Charles Horman


Charles Horman wurde am 15. Mai 1942 in New York als einziger Sohn des Geschäftsmanns Edmund Horman und dessen Ehefrau Elizabeth geboren. Nach dem Studienabschluss 1964 in Harvard wurde er Journalist.

1972 zog der politisch mit der Linken sympathisierende Doktorand nach Santiago de Chile. Vom Militärputsch gegen Salvador Allende Gossens wurde Charles Horman in Viña del Mar überrascht, einem Seebad in der Nähe von Valparaíso. Der Ort diente nicht nur amerikanischen Geheimdiensten als Basis in Chile, sondern war zugleich ein Zentrum der Putschisten. Charles Hormann hielt seine Beobachtungen in Notizen fest und wollte vermutlich die Rolle der USA bei dem Staatsstreich dokumentieren.

Am 16. September 1973 kehrte er zu seiner Ehefrau Joyce nach Santiago de Chile zurück. Am Tag darauf wurde er von chilenischen Soldaten in Santiago de Chile festgenommen. Sie verschleppten den Amerikaner in das Nationalstadion, das die Putschisten in ein Konzentrationslager umfunktioniert hatten. Dort wurde er am 19. September ermordet. Ähnlich erging es seinem Kollegen und Landsmann Frank Teruggi. Dessen Mitbewohner David Hathaway wurde nach kurzer Zeit freigelassen.

US-Repräsentanten in Chile versicherten Edmund Horman und seiner Schwiegertochter Joyce Horman, sie täten alles, um Charles zu finden. Aber es besteht der Verdacht, dass sie von Anfang an wussten, dass man ihn umgebracht hatte und versuchten, die näheren Umstände zu vertuschen. Die Leiche wurde erst sieben Monate später in die USA überführt. Zu diesem Zeitpunkt war es für eine aufschlussreiche Autopsie zu spät.

Mit ihrer gerichtlichen Klage gegen elf Regierungsbeamte einschließlich des Außenministers Henry Kissinger scheiterte die Familie Horman.

Costa-Gavras drehte über den Fall Charles Horman den Film „Vermisst“.

Erst am 8. Oktober 1999 gab die US-Regierung u. a. ein Dokument des Außenministeriums vom 25. August 1976 frei, aus dem zu ersehen war, welche Rolle die CIA bei der Ermordung von Charles Horman gespielt hatte: „This case remains bothersome […] The GOC [Government of Chile] sought Horman and felt threatened enough to order his immediate execution. The GOC might have believed this American could be killed without negative fall-out from the USG [US Government]. There is some circumstancial to suggest: US intelligence may have played an unfortunate part in Horman’s death. At best it was limited to providing or confirming information that helped motivate his murder by the GOC. At worst, US intelligence was aware the GOC saw Horman in a rather serious light and US officials did nothing to discourage the logical outcome of GOC paranoia.“ (Faksimile: http://www.gwu.edu/~nsarchiv/news/19991008/01-04.htm)

© Dieter Wunderlich 2010

Salvador Allende Gossens (Kurzbiografie)
Augusto José Ramón Pinochet Ugarte (Kurzbiografie)
Militärputsch in Chile 1973

Costa-Gavras: Vermisst

Louis Begley - Lügen in Zeiten des Krieges
Obwohl Louis Begley in "Lügen in Zeiten des Krieges" persönliche Erlebnisse verarbeitete, ist weder etwas von Hass noch von Larmoyanz zu spüren, und es ist ihm gelungen, darüber nüchtern, unpathetisch und unprätenziös zu schreiben.
Lügen in Zeiten des Krieges