Das Wunder von Lengede

Das Wunder von Lengede

Das Wunder von Lengede

Originaltitel: Das Wunder von Lengede - Regie: Kaspar Heidelbach - Drehbuch: Benedikt Röskau - Kamera: Daniel Koppelkamm - Schnitt: Hedy Altschiller - Musik: Arno Steffen - Darsteller: Heino Ferch, Jan Josef Liefers, Nadja Uhl, Heike Makatsch, Sylvester Groth, Armin Rohde, Günther Maria Halmer, Benjamin Sadler, Thomas Heinze, Axel Prahl, Jürgen Schornagel u.a. - 2003; 180 Minuten

Inhaltsangabe

In der Eisenerzgrube "Mathilde" in Lengede südwestlich von Braunschweig wurden am 24. Oktober 1963 129 Bergleute durch einen Wassereinbruch von der Außenwelt abgeschnitten. In den ersten beiden Tagen konnten 86 Kumpels befreit werden. Nach einer Woche weitere drei. Von einem Wunder sprach man, als am 7. November noch einmal elf Bergleute lebend geborgen werden konnten.
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Kritik

Bei "Das Wunder von Lengede" handelt es sich nicht um einen Katastrophenfilm, sondern um eine realistische Inszenierung, in der die betroffenen Menschen im Mittelpunkt stehen und das dramatische Geschehen am Beispiel einer überschaubaren Zahl von Personen dargestellt wird.

, Hintergrund, Kritik:

Am 24. Oktober 1963 gegen 20 Uhr brach in der Eisenerzgrube „Mathilde“ in Lengede südwestlich von Braunschweig ein mit Wasser gefüllter ehemaliger Tagebau ein. Eine halbe Million Kubikmeter Wasser überfluteten die Grube, in der gerade 128 Bergleute und ein Elektromonteur arbeiteten.

79 Kumpels konnten noch am selben Tag befreit werden. Unter dem Jubel von Angehörigen bargen die Retter am folgenden Tag aus 40 m Tiefe weitere sieben Kumpels. Für die noch vermissten Männer setzte man am 26. Oktober eine Trauerfeier an. Sie sollte am 4. November stattfinden. Doch am 27. Oktober orteten die Rettungsmannschaften in einer Luftblase 79 m unter der Oberfläche drei Überlebende. Sie mussten noch fünf Tage ausharren, bis sie am 1. November ans Tageslicht geholt werden konnten.

Weitere Überlebende aufzuspüren, galt als aussichtslos. Deshalb wurde das für Rettungsbohrungen erforderliche Großgerät abgebaut und für den Abtransport vorbereitet.

Ein ortskundiger Hauer meinte allerdings, dass es nicht ausgeschlossen sei, dass jemand im „alten Mann“ Zuflucht gesucht hatte. Dabei handelte es sich um einen aufgelassenen Schacht, dessen Stützen aus Ersparnisgründen herausgenommen worden waren. Obwohl kaum jemand glaubte, dass in dem brüchigen Gestein jemand überlebt haben könnte, begann sich am 3. November um 3 Uhr nachts erneut ein kleinerer Bohrer in den Boden zu arbeiten, und zwar 2.20 m neben der berechneten Stelle, weil diese sich zwischen Gleisen der Grubenbahn befand.

Um 6.30 Uhr stieß man in 55 m Tiefe in einen Hohlraum des „alten Manns“. Eine Viertelstunde lang warteten die Männer der Rettungsmannschaft. Dann hörten sie schwache Klopfzeichen. Sie ließen eine Taschenlampe, einen Bleistift und einen Notizblock mit der Frage „wieviele seid ihr?“ durch die schmale Öffnung hinunter. „10“ lautete die Antwort. Als später die Namen aufgeschrieben wurden, waren es elf: Zehn Kumpels und der Elektromonteur. Durch eine bei dem Wassereinbruch geborstene – und glücklicherweise auch nicht abgeschaltete – Pressluftleitung erhielten sie genügend Luft zum Atmen. Die Gruppe, der es gelungen war, sich in den „alten Mann“ zu retten, hatte anfangs aus 21 Männern bestanden. Zehn von ihnen waren inzwischen an Erschöpfung gestorben oder im Steinschlag umgekommen.

Die für den nächsten Tag geplante Trauerfeier wurde abgesagt. Eine Polizeistreife stoppte auf der Autobahn den Transport der großen Bohranlage, die nun wieder nach Lengede gebracht wurde. Das Auffahren der schweren Anlage löste in der Höhle, in der sich die elf Überlebenden aufhielten, einen heftigen Steinschlag aus. Zum Glück wurde dabei nicht noch jemand verletzt.

Am 4. November prägte die „Bild“-Zeitung den Ausdruck „Das Wunder von Lengede“. Durch eine 42 cm weite Bohrung erhielten die elf im „alten Mann“ Eingeschlossenen flüssige Nahrung, trockene Kleidung und Material, um sich gegen Steinschlag zu schützen. Eine Versorgungsbohrung verfehlte am 6. November die Höhle, aber am nächsten Morgen um 6.07 Uhr stieß die seit Tagen vorsichtig vorangetriebene Rettungsbohrung in den Hohlraum durch, und der befürchtete Steinschlag blieb aus. Mit einer sog. Dahlbusch-Bombe – einer zweieinhalb Meter langen Kapsel mit 40 cm Durchmesser – ließen sich zwei Männer nacheinander zu den Überlebenden hinunter und brachten ihnen die erste feste Nahrung. Bis 14.20 Uhr gelang es, die elf seit zwei Wochen eingeschlossenen zehn Kumpels und den Elektromonteur nacheinander in der Dahlbusch-Bombe heraufzuholen. Bernhard Wolter war der Letzte. Die wenigen Meter bis zum Krankenwagen musste er getragen werden.

Neunundzwanzig Bergleute waren bei dem Unglück gestorben.

Zum ersten Mal hatte das deutsche Fernsehen live von einer Unglücksstelle gesendet.

Von Ende Januar bis April 2003 stellte Kaspar Heidelbach das Grubenunglück in einem 7 Millionen Euro teuren zweiteiligen Fernsehfilm nach, bei dessen Erstausstrahlung am 9. und 10. November 2003 neun bis zehn Millionen Menschen zuschauten. Damit war „Das Wunder von Lengede“ das erfolgreichste selbst produzierte Event in der Geschichte des deutschen Privatfernsehens.

Die Höhle, in der die elf Männer überlebt hatten, war übrigens von Götz Weidner auf dem Gelände einer alten Erzwäscherei in Goslar nachgebaut worden.

Bei „Das Wunder von Lengede“ handelt sich nicht um einen Katastrophenfilm, sondern um eine realistische, auf die betroffenen Menschen fokussierte Inszenierung. Benedikt Röskau stellte das Geschehen in seinem Drehbuch am Beispiel einer überschaubaren Zahl von Figuren dar, wobei er die Fakten aus dramaturgischen Gründen und um Emotionen auszulösen durch fiktionale Szenen ergänzte und teilweise auch ersetzte. Deshalb verwendete er auch keinen der tatsächlichen Namen. Hauptfiguren sind die beiden befreundeten Hauer Franz Wolbert (Heino Ferch) und Bruno Reger (Jan Josef Liefers) sowie ihre Ehefrauen Helga (Katja Uhl) und Renate (Heike Makatsch). Wichtige Rollen spielen daneben Günther Maria Halmer als Bergwerksdirektor Dr. Dietz, Sylvester Groth als Ingenieur Hansen und Armin Rhode als Bohrmeister Grabowski.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003

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