anacletos: Im goldenen Auge eines Pfaus spiegelt sich die Umgebung verzerrt. Bei einer anderen Szene sehen wir das Geschehen als Spiegelbild im Auge des heimlichen Beobachters Williams. Immer wieder blicken wir durch eine Fensterscheibe von innen nach außen oder umgekehrt.

Ursprünglich plante John Huston, die Farben der Bilder mit einem Goldton zu überlagern, aber das Ergebnis gefiel ihm offenbar nicht.

Gedreht wurde im Herbst 1966 in Mineola auf Long Island und in den Dino De Laurentiis-Studios in Rom.

Die Szenen, in denen Leonora Penderton nackt durchs Haus geht, wurden nicht mit Elizabeth Taylor, sondern mit einem Double aufgenommen.

Übrigens ist der damals siebenundzwanzig Jahre alte Schauspieler Harvey Keitel in einer kleinen Rolle als Soldat zu sehen. Im Nachspann wird er allerdings nicht erwähnt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

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