Die Hebamme

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Die Hebamme

Originaltitel: Die Hebamme. Auf Leben und Tod – Regie: Dagmar Hirtz – Drehbuch: Peter Probst – Kamera: Jo Heim – Schnitt: Nicola Undritz – Musik: Gerd Baumann, Gregor Hübner – Darsteller: Brigitte Hobmeier, Misel Maticevic, August Zirner, Phillippa ("Pippa") Galli, Karl Fischer, Maria Hofstätter, Anna Maria Sturm, Amelie Kiefer, Caroline Ebner, Johanna Bittenbinder, Doris Plörer, Florian Brückner, Carmen Gratl, Johannes Zeiler u.a. – 2010; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Die Hebamme Rosa Koebl lebt mit ihrer jüngeren Schwester Anna in einem Tiroler Bergdorf. Die Eltern sind schon lange tot. Als die 17-jährige Anna 1813 von einem Jungbauern geschwängert wird und dieser die Vaterschaft leugnet, folgt Rosa mit ihr dem Medikus Gennaro Kauner, der seit kurzem in München ein Gebärhaus leitet. Dort erkranken mehrere Frauen, denen sie bei der Nottaufe der Embryos Weihwasser in den Uterus spritzte, an einem Fieber. Als sie deshalb bei einer weiteren Nottaufe das Weihwasser weglässt, wird sie angezeigt ...
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Kritik

"Die Hebamme. Auf Leben und Tod" veranschaulicht das fehlende Wissen über die Zusammenhänge zwischen Hygiene und Infektionskrankheiten zu Beginn des 19. Jahrhunderts ebenso wie die Unterdrückung der Frauen.
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1813. Die Hebamme Rosa Koebl (Brigitte Hobmeier) lebt mit ihrer siebzehnjährigen Schwester Anna (Phillippa „Pippa“ Galli) in einem Tiroler Bergdorf. Als Rosa so alt war wie Anna jetzt ist, starb die Mutter bei deren Geburt. Und der Vater kam bald darauf ums Leben. Seither wohnen sie allein im Elternhaus.

Rosa hilft der Bäuerin Maria Lackner (Carmen Gratl) gegen den Willen der bigotten Schwiegermutter bei der Entbindung des achten Kindes. Ein paar Stunden nach der Geburt kommt der Bauer Beni Lackner (Johannes Zeiler) nach Hause und verlangt von seiner Frau, dass sie den Stall ausmistet. Als Rosa protestiert, wirft er sie hinaus.

Kurz darauf merkt Rosa, dass Anna schwanger ist. Offenbar wurde sie von Karl Bachler (Florian Brückner) geschwängert, dem Jungbauern, auf dessen Hof Anna als Dienstmagd arbeitet. Rosa geht hinüber und stellt ihn zur Rede, aber er leugnet hochnäsig, eine Magd angefasst zu haben. Um der Schande zu entgehen, versucht Anna sich zu ertränken. Aber Rosa und der junge Medikus Gennaro Kauner (Misel Maticevic), der sich gerade als Gast des Pfarrers (Karl Fischer) in dem Bergdorf aufhält, ziehen sie noch rechtzeitig aus dem Wasser.

Kauner, der in München ein erst kürzlich gegründetes Gebärhaus leitet, staunt über den Erfahrungsschatz der klugen Hebamme und teilt viele fortschrittliche Gedanken mit ihr. Als er abreist, bittet Rosa ihn, sie und ihre Schwester mitzunehmen, denn im Heimatdorf wird eine unverheiratete Schwangere aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Anna soll ihr Kind im Gebärhaus zur Welt bringen.

Medizinalrat Jakob Aigner (August Zirner) von der Universität, dem das Gebärhaus untersteht, erlaubt Kauner, Rosa als Hebamme und Ausbilderin einzustellen. Zugleich äußert er die Erwartung, dass es dem Medikus endlich gelingt, die Bettenbelegung zu verbessert. Aber viele Schwangere meiden das Gebärhaus, in dem die Frauen von einem Arzt im Beisein von Studenten untersucht werden. Kauner hofft, dass Rosa und deren Assistentin Gerlinde (Anna Maria Sturm) dabei helfen, die Geburtenzahl im Gebärhaus zu erhöhen.

Tatsächlich kann Rosa zum Beispiel eine Frau namens Afra (Maria Hofstätter), die auf der Straße Stimmung gegen den Medikus gemacht hat, dazu überreden, ihr fünftes Kind im Gebärhaus zur Welt zu bringen. Weil es so aussieht, als überlebe Afra die Entbindung nicht, erhält sie die Letzte Ölung, und die Hebamme spritzt Weihwasser in den Uterus, um den Embryo zu taufen. Mutter und Kind überleben, aber kurz darauf beginnt Afra zu fiebern. Weil erst kürzlich eine der Mütter (Zora Thiessen) am Fieber starb, nachdem das Kind im Mutterleib notgetauft worden war, äußert Rosa die Befürchtung, dass das abgestandene Weihwasser das Fieber verursacht haben könnte. Kauner hält das für möglich, verfolgt den Gedanken jedoch nicht weiter, weil er nicht mit der Kirche in Konflikt geraten möchte.

Er schlägt Rosa vor, ein Buch über ihr Wissen und ihre Erfahrungen zu schreiben. Obwohl sie sich auch privat näher kommen und küssen, achtet der Medikus weiterhin darauf, dass die Hebamme seine Autorität nicht in Frage stellt. Das fällt Rosa schwer, wenn sie in der Frage, wie eine Schwangere behandelt werden sollte, anderer Meinung ist.

Anna hat sich inzwischen mit dem obdachlosen Waisenmädchen Martha Poeschl (Amelie Kiefer) angefreundet. Martha ist ebenfalls schwanger. Sie wuchs im Findelhaus auf und möchte aufgrund dieser Erfahrung auf keinen Fall, dass es ihrem Kind ebenso ergeht. Lieber bringe sie es um, sagt sie.

Als die Niederkunft ansteht, entscheidet Kauner, dass wegen einer zu engen Beckenöffnung ein Kaiserschnitt gemacht werden muss. Vergeblich widerspricht Rosa. Sie weiß, dass bisher keine der von ihm operierten Frauen den neuartigen Eingriff überlebte. Ohnmächtig muss sie die Schreie des Mädchens anhören, dem ohne Narkose der Bauch geöffnet wird. Wie befürchtet, stirbt Martha. Kauner kann nur das Kind retten. Den Vorschriften entsprechend ordnet er an, es ins Findelhaus zu bringen.

Rosa widersetzt sich nicht nur heimlich dieser Anordnung, sondern zeigt Kauner außerdem bei Medizinalrat Aigner an. Ihrer Überzeugung nach nahm der Medikus den Tod einer Schwangeren in Kauf, um, getrieben von Ehrgeiz und Eitelkeit, mit dem Kaiserschnitt experimentieren zu können. Aigner gibt der Hebamme zu bedenken, dass man ihr im Fall einer falschen Anschuldigung die Zulassung nehmen werde. Dennoch bleibt sie bei ihrer Anzeige und zwingt den Medizinalrat damit, eine Untersuchung einzuleiten.

Vergeblich klopft Rosa mit dem Kind an der Pforte eines Klosters. Die Nonne, die ihr öffnet, will nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen, das vorschreibt, ein verwaistes Kind ins Findelhaus zu bringen.

Afra, die sich vom Kindbettfieber erholt und das Gebärhaus verlassen hat, übernimmt es, Marthas Kind zu stillen und behält es, als Rosa und die hochschwangere Anna vor dem Zugriff der Gendarmerie aus München fliehen.

Sie kehren in ihr Heimatdorf zurück. Dort haben sie jedoch kein Zuhause mehr, denn Luisa (Caroline Ebner), ihre ältere Schwester, hat das Elternhaus inzwischen Karl Bachler verkauft. Zuflucht finden sie bei Rosas Freundin Kathi (Johanna Bittenbinder).

Rosa ist entsetzt, als sie erfährt, dass Maria Lackner bald nach der letzten Geburt starb und die alte Lacknerin seither behauptet, die Hebamme habe ihre Schwiegertochter verhext.


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Zum Patronatsfest kommt auch Gennaro Kauner wieder ins Dorf. Er gesteht Rosa, dass sie Recht hatte. Bei der Obduktion von Marthas Leiche stellte sich heraus, dass er das Becken falsch vermessen hatte und ein Kaiserschnitt deshalb nicht erforderlich gewesen wäre. (Allerdings ließ Medizinalrat Aigner attestieren, dass Martha Poeschl eine normale Geburt aufgrund einer Herzschwäche nicht überlebt hätte.)

Noch während des Fests wird Rosa zu Anna gerufen. Die Wehen haben eingesetzt. Das Kind liegt quer. Der Medikus ermutigt die Hebamme, den Embryo mit ihren Methoden zu drehen. Der Pfarrer eilt herbei, und als er die Schwangere vor Schmerzen schreien hört, besteht er darauf, dass Rosa das ungeborene Kind auf der Stelle nottauft. Dessen Seelenheil sei wichtiger als alles andere. Widerstrebend murmelt Rosa die vorgeschriebenen Worte, aber sie spritzt kein Weihwasser in den Uterus, weil sie nach wie vor an einen Zusammenhang zwischen dem Weihwasser und dem Kindbettfieber glaubt. Aufgebracht kündigt der Geistliche daraufhin an, Rosa wegen des Rechtsverstoßes vor Gericht zu bringen.

Anna überlebt die schwierige Geburt und bringt ein gesundes Kind zur Welt.

Kauner drängt Rosa, ihn nach Wien zu begleiten, um der Strafverfolgung zu entgehen. Stattdessen bleibt sie, bis zwei Gendarmen kommen und sie festnehmen. Wegen Kindesentführung wird sie zu drei Jahren Haft verurteilt, und ihre Zulassung als Hebamme verliert sie, weil sie bei der Nottaufe kein Weihwasser verwendete.

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In dem Fersehfilm „Die Hebamme. Auf Leben und Tod“ veranschaulichen Peter Probst (Drehbuch) und Dagmar Hirtz (Regie) das fehlende Wissen über die Zusammenhänge zwischen Hygiene und Infektions-krankheiten zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Erst in den Vierzigerjahren erkannte Ignaz Semmelweis am k. k. allgemeinen Krankenhaus in Wien die Bedeutung beispielsweise des Händewaschens und sauberer Arztkittel. Peter Probst und Dagmar Hirtz deuten in „Die Hebamme. Auf Leben und Tod“ aber auch die schlimmen Zustände in den Findelhäusern an und erzählen von der rücksichtslosen Unterdrückung der Frauen in der patriarchalischen Gesellschaft. Da verlangt ein Bauer von seiner Frau wenige Stunden nach der Geburt eines Kindes, dass sie den Stall ausmistet. Aber auch der fortschrittsgläubige Medikus achtet darauf, dass die erfahrene Hebamme seine Autorität nicht in Frage stellt.

Gedreht wurde „Die Hebamme. Auf Leben und Tod“ im Mai/Juni 2009 in Tirol. Die Premiere fand am 28. Juni 2010 beim Filmfest München statt. Das ORF 2 zeigte den Film erstmals am 1. November 2010. In Deutschland war „Die Hebamme. Auf Leben und Tod“ erstmals am 9. Mai 2011 zu sehen (ZDF).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

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