Mystic River

Mystic River

Mystic River

Mystic River – Originaltitel: Mystic River – Regie: Clint Eastwood – Drehbuch: Brian Helgeland, nach dem Roman "Mystic River" von Dennis Lehane – Kamera: Tom Stern – Schnitt: Joel Cox – Musik: Clint Eastwood – Darsteller: Sean Penn, Tim Robbins, Kevin Bacon, Laura Linney, Marcia Gay Harden, Laurence Fishburne, Kevin Chapman, Thomas Guiry, Emmy Rossum u.a. – 2003; 135 Minuten

Inhaltsangabe

Als Kinder waren Jimmy, Sean und Dave Freunde. 25 Jahre nachdem Dave von zwei Päderasten missbraucht wurde, und die Jungen sich trennten, kreuzen sich ihre Wege erneut: Sean fahndet als Polizeikommissar nach dem Mörder von Jimmys ältester Tochter. Dabei gerät Dave, der in der Mordnacht blutverschmiert nach Hause kam, unter Verdacht. Selbst seine Frau hält ihn schließlich für den Mörder. Jimmy will nicht warten, bis Dave verhaftet wird, sondern seine tote Tochter auf eigene Faust rächen ...
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Kritik

"Mystic River" ist ein spannender Thriller, aber mehr noch eine komplexe Tragödie. Clint Eastwood erzählt die fesselnde Geschichte bedächtig und kommt dabei ohne optische Reize und spektakuläre Szenen aus. Stattdessen setzt er (mit Erfolg) auf die Dramaturgie des Drehbuchs von Brian Helgeland und die erstklassige Besetzung.
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Vor den Augen seiner beiden gleichaltrigen Freunde Jimmy Markum (Jason Kelly) und Sean Devine (Connor Paolo) wird der elfjährige Dave Boyle (Cameron Bowen) auf einer Straße in East Buckingham, einem Arbeiterviertel in Boston, von zwei vermeintlichen Polizeibeamten in Zivil dazu gebracht, in deren Limousine einzusteigen. Doch es handelt sich bei den beiden Männern nicht um Vertreter des Gesetzes, sondern um Päderasten. Nach vier Tagen kann Dave davonlaufen, aber das Trauma wird er nie mehr los.

Fünfundzwanzig Jahre später wird Katie (Emmy Rossum), die mit neunzehn Jahren älteste der drei Töchter von Jimmy und Annabeth Markum (Sean Penn, Laura Linney), tot aufgefunden. Man hat sie niedergeschlagen und erschossen. Sean Devine (Kevin Bacon) leitet zusammen mit seinem Partner Sergeant Whitey Powers (Laurence Fishburne) die polizeilichen Ermittlungen, aber Jimmy will sich nicht auf die Polizei verlassen und sucht mit Hilfe der beiden kriminellen Brüder Val und Nick Savage (Kevin Chapman, Adam Nelson) selbst nach dem Mörder seiner Tochter.

In der Nacht, als Katie umgebracht wurde, kam Dave Boyle (Tim Robbins) um 3 Uhr blutverschmiert nach Hause. Er behauptete gegenüber seiner besorgten Frau Celeste (Marcia Gay Harden), von einem Straßenräuber mit einem Messer überfallen worden zu sein. Möglicherweise habe er den Angreifer getötet, als er ihm den Kopf gegen die Bordsteinkante schlug. Celeste Boyle wundert sich, dass nichts darüber in der Zeitung steht. Als sie stattdessen durch das Fernsehen von Katies Ermordung erfährt, befürchtet sie, ihr Mann könne der Täter sein.

Celeste Boyle, die mit Annabeth Markum verwandt ist (die beiden sind Cousinen), kümmert sich um die verzweifelte Stiefmutter der Ermordeten. Katie war die Tochter von Jimmy und seiner ersten Ehefrau Marita, einer Latina, die vor sechzehn Jahren an Krebs gestorben war, während er wegen eines Raubüberfalls eine zweijährige Haftstrafe verbüßt hatte. Nach seiner Entlassung übernahm Jimmy einen Supermarkt und begann aus Rücksicht auf Katie, ein bürgerliches Leben zu führen.

Es stellt sich heraus, dass Katie mit dem Nachbarjungen Brendan Harris (Tom Guiry) nach Las Vegas wollte, um dort ohne Erlaubnis der Eltern zu heiraten. Das Liebespaar hatte sich bereits Geld, Prospekte und Flugtickets besorgt.

Die in Katies Körper gefundenen Projektile stammen aus einer Waffe, die vor achtzehn Jahren beim Raubüberfall auf ein Spirituosengeschäft verwendet worden war. Die Täter konnten zwar nicht überführt werden, aber Mr Loonie (Eli Wallach), der Ladenbesitzer, ist noch immer überzeugt, unter ihnen Brendans seit einigen Jahren vermissten Vater Ray Harris erkannt zu haben. Jimmy hasst Brendan und dessen jüngeren, stummen Bruder Ray (Spencer Treat Clark), weil ihr Vater ihn damals bei der Polizei verraten und ins Gefängnis gebracht hatte. Sean überprüft Brendan, kommt jedoch rasch zu dem Schluss, dass der Junge Katie wirklich liebte und ihr niemals etwas angetan hätte.

Weil Dave einer der Gäste in einer Bar war, in der Katie eine Stunde vor ihrem Tod zusammen mit ihren Freundinnen Eve Pigeon (Ari Graynor) und Diane Cestra (Zabeth Russell) übermütig auf dem Tresen tanzte, wird er von der Polizei verhört. Dabei fragt Sergeant Powers auch nach Daves Handverletzung. Die Antwort, er sei damit unter den Deckel des Müllschluckers geraten, nimmt ihm der erfahrene Polizist nicht ab. Deshalb lässt er Daves Auto abschleppen, offiziell mit der Begründung, es sei nach einem Diebstahl sichergestellt worden, in Wirklichkeit, um es untersuchen zu können. Sowohl auf dem Beifahrersitz als auch im Kofferraum findet er eingetrocknetes Blut, doch weil Powers so tat, als sei das Fahrzeug gestohlen worden, behauptet Dave bei der Befragung, die Spuren stammten nicht von ihm, sondern vermutlich von den Autodieben.

Celeste kommt nicht darüber hinweg, dass Dave ein Mörder sein könnte. Sie verlässt ihn und zieht mit ihrem gemeinsamen Sohn Michael (Cayden Boyd) in ein Motel. Schließlich bezeichnet sie Daves Aussage, er sei in der Mordnacht um 1 Uhr nach Hause gekommen, gegenüber Jimmy als Lüge; Dave sei erst zwei Stunden später blutverschmiert aufgetaucht.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Die Savage-Brüder weisen Jimmy darauf hin, dass Dave bereits mehrmals von der Mordkommission verhört wurde. In Jimmys Auftrag laden sie Dave in eine Kneipe ein und machen ihn betrunken. Dann erscheint Jimmy und stellt seinen früheren Freund zur Rede. Dave gibt zu, in der Nacht jemanden getötet zu haben, aber nicht Katie, sondern einen Pädophilen, der sich an einen kleinen Jungen herangemacht hatte. Jimmy glaubt ihm nicht. Mit der Drohung, ihn zu töten, wenn er sich nicht zu dem Mord an Katie bekenne, zwingt er Dave zu einem Geständnis – und ersticht ihn daraufhin. Val und Nick Savage helfen Jimmy, die Leiche in den Mystic River zu werfen.

Inzwischen verdächtigt Brendan seinen stummen Bruder Ray, Katie aus Eifersucht mit der aus dem Versteck verschwundenen Pistole des Vaters umgebracht zu haben. Er stellt ihn zur Rede, wird aber von Rays Freund John O’Shea (Andrew Mackin) mit der Schusswaffe bedroht. In diesem Augenblick kommt Sean dazu. Nachdem es ihm gelungen ist, John zu entwaffnen, nimmt er ihn und Ray fest.

Stunden später erfährt Jimmy von Sean, dass Katie von zwei Jungen getötet wurde, die verhindern wollten, dass Brendan Harris mit ihr nach Las Vegas reist. Eigentlich hatten sie ihr nur einen Schreck einjagen wollen, aber dann war die Situation außer Kontrolle geraten. Nach Dave, den Celeste inzwischen als vermisst gemeldet hat, fahndet die Polizei jetzt auch im Zusammenhang mit der Ermordung eines vorbestrafen Päderasten. Obwohl Sean ahnt, dass Jimmy nicht nur Dave, sondern vor einigen Jahren auch Ray Harris ermordete und beide Leichen im Mystic River verschwanden, unternimmt er nichts gegen ihn.

Jimmy, Annabeth, Celeste und Sean sind unter den Zuschauern bei einer Straßenparade. Unerwartet tritt Lauren Devine (Tori Davis) neben ihren Mann Sean. Sie hatte ihn verlassen und ihm nicht einmal verraten, dass ihre gemeinsame Tochter Nora heißt. Jetzt kehrt sie zu ihm zurück.

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An der Oberfläche ist „Mystic River“ ein Thriller, aber Brian Helgeland (Drehbuch) und Clint Eastwood (Regie) geht es nicht um die Suche nach einem Mörder, sondern um eine komplexe Geschichte über die Folgen einer Traumatisierung, über Freundschaft, Verrat, Schuld, Rache, Selbsttäuschung und die Unfähigkeit zur Kommunikation. Was wäre geschehen, wenn Jimmy und Sean als Kinder nicht untätig zugesehen hätten, wie Dave von zwei Päderasten verschleppt wurde? Welchen Weg hätten sie ohne das traumatische Ereignis eingeschlagen? In „Mystic River“ werden eine Reihe von Fragen aufgeworfen, aber keine vorgefertigten Antworten gegeben.

Die Zuschauer sind den Figuren in „Mystic River“ zumeist eine Nasenlänge voraus. Diese Diskrepanz des Kenntnisstandes erhöht die Spannung und die emotionale Anspannung, etwa wenn einer der Protagonisten auf dem vermeintlichen Weg zur Gerechtigkeit neue Schuld auf sich lädt, während die Zuschauer zu diesem Zeitpunkt bereits wissen, dass er einem Irrtum unterliegt.

Clint Eastwood erzählt die fesselnde Geschichte bedächtig und kommt dabei ohne optische Reize und spektakuläre Szenen aus. Stattdessen setzt er (mit Erfolg) auf die Dramaturgie des Drehbuchs von Brian Helgeland – der dafür den Roman „Mystic River“ von Dennis Lehane adaptierte – und die erstklassige Besetzung.

„Mystic River“ wurde für sechs „Oscars“ nominiert. Am Ende gab es zwei der Trophäen, und zwar für Sean Penn („bester Schauspieler“) und Tim Robbins („bester Nebendarsteller“), die für ihre Rollen in „Mystic River“ außerdem mit je einem „Golden Globe“ ausgezeichnet wurden.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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Minette Walters - Wellenbrecher
"Wellenbrecher" ist ein leicht zu lesender, spannender und unter­halt­samer Thriller. Es gibt lediglich zwei oder drei Verdächtige, aber es gelingt Minette Walters, uns Leser bis kurz vor dem Schluss durch falsche Fährten zu irritieren.
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