Avatar

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Avatar. Aufbruch nach Pandora – Originaltitel: Avatar – Regie: James Cameron – Drehbuch: James Cameron – Kamera: Mauro Fiore – Schnitt: James Cameron, John Refoua ,Stephen E. Rivkin – Musik: James Horner – Darsteller: Sam Worthington, Zoë Saldaña, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Michelle Rodríguez, Giovanni Ribisi, Joel David Moore, CCH Pounder, Wes Studi, Laz Alonso, Dileep Rao, Matt Gerald, Sean Anthony Moran, Peter Mensah u.a. – 2009; 160 Minuten

Inhaltsangabe

Um 2150 sind die Rohstoffvorkommen auf der Erde erschöpft, und die Menschen beuten andere Himmelskörper aus. Auf dem von humanoiden Na'vi bewohnten Polyphemus-Mond Polaris gewinnen sie Unobtanium. Ein Team von Wissenschaftlern züchtet aus Genen von Menschen und Na'vi Avatare, die Kontakt mit den Na'vi aufnehmen und deren Vertrauen gewinnen sollen. Die Militärs setzen dagegen auf eine gewaltsame Vertreibung der Na'vi ...
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Kritik

Mit überbordender Fabulierlaune und einer Fülle origineller Ideen hat James Cameron in "Avatar" eine märchenhafte SF-Landschaft geschaffen. Und die mit Bildern realer Schauspieler kombinierte CGI setzt neue Maßstäbe.
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Mitte des 22. Jahrhunderts baut die Resources Development Administration (RDA) unter dem Schutz von US-Marines auf Pandora, dem Mond des Planeten Polyphemus im Sternsystem Alpha-Centauri, den wertvollen Energieträger Unobtanium ab. Diesem Projekt kommt große Bedeutung zu, denn die Rohstoffvorkommen der Erde sind erschöpft. Auf Pandora herrschen ähnliche Temperaturen wie auf der Erde; es gibt eine üppige Flora, eine artenreiche Fauna und eine aufrecht gehende, intelligente Spezies, die Na’vi. Aber Menschen können sich auf Pandora nur in abgeschlossenen Räumen bzw. mit Atemmasken bewegen, denn die Atmosphäre ist für sie tödlich.

Ein wissenschaftliches Team der RDA unter der Leitung von Dr. Grace Augustine (Sigourney Weaver) studiert seit Jahren die Na’vi. Dabei handelt es sich um menschenähnliche, etwa drei Meter große, extrem schlanke Wesen mit bläulicher Haut, Katzenaugen, spitzen Ohren und einem langen Schwanz. Sie sind sehr viel kräftiger als Menschen, und ihre durch Kohlefasern verstärkten Knochen brechen auch bei heftigen Stürzen nicht. Die Na’vi leben im Dschungel, gruppieren sich in über Pandora verteilten Clans, tragen kaum Kleidung und bauen ihre von Häuptlingen regierten Siedlungen beispielsweise in den Wurzelstöcken riesiger Bäume. Sie reiten auf Schreckenspferden und fliegen auf drachenähnlichen Ikrans. Ihre Waffen sind Pfeil und Bogen, aber sie sind friedfertig und jagen Tiere nur, wenn sie Nahrung benötigen, denn sie leben im Einklang mit der Natur. Über Tsaheylu, eine Art Nervenzopf, haben sie Zugang zu dem Netzwerk, das die Wurzeln der zahlreichen Bäume auf Pandora miteinander verbindet. Dieses komplexe Netzwerk, das ein Bewusstsein entwickelt hat, verehren die Na’vi als Muttergottheit Eywa.

Um näher an die scheuen Na’vi heranzukommen, züchtet Grace mit ihren Leuten aus Genen von Menschen und Na’vi drei Avatare, die wie Na’vi aussehen und von ihr sowie den beiden Wissenschaftlern Tom Sully und Norm Spellman (Joel David Moore) durch Gedankenübertragung gesteuert werden sollen. Als die Avatare fast fertig sind, wird Tom Sully bei einem Besuch auf der Erde im Jahr 2154 Opfer eines Raubmords. Weil einer der beiden Avatare aus seinen Genen gewachsen ist, wird Toms Zwillingsbruder Jake Sully (Sam Worthington) von der Erde geholt, denn nur ein naher Verwandter ist in der Lage, den Avatar mit seinen Gedanken zu steuern. Dass der US-Marine Jake Sully aufgrund einer Kriegsverletzung von der Hüfte abwärts gelähmt ist, hält Grace für weniger bedenklich als die fehlende Ausbildung. Nur weil es keine Alternative gibt, stimmt sie Jakes Einsatz widerstrebend zu.

Jake legt sich in eine Apparatur, mit der seine Gedanken übertragen werden sollen und belebt kurz darauf den Avatar. Als dieser seine beweglichen Füße und Zehen erblickt, steht er gegen die Anweisung der Wissenschaftler auf – und rennt aus dem Labor ins Freie. Wie ein übermütiges Kind probiert er seine Beine aus. Graces Avatar holt ihn schließlich zurück.

Die Hubschrauberpilotin Trudy Chacon (Michelle Rodríguez) fliegt die Avatare zu einer ersten Exkursion in den Urwald. Jakes Avatar entfernt sich von der Gruppe, berührt neugierig Exemplare der Pflanze Loreyu, die sofort im Boden verschwinden – und steht plötzlich einem wütenden Hammerkopf Titanother gegenüber. Der wird zwar von einem Thanator vertrieben, aber dieses noch weit gefährlichere Raubtier greift nun Jake an, der sich mit einem todesmutigen Sprung in einen Wasserfall rettet. Weil Nachteinsätze verboten sind, muss Trudy die Gruppe am Abend zur Basis Hell’s Gate bringen und Jakes Avatar im Dschungel zurücklassen.

Das Gewehr verlor Jakes Avatar auf der Flucht vor dem Thanator. Mit Feuer versucht er, sich nachts die wilden Tiere vom Leib zu halten. Neytiri (Zoë Saldaña), die Tochter des Häuptlings der Omaticaya, legt mit einem Giftpfeil auf den Eindringling an, aber als die leuchtende Saat des heiligen Baumes durch die Luft schwebt, überlegt sie es sich anders und beschützt den Avatar vor den Raubtieren. Als die beiden kurz darauf von Na’vi auf Schreckenspferden umzingelt werden, hält sie die Reiter davon ab, den Avatar zu töten. Stattdessen wird er gefangengenommen und ins Dorf der Omaticaya im Wurzelstock des Heimatbaums geschleift. Häuptling Eytukan (Wes Studi) will den Fremden töten lassen, aber seine Ehefrau Mo’at (CCH Pounder), die spirituelle Anführerin der Omaticaya, entscheidet nach kurzer Prüfung, dass Jake von ihrer Tochter Neytiris in den Sitten und Gebräuchen des Clans unterwiesen werden soll.

Der Heimatbaum der Omaticaya befindet sich über einem der größten Unobtanium-Vorkommen auf Pandora. Die RDA hat deshalb beschlossen, die Omaticaya umzusiedeln. Colonel Miles Quaritch (Stephen Lang), der militärische Leiter der RDA-Mission auf Pandora, gibt Jake drei Monate Zeit, um das Vertrauen der Omaticaya zu gewinnen und sie zum freiwilligen Verlassen des Dorfes zu bewegen. Sollte ihm dies nicht gelingt, würden die Na’vi gewaltsam vertrieben.

Eine der letzten Aufgaben, die Jakes Avator vor der Aufnahme in den Omaticaya-Clan erfüllen muss, ist die Gewinnung eines persönlichen Ikrans. Dazu klettert er in den Felsen der schwebenden Hallelujah-Bergen zu einer Ikran-Kolonie und überwältigt in einem Kampf auf Leben und Tod einen der Flugdrachen. Nach einem ersten Flug wird der Ikran auf seinem Rücken keinen anderen Reiter mehr als den Avatar dulden.

Colonel Quaritch und sein Chef Parker Selfridge (Giovanni Ribisi), der die Resources Development Administration auf Pandora leitet, haben von Anfang an nicht an eine friedliche Lösung geglaubt. Sie setzen auf militärische Gewalt und Bulldozer. Kurz vor Ablauf der Frist, die sie dem Marine gesetzt haben, werden sie ungeduldig. Aber Jake drängt Quaritch, ihm noch etwas Zeit zu geben. Ihm fehle nur noch die letzte Stufe der Ausbildung, erklärt er. Nach der Initiation werde er als Vollmitglied des Clans der Omaticaya die Bedingungen für den Umzug aushandeln können.

Bei der Aufnahme in den Clan darf Jakes Avatar sich eine Frau fürs Leben aussuchen. (Die Na’vi sind streng monogam.) Seine Wahl fällt auf Neytiri, aber er macht die Entscheidung von ihrer Zustimmung abhängig. Die Prinzessin hat sich längst in den Fremden verliebt. Und so werden sie ein Paar.

Ohne Vorwarnung walzen ferngesteuerte Bulldozer Bäume nieder. Jakes Avatar springt auf eine der gewaltigen Maschinen und zertrümmert die Kamera. In einer Aufzeichnung erkennt Colonel Quaritch den Angreifer. Aufgebracht stürmt er ins Labor und unterbricht die Gedankenverbindung zwischen Jake und dem Avatar, der daraufhin leblos zu Boden stürzt.

Grace ist über das brutale Vorgehen gegen die Na’vi ebenso entsetzt wie Jake. Auf ihren Protest hin gibt ihnen Colonel Quaritch eine Stunde Zeit, um die Omaticaya zur Aufgabe zu überreden.

Jake weiß längst, dass die Omaticaya ihre Heimat nicht aufgeben werden. Sein Avatar gesteht Neytiri und den anderen Clan-Mitgliedern, dass er sich ihnen anfangs aufgrund eines militärischen Befehls angeschlossen habe, um ihr Vertrauen zu erschleichen. Er beteuert, inzwischen umgedacht zu haben und dass seine Gefühle für Neytiri ehrlich seien, aber niemand glaubt ihm. Vergeblich drängt er die Na’vi zur Flucht vor dem weit überlegenen Feind. Statt auf ihn zu hören, fesseln die Omaticaya ihn und Grace.

Die RDA greift mit einem riesigen Aufgebot von Kampfhubschraubern an. Die Na’vi wehren sich mit Pfeil und Bogen, begreifen aber rasch, dass sie damit gegen die metallenen Ungetüme nichts ausrichten können. Quaritch sieht auf dem Monitor einer Kamera, dass die Avatare von Grace und Jake an ein Opfergerüst gefesselt sind. Das hindert ihn nicht daran, den Urwald in Brand schießen zu lassen. Während er über Funk seine Befehle erteilt, trinkt er Kaffee.

Als der Heimatbaum bereits wankt, schneidet Mo’at verzweifelt die Stricke durch, mit denen Jake und Grace gefesselt sind. Sie weiß, dass die Omaticaya ohne Jake verloren sind.

Der 200 Meter hohe Baum stürzt um und erschlägt viele der Na’vi. Unter den Toten sind Neytiris Eltern Mo’at und Eytukan. Die Überlebenden flüchten zum heiligen Baum der Seelen.

Mit der Bemerkung „Gute Arbeit, Jungs. Die erste Runde heute Abend geht an mich“, beendet Colonel Quaritch den Angriff fürs erste.

Zurück auf der Basis Hell’s Gate, zieht er die Stecker von den Maschinen, in denen Jake und Grace liegen und nimmt sie gefangen. Deren Avatare stürzen daraufhin leblos zu Boden. Aber Trudy Chacon und der Wissenschaftler Dr. Max Patel (Dileep Rao) befreien die beiden Gefangenen. Während Max als Verbindungsmann der Rebellen in Hell’s Gate zurückbleibt, flieht Trudy mit Jake und Grace in einem Hubschrauber, mit dem sie zugleich ein Modul der Laborbaracke abtransportiert. Quaritch beschießt sie. Sie entkommen zwar, aber Grace wird getroffen und blutet stark. Jake hofft, dass die Na’vi die Schwerverletzte retten können.

In der in den Halleluja-Bergen aufgestellten Labor-Baracke legt Jake sich wieder in die Maschine, die seine Gedanken überträgt. Sein Avatar fliegt mit seinem Ikran über einen Toruk, das einzige hier lebende Exemplar dieser Drachenart. Weil ein Toruk – die Menschen nennen ihn Leonopteryx Rex – keine Feinde fürchten muss, rechnet Jake damit, dass das Tier nicht nach oben schaut. Plötzlich lässt er sich von dem Ikran fallen, landet auf dem Rücken des Toruks, und es gelingt ihm, das überraschte Tier zu bezwingen. Als Toruk Makto (Reiter des letzten Schattens) lenkt er den riesigen Flugdrachen zu den Omaticaya, die ihn ehrfürchtig begrüßen.

Jakes Avatar versöhnt sich nicht nur mit Neytiri, sondern gewinnt nun auch den neuen Häupting Tsu’tey (Laz Alonso) als Freund, der bisher sein gefährlichster Gegenspieler unter den Na’vi war. Nach der Wiedervereinigung mit dem Clan trägt Jakes Avatar Grace – nicht ihren Avatar, sondern sie selbst – in das Heiligtum der Omaticaya. Aber die Wissenschaftlerin hat bereits zu viel Blut verloren; sie stirbt trotz der Bemühungen der Na’vi, ihr das Leben zu retten.

In einer öffentlichen Rede fordert Jake die Omaticaya dazu auf, mit den anderen Clans auf Pandora zusammen den Eroberern Widerstand zu leisten.

Quaritch bleibt nicht verborgen, dass die Na’vi sich verbünden. Die militärische Herausforderung ist nach seinem Geschmack. Begeistert rüstet er für einen vernichtenden „Präventivschlag“. Max Patel warnt Jakes Avatar vor dem bevorstehenden Angriff, bei dem auch Daisy Cutters eingesetzt werden sollen.


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Schwer bewaffnete Kampfhubschrauber und Kampfroboter treffen auf fast nackte Na’vi, die auf Schreckenspferden reiten bzw. auf Ikrans fliegen und nur vereinzelt über Gewehre verfügen. Wilde Tiere unterstützten die Na’vi. Es gibt viele Tote, darunter Trudy Chacon, die in ihrem Hubschrauber ebenfalls gegen die RDA kämpft und abgeschossen wird.

Als Toruk Makto führt Jakes Avatar die Na’vi-Truppen an. Im Flug springt er vom Toruk auf den Kampfhubschrauber des Kommandanten Quaritch. Der bemerkt es, wirft das Steuer herum und bringt den Avatar dadurch zu Fall. Der Avatar verliert den Halt und stürzt in die Tiefe. Dichte Baumkronen bremsen ihn vor dem Aufprall auf dem Boden ab, und er bleibt unverletzt. An Bord einer Kampfmaschine entkommt Quaritch aus dem explodierenden Flugzeug. Er trifft auf Neytiri, aber als er sie töten will, taucht der Avatar wieder auf und beschädigt die Maschine. Daraufhin kämpft Quaritch sich zu der Forschungsbaracke durch und zertrümmert die Fenster. Die einströmende giftige Luft treibt Jake aus der Maschine. Vergeblich versucht der Querschnittgelähmte, seine an einer Wand hängende Atemmaske zu erreichen. Sein Avatar ist kaum noch in der Lage, sich gegen Quaritch zu wehren, aber Neytiri tötet den Colonel mit Giftpfeilen. Dann hilft sie dem Menschen Jake, dem sie zum ersten Mal begegnet, die Atemmaske aufzusetzen und rettet ihm so das Leben.

Nach der erfolgreichen Abwehr des Angriffs der RDA müssen alle Menschen mit Ausnahme der Helfer der Na’vi Pandora verlassen. Jake und sein Avatar, die beide bewusstlos sind, werden in den Baum der Seelen getragen und im Heiligtum nebeneinander auf den Boden gelegt. Mit einem Ritual wird Jakes Seele auf den Avatar übertragen, der daraufhin die Augen aufschlägt und Neytiri anblickt.

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„Avatar. Aufbruch nach Pandora“ ist ein Science-Fiction Film, in dem die Bevölkerung eines Mondes außerhalb unseres Sonnensystems von menschlichen Eroberern terrorisiert wird. Darin spiegeln sich zum Beispiel die Kriege der Konquistadoren in der Neuen Welt, die Vernichtung der indigenen Bevölkerung in Nordamerika (Indianer) und die Kolonisierung Afrikas. Rücksichtslose Militärs, die sich ihrer technischen Überlegenheit bewusst sind und die Gegner verachten, schlachten „edle Wilde“ ab, um die Ausbeutung der von ihnen besiedelten Gebiete vorzubereiten. „Avatar. Aufbruch nach Pandora“ ist ein Plädoyer für Umweltbewusstsein und ein Anti-Kriegsfilm, in dem der Imperialismus angeprangert wird.

Überhaupt streift Cameron in „Avatar“ alles, was die Welt gerade bewegt – die Angst vor dem ökologischen GAU, vor Kriegslüsternheit, vor der zerstörerischen Macht der skrupellosen Gier: Die Menschheit hat ihren Planeten heruntergewirtschaftet, auf also zur Eroberung neuer Kolonien. Die Na’vi erweisen sich als die besseren Menschen – weil sie im Einklang miteinander und mit allem um sie herum leben, weil sie nicht vergessen, dass Sterben traurig ist, wenn sie sich selbst verteidigen. (Susan Vahabzadeh, Süddeutsche Zeitung, 16. Dezember 2009)

So wie Leutnant John J. Dunbar in „Der mit dem Wolf tanzt“ allmählich von den Sioux akzeptiert wird, weil er ihnen respektvoll begegnet, gewinnt Jake Sullys Avatar das Vertrauen der Na’vi.

Genauso wie Tarzan und Old Shatterhand ist der Blauen-Retter Jake Sully ein weißer Mann, ein „weißer Messias“ aus einer technorationalistischen Zivilisation, der die Eingeborenen zum Sieg führt. Sie brauchen ihn und seine Instrumente (siehe „Henry-Stutzen“), um gegen die Bösen zu kämpfen. Edgar Rice Burroughs und Karl May schrieben in einer Ära, in der die „Überlegenheit des weißen Mannes“ eisernes Dogma war. Der überkorrekte Avatar-Regisseur James Cameron ist in die gleiche Falle getappt. Auch Jake Sully ist ein Kultur-Imperialist, bloß ein guter, ohne den die Blauen verloren wären. Danke, Bwana.
So tief wie das teure Metall schlummert in diesem Film eine herablassende, ja rassistische Botschaft. Cameron verbeugt sich vor den edlen Wilden und reduziert sie doch zu Abhängigen.
(Josef Joffe, „Die Zeit“, 16. Januar 2010)

Wichtiger als die Handlung oder die Filmfiguren ist die neuartige Optik, die James Cameron für „Avatar. Aufbruch nach Pandora“ entwickelt hat. Damit setzt er, das kann man jetzt schon sagen, einen Meilenstein in der Kinogeschichte. In „Avatar. Aufbruch nach Pandora“ mischt er mit Schauspielern gedrehte und am Computer generierte Szenen (im Verhältnis von etwa 40 zu 60). Das machte zwar Robert Zemeckis bereits dreißig Jahre vor ihm („Falsches Spiel mit Roger Rabbit“), aber technisch überschreitet „Avatar. Aufbruch nach Pandora“ alles, was wir bis dahin an Animation gesehen haben. Nicht nur die Körperbewegung, sondern auch die Mimik der Schauspieler wurde mit Hilfe von Markierungen auf der Haut elektronisch aufgezeichnet (Motion-Capture-Verfahren) und auf die im Computer generierten Figuren übertragen. In einem Hangar bei Los Angeles wurden Schauspieler, Computer Generated Imagery (CGI) und die ebenfalls digital geschaffene Umwelt zusammengefügt. Weil mit zwei in einem Gehäuse synchronisierten HD-Kameras gefilmt und mit einer virtuellen Stereokamera gearbeitet wurde, kann „Avatar. Aufbruch nach Pandora“ in entsprechend ausgerüsteten Kinos in 3D vorgeführt werden.

Mit überbordender Fabulierlaune und einer Fülle origineller Ideen haben James Cameron und das Filmteam eine märchenhafte Science-Fiction Landschaft mit üppiger Dschungel-Flora geschaffen. Das allein macht „Avatar. Aufbruch nach Pandora“ schon sehenswert.

Die aus tausend Wörtern bestehende Na’vi-Sprache wurde von dem amerikanischen Linguisten Paul Robert Frommer eigens für den Film entwickelt.

Mitte der Neunzigerjahre begann James Cameron, am Drehbuch für „Avatar“ zu arbeiten. Die endgültige Version schrieb er im Frühjahr 2006.

Die Filmmusik stammt von James Horner und wurde unter seiner Leitung eingespielt.

Mit Produktionskosten in Höhe von 235 (vielleicht sogar 300) Millionen Dollar und einem zusätzlichen Marketingbudget von schätzungsweise 150 Millionen Dollar gehört „Avatar. Aufbruch nach Pandora“ mit „Pirates of the Caribbean. Am Ende der Welt“, „Spider-Man 3“ und „Harry Potter und der Halbblutprinz“ zu den teuersten Filmen in der Filmgeschichte.

Für die Kameraführung (Mauro Fiore), das Szenenbild (Rick Carter, Robert Stromberg, Kim Sinclair) und die visuellen Effekte (Joe Letteri, Stephen Rosenbaum, Richard Baneham, Andy Jones) gab es je einen „Oscar“. Nominiert hatte man „Avatar. Aufbruch nach Pandora“ auch in den Kategorien Film, Regie, Schnitt, Filmmusik und Tonschnitt.

Die Originalfassung von „Avatar. Aufbruch nach Pandora“ ist 162 Minuten lang. Neun Minuten länger ist eine Version, die ab September 2010 in einige Kinos kam. Seit 15. November 2010 gibt es außerdem einen 178 Minuten langen „Collectors‘ Extended Cut“ auf DVD und Blue-ray.

Deutsche Synchronstimmen (Buch: Klaus Bickert, Regie: Dietmar Wunder): Alexander Doering (Jake Sully), Tanja Geke (Neytiri), Karin Buchholz (Grace Augustine), Klaus-Dieter Klebsch (Miles Quaritch), Anke Reitzenstein (Trudy Chacon), Michael Deffert (Parker Selfridge), Rainer Fritzsche (Norm Spellman), Almut Zydra (Mo’at), Markus Pfeiffer (Tsu’Tey), Olaf Reichmann (Max Patel), Matti Klemm (Lyle Wainfleet), Tommy Morgenstern (Sean Fike) u.a.

Aufgrund des enormen Erfolgs von „Avatar. Aufbruch nach Pandora“ plant James Cameron angeblich eine Trilogie. Die zwei Sequels sollen Ende 2014 bzw. 2015 in die Kinos kommen. Ein von James Cameron für den Winter 2010/11 angekündigter Roman zum Film ist noch nicht erschienen.

Unter einem Avatar versteht man eine künstliche Person im Computerspiel oder den optischen Stellvertreter einer echten Person in den social media. Das Wort leitet sich aus dem Sanskrit ab. Dort bedeutet es Abstieg. Gemeint ist das Herabsteigen einer Gottheit, wie zum Beispiel die Inkarnation Vishnus im Hinduismus.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

James Cameron: True Lies

Mario Vargas Llosa - Ein diskreter Held
Aus den beiden Geschichten, die Mario Vargas Llosa in "Ein diskreter Held" erzählt, hätte er besser zwei Romane gemacht, zumal die Verknüpfung der Plots im letzten Viertel des Buches aufgesetzt wirkt. Ebenso wenig überzeugen die Experimente mit Parallelmontagen.
Ein diskreter Held