Funny Games U. S.

Funny Games U. S.

Funny Games U. S.

Funny Games U. S. – Originaltitel: Funny Games U. S. – Regie: Michael Haneke – Drehbuch: Michael Haneke – Kamera: Darius Khondji – Darsteller: Naomi Watts, Tim Roth, Michael Pitt, Brady Corbet, Devon Gearhart, Boyd Gaines, Siobhan Fallon, Robert LuPone, Susanne C. Hanke, Linda Moran u. a. – 2007; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Zwei ausgesucht höfliche junge Männer dringen unter einem Vorwand in das Ferienhaus der Familie Faber ein und beginnen ein perfides Spiel. Sie erschlagen den Hund, zertrümmern Georges Bein, quälen und demütigen ihn und seine Frau Ann. Die Fabers sollen darauf setzen, dass sie in zwölf Stunden noch am Leben sind, und die sadistischen Eindringlinge wetten, dass sie es nicht mehr sein werden ...
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Kritik

Über die Motive der beiden perfiden Sadisten erfahren wir nichts. Mit seinem sorgfältig aufgebauten und beeindruckend gespielten Film "Funny Games U. S." verstört Michael Haneke die Zuschauer.
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Ann und George Faber (Naomi Watts, Tim Roth) fahren mit ihrem zehnjährigen Sohn Georgie (Devon Gearhart) und dem Hund für ein paar Tage in ihr Ferienhaus an der Ostküste der USA. Während der mehrstündigen Autofahrt vertreiben sie sich die Zeit, indem sie abwechselnd CDs mit klassischer Musik einlegen und raten, um welche Komponisten, Sänger und Stücke es sich handelt.

Auf dem Golfplatz, der zu der Ferienanlage gehört, sehen sie Fred und Eve (Boyd Gaines, Linda Moran), denen das Nachbarhaus gehört. Bei ihnen sind zwei den Fabers unbekannte Jugendliche, die weiße Shorts, weiße Sporthemden und weiße Handschuhe tragen. George hält kurz an, und Ann ruft Fred die Bitte zu, in zwanzig Minuten beim Wassern der Segeljolle zu helfen. Auf den letzten Metern zu ihrem Haus äußern die Fabers sich verwundert über das fast abweisende Verhalten der sonst immer so herzlichen Nachbarn. Aber schon nach kurzer Zeit kommt Fred mit einem der beiden Unbekannten herüber, den er George als Sohn eines Geschäftsfreundes vorstellt. Der sportliche junge Mann mit sehr guten Umgangsformen heißt Paul (Michael Pitt).

Während die drei Männer das Segelboot ins Wasser schieben, bereitet Ann Steaks fürs Abendessen vor. Plötzlich steht der andere der beiden Jugendlichen in der Tür, stellt sich als Peter (Brady Corbet) vor und fragt Ann höflich, ob sie Eve mit vier Eiern aushelfen könne. Sie gibt ihm vier Stück aus dem Kühlschrank, aber er lässt sie in der Diele fallen. Es sei ihm schrecklich peinlich, beteuert er mehrmals und bedankt sich dafür, dass Ann den Boden aufwischt. Er habe zwei linke Hände, klagt Peter, folgt Ann noch einmal in die Küche und schiebt wie aus Versehen ihr neben dem Spülbecken liegendes Handy ins Wasser. Ann fischt es gleich wieder heraus, aber es funktioniert nicht mehr, und über einen Festanschluss verfügt das Ferienhaus nicht. Sie schluckt ihren Ärger hinunter, gibt Peter ohne viele Worte noch einmal vier Eier, und er verabschiedet sich.

Zwei Minuten später kommt Peter zurück. Diesmal ist auch Paul dabei. Der Hund sei an ihm hochgesprungen, sagt Peter, und habe die Eier zerbrochen. Nun bittet er um die letzten der vier Eier in dem Zwölferkarton. Paul erblickt einen teuren Golfschläger, ersucht Anna darum, ihn kurz ausprobieren zu dürfen und geht ins Freie.

George, der noch mit seinem Sohn auf dem bereits gewasserten Boot beschäftigt ist, hört, wie der Hund wütend bellt, dann kurz aufjault und verstummt. Um nachzusehen, geht er zum Haus hinauf. Georgie folgt ihm.

Ann hörte den Hund ebenfalls und ist immer stärker beunruhigt. Sie fragt Peter und den inzwischen wieder ins Haus gekommenen Paul, was das für ein Spiel sei und weigert sich, ihnen weitere Eier zu geben. Stattdessen fordert sie die beiden Jugendlichen auf, das Haus zu verlassen. Mit ausgesucht höflichen Worten meint Paul, er könne sich gar nicht erklären, warum sie plötzlich so unfreundlich sei. In diesem Augenblick kommt George mit dem Jungen zur Tür herein. Ann möchte, dass er die beiden weiß gekleideten Fremden hinauswirft, aber er fragt erst einmal irritiert, was los sei. Während Ann in die Küche geht, um die restlichen vier Eier zu holen, gerät George mit den beiden ungebetenen Besuchern in Streit. Als er Paul ohrfeigt, schlägt dieser mit dem Golfschläger zu und bricht ihm das rechte Bein. Georgie stürzt sich wütend auf die beiden Jugendlichen, wird aber von ihnen mühelos festgehalten.

Alarmiert kommt Ann aus der Küche und sieht ihren Mann stöhnend am Boden liegen. Süffisant zieht Paul den Golfball aus der Hosentasche, den er vorhin eingesteckt hatte und fragt die Fabers, ob sie sich erklären können, wieso er den Ball noch bei sich habe. Richtig: Er sei nicht dazugekommen, den Golfball abzuschlagen, denn er habe den Schläger auf andere Weise ausprobieren müssen. Ann läuft besorgt ins Freie, um nach dem Hund zu suchen. Amüsiert dirigiert Paul sie wie bei einem Kinderspiel mit Zurufen wie „kalt“ und „heiß“, bis sie den Kadaver des erschlagenen Hundes im Kofferraum des Autos entdeckt.

George wird auf die Couch im Wohnzimmer gelegt. Als Paul sich über ihn ärgert, stößt er Ann so, dass sie auf das verletzte Bein ihres Mannes fällt.

Plötzlich sind Rufe vom See her zu hören. Paul geht mit Ann zum Ufer. Es sind Robert (Robert LuPone), seine Frau Betsy (Siobhan Fallon Hogan) und eine Verwandte (Susanna Haneke) auf ihrem Segelboot, Freunde von Ann und George, die ein Stück weiter ebenfalls ein Seegrundstück besitzen. Während einer kleinen Rundfahrt auf dem See entdeckten sie die Jolle der Fabers und kamen deshalb näher ans Ufer, um sie zu begrüßen. Aus Furcht vor Paul tut Ann so, als sei alles in Ordnung. Sie behauptet, George habe sich beim Aufrichten des Mastes den Rücken verrenkt und deshalb hingelegt.

Als alle wieder im Wohnzimmer versammelt sind, schlägt Paul den Fabers gut gelaunt eine Wette vor: Sie sollen darauf setzen, dass sie in zwölf Stunden noch am Leben sind. Er wettet, dass sie es nicht mehr sein werden. Georgie ist entsetzt. Spätestens jetzt begreift er, dass es um Leben und Tod geht.

Draußen wird es dunkel. George fragt nach dem Sinn der Grausamkeit. Da erzählt Paul mehrere widersprüchliche Geschichten über die angeblich verkorkste Jugend Peters. Er tadelt Peter, weil dieser zu dick sei und nennt ihm Ann als Vorbild. Sie soll Peter zeigen, dass sie keine Fettpolster hat. Damit der kleine Georgie keinen psychischen Schaden durch den Anblick seiner nackten Mutter erleidet, stülpt Paul ihm einen Kissenbezug über den Kopf, bevor Ann sich vor den Männern ausziehen muss. Nach dieser Demütigung darf sie sich wieder anziehen.

Als sie gerade den Slip hochgezogen und den BH zugehakt hat, gelingt es dem Kind, aus dem Zimmer zu fliehen. Georgie rennt ins Obergeschoss, klettert aus dem Fenster und läuft zum Nachbarhaus. Paul fesselt erst einmal Ann mit Klebeband und überquert dann mit ruhigen Schritten den Rasen. Die Haustür von Fred und Eve ist nicht abgesperrt. Im Korridor liegt eine Leiche. Georgie versteckt sich, und als Paul ihn findet, zielt das Kind mit einem doppelläufigen Jagdgewehr auf ihn. Statt zu erschrecken, weist Paul den Jungen belustigt darauf hin, dass er erst den Hahn spannen müsse. Georgie tut es und drückt ab, aber die Waffe ist nicht geladen. Paul wusste es, denn er hat die beiden Patronen in der Hosentasche. Er nimmt Georgie und die Waffe mit.

Peter hat inzwischen das Fernsehgerät eingeschaltet.

Es sei bedauerlich, dass das Kind auf ihn schießen wollte, meint Paul. Dafür müsse nun jemand sterben. Nachdem Peter mit einem Kinder-Abzählvers begonnen hat, diskutiert Paul mit ihm, wie alt Ann wohl sei. Sie einigen sich auf fünfunddreißig Jahre. Während Peter weiter abzählt, geht Paul in die Küche, um sich ein Brot zu machen. Ein Schuss und ein Schrei sind zu hören. Ungerührt fragt Paul aus der Küche, ob Peter auch daran gedacht habe, dass nicht die letzte gezählte Person, sondern die Nächste zu töten gewesen sei.

Die beiden Jugendlichen verlassen das Grundstück.

Die Mattscheibe des Fernsehgeräts und die Wand dahinter sind voll Blut. Georgie liegt tot am Boden. Sobald Ann sicher ist, dass Peter und Paul weg sind, hüpft sie mit zusammengebundenen Fußgelenken in die Küche, um ihre Fesseln aufzuschneiden. Als sie zurückkommt, schluchzt George. Er trauert um seinen Sohn und schämt sich wegen seiner Schwäche.

Ann will mit ihm das Haus verlassen. Aber die Haustür ist abgesperrt. Durchs Fenster kann George mit seinen Verletzungen nicht klettern. Ann probiert das Handy aus, aber es funktioniert nach wie vor nicht. Während George zurückbleibt und es mit einem Fön trocknet, läuft Ann los, um Hilfe zu holen.

Weil auch das schwere Metalltor verschlossen ist, kann Anna nicht den Wagen nehmen. Mit einer Kneifzange macht sie ein Loch in den Zaun, durch das sie hinausschlüpfen kann. Im Nachbarhaus antwortet niemand auf ihre Hilferufe. Ann läuft auf der Straße weiter. Als sich im Dunkeln ein Auto nähert, versteckt sie sich hinter einem Baumstamm, denn es könnten die beiden Sadisten sein. Aber dann besinnt sie sich: Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als das nächste Fahrzeug anzuhalten.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Gefesselt und geknebelt bringen Peter und Paul sie zurück.

Zur Strafe lässt Paul wieder abzählen. Diesmal trifft es George. Aber bevor Peter ihn erschießt, holt Paul ein Messer und schlägt Ann ein neues Spiel vor. Es heißt „liebende Gattin“. Er nimmt ihr den Knebel aus dem Mund. Sie soll sich hinknien, die Hände schön falten und ein Gebet fehlerfrei rückwärts aufsagen. Wenn ihr das gelinge, sagt er, dürfe sie nicht nur wählen, ob sie oder ihr Mann als nächstes getötet werden, sondern auch, auf welche Weise: mit einem Schuss oder mit dem Messer. Um sie unter Druck zu setzen, quält Peter ihren Mann mit Messerstichen. Unvermittelt packt Ann das Gewehr und erschießt Peter. Da greift Paul nach der Fernbedienung des Fernsehgeräts und lässt alles wie im Film rückwärts laufen, bis zu der Szene, als Ann nach der Waffe greift und Peter noch lebt. Dann sorgt er dafür, dass sie das Gewehr nicht wieder erwischt und erschießt mit der zweiten Patrone George.

Peter und Paul zerren die gefesselte und erneut geknebelte Witwe auf das Segelboot und legen ab. Mitten auf dem See wird Ann von Paul ins Wasser gestoßen.

Die beiden Jungen legen vor dem Seehaus von Robert und Betsy an. Inzwischen ist es acht Uhr morgens. Paul klingelt und erzählt Betsy, Ann habe unerwartet Besuch bekommen und bitte um vier Frühstückseier …

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Bei „Funny Games U. S.“ handelt es sich um ein Remake des Films „Funny Games“. Michael Haneke schrieb in beiden Fällen das Drehbuch und führte Regie.

In „Funny Games U. S.“ experimentiert Michael Haneke mit sinnloser Gewalt und perfider Manipulation. Die beiden jungen, höflichen und freundlichen Sadisten geben ihren Opfern keinerlei Erklärung dafür, warum sie sie quälen. Auch die Zuschauer erfahren weder etwas über die Herkunft von Peter und Paul noch über deren Motive.

„Funny Games“ gibt ja nicht vor, ein Film zu sein, der Realität beschreibt, sondern es ist ja die Parodie eines Genrefilms, wenn Sie so wollen […] (Michael Haneke in einem Interview)

Michael Haneke irritiert die Zuschauer nicht nur durch den Inhalt seines Films „Funny Games U. S.“, sondern auch durch ungewohnte stilistische Einfälle: Zwei- oder dreimal schaut Paul in die Kamera und wendet sich unmittelbar mit einer Frage oder einem Kommenar an die Zuschauer. Einmal nimmt er die Fernbedienung des Fernsehgeräts und spielt das Geschehen wie in einem Film ein Stück zurück, weil er mit dem Ablauf der Handlung nicht zufrieden ist. Quälend ist es für die Zuschauer, wenn die Kamera an einer bestimmten Stelle des Films minutenlang unverändert in einer Ecke des Wohnzimmers stehen bleibt und die Totale zeigt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

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Mitleidlos erzählt Edith Templeton in dem atemberaubenden, zugleich abstoßenden und faszinierenden Roman "Gordon" von einer sexuellen Obsession, von einer Frau, die sich einem Sadisten unterwirft, der seine Macht über sie missbraucht und ihre Abhängigkeit ausbeutet.
Gordon