Der Frauenmörder von Paris

Der Frauenmörder von Paris

Der Frauenmörder von Paris

Der Frauenmörder von Paris – Originaltitel: Landru – Regie: Claude Chabrol – Drehbuch: Françoise Sagan – Kamera: Jean Rabier – Schnitt: – Musik: – Darsteller: Charles Denner, Michèle Morgan, Danielle Darrieux, Stéphane Audran, Hildegard Knef, Juliette Mayniel, Catherine Rouvel, Françoise Lugagne, Denise Provence, Claude Mansard, Mario David, Jean-Louis Maury, Huguette Forge, Raymond Queneau u.a. – 1963; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Weil Henri Landru als Trödler in Paris nicht viel verdient, gibt es für ihn, seine Ehefrau und die vier Kinder dreimal in der Woche statt eines Bratens nur Gehacktes. Um die finanzielle Situation der Familie zu verbessern, verfällt Henri Landru 1914 auf die Idee, sich unter falschen Identitäten über Heiratsannoncen an alleinstehende Frauen heranzumachen, sie zu ermorden und die Leichen zu verbrennen. Erst als ihn die Schwester eines Opfers in einem Geschäft wiedererkennt, kommt ihm die Polizei auf die Spur ...
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Kritik

Der sarkastischen Thrillerkomödie "Der Frauenmörder von Paris" liegt der Fall des Serienmörders Henri Désiré Landru zugrunde. Keine der Bluttaten ist im Film zu sehen, denn es geht Claude Chabrol nicht um Schockeffekte, sondern um schwarzen Humor.
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Als Henri Désirée Landru (Charles Denner) mit seiner Ehefrau Catherine (Françoise Lugagne) und den vier gemeinsamen Kindern Maurice, Charles, Anne und Marie bei Tisch sitzt, beschwert er sich, dass das Dienstmädchen Mireille zum dritten Mal in der Woche nur Gehacktes serviert. Catherine weist ihn jedoch darauf hin, dass sie sich keine teureren Gerichte leisten können. Sie verachtet den Versager, der vor einigen Jahren wegen kleiner Gaunereien zu einer Haftstrafe verurteilt worden war und sich inzwischen als Trödler in Paris durchschlägt.

Die finanziellen Schwierigkeiten bringen Henri Landru 1914 auf eine Idee: Er holt bei einer Zeitung die Zuschriften für eine Chiffre-Heiratsannonce ab und nimmt Kontakt mit einigen der Absenderinnen auf, die ihm für seine Zwecke geeignet erscheinen. Im Jardin du Luxembourg verabredet er sich mit ihnen, stellt sich unter falschem Namen vor und gibt sich als Fabrikant oder Kapitän aus.

Berthe Heon (Danielle Darrieux) ist die Erste, mit der er nach Gambais fährt, wo er ein Haus mit Garten gemietet hat. Aus Sparsamkeitsgründen löst er für sich eine Rückfahrkarte, für Madame Heon jedoch nur eine einfache Bahnfahrkarte. Die englischen Nachbarn in Gambais wundern sich einige Zeit nach Landrus Ankunft über den üblen Geruch des aus seinem Schornstein quellenden schwarzen Rauches. Zurück in Paris, löst Henri Landru mit einer Vollmacht von Berthe Heon deren Gelddepot auf.

Ein halbes Jahr später macht er Célestine Buisson (Michèle Morgan) seine Aufwartung, einer Dame, die er ebenfalls über die Heiratsanzeigen kennen gelernt hatte. Weil sie von ihrer Schwester Marguerite Laporte (Denise Provence) ermahnt wird, eine Einladung zu einem Landausflug aus Schicklichkeitsgründen nicht sofort anzunehmen, fährt Henri Landru erst einmal mit Anne Colomb (Juliette Mayniel) nach Gambais. In Begleitung von Célestine Buisson kommt Henri Landru eine Woche später wieder nach Gambais – und jedes Mal ärgern sich die Nachbarn über den Gestank. Um an das Bankgutgaben des dritten Opfers zu kommen, überredet Henri Landru seine Ehefrau Catherine, sich am Schalter als Madame Buisson auszugeben.

Der hübschen jungen Andrée Babelet (Catherine Rouvel) folgt Henri Landru zu der Wahrsagerin Madame Vidal (Huguette Forge). Nachdem ihm eine große Liebe prophezeit wurde, stürzt Andrée sich in eine Affäre mit ihm – und endet ebenfalls im Ofen des Hauses in Gambais.

Bei Fernande Segret (Stéphane Audran), die sich mit einer Gesangsausbildung abmüht, ist alles anders: Sie tut Henri Landru leid, und obwohl sie seine Geliebte wird und er sie leicht ermorden könnte, bringt er es nicht übers Herz, ihr weh zu tun.

Zufällig lernt Henri Landru im Jardin du Luxembourg eine aus Frankfurt am Main stammende Dame (Hildegard Knef) kennen, deren französischer Ehemann kürzlich im Krieg gegen die Deutschen gefallen ist. Um ihr Misstrauen zu zerstreuen, gibt Landru sich diesmal als Polizeikommissar aus. Doch als er sie in Gambais ermorden will, läuten die Kirchenglocken: Der Krieg ist aus! Gemeinsam fahren sie nach Paris zurück.

Als Madame Laporte an einem Porzellangeschäft vorbeigeht, entdeckt sie unter den Kunden den Liebhaber ihrer vermissten Schwester Célestine Buisson. Von der nächsten Telefonzelle aus alarmiert sie die Polizei. Weil deren Auto kaputt ist, müssen die Polizisten mit einer Kutsche fahren, doch trotz der Verzögerung finden sie eine Spur, die zu Fernande Segret führt. In deren Wohnung wird Henri Landru von Commissaire Belin (Jean-Louis Maury) festgenommen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Staatspräsident Georges Clemenceau (Raymond Queneau) kommt der spektakuläre Fall des Serienmörders gerade recht, um die Öffentlichkeit von den politischen Problemen abzulenken.

Vor Gericht beteuert Henri Landru seine Unschuld. Obwohl ihm der Staatsanwaltschaft (Mario David) keinen einzigen Mord nachweisen kann und Fernande Segret als Zeugin aussagt, Henri Landru habe sich ihr gegenüber stets korrekt verhalten, sprechen ihn die Geschworenen als zehnfachen Frauenmörder schuldig, und das Gericht verurteilt ihn zum Tod.

Nachdem der Staatspräsident seine Begnadigung abgelehnt hat, wird Henri Désirée Landru hingerichtet.

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Der rabenschwarzen Thrillerkomödie „Der Frauenmörder von Paris“ von Claude Chabrol (Regie) und Françoise Sagan (Drehbuch) liegt ein authentischer Fall zugrunde, der des Serienmörders Henri Désiré Landru (1869 – 1922). Die Nachricht, dass er von der Schwester eines der elf Opfer an seinem Parfum erkannt worden war, brachte die Modeschöpferin Coco Chanel (1883 – 1971) auf die Idee, ein Parfum zu kreieren. Charlie Chaplin drehte über Henri Landru den Kinofilm „Monsieur Verdoux. Der Frauenmörder von Paris“.

Monsieur Verdoux. Der Frauenmörder von Paris – Regie: Charlie Chaplin – Drehbuch: Charlie Chaplin, nach einer Idee von Orson Welles – Kamera: Roland Totheroh – Schnitt: Willard Nico – Musik: Charlie Chaplin – Darsteller: Charles Chaplin, Mady Correll, Allison Roddan, Robert Lewis, Audrey Betz, Martha Raye, Ada May, Isobel Elsom, Marjorie Bennett, Helene Heigh, Margaret Hoffman, Marilyn Nash, Irving Bacon, Edwin Mills, Virginia Brissac, Almira Sessions, Eula Morgan, Bernard Nedell, Charles Evans, William Frawley, Arthur Hohl, Barbara Slater, Fritz Leiber, Vera Marshe, John Harmon, Christine Ell, Lois Conklin u. a. – 1947; 125 Minuten

Die Handlung spielt während des Ersten Weltkriegs, und Claude Chabrol hat an mehreren Stellen Dokumentaraufnahmen von der Front in den Film „Der Frauenmörder von Paris“ aufgenommen. Damit soll vermutlich auf die Grausamkeit des Krieges hingewiesen werden – aber der Vergleich relativiert zugleich die Bluttaten des Frauenmörders. Keiner der Morde ist im Film zu sehen; sie werden nur angedeutet, etwa durch das Einfrieren eines Close-up auf das Gesicht des Opfers. In „Der Frauenmörder von Paris“ geht es nicht um Schockeffekte, sondern um Sarkasmus und Unterhaltung. Wir sehen, dass viele sich von dem galanten Auftreten des Serienmörders täuschen lassen.

Die Rolle der von Henri Landru verschonten Fernande Segret wurde übrigens von Claude Chabrols Ehefrau Stéphane Audran gespielt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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Im Plauderton wandert Manfred Lütz durch die verschiedene Themenbereiche. Einen systematischen Ansatz vermisst man ebenso wie eine eingehende Auseinandersetzung mit einem der angerissenen Gegenstände.
Bluff!