Nosferatu

Nosferatu

Nosferatu

Originaltitel: Nosferatu - Regie: Werner Herzog - Drehbuch: Werner Herzog, nach dem Film "Nosferatu. Eine Symphonie des Grauens" von Friedrich Wilhelm Murnau und dem Roman "Dracula" von Bram Stoker - Kamera: Jörg Schmidt-Reitwein - Schnitt: Beate Mainka-Jellinghaus - Musik: Popol Vuh und Florian Fricke – Darsteller: Klaus Kinski, Isabelle Adjani, Bruno Ganz, Roland Topor, Walter Ladengast, Dan van Husen, Jan Groth, Carsten Bodinus, Martje Grohmann, Rijk de Gooyer, Clemens Scheitz, Lo van Hensbergen, John Leddy, Margiet van Hartingsveld, Tim Beekman u.a. - 1978, 105 Minuten

Inhaltsangabe

Im 19. Jahrhundert reitet Jonathan Harker im Auftrag eines Immobilienmaklers von Wismar nach Transsilvanien zu Graf Dracula. Als Harker merkt, dass er es mit einem Vampir zu tun hat, flieht er aus dem Schloss seines Gastgebers, aber Graf Dracula erreicht Wismar noch vor ihm in einem Sarg auf einem Dreimaster, dessen Besatzung tot ist, als das Schiff einläuft ...
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Kritik

In "Nosferatu. Phantom einer Nacht" zeigt Werner Herzog einen scheußlichen, aber auch todmüden und tieftraurigen Vampir, der schwer darunter leidet, einsam zu sein und nicht sterben zu können.
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Wismar im 19. Jahrhundert: Der Immobilienmakler Renfield (Roland Topor) hat einen Brief von Graf Dracula aus Transsilvanien bekommen, der in Wismar ein Haus kaufen möchte. Irre kichernd schickt er seinen Mitarbeiter Jonathan Harker (Bruno Ganz) mit einem Vertragsangebot zu Graf Dracula. Obwohl Harkers schöne junge Ehefrau Lucy (Isabelle Adjani) von Albträumen und bösen Ahnungen gequält wird, lässt er sich nicht davon abhalten, nach Transsilvanien zu reiten.

Nach vier Wochen erreicht er die Gegend, in der Graf Draculas Schloss vermutet wird. In einer Gaststätte vor dem letzten Pass warnen ihn der Wirt und die Gäste davor, seine Reise fortzusetzen. Das Schloss des Grafen sei nur eine Ruine und vermutlich überhaupt nur in der Einbildung vorhanden, meinen ein paar Zigeuner; niemand sei bisher von dort zurückgekommen. Harker hält das alles für Aberglauben. Weil er sein Pferd halb tot geritten hat und niemand bereit ist, ihm Ersatz zu beschaffen oder ihn mit einer Kutsche zu befördern, geht er zu Fuß weiter. Kurz vor dem Ziel wird er von einer geheimnisvollen schwarzen Kutsche mitgenommen.

Graf Dracula (Klaus Kinsky) empfängt Harker mitten in der Nacht und bewirtet ihn, während er selbst nichts isst oder trinkt, sondern nur lüstern an einer kleinen Schnittwunde an Harkers Finger saugt. Das sei ein probates Hausmittel gegen Infektionen, erklärt er seinem verwunderten Gast. „Der Tod ist nicht alles“, klagt Graf Dracula, „es gibt viel Schlimmeres.“ Als er Lucys Porträt in einem Medaillon seines Besuchers sieht, unterschreibt er sofort den Kaufvertrag für das Haus in Wismar, ohne nach dem Preis zu fragen.

Harker bemerkt eine winzige Wunde an seinem Hals. Er wundert sich, dass sich Graf Dracula tagsüber nicht sehen lässt und sich offenbar auch sonst niemand im Schloss aufhält, abgesehen von einem kleinen Jungen, der in einem der Höfe hin und wieder fiedelt. Die Tore nach draußen sind abgeschlossen. In der Gruft stößt Harker auf einen Steinsarkophag, und als er die Deckplatte ein wenig zur Seite schiebt, sieht er Graf Dracula, der hier schläft. Das bestätigt seinen Verdacht, dass es sich bei dem mysteriösen Schlossherrn um einen Vampir handelt.

Kurz darauf bemerkt Harker ein Fuhrwerk, das ein halbes Dutzend Särge aus dem Schloss bringt, und er ahnt, dass in einem davon Graf Dracula liegt: Der Vampir hat sich auf den Weg nach Wismar gemacht. Lucy ist in Gefahr! Verzweifelt seilt Harker sich an einem Laken ab. Von einem Fieber geschüttelt erreicht er eine Ansiedlung, wo ihn Klosterfrauen gesundpflegen wollen, aber so lange hat er nicht Zeit: Sobald er sich aus dem Bett erheben kann, reitet er los.

Die Särge aus dem Schloss des Grafen Dracula werden im Hafen von Varna auf einen Dreimaster verladen. Den Papieren zufolge enthalten sie Gartenerde für botanische Experimente.

In Wismar hat man inzwischen den verrückt gewordenen Makler Renfield eingesperrt. Statt die Speisen und Getränke zu sich zu nehmen, die ihm gebracht werden, ernährt er sich von Fliegen.

Der Dreimaster läuft in Wismar ein. Die Besatzung ist tot. Die einzigen Lebewesen an Bord des Schiffes sind Ratten, von denen es allerdings wimmelt.

Eine Pestepidemie rafft die Bewohner von Wismar dahin. Auch der Bürgermeister fällt der Seuche zum Opfer. Der Stadtrat wird aufgelöst.

Endlich kehrt Harker zurück. Man bringt den völlig verstörten, apathischen Mann mit einer Kutsche, und Lucy bricht zusammen, als sie merkt, dass er sie nicht mehr erkennt. In der Nacht erscheint Graf Dracula in Lucys Kammer und klagt, wie einsam er sei, aber sie weist ihn zurück. Am Morgen holt sie den Arzt Dr. Van Helsing (Walter Ladengast), aber der ist darauf bedacht, sein Urteil nicht auf abergläubische Einbildungen, sondern auf sorgfältige wissenschaftliche Untersuchungen zu bauen. Auf ihn kann Lucy also nicht zählen. Sie muss allein handeln.

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Da sie gelesen hat, dass Vampire vor geweihten Hostien zurückschrecken, zieht sie am Abend um ihren Mann, der auf einem Stuhl in einer Zimmerecke kauert, einen Kreis aus zerkrümelten Hostien. Dann legt sie sich in ihr Bett und erwartet Graf Dracula. Er kommt in der Dunkelheit zu ihr und saugt an ihrem Hals. Lucy verliert beinahe das Bewusstsein, aber als er sich zurückziehen will, umschlingt sie ihn wie eine Liebende und bringt ihn dazu, bei ihr zu bleiben – bis der Tag anbricht und das Licht ihn tötet.

Am Morgen findet man den leblosen Vampir zusammengekrümmt in einer Ecke des Schlafzimmers und Lucys Leiche im Bett. Dr. Van Helsing bereut es, nicht schneller gehandelt zu haben. Jetzt lässt er sich einen zugespitzten Pflock bringen, den er dem Vampir durchs Herz treibt, damit der Untote nicht wieder zu sich kommt. Währenddessen fordert Harker das Hausmädchen auf, den Boden zu fegen. Sobald er seine Ecke verlassen kann, beschuldigt er den Arzt, Graf Dracula ermordet zu haben und sorgt dafür, dass Dr. Van Helsing verhaftet wird, bevor er sich selbst auf ein Pferd schwingt und davongaloppiert.

Lucys Opfer war also umsonst: Ein neuer Vampir treibt sein Unwesen.

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Unter dem Titel „Nosferatu. Phantom einer Nacht“ verfilmte Werner Herzog den 1897 veröffentlichten Schauerroman „Dracula“ von Bram Stoker und inszenierte zugleich ein Remake des expressionistischen Filmklassikers „Nosferatu. Eine Symphonie des Grauens“ von Friedrich Wilhelm Murnau. Mit dem düsteren Schluss weicht Werner Herzog allerdings von den Vorlagen ab.

„Nosferatu“ passt auch zu der Außenseiterthematik, mit der Werner Herzog sich immer wieder beschäftigt hat. Klaus Kinski spielt diesen Nosferatu als scheußliche, aber auch todmüde und tieftraurige Kreatur, die schwer darunter leidet, einsam zu sein und nicht sterben zu können: furchterregend und bedauernswert zugleich.

Mit der Entwicklung der Geschichte lässt Werner Herzog sich viel Zeit. Lange verweilt die Kamera auf Gebirgslandschaften, über die dunkle Wolken hinwegziehen. Die Ausleuchtung der stilisierten Bilder betont die Schatten und orientiert sich am Expressionismus.

Gedreht wurde in Oberbayern bei der Zugspitze, in der Tschechoslawkei, in Lübeck und in Delft.

Die eingeblendete klassische Musik in „Nosferatu. Phantom einer Nacht“ stammt aus „Sanctus“ von Charles Gounod und „Das Rheingold“ von Richard Wagner.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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