Liebe und Intrigen. Crime d'amour

Liebe und Intrigen. Crime d’amour

Liebe und Intrigen. Crime d'amour

Liebe und Intrigen. Crime d'amour – Originaltitel: Crime d'amour – Regie: Alain Corneau – Drehbuch: Alain Corneau, Nathalie Carter – Kamera: Yves Angelo – Schnitt: Thierry Derocles – Musik: Pharoah Sanders – Darsteller: Ludivine Sagnier, Kristin Scott Thomas, Patrick Mille, Guillaume Marquet, Gérald Laroche, Julien Rochefort, Olivier Rabourdin, Marie Guillard, Mike Powers, Matthew Gonder, Jean-Pierre Leclerc, Stéphane Roquet u.a. – 2010; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Die begabte Jungmanagerin Isabelle glaubt an Teamwork, muss aber einsehen, dass ihre Chefin Christine nur an ihre eigene Karriere denkt und sie skrupellos ausnutzt. Da Christine die Ideen ihrer Mitarbeiterin als eigene verkauft, liefert Isabelle schließlich eine ihrer Arbeiten direkt bei den Bossen ab und macht auf sich aufmerksam. Daraufhin wird sie von Christine gemobbt und öffentlich gedemütigt. Der Guerillakrieg der beiden Frauen eskaliert ...
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Kritik

Auch wenn – wie bei einer Satire üblich – nicht alles realistisch ist, handelt es sich bei "Liebe und Intrigen. Crime d'amour" um eine raffiniert erzählte, spannende und unterhaltsame Geschichte.
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Christine (Kristin Scott Thomas) leitet die Pariser Marketingabteilung eines multinationalen PR-Konzerns. Ihre engste Mitarbeiterin, Isabelle (Ludivine Sagnier), bereitet mit ihr an diesem Abend das Kundengespräch vor, das Christine am nächsten Tag in Kairo zu führen hat. Als Christines in der Buchhaltung des Unternehmens beschäftigter Lover Philippe (Patrick Mille) eintrifft, fährt Isabelle nach Hause und arbeitet dort fast die ganze Nacht an einem Strategiepapier für das Meeting in Kairo.

Am anderen Morgen überrascht Christine sie mit der Aufforderung, an ihrer Stelle mit Philippe nach Kairo zu fliegen. Erfreut macht Isabelle sich auf den Weg zum Flughafen. Die Verhandlungen sind ein voller Erfolg. Und am Abend landen Isabelle und Philippe miteinander im Hotelbett.

Als Isabelle am übernächsten Tag in Christines Büro kommt, hört sie, wie diese in einer Videokonferenz mit ihren Chefs in den USA (Mike Powers, Matthew Gonder) behauptet, die in Kairo erfolgreiche Strategie sei ihre Idee gewesen. Obwohl Isabelle vor ihrem Schreibtisch steht, sagt sie, ihre Mitarbeiterin habe nur das ausgeführt, was sie ihr aufgetragen habe. Die Bosse sind begeistert und stellen Christine eine Versetzung nach New York in Aussicht. Isabelle schaut ihre Chefin jedoch entgeistert an. Christine amüsiert sich darüber und meint spöttisch: „Du hättest an meiner Stelle doch hoffentlich genauso gehandelt!“

Isabelles Assistent Daniel (Guillaume Marquet), der auch mitbekommen hat, dass Christine ihre Karrierechancen aufgrund von Isabelles Leistung gesteigert hat, ist entrüstet, aber Isabelle verteidigt Christine und erklärt ihm, sie seien ein Team und es komme nur auf die Gesamtleistung des Teams an.

Durch Zufall erfährt Isabelle, dass Christine sie nicht nach Kairo schickte, um sie beruflich zu fördern, sondern um sich mit einem Liebhaber namens Jacques (Jean-Marie Juan) treffen zu können. Damit schwindet ihr letztes Vertrauen in Christine. Sie weiß jetzt, dass ihre Chefin nur an sich selbst denkt und andere skrupellos ausnutzt. Frustriert sucht sie Philippe auf und beginnt eine Affäre mit ihm.

Als Philippe sich deshalb von Christine zurückzieht, zitiert diese ihn ins Büro und gibt ihm 7 Tage Zeit, eine veruntreute größere Geldsumme zurückzuzahlen. Die Veruntreuung ist in einer Akte dokumentiert, und Christine hat dazu eine Erklärung geschrieben. Philippe weiß nicht, woher er das Geld so schnell nehmen soll. Um Christine zu besänftigen, beendet er die Liebschaft mit Isabelle.

Daniel drängt seine Chefin, eine von der Konzernspitze angeforderte Marktstudie anzufertigen, ohne Christine dabei einzubeziehen, damit endlich bekannt wird, wer die gute Arbeit leistet. Isabelle folgt seinem Rat. Wieder sind die Bosse begeistert. Da sie ohnehin in Europa sind, wollen sie sich Isabelles Empfehlungen am nächsten Morgen persönlich anhören. Christine, die von der Präsentation völlig überrascht wird, lächelt und tut so, als habe sie die Arbeit an Isabelle delegiert und wisse über alles bestens Bescheid. Erst nach dem Meeting stellt sie Isabelle wütend zur Rede. Die Jüngere antwortet, sie habe sich nur an ihr Vorbild gehalten und von Christine gelernt.

Nachdem Philippe bei Christine im Büro war, ruft er Isabelle an und gesteht ihr, er habe die Beziehung nur abgebrochen, weil er von Christine unter Druck gesetzt worden sei. Sie verabreden sich für den Abend, und Philippe verspricht, Isabelle im Büro abzuholen. Sie fährt eigens nach Hause, um sich zu schminken und schick zu kleiden, aber dann wartet sie vergeblich auf Philippe. Als sie ihn gut eine halbe Stunde nach der vereinbarten Zeit anruft, meldet sich Christine und verhöhnt sie. Daraufhin gerät Isabelle außer sich. Vor Erregung gelingt es ihr kaum, das Auto aufzuschließen. Sie fährt im Parkhaus gegen einen Betonpfeiler, steigt aus und bricht schluchzend zusammen.

Am Samstag darauf lädt Christine alle Führungskräfte der Pariser Tochtergesellschaft des Unternehmens zu einer Party ein. Scheinbar zum Spaß zeigt sie auf einer Großleinwand Videos von Mitarbeitern in peinlichen Situationen, darunter auch Aufnahmen der Überwachungskamera im Parkhaus von Isabelles Weinkrampf.

Am Montag nach der öffentlichen Demütigung konfrontiert Christine Isabelle mit einer schriftlichen Drohung, die sie angeblich von Isabelle erhielt. Die Jüngere versichert, die E-Mail nicht geschrieben zu haben. Sie durchschaut, dass ihre Chefin unbemerkt in ihrem Büro war und sich die Mail selbst schickte.

Daniel entdeckt die Akte, in der Philipps Veruntreuung dokumentiert ist und Christines Aktennotiz dazu. Nachdem Isabelle Handschuhe angezogen hat, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, kopiert sie die Akte. Dann gibt sie das Original Daniel zurück und fordert ihn auf, sie bei sich im Büro aufzubewahren.

Isabelle tut nun einiges, was wir zunächst nicht verstehen: Sie lässt sich einen Arzttermin geben. Dann sorgt sie dafür, dass Philippe sie im Auto mitnimmt. Von einem Schal trennt sie einen Fetzen ab. Ihrer Schwester Claudine (Marie Guillard) bringt sie ein verschlossenes und adressiertes Kuvert, in dem sich die kopierte Akte befindet. Während der Nachbar Rasen mäht, steigt sie auf einen Stuhl und beginnt die Rosen in einem Zierbogen zu schneiden. Sie geht ins Kino und gleich darauf noch einmal, obwohl noch immer derselbe Film läuft.

Im Unternehmen fällt nicht nur Daniel auf, dass sie seit der öffentlichen Demütigung durch Christine offenbar mit den Nerven völlig fertig ist und immer häufiger starke Psychopharmaka schluckt.

Am Samstagabend dringt Isabelle in Christines Haus ein und ersticht ihre Widersacherin mit einem Küchenmesser. Dabei trägt sie einen Schutzanzug mit Kapuze, um keine DNA-Spuren zu hinterlassen. Nachdem sie der Toten das abgerissene Stück Schal in die Hand gedrückt hat, nimmt sie einen Finger der anderen Hand, taucht ihn in die Blutlache und schreibt ISA auf den Fußboden. Dann kippt sie Christines Handtasche aus und zerbricht auf dem Tisch stehende Gläser, um einen Kampf vorzutäuschen. Auf dem Heimweg versenkt sie den Schutzanzug in der Seine.

Am Montagmorgen ruft Isabelle Daniel an: Sie sei krank, sagt sie, und könne nicht ins Büro kommen.

Kurz darauf klingelt es bei ihr. Bevor sie öffnet, zieht Isabelle einen Ärmel ihres Morgenrocks nach oben, damit die Kratzer an ihrem Arm sichtbar sind. Zwei Kriminalbeamte (Gérald Laroche, Jean-Pierre Leclerc) stehen in der Tür. Rasch zieht Isabelle den Ärmel wieder über die Kratzer. Ihre Benommenheit erklärt sie durch die Einnahme von Schlaftabletten. Einem der Beamten fallen drei Tablettenröhrchen mit starken Psychopharmaka auf. Sie wirkt völlig kaputt. Der Kommissar sagt, Christine sei tot aufgefunden worden. Mit ihrem Blut habe sie ISA auf den Fußboden geschrieben, und man wisse inzwischen von der Feindschaft zwischen ihr und Isabelle. Wo Isabelle zur Tatzeit gewesen sei, fragt der Kommissar. Allein im Kino, antwortet sie. Die Eintrittskarte habe sie weggeworfen. Die beiden Beamten verdächtigen sie, Christine erstochen zu haben und nehmen sie fest. Die Kratzspuren an Isabelles Arm sind ihnen nicht entgangen, und sie vermuten, dass sie entstanden, als Christine sich wehrte.

Als Isabelle mit ihrem Anwalt (Julien Rochefort) vor dem Haftrichter (Olivier Rabourdin) sitzt, macht sie noch immer einen gesundheitlich schwer angeschlagenen Eindruck. Auf die Frage, ob sie Christine ermordet habe, starrt sie den Richter zuerst eine Weile an, dann nickt sie und gesteht es.

Die Zeitungen berichten groß aufgemacht über den Fall. Eine Verkäuferin (Anne Girouard) erkennt Isabelle auf einem Foto, meldet sich bei der Polizei und gibt zu Protokoll, dass die mutmaßliche Mörderin bei ihr ein Tranchiermesser gekauft habe. Bei der Gegenüberstellung bestätigt sie, dass Isabelle die Kundin war. Sie könne sich deutlich an die Frau erinnern, sagt sie, weil diese außergewöhnlich unfreundlich gewesen sei.

Im Gefängnis bekommt Isabelle keine Tabletten. Im Lauf der Zeit scheint sich ihr Gesundheitszustand zu verbessern. Schließlich erklärt sie ihrem Anwalt, sie habe Christine nicht ermordet und das Geständnis nur abgelegt, um in Ruhe gelassen zu werden. Sie sei gar nicht richtig wach gewesen.

Vor dem Untersuchungsrichter gibt sie zu, ein Tranchiermesser gekauft zu haben. Nachdem die Klinge bei der Gartenarbeit beschädigt worden sei, habe sie das Messer irgendwo hingeworfen, wohin, wisse sie nicht mehr. Am Arm habe sie sich verletzt, als sie die Rosen in einem Zierbogen schnitt und der Stuhl zerbrach, auf dem sie dabei stand. Die Droh-E-Mail habe Christine sich selbst von Isabelles Computer geschickt.

Philippe besucht Isabelle auf ihren Wunsch hin im Gefängnis. Sie sagt ihm, sie wisse von seiner Unterschlagung und Christines Ultimatum. Die Akte liege bei Daniel im Büro, dort könne er sie holen.


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Sie bittet Daniel in einem Brief, dem Mann an der Kinokasse (Fabrice Donnio) ihr Foto zu zeigen. Der Kartenverkäufer kann sich gut an sie erinnern, denn sie suchte lange nach ihrem Portemonnaie, bot ihm Pfefferminzbonbons an und hielt den Betrieb auf. Das sei am Samstagabend gewesen, gibt der Kartenverkäufer schließlich bei der polizeilichen Vernehmung an. Da Isabelle den Inhalt des Films wiedergeben kann, war sie zur Tatzeit vermutlich im Kino.

In Isabelles Gartenhäuschen findet der Kommissar einen kaputten Stuhl und ein Tranchiermesser mit kaputter Klinge.

Der Richter lässt es zu, dass Isabelle für drei Stunden das Gefängnis verlässt, um mit dem Kommissar zusammen in ihrer Wohnung nach dem Schal zu suchen, von dem Christine ein Stück abgerissen hatte und der bei der Hausdurchsuchung nicht gefunden wurde. Kurz vor Ablauf der Frist reißt Isabelle eine Reihe von Schubladen heraus, bis sie hinter einer den Schal hervorzieht. Obwohl er genauso aussieht, wie der Schal, von dem ein Stück abgerissen wurde, ist er völlig intakt. (Tatsächlich handelt es sich um einen zweiten Schal, den Isabelle eigens kaufte.)

Isabelle wird freigelassen, und die Medien ereifern sich über die schludrigen Ermittlungen, die beinahe zur Verurteilung einer Unschuldigen geführt hätten.

Am nächsten Tag kommt Isabelle wieder ins Büro und nimmt Christines Stelle ein.

Ein Bankangestellter ruft bei ihr an und informiert sie darüber, dass er ein Kuvert mit der Kopie einer Akte erhalten habe, aus der hervorgehe, dass von einem Mitarbeiter des Unternehmens ein großer Geldbetrag veruntreut worden sei. Man werde die Angelegenheit prüfen und der Polizei übergeben.

Während eines Meetings wird Philippe verhaftet. Unter dem Beifahrersitz seines Autos wird der Schal gefunden, von dem Christine einen Fetzen in der Hand hatte. Augenscheinlich ermordete er Christine wegen ihrer Drohung, seine Unterschlagung aufzudecken und lenkte dann den Verdacht auf Isabelle.

Isabelle fliegt mit Daniel nach Washington und stellt dort ihre Konzepte und Strategien vor. Die Bosse sind begeistert.

Auf der Rückfahrt zum Hotel in einer Stretchlimousine holt Daniel ein Tablettenröhrchen aus der Tasche und schluckt demonstrativ eine Handvoll der Pillen, die auch Isabelle nahm. Er weiß längst, dass sie harmlos sind, weil Isabelle die vom Arzt verschriebenen Psychopharmaka gegen gleich aussehende Placebos vertauschte.

In dieser Nacht liegt Isabelle schlaflos auf dem Hotelbett. Von jetzt an hat ihr Assistent sie in der Hand.

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Bei „Liebe und Intrigen. Crime d’amour“ handelt es sich um eine Gesellschaftssatire. Alain Corneau (1943 – 2010) zeigt in seinem letzten Kinofilm, dass im Management großer Unternehmen zwar viel von Teamwork gesprochen wird, aber in Wirklichkeit Guerillakriege geführt werden.

Die erste Hälfte des Films ist dem Psychoduell der beiden Managerinnen Christine und Isabelle gewidmet, das sich immer weiter verschärft. Dann zeigt uns Alain Corneau einige Handlungen Isabelles, deren Zweck uns zunächst unverständlich bleibt. Plötzlich geschieht etwas völlig Überraschendes. Damit wechselt auch das Genre des Films „Liebe und Intrigen. Crime d’amour“. Aber noch immer rätseln wir, was Isabelle mit ihrem Verhalten bezweckte. Das begreifen wir erst im weiteren Verlauf, und als wir es endlich tun, setzt Alain Corneau noch eine Schlusspointe.

Auch wenn – wie bei einer Satire üblich – nicht alles realistisch und ernst zu nehmen ist, handelt es sich bei „Liebe und Intrigen. Crime d’amour“ um eine raffiniert erzählte, spannende und unterhaltsame Geschichte. Sehenswert ist der Film schon allein wegen Kristin Scott Thomas und Ludivine Sagnier, die ihre Rollen überzeugend spielen.

In Deutschland kam „Liebe und Intrigen. Crime d’amour“ nicht ins Kino. Die Satire war auf dem Berlin Fantasy Filmfest am 20. August und auf dem Fantasy Filmfest in Hamburg am 24. August 2010 zu sehen und wurde am 26. Dezember 2011 erstmals im deutschen Fernsehen ausgestrahlt (BR).

Brian De Palma drehte mit Rachel McAdams, Noomi Rapace und Karoline Herfurth ein Remake von „Liebe und Intrigen. Crime d’amour“: „Passion. Geld. Macht. Verführung“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

Brian de Palma: Passion. Geld. Macht. Verführung

Alain Corneau: Jenseits aller Regeln

Gaito Gasdanow - Nächtliche Wege
Gaito Gasdanow entwickelt in "Nächtliche Wege" keine Roman­handlung, sondern reiht skizzierte Miniaturen über Personen an­einan­der. Die subjektiven Beobachtungen des Ich-Erzählers veranschaulichen die Vergeblichkeit, der menschlichen Existenz einen Sinn geben zu wollen.
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