Der Untergang

Der Untergang

Der Untergang

Originaltitel: Der Untergang - Regie: Oliver Hirschbiegel - Drehbuch: Bernd Eichinger, nach "Der Untergang. Hitler und das Ende des Dritten Reiches" von Joachim Fest und "Bis zur letzten Stunde. Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben" von Traudl Junge und Melissa Müller - Kamera: Rainer Klausmann - Schnitt: Hans Funck - Musik: Stephan Zacharias - Darsteller: Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Corinna Harfouch, Ulrich Matthes, Juliane Köhler, Heino Ferch, Christian Berkel, Matthias Habich, Thomas Kretschmann u.a. - 2004; 150 Minuten

Inhaltsangabe

Während der Häuserkampf in Berlin bereit tobte, nahm Adolf Hitler am 20. April 1945 im "Führerbunker" unter der zerbombten Neuen Reichskanzlei in Berlin die Glückwünsche zu seinem 56. Geburtstag entgegen. Zwei Tage später zog Joseph Goebbels mit seiner Frau und seinen sechs Kindern in den Bunker, den sie alle nicht mehr lebend verlassen sollten. – Bernd Eichinger und Oliver Hirschbiegel haben die letzten zwölf Tage des Untergangs rekonstruiert.

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Kritik

Kein anderer deutscher Film sorgte 2004 für so viel Diskussion wie "Der Untergang", denn wer Adolf Hitler mit menschlichen Eigenschaften zeigt, gerate in Gefahr, ihn zu verharmlosen, heißt es. Aber dieser Gefahr sind Oliver Hirschbiegel und Bernd Eichinger nicht erlegen; sie haben immer wieder groteske Szenen eingebaut, die den Wahnsinn des NS-Regimes veranschaulichen.
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Am 16. April waren zweieinhalb Millionen sowjetische Soldaten über die Oder vorgedrungen und hatten mit der „Schlacht um Berlin“ begonnen. Adolf Hitler nimmt am 20. April die Glückwünsche zu seinem 56. Geburtstag entgegen, und zwar im „Führerbunker“ unter der gigantomanischen Neuen Reichskanzlei, die bereits im Artilleriefeuer sowjetischer Geschütze liegt. Während sich Hermann Göring (Mathias Gnädinger) und Heinrich Himmler (Ulrich Noethen) nach dem Gratulieren aus der eingeschlossenen und hart umkämpften Reichshauptstadt absetzen, zieht Joseph Goebbels (Ulrich Matthes) mit seiner Frau Magda (Corinna Harfouch) und ihren sechs Kindern am 22. April zu seinem Idol in den „Führerbunker“. (Ihren Sohn Harald aus erster Ehe weiß Magda Goebbels in einem englischen Kriegsgefangenenlager in Nordafrika.) Albert Speer (Heino Ferch) kommt tags darauf noch einmal vorbei, um sich von Hitler und Magda Goebbels zu verabschieden. Dabei gesteht er dem „Führer“, dass er dessen Befehl, vor dem Anrücken der Alliierten die Infrastruktur des Deutschen Reiches zu zerstören, missachtet hat. Hitler sagt darauf (im Film):

Wenn der Krieg verloren geht, wird auch das Volk verloren sein. Es ist nicht notwendig, auf die Grundlagen, die das deutsche Volk zu seinem primitivsten Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil ist es besser, selbst diese Dinge zu zerstören. Denn das Volk hat sich als das schwächere erwiesen, und dem stärkeren Ostvolk gehört ausschließlich die Zukunft. Was nach diesem Kampf übrig bleibt, sind ohnehin nur die Minderwertigen, denn die Guten sind gefallen.
(Eigentlich stammt das Zitat aus einer Unterredung Hitlers mit Albert Speer am 19. März 1945.)

Am 25. April schließt sich die von zwei sowjetischen Heeren gebildete Zange um Berlin, und auf der zerstörten Elbbrücke in Torgau reichen sich Rotarmisten und US-Soldaten die Hand: Das Deutsche Reich ist nun in einen nördlichen und einen südlichen Teil unter Großadmiral Karl Dönitz bzw. Generalfeldmarschall Albert Kesselring zerteilt.

Die Testpilotin Hanna Reitsch (Anna Thalbach) und der Luftwaffengeneral Robert Ritter von Greim (Dietrich Hollinderbäumer) überfliegen am 26. April mit einem „Fieseler Storch“ die sowjetischen Linien, landen auf der Ost-West-Achse von Berlin und melden sich bei Hitler im Bunker. Der ernennt Ritter von Greim zum Nachfolger Hermann Görings, der am 23. April vom Obersalzberg anfragte, ob er die Führung des Deutschen Reichs übernehmen solle – was von Hitler als Akt der Untreue aufgefasst wurde. Mehr noch als über den Reichsmarschall (nicht „Reichsfeldmarschall“, wie es im Film heißt) erregt Hitler sich über Heinrich Himmler, denn durch eine BBC-Meldung vom 28. April erfährt er, dass der Reichsführer-SS Friedensgespräche mit den Alliierten aufzunehmen versuchte. Trotz einer Fußverletzung erhält Ritter von Greim den Auftrag, Berlin wieder zu verlassen und Himmler zur Rechenschaft zu ziehen. Dessen Verbindungsoffizier, Hermann Fegelein (Thomas Kretschmann), Eva Brauns Schwager, der sich am 25. April heimlich aus dem „Führerbunker“ entfernt hatte, wird noch in der Nacht aufgegriffen und füsiliert.

Am 28. April diktiert Hitler seiner Sekretärin Traudl Junge sein politisches und sein persönliches Testament. Dann trifft ein Gauamtsleiter ein, den Goebbels holen ließ, weil er als Standesbeamter amtieren soll bei der Eheschließung von Adolf Hitler und Eva Braun (Juliane Köhler). Als Traudl Junge ihr Stenogramm mit Hitlers Testamenten abtippt, kommt plötzlich Goebbels herein und teilt ihr mit Tränen in den Augen mit, der „Führer“ habe ihm befohlen, Berlin zu verlassen und das Amt des Reichskanzlers zu übernehmen. Zum ersten Mal müsse er sich weigern, einen „Führerbefehl“ auszuführen.

Am 30. April isst Adolf Hitler mit Traudl Junge, ihrer Kollegin Gerda Christian (Birgit Minichmayr) und der Diätköchin Constanze Manziarly (Bettina Redlich) zu Mittag, während Eva Braun in ihrem Zimmer bleibt. Dann verabschieden er und Eva Braun sich von seinen engsten Mitarbeitern. Als die Tür zu seinen Privaträumen ins Schloss fällt, verliert Magda Goebbels die Fassung. Schluchzend verlangt sie, noch einmal mit Hitler sprechen zu dürfen. Sein Adjutant Otto Günsche (Götz Otto) klopft. Ungehalten öffnet Hitler die Tür. Magda fleht ihn an, Berlin zu verlassen, wird aber von Günsche und ihrem Mann weggezogen. Die Anwesenden warten, bis sie aus Hitlers Privatraum den erwarteten Schuss hören. Dann sorgt Günsche dafür, dass die Leichen von Adolf Hitler und Eva ein paar Meter vor einem Ausgang des Bunkers mit Benzin übergossen und verbrannt werden, denn Hitler wollte auf keinen Fall, dass die Russen seine Leiche finden.

Am 1. Mai gibt Magda Goebbels ihren sechs Kindern ein Schlafmittel zu trinken, und einige Zeit später zerdrückt sie in jedem ihrer Münder eine Zyankali-Kapsel. Dann geht sie entschlossen mit ihrem Mann hinauf ins Freie. Sie sprechen kein Wort. Nachdem Goebbels seine Frau und sich erschossen hat (so der Film; in Wirklichkeit ließen sie sich wohl von einem SS-Offizier töten), werden ihre Leichen ebenfalls mit Benzin übergossen und angezündet.

In der folgenden Nacht versuchen die meisten der etwa zweihundert Menschen, die noch im „Führerbunker“ ausgeharrt haben, einen Ausbruch. Auch Traudl Junge gehört zu einem der Trupps, die durch U-Bahn-Schächte fliehen und sich in Kellern vor den russischen Soldaten verstecken, die bis in die unmittelbare Nähe der Ruine der Neuen Reichskanzlei vorgedrungen sind. – Am 2. Mai 1945 kapituliert der Berliner Stadtkommandant.

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Mit einem Budget von 13,5 Millionen Euro rekonstruierte Oliver Hirschbiegel die letzten zwölf Tage der „Schlacht um Berlin“ (20. April bis 2. Mai 1945). Gedreht wurde vom 12. August bis 8. November 2003 in einem detailgetreuen Nachbau des „Führerbunkers“ auf dem Filmgelände in München-Geiselgasteig und in Straßenzügen von St. Petersburg.

Bei der Abfassung des Drehbuchs für „Der Untergang“ griff Bernd Eichinger vor allem auf zwei Bücher zurück:

Nach einem kurzen Vorspiel im November 1942 im „Führerhauptquartier“ bei Rastenburg in Ostpreußen, wo die zweiundzwanzigjährige Sekretärin Traudl Junge (Alexandra Maria Lara) von Adolf Hitler (Bruno Ganz) als Sekretärin eingestellt wird, geht es um den Untergang des NS-Regimes.

Den Hauptteil des Films hat Oliver Hirschbiegel eingerahmt mit Ausschnitten aus dem Interview, das André Heller im Frühjahr 2001 mit Traudl Junge führte. („Im toten Winkel. Hitlers Sekretärin“). Zu Beginn hören wir die Einundachtzigjährige nur sprechen. Zum Schluss sehen wir sie auch. Sie berichtet, wie sie auf einer Gedenktafel für Sophie Scholl in München zufällig auf das Geburtsjahr der Widerstandskämpferin stieß:

Da habe ich gesehen, dass sie [ungefähr] mein Jahrgang war und dass sie in dem Jahr, als ich zu Hitler kam, hingerichtet wurde. In diesem Augenblick habe ich gespürt, dass es keine Entschuldigung ist, jung zu sein, sondern dass man auch hätte vielleicht Dinge erfahren können.

Erzählt wird in „Der Untergang“ parallel aus zwei Perspektiven: Das Geschehen im „Führerbunker“ sehen wir vor allem aus dem Blickwinkel von Hitlers Sekretärin Traudl Junge, und den Häuserkampf erleben wir zum großen Teil mit dem verzweifelten Hitlerjungen Peter (Donevan Gunia), der zuerst mit ein paar anderen Kindern fanatisch gegen die Panzer der Roten Armee kämpft und von dem für wenige Minuten ans Tageslicht zurückgekehrten „Führer“ im Garten der Reichskanzlei gelobt wird, dann aber die Sinnlosigkeit seines Einsatzes begreift und zu seinen Eltern zurückkehrt, die unmittelbar vor dem Ende der „Schlacht um Berlin“ getötet werden. Bei seiner Flucht trifft Peter zufällig auf Traudl Junge, die mit einem der letzten Trupps aus der Reichskanzlei gekommen ist, aber den Kontakt zu den anderen verloren hat. Gemeinsam werden sie es schaffen.

Durch den Kontrast des sinnlosen Häuserkampfes mit den Lagebesprechungen im Bunker werden Hitlers Wahn und Realitätsverlust hervorgehoben. Die Offiziere im Bunker betrinken sich angesichts des Untergangs, aber Hitler kümmert sich nicht mehr darum. Er verschiebt am Kartentisch Armeen, die nur noch als seine Hirngespinste existieren; er beauftragt General Ritter von Greim mit der Umorganisation der längst zusammengebrochenen Luftwaffe, droht, er werde die Russen zwischen den Armeen von Großadmiral Karl Dönitz im Norden und Generalfeldmarschall Albert Kesselring im Süden zermalmen und nimmt sich vor, die Kontrolle über die Erdölvorkommen im Kaukasus zurückzugewinnen, denn ohne Treibstoff könne er keine groß angelegten Operationen durchführen. Zur gleichen Zeit inszeniert er den Untergang, seinen eigenen und den der Nation.

Während im Inferno des Häuserkampfs nicht nur die letzten Soldaten, sondern auch der aus Kindern und älteren Männern zusammengestellte „Volkssturm“ aufgerieben werden, feiern Eva Braun und andere Bewohner des „Führerbunkers“ in einem Saal der Neuen Reichskanzlei ein ausgelassenes Fest mit Tanz und Champagner – bis sie durch einen Bombentreffer wieder in den Bunker getrieben werden. Eva Braun klagt Traudl Junge, sie habe sich so auf Berlin gefreut. Dann schenkt sie ihr einen Silberfuchsmantel, und Traudl Junge meint geschmeichelt: „Ich weiß gar nicht, wo ich den anziehen kann.“ Eine grausige Komik! Zumal, wenn in den letzten Stunden vor dem völligen Zusammenbruch noch „Verräter“ an Straßenlaternen erhängt und Soldaten mit Tapferkeitsorden ausgezeichnet werden.

Bernd Eichinger und Oliver Hirschbiegel stellen das Geschehen so authentisch wie möglich dar, ohne es explizit zu analysieren, zu erklären oder zu kommentieren: „Der Untergang“ ist kein politisches Lehrstück. Aber sie haben immer wieder groteske Szenen eingebaut, die den Wahnsinn des NS-Regimes veranschaulichen. Die letzten zwölf Tage repräsentieren dabei die zwölf Jahre des „Dritten Reiches“.

„Der Untergang“ ist nicht nur ein Film über Adolf Hitler, sondern auch über Menschen, die sich von ihm faszinieren oder tyrannisieren ließen. Da sind vor allem die naive Mitläuferin Traudl Junge, die das Geschehen mit großen Augen bestaunt, ohne sich kritisch damit auseinanderzusetzen, und die fanatische Nationalsozialistin Magda Goebbels, die ihre Kinder umbringt, weil sie die Welt nach dem Untergang des Regimes für nicht mehr lebenswert hält. In der Figur des Arztes Prof. Dr. Schenck (Christian Berkel) hat Bernd Eichinger dann auch noch einen Offizier eingebaut, der auf sein Gewissen hört, aber nicht mehr tun kann, als rund um die Uhr Verwundete zu operieren.

Kein anderer deutscher Film sorgte im Herbst 2004 für so viel Diskussion wie „Der Untergang“, denn es gilt als Tabubruch, Adolf Hitler mit menschlichen Eigenschaften zu zeigen. Ich sehe zwar die Gefahr, ihn zu verharmlosen, doch wer Hitler als Monster abtut, bringt sich um die Chance, wenigstens einige der Mechanismen zu durchschauen, die Menschen zu Mördern machen können.

Die NS-Herrschaft schlug nicht wie ein Meteor in die deutsche Geschichte ein; Hitler kann nicht als „Betriebsunfall“ abgetan werden. Auch seine Vasallen wurden nicht als Unmenschen außerhalb der Gesellschaft geboren. Aufgrund ihrer besonderen Karrieren waren sie für die Verbrechen des NS-Regimes verantwortlich, aber am Wochenende spielten sie wie andere liebevolle Familienväter mit ihren Kindern. Gerade die „Banalität des Bösen“ ist das Beunruhigende, denn sie bedeutet, dass die Gefahr von zunächst unauffälligen Mitgliedern einer Gesellschaft ausgeht: „Wir sind eine Bedrohung für uns selbst.“ Wer Hitler oder seine Gefolgsleute dämonisiert, bringt sich um die Chance, wenigstens einige der Mechanismen zu durchschauen, die Menschen zu Mördern machen können.
(Dieter Wunderlich im Vorwort zu seinem Buch: „Göring und Goebbels. Eine Doppelbiografie“. Verlag F. Pustet, Regensburg 2002)

Es gibt inzwischen hunderttausend Studien, die sich mit ihm [Hitler] beschäftigen, wenn nicht sogar mehr: politische, historische, ökonomische, psychologische, psychiatrische, soziologische, theologische, okkultistische und ich weiß nicht was sonst noch für welche. Von allen Seiten hat man ihn eingekreist und erforscht, die Reihe der Bücher, die über ihn erschienen sind, reicht von hier bis zum Stephansdom, mehr Bücher als über irgendeinen anderen Menschen, doch sie haben uns keinen Schritt weitergebracht. Ich habe nicht alles gelesen, denn dafür reicht ein Menschenleben nicht aus, doch wenn jemand ihn befriedigend erklärt hätte, dann wüsste ich es. Er ist das Rätsel geblieben, das er von Anfang an für alle war – nein: er ist durch diee Studien immer rätselhafter geworden. All diese sogenannten Erklärungen haben ihn nur noch unsichtbarer werden lassen, worüber er selbst sehr zufrieden wäre. Wenn Sie mich fragen, dann sitzt er in der Hölle und lacht sich tot. Es wird Zeit, dass sich das ändert. Vielleicht ist die Fiktion das Netz, mit dem man ihn fangen kann.
(Diese Worte legt Harry Mulisch dem fiktiven niederländischen Schriftsteller Rudolf Herter in den Mund. Harry Mulisch: Siegfried. Carl Hanser Verlag, München 2002; Seite 21)

Der Versuch, Menschen, zumal weltgeschichtlichen Figuren, wenigstens ein Stück weit näher zu kommen, bedarf nicht nur des Informativen in der Sphäre von Politik, Geschichte, Soziologie, Psychopathologie etc., es ist vor allem Menschenfantasie nötig, deren Erkenntniskraft nicht für geringer gelten darf als wissenschaftliche. (Oliver Storz: Alles wie echt! Dokudrama – Schwierigkeiten beim Erfinden der Wahrheit. Süddeutsche Zeitung, 2./3. Oktober 2004)

In einigen Details weicht „Der Untergang“ von den Tatsachen ab, etwa wenn Joseph Goebbels sarkastisch im „Führerbunker“ spottet: „Jetzt wird Ihnen das Hälschen durchgeschnitten.“ (In Wirklichkeit fiel der Satz am Ende der letzten Sitzung im Reichspropagandaministerium am 21. April 1945.) Wir haben es jedoch nicht mit einer wissenschaftlichen Darstellung, sondern mit einem Kinofilm zu tun, und das Gesamtbild, das Bernd Eichinger und Oliver Hirschbiegel von den letzten zwölf Tagen des „Untergangs“ präsentieren, ist durchaus zutreffend.

Auf der Grundlage eines exzellenten Drehbuchs, vor ausgesprochen realistisch wirkenden Kulissen und in unpathetischen, atmosphärisch dichten Einstellungen agieren hervorragende Schauspieler, allen voran Bruno Ganz, der Hitler überzeugend darstellt und die Zuschauer erschaudern lässt. Besonders eindrucksvoll ist auch Corinna Harfouch, die beim Schreiben eines Abschiedsbriefes steif aufrecht sitzt, mit versteinerter Miene ihre Kinder tötet und ihre Haltung auch noch bewahrt, als Goebbels mit seiner Pistole auf ihre Brust zielt. Nur als sie Hitler vom Suizid abhalten will, verliert sie kurz die Selbstkontrolle. Der Film erklärt zwar nicht, warum sie kein Wort mit ihrem Mann spricht und sich von ihm auch nicht aufhelfen lässt, als sie vor der Tür der soeben ermordeten Kinder kauert; wenn man jedoch weiß, wie sie von ihm jahrelang betrogen und gedemütigt wurde, ist ihr Verhalten sehr gut nachvollziehbar. Bei Ulrich Matthes‘ eingefallenem Gesicht denkt man unwillkürlich an einen kranken, teuflischen Charakter wie Joseph Goebbels. Juliane Köhler spielt überzeugend Eva Braun, Hitlers Geliebte, die ihm ganz ergeben ist und den Gedanken an den bevorstehenden Tod mit oberflächlicher Heiterkeit, Sekt, Tanz, Geplapper und heimlich gerauchten Zigaretten überspielt. Und Alexandra Maria Lara drückt mit ihrem naiven Blick die Ahnungslosigkeit Traudl Junges sehr gut aus.

Darsteller in „Der Untergang“, die noch nicht genannt wurden:

  • Matthias Habich (Prof. Dr. Werner Haase)
  • Michael Mendl (Helmuth Weidling)
  • André Hennicke (Wilhelm Mohnke)
  • Rolf Kanies (Hans Krebs)
  • Justus von Dohnányi (Wilhelm Burgdorf)
  • Dieter Mann (Wilhelm Keitel)
  • Christian Redl (Alfred Jodl)
  • Thomas Limpinsel (Heinz Linge)
  • Thomas Thieme (Martin Bormann)
  • Gerald Alexander Held (Walter Hewel)
  • Heinrich Schmieder (Rochus Misch)
  • Ulrike Krumbiegel (Dorothee Kranz)
  • Karl Kranzkowski (Wilhelm Kranz)
  • Thorsten Krohn (Dr. Ludwig Stumpfegger)
  • Jürgen Tonkel (Erich Kempka)
  • Devid Striesow (Feldwebel Tornow)
  • Christian Hoening (Dr. Grawitz)
  • Aleksandr Slastin (General Tschuikow)
  • u. a.

Ende September 2004 wurde „Der Untergang“ als deutscher Kandidat für einen der am 27. Februar 2005 in der Kategorie „bester fremdsprachiger Film“ zu verleihenden „Oscars“ benannt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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