Gaito Gasdanow


Georgi Iwanowitsch („Gaito“) Gasdanow wurde am 6. Dezember 1903 in Sankt Petersburg als Sohn eines Forstbeamten ossetischer Herkunft geboren. Als das Kind vier Jahre alt war, wurde der Vater nach Sibirien versetzt. Später, inzwischen in Poltawa, besuchte Gaito Gasdanow eine Kadettenschule, und 1919 meldete er sich zur Weißen Armee. Nach deren Scheitern im Kampf gegen die Bolschewisten wurde er in der Nähe von Istanbul interniert, bis er in der ostbulgarischen Stadt Schumen in einem für russische Flüchtlinge eingerichteten Gymnasium das Abitur machen konnte.

1923 emigrierte Gaito Gasdanow nach Paris. Dort belud er Frachtkähne, wusch Lokomotiven und arbeitete als Automechaniker, bevor er ab 1928 jahrelang vor allem an Wochenenden nachts Taxi fuhr. Parallel dazu hörte er an der Sorbonne Vorlesungen unter anderem zur Literaturgeschichte. Außer journalistischen Texten für Exil-Zeitungen und -Zeitschriften schrieb er Erzählungen, und 1929 debütierte er mit dem Roman „Ein Abend bei Claire“. Er gehörte zum „Russkij Montparnasse“, russischen Emigranten in Paris, die sich an André Gide, Marcel Proust, James Joyce und Franz Kafka orientierten.

Als die Deutschen 1940 Frankreich besetzten, schloss Gaito Gasdanow sich der Résistance an und übernahm mit seiner elf Jahre älteren, aus Odessa stammenden Frau Fanni Gawrischewa zusammen nicht nur Patenschaften für jüdische Kinder, sondern half auch mit, sie vor den Nationalsozialisten zu verstecken, also vor der drohenden Deportation zu retten.

1952 fing Gaito Gasdanow unter dem Pseudonym Georgi Tscherkassow an, als freier Mitarbeiter im russischsprachigen Programm des von den USA finanzierten Propaganda-Senders Radio Liberation (Radio Liberty) über Kultur und Politik zu berichten bzw. Essays zu liefern. Nach zwei Jahren erhielt er eine feste Anstellung in der Sendezentrale in München. 1959 kehrte Gaito Gasdanow für sieben Jahre als Korrespondent nach Paris zurück, dann stieg er in München zum Leiter des russischen Programms auf.

Dass er auch Schriftsteller war, wussten nur wenige seiner Kollegen bei Radio Liberty. Tatsächlich veröffentlichte Gaito Gasdanow zwischen 1922 und 1968 neun Romane und 37 Erzählungen.

Gaito Gasdanow aß zwar gerne in guten Restaurants in München, blieb jedoch gegenüber den Deutschen und ihrer Kultur reserviert, bemühte sich auch nicht, die Sprache zu erlernen.

Schließlich erkrankte er an einem Bronchialkarzinom. Daran starb er am 5. Dezember 1971 in München. Bestattet wurde Gaito Gasdanow auf dem Russischen Friedhof von Sainte-Geneviève-des-Bois bei Paris.

Der Carl Hanser Verlag brachte die von Rosemarie Tietze ins Deutsche übertragenen Romane „Das Phantom des Alexander Wolf“ (2012), „Ein Abend bei Claire“ (2014) und „Die Rückkehr des Buddha“ (2016) heraus.

© Dieter Wunderlich 2014

Gaito Gasdanow: Das Phantom des Alexander Wolf
Gaito Gasdanow: Die Rückkehr des Buddha
Gaito Gasdanow: Nächtliche Wege

Max Frisch - Der Mensch erscheint im Holozän
Die Erzählung "Der Mensch erscheint im Holozän" ist resignativ, aber in keiner Weise larmoyant. Max Frisch schildert das Geschehen aus der Perspektive des Protagonisten, ähnlich wie bei einem inneren Monolog. Das ist sowohl inhaltlich als auch formal und sprachlich Literatur auf höchstem, jedoch nicht abgehobenem Niveau.
Der Mensch erscheint im Holozän