Der Schuh des Manitu

Der Schuh des Manitu

Der Schuh des Manitu

Originaltitel: Der Schuh des Manitu. Extra Large - Regie: Michael Bully Herbig - Drehbuch: Michael Bully Herbig, Alfons Biedermann, Rick Kavanian und Klaus ("Murmel") Clausen, nach einer Vorlage von Michael Bully Herbig - Kamera: Stephan Schuh - Schnitt: Alexander Dittner - Darsteller: Michael Bully Herbig, Christian Tramitz, Sky du Mont, Marie Bäumer, Hilmi Sôzer, Rick Kavanian, Tim Wilde, Siegfried Terpoorten, Irshad Panjatan u.a. - 2000; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Der Apachenhäuptling Abahachi will für seinen Stamm ein Stammlokal kaufen. Der vermeintliche Saloon erweist sich als Kulisse, und der betrügerische Immobilienhändler erschießt auch noch den Sohn des Shoshonen-Häuptlings, der Abahachi das Gold für den Kauf leihen wollte. Der Vater des Toten, der Abahachi für den Mörder hält, erklärt ihm und seinem weißem Blutsbruder den Krieg ...
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Kritik

Handelt es sich bei "Der Schuh des Manitu" um eine Persiflage auf die Karl-May-Filme von Harald Reinl mit Pierre Brice und Lex Barker aus den Sechzigerjahren oder eine augenzwinkernde Hommage? Vermutlich um beides. Auf jeden Fall ist es eine Mordsgaudi, bei der ein Gag den anderen jagt.
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1861 erfindet der Apache „Grauer Star“ (Michael Bully Herbig) bei einem seiner Auftritte als Rocksänger im Wilden Westen das Stage Diving. Weil das Publikum so etwas noch nicht kennt, fängt es ihn nicht auf; er stürzt auf den Boden und erliegt seinen Verletzungen.

Sein Enkel, der Apachen-Häuptling Abahachi (Michael Bully Herbig), wäre bei seinem morgendlichen Schleichprogramm an einem unbewachten Bahnübergang beinahe von einem Zug überfahren worden, wenn ihn nicht ein aufmerksamer Weißer namens Ranger (Christian Tramitz) gerade noch rechtzeitig gewarnt hätte. In so einem Fall verlangt es die Tradition, dass die beiden Männer Blutsbrüderschaft schließen, doch als Abahachi seinem Retter zu diesem Zweck mit einem Messer tief in den Daumen schneidet, kommt es zum ersten Streit zwischen ihnen.

Sechzehn Jahre später leiht der Apache sich Gold von dem Shoshonen-Häuptlingssohn Falscher Hase, um für seinen Stamm endlich ein Stammlokal von dem Immobilienmakler Santa Maria (Sky du Mont) kaufen zu können. Zur Feier der Transaktion öffnet Abahachi eine Flasche Sekt – und staunt, als der vermeintliche Saloon beim Aufprall des Korkens umkippt: Da stand nicht mehr als eine Fassade! Als Falscher Hase das sieht, schnappt er sich das Gold und läuft fort. Santa Maria erschießt ihn von hinten und raubt ihm das Edelmetall.

Abahachi und Ranger bringen die Leiche von Falscher Hase zu den Shoshonen. Weil Santa Maria und seine Männer bereits vor ihnen eintrafen und den Mordverdacht auf sie lenkten, lässt der Shoshonen-Häuptling Listiger Lurch (Irshad Panjatan) die Blutsbrüder an zwei Marterpfähle fesseln. Am nächsten Morgen sollen sie sterben.

Selbst am Marterpfahl geraten die beiden in Streit („Leck mich am Arsch!“ – „Ja wie denn?!“) – bis Abahachi sich an eine Schatzkarte erinnert, die er von seinem Großvater Grauer Star geerbt hat. Mit dem Schatz, bei dem es sich um einen riesigen Edelstein handeln soll, könnten sie ihre Schulden bei den Shoshonen tilgen und den Häuptling vielleicht besänftigen. Abahachi hatte die Karte damals allerdings in vier Teile zerrissen und nur einen Schnipsel davon behalten. Wie sollen er und Ranger die Karte wieder zusammensetzen, wo sie doch an Marterpfähle gefesselt sind? Unversehens können die beiden Männer Arme und Beine frei bewegen: Jemand hat ihre Fesseln unbemerkt durchgeschnitten. Sie ahnen nicht, dass Santa Maria ihr Gespräch belauschte und seinem Handlanger Hombre (Hilmi Sôzer) befahl, sie zu befreien, um ihnen zu dem Schatz zu folgen.

Am nächsten Morgen wird Häuptling Listiger Lurch durch ein großes Geschrei geweckt: Die Gefangenen sind fort! Einer der beiden umgestürzten Marterpfähle erschlug auch noch seinen weißen Hasen, der auf den Namen Echter Hase gehört hatte. Das bedeutet Krieg! Weil das billige Kriegsbeil der Shoshonen längst kaputt ist, graben sie stattdessen einen Klappstuhl aus. Als Häuptling Listiger Lurch seinen Männern befiehlt, aufzusitzen, klären sie ihn darüber auf, dass sie bis auf ein beim Waschen eingegangenes Pferd keine Reittiere mehr besitzen. Also brechen die Shoshonenkrieger zu Fuß auf. An einem Bahnhof wollen sie das Pony und den Klappstuhl gegen ein Feuerross tauschen, aber sie müssen sich mit einer handbetriebenen Draisine zufrieden geben.

Inzwischen eilt Abahachi mit Ranger zu seinem schwulen Zwillingsbruder Winnetouch (Michael Bully Herbig), der auf der Puder Rosa Ranch eine Beauty Farm eingerichtet hat. Er besitzt nicht nur ein Viertel der Schatzkarte, sondern weiß im Gegensatz zu Abahachi auch noch, wer damals die beiden übrigen Teile bekam: der Grieche Dimitri (Rick Kavanian) und Abahachis Jugendfreundin Uschi (Marie Bäumer), der er immer wieder die Kleider versteckt hatte.

Während Abahachi den Griechen und Ranger Uschi suchen will, soll Winnetouch sich als Abahachi verkleiden und die Verfolger irritieren. Zur Vorbereitung erhält er einen Crashkurs über Kriegsbemalung, Anschleichen, Nahkampf, Schießen und Friedenspfeiferei.

Plötzlich hören die drei Männer das Geräusch einer Kaffeemühle. Die Shoshonen trinken doch gar keinen Kaffee! Tatsächlich haben Santa Maria und seine Männer die Puder Rosa Ranch umstellt, und Hombre macht gerade Kaffee. Abahachi und Ranger glauben, in der Falle zu sitzen, aber Winnetouch öffnet den Eingang zu einem Geheimtunnel, kriecht hindurch und kommt hinter den lauernden Banditen wieder ins Freie. Während er die Banditen ablenkt, reiten Abahachi und Ranger unbemerkt los.

Im Restaurantführer findet Abahachi die Taverne seines Jugendfreundes Dimitri, der seinen Kartenteil als Bild an der Wand hängen hat.

Ranger reitet nach Rosewell City, wo Uschi als Barsängerin auftritt. Er ahnt nicht, dass sein Reiseziel von Winnetouch unter der Folter verraten wurde. Santa Maria lockt Ranger in einen Hinterhalt. Es kommt zu einer wilden Schlägerei. Als Uschis Kleid in dem Getümmel am Rücken aufreißt, entdeckt Santa Maria dort das Tattoo eines Schatzkartenteils.

Die Banditen kehren zur Puder Rosa Ranch zurück – und überraschen Hombre und die Geisel Winnetouch beim gemeinsamen Bad. Abahachi und Dimitri nähern sich ebenfalls der Beauty Farm. Aus Versehen fällt Dimitri in den Ausgang des Geheimtunnels. Gleich darauf wird Abahachi von Santa Marias Männern überwältigt. Der Chef der Banditen legt die drei Papierschnipsel der Schatzkarte an Uschis Tattoo, verbindet die nummerierten Punkte und erhält auf diese Weise die Skizze eines Berges, der wegen seiner markanten Form „Der Schuh des Manitu“ heißt. Dort liegt der Schatz!

Santa Maria lässt Abahachi, Winnetouch und Ranger gefesselt auf der in Brand gesteckten Puder Rosa Ranch zurück. Uschi nimmt er mit, denn sie gefällt ihm, und er möchte sie zu seiner Frau machen.

Gerade noch rechtzeitig kriecht Dimitri auf der brennenden Puder Rosa Ranch aus dem Geheimgang und befreit die Gefangenen aus dem Inferno.

Im Schuh des Manitu treffen alle bis auf die Shoshenen zusammen. Während Dimitri von den Banditen gefesselt und in ein leeres Fass gesteckt wird, wechselt Hombre die Seiten und schließt sich Winnetouch und dessen Freunden an. In der Schatzhöhle gesteht Uschi ihrem Jugendfreund Abahachi, dass sie und Ranger sich lieben. Da geht der Apachenhäuptling allein weiter. Santa Maria schießt auf ihn, aber die Kugel bleibt in einem Lebkuchenherz mit der Aufschrift „Shit happens“ stecken, das Abahachi vor vielen Jahren von Uschi geschenkt bekam und das er seither stets auf dem Herzen getragen hat. Santa Maria findet schließlich eine Treppe, die zu einem riesigen grünen Edelstein hinaufführt, doch als Winnetouch an einem Hebel dreht, öffnet sich unter dem Banditen eine Falltür und er stürzt in die Tiefe. Beim Anblick seiner verschmutzten weißen Manschetten klagt er: „Das geht nie wieder raus!“

Winnetouch hängt sich die Kette mit dem außergewöhnlichen Juwel um. Ein unbedachter Knopfdruck verwandelt die Treppe in eine Rutschbahn: Abahachi, Ranger, Uschi und Hombre fallen in eine Lore, die sich in Bewegung setzt, während Winnetouch sich gerade noch hinten anklammern kann. Auf einer Art Achterbahn rasen die Freunde davon. Neben dem Fass, in dem Dimitri von zwei Banditen bewacht wird, kommen sie ins Freie. In diesem Augenblick erreichen auch die Shoshonen den Schuh des Manitu. Bei einer wilden Schießerei werden die Banditen überwältigt.

Als Winnetouch dem Häuptling Listiger Lurch den einmaligen Edelstein übergeben will, stellt er fest, dass er ihn während der Achterbahnfahrt verloren hat. Da tritt Hombre vor, überreicht dem Shoshonenhäuptling das Gold, mit dem alles angefangen hat, und schwört ihm, dass Santa Maria der Mörder seines Sohnes war.

Rancher macht der inzwischen schwangeren Uschi einen Heiratsantrag, aber sie will nichts davon wissen und erklärt ihm, seine Aufgabe sei es, mit Abahachi weiterzureiten.

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Handelt es sich bei „Der Schuh des Manitu“ um eine Persiflage auf die Karl-May-Filme von Harald Reinl mit Pierre Brice und Lex Barker aus den Sechzigerjahren oder eine augenzwinkernde Hommage? Vermutlich um beides. Auf jeden Fall ist es eine Mordsgaudi, bei der ein Gag den anderen jagt. Einige Einfälle basieren auf unpassenden Zusammenhängen, etwa wenn eine Ranch im Wilden Westen im 19. Jahrhundert zur Beauty Farm umfunktioniert wird, ein Bandit ein Hörnchen Eis isst oder der Sheriff einen Reiter anhält und verwarnt, weil dieser das Tempolimit überschritten hat. Andere Gags bestehen aus Sprachspielereien: Da heißt beispielsweise ein indianischer Rockstar Grauer Star. Originell und komisch sind auch Szenen wie diese: Der Anführer der Banditen tritt am frühen Morgen vor seine Männer und kommandiert: „Jetzt geht jeder noch einmal aufs Klo, und dann reiten wir los!“

Michael („Bully“) Herbig – der Erfinder der TV-Comedy „Bullyparade“ – agiert als Produzent, Autor, Regisseur und Darsteller in drei Rollen gleichzeitig.

„Der Schuh des Manitu“ kam im Juli 2001 ins Kino. Zwei Jahre später folgte eine um ein paar Minuten längere Fassung („Extra Large“), in der zu Beginn über Abahachis Kindheit erzählt wird.

Ungeachtet vieler kritischer Rezensionen erwies sich „Der Schuh des Manitu“ als Kassenmagnet und wurde mit etwa 12 Millionen Kinobesuchern zu einem der erfolgreichsten deutschen Kinofilme überhaupt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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In dieser lyrischen Szenenfolge einer poetisch-ästhetischen Geschichte sind die banalen Realitäten ihrer profanen Bedeutung enthoben. Wie Musik ist die Novelle weniger dem Intellekt als den Empfindungen zugänglich. Sie wirkt vor allem schlicht, zart und melancholisch, edel romantisch und vergänglich.
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