Dan Brown : Illuminati

Illuminati
Originaltitel: Angels and Demons, 2000 Illuminiati Übersetzung: Axel Merz Verlagsgruppe Lübbe, Bergisch Gladbach 2003
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Im Kernforschungszentrum CERN bei Genf brennt jemand dem Priester und Physiker Leonardo Vetra das Zeichen der Illuminati auf die Brust und tötet ihn. Robert Langdon, ein Harvardprofessor für Semiotik, macht sich zusammen mit der Tochter des Toten auf die Suche nach dem Mörder und den Hintermännern. Die Spur führt in den Vatikan, wo gerade ein neuer Papst gewählt wird ...
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Kritik

Dan Brown erzählt in "Illuminati" eine spannende und aktionsreiche Verschwörungsgeschichte. Die historischen "Fakten" und wissenschaftlichen Zusammenhänge, die er zwischendurch referiert, sind allerdings großenteils frei erfunden und so auch gar nicht möglich.
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Der Physiker Leonardo Vetra roch brennendes Fleisch, und es war sein eigenes.

Mit diesem Satz beginnt Dan Brown seinen Thriller „Illuminati“. Leonardo Vetra war nicht nur Teilchenphysiker am Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire (CERN) in Genf, sondern auch katholischer Priester, und er arbeitete daran, den Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft aufzuheben. In einer Woche hätte er seinen achtundfünfzigsten Geburtstag gefeiert. Jetzt liegt seine Leiche in den Privaträumen, die CERN ihm auf dem Forschungsgelände zur Verfügung gestellt hat.

Statt die Polizei zu alarmieren, lässt Maximilian Kohler, der Generaldirektor von CERN, in dem Raum mit der Leiche ein Kühlsystem aufstellen, verständigt die Adoptivtochter des Ermordeten und ruft Robert Langdon in Massachusetts an, einen fünfundvierzigjährigen Harvard-Professor für Kunstgeschichte, der sich auf religiöse Symbole spezialisiert hat. Weil Langdon zunächst annimmt, einen Spinner oder Wichtigtuer am Apparat zu haben, schickt Kohler ihm ein Fax mit dem Foto des Toten. Darauf ist deutlich zu sehen, dass der Mörder dem Opfer ein Ambigramm des Wortes „Illuminati“ in die Brust gebrannt hat.

Die Illuminati gehen zurück auf eine Gruppe von Physikern, Mathematikern und Astronomen, die sich im 16. Jahrhundert gegen die Tyrannei der Kirche zu wehren begannen und ohne Rücksicht auf deren Lehre nach der Wahrheit suchten. Zu ihnen gehörte auch Galileo Galilei (1564 – 1642). Die römisch-katholische Kirche bekämpfte den Geheimbund und diffaminierte ihn als Satanskult. Als 1686 vier Mitglieder entlarvt wurden, ließ ihnen die Kirche bei lebendigem Leib ein Kreuz auf die Brust brennen, bevor man die Männer ermordete und die Leichen als Warnung in Rom auf die Straße warf. Nach diesem Ereignis, das unter der Bezeichnung „La purga“ in die Geschichte einging, zogen die Illuminaten sich noch stärker in den Untergang zurück. Im 18. Jahrhundert unterwanderten sie die Freimaurer in Bayern und bildeten gewissermaßen eine Geheimgesellschaft innerhalb einer Geheimorganisation. Ihr Ziel war inzwischen die Vernichtung der römisch-katholischen Kirche. – Langdon ging bisher davon aus, dass es seit längerem keine Illuminaten mehr gibt, aber aufgrund des brutalen Mordes bezweifelt er diese gängige Auffassung.

Kohler lässt den Kunstprofessor in Boston mit einer Boing X-33 abholen, die ihn mit fünfzehn Mach in einer Stunde nach Genf bringt.

Der CERN-Direktor ist Teilchenphysiker, Anfang sechzig und ein auf den Rollstuhl angewiesener Kranker. Er weiß selbst nicht genau, woran Leonardo Vetra zuletzt arbeitete. Aufschluss darüber erhofft er sich von Vittoria Vetra, die ebenfalls Physikerin ist und ihren Vater bei seinen Forschungen unterstützte. Vittoria wuchs in einem katholischen Waisenhaus bei Florenz auf. Als sie acht Jahre alt war, wurde der junge Priester Leonardo Vetra ihr väterlicher Freund. Er adoptierte sie und nahm sie fünf Tage vor ihrem neunten Geburtstag mit nach Genf, wo er Physik studierte. Drei Jahre später zogen sie auf das CERN-Gelände. – Vittoria Vetra trifft kurz nach Robert Langdon in Genf ein. Sie trägt noch kurze Hosen und ein ärmelloses T-Shirt, weil sie auf den Balearen Zusammenhänge zwischen Physik und Biologie erforschte, als Kohler anrief.

Zu dritt fahren sie mit dem Aufzug in die unterirdischen CERN-Anlagen hinunter. Die Stahltür zu Vetras Labor ist seit kurzem mit einem Retinascanner gesichert, der nur auf die Netzhaut von Leonardo und Vittoria Vetra reagiert. Vittoria öffnet die Tür und erklärt den beiden Herren, dass ihr Vater dabei war, die Urknalltheorie experimentell zu beweisen. Langdon glaubt zu wissen, dass die Urknalltheorie auf Arbeiten des Amerikaners Edwin Hubble zurückgeht, aber die Physikerin belehrt ihn, der belgische Astrophysiker Abbé Georges Lemaître habe 1927 die erste entscheidende Arbeit dazu veröffentlicht. Durch den Beweis, dass das Universum aus einer gigantischen Energiequelle entstand, wollte Leonardo Vetra den Gegensatz zwischen der Genesis in der Bibel und der astrophysikalischen Kosmologie aufheben, denn er hielt es für unerheblich, wie man diesen Ausgangspunkt nennt: Gott oder Singularität. Im Hadronenbeschleuniger (Large Hadron Collider) des CERN gelang es Vetra, Antimaterie zu erzeugen. Weil Antimaterie und Materie zerstrahlen, sobald sie zusammenkommen, ist es äußerst schwierig, auf der ausschließlich aus Materie bestehenden Erde Antimaterie vor der Annihilierung zu bewahren. Vittoria half ihren Vater, Behälter zu konstruieren, in denen die Proben durch Magnetfelder in einem absoluten Vakuum in der Schwebe gehalten werden. Sie erläutert dem amerikanischen Kunstprofessor:

„Antimaterie ist die Energiequelle von morgen. Tausend Mal wirksamer als Nuklearenergie. Einhundert Prozent Effizienz. Keine Nebenprodukte. Keine Strahlung. Keine Umweltverschmutzung. Ein paar Gramm Antimaterie reichen aus, um eine Großstadt eine Woche lang mit Energie zu versorgen.“ (Seite 111)

Während die Proben in diesem Labor jeweils 500 Nanogramm schwer sind, fährt Vittoria fort, befinde sich im HAZMAT-Lager (hazardous materials) eine 0,25-Gramm-Probe Antimaterie. Kohler ist entsetzt, denn er ahnte nicht, dass auf seinem Gelände Antimaterie lagert, deren Annihilierung CERN verwüsten würde. Sie fahren mit dem Aufzug 25 m tiefer. Unter dem Retinascanner des HAZMAT-Lagers liegt ein blutiges Auge des Ermordeten. Deshalb musste Leonardo Vetra sterben! Der Mörder hat die Antimaterie-Probe gestohlen! Der Behälter ist zwar mit einem Akku bestückt, der das Vakuum und das Magnetfeld 24 Stunden lang aufrecht erhält, aber dann wird die Probe unweigerlich zerstrahlen und im Umkreis von einem Kilometer alles zerstören. In der kurzen Zeit könnte auch niemand eine neue Ladestation bauen.

Zur gleichen Zeit wird im Vatikan bemerkt, dass die drahtlose Überwachungskamera 86 nicht mehr in ihrer Verankerung hängt, sondern an einem anderen Ort steht und das Bild eines Behälters sendet, in dessen Inneren ein winziger, metallisch glänzender Tropfen schwebt. Die Kamera muss sich noch auf dem Vatikan-Gebiet befinden, denn von außerhalb könnte das Bild im Kontrollraum nicht empfangen werden, aber sie in der verwinkelten Anlage zu finden, kann Tage dauern!

Oberst Olivetti, der Comandante Principale der Schweizer Garde, ruft CERN an und lässt sich mit Generaldirektor Kohler verbinden. Weil der aufgrund der Aufregung einen seiner Erstickungsanfälle bekommt, fliegen statt ihm Vittoria Vetra und Robert Langdon mit der Boing X-33 nach Rom. Vom Flughafen Leonardo da Vinci werden sie mit einem Hubschrauber des Vatikans abgeholt und zu Oberst Olivetti gebracht, der ihnen das Bild der Überwachungskamera 86 zeigt. Der fehlende Behälter mit einem Viertel Gramm Antimaterie! Vittoria erklärt dem Kommandanten der Schweizer Garde, dieser Behälter werde in sechs Stunden explodieren und den gesamten Vatikan atomisieren, aber Olivetti hat noch nie etwas von Antimaterie gehört, glaubt sich mit Sprengstoffen gut auszukennen und hält es für unwahrscheinlich, dass so ein kleiner Tropfen eine solche Wirkung haben kann. Da in einer Stunde in der Sixtinischen Kapelle das Konklave zur Wahl des Nachfolgers des vor zwei Wochen nach zwölf Jahren Amtszeit verstorbenen Papstes beginnen wird, hat er dringendere Aufgaben, als sich um eine lächerliche Bombe zu kümmern! Er sperrt seine beiden Besucher deshalb in sein Büro und lässt sie bewachen. Vittoria ruft die Vermittlung an, wird mit dem Amtszimmer des Papstes verbunden und spricht mit dem Camerlengo des verstorbenen Papstes, der während der Sedisvakanz die oberste Autorität im Vatikan innehat: Carlo Ventresca, ein gewöhnlicher Priester Ende dreißig. Der verlangt von der Schweizer Garde, die italienische Physikerin und den amerikanischen Kunstprofessor zu ihm zu bringen.

Während der Camerlengo mit Oberst Olivetti und den beiden Wissenschaftlern spricht, geht eine Bombendrohung ein. Ein anonymer Anrufer behauptet, Antimaterie in den Vatikan geschmuggelt zu haben.

„Ich bin ein Bote eines alten Bundes. Einer Bruderschaft, die Sie seit Jahrhunderten verleumdet haben. Ich bin ein Bote der Illuminati.“ (Seite 199)

Außerdem, so fährt er fort, habe er die Kardinäle Lamassé aus Paris, Guidera aus Barcelona, Ebner aus Frankfurt am Main und Baggia aus Mailand in seine Gewalt gebracht. Es handelt sich um die vier preferiti, die aussichtsreichsten Kandidaten, die auch bereits in der Sixtinischen Kapelle vermisst werden. Beginnend um 20 Uhr, droht der geheimnisvolle Anrufer, werde er jede Stunde einen der vier Kardinäle töten – jeden in einer anderen Kirche –, bis dann um Mitternacht der Vatikan mit seinem auf 50 Milliarden Dollar geschätzten Vermögen durch die Annihilierung der Antimaterie zerstört wird.

Vier ermordete Kardinäle: Die Rache der Illuminati für „La purga“ im Jahr 1686! Langdon hat eine Idee, wie er herausfinden könnte, welche vier Kirchen für die Morde vorgesehen sind. Seit drei Jahren versucht er vergeblich, Zugang zu den Geheimen Archiven des Vatikan zu bekommen; jetzt gelingt es ihm, vom Camerlengo eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen. Vittoria – die noch immer ihr ärmelloses T-Shirt und kurze Hosen trägt, weil sie keine andere Kleidung bei sich hat – folgt Richard in die wegen des Konklaves unbeaufsichtigen Archive und sucht mit ihm nach Galilei Galileos 1639 veröffentlichtem Werk „Diagramma della Verità“, von dem nur noch ein einziges Exemplar existiert. Zwischendurch erläutert er ihr seine Gedanken: Schreibt man 503, die geheime Zahl der Illuminati, in römischen Ziffern, DIII, verweist sie auf Galileos drittes Buch, dessen Titel mit „D“ anfängt: Dialogo, Descorsi, Diagramma. In diesem Werk hat Galilei Galileo einen Hinweis auf einen Ort versteckt, von dem aus weitere Zeichen an religiösen Kunstwerken wie bei einer Schnitzeljagd zum geheimen Treffpunkt der Illuminati führten. In einem der klimatisierten Büchercontainer findet Vittoria einen Foliantenbehälter mit der ungebundenen Schrift Galileos: „Diagramma della Verità“. Auf Seite 5 fällt ihr eine in den Schnörkeln der Umrandung versteckte Fußnote auf, und dann merkt sie, dass an jedem der vier Ränder eine Zeile aus einem Gedicht in englischer Sprache verborgen ist:

From Santi’s earthly tomb with demon’s hole
‚Cross Rome the mystic elements unfold.
The path of light is laid, the sacred test,
Let angels guide you on your lofty quest. (Seite 285)

Robert kennt das Gedicht. Es stammt von dem englischen Philosophen John Milton, der 1638 in Rom war und auch Galileo Galilei besuchte. „Santi’s earthly tomb“: Santi ist der weniger bekannte Nachname des Renaissance-Künstlers Raphael (1483 – 1520). Dessen Grab befindet sich im Pantheon. Dort, so vermutet Robert, soll der erste Mord stattfinden, und er eilt mit Vittoria zu Oberst Olivetti. Der verweist auf den von vier Polizisten bewachten einzigen Ein- und Ausgang in dem fensterlosen Raum, aber Vittoria befürchtet, die Illuminati könnten den gebrandmarkten Kardinal von einem Hubschrauber aus durch das Loch in der Kuppel fallen lassen. Das überzeugt Olivetti, und er befiehlt einer Eliteeinheit der Schweizer Garde, unverzüglich um das Pantheon herum Stellung zu beziehen, während sein Stellvertreter Elias Rocher die Suchaktion nach der Kamera und der Antimaterie-Probe leitet, und 157 Kardinäle unter der Leitung des neunundsiebzigjährigen Kardinals Saverio Mortati sich in der Sixtinischen Kapelle einschließen lassen.

Wie ein Touristenpaar gehen Robert und Vittoria ins Innere des Pantheons, denn der Mörder könnte bereits dort sein. Der Inschrift an Raphaels Grab entnimmt Vittoria mit Schrecken, dass dessen sterbliche Überreste erst seit 1759 hier ruhen. Als John Milton 1638 Galilei Galileo besuchte, war Raphael noch anderswo bestattet! Im Pantheon suchen Robert und Vittoria am falschen Ort! Von einem römischen Fremdenführer erfahren sie, dass sich in der Chigi-Kapelle der Kirche Santa Maria del Popolo ein von Raphael gestaltetes Grab befindet. Während sie mit einem Taxi hinfahren, verständigen sie Oberst Olivetti übers Handy.

Auf der elliptischen Piazza del Popolo steht ein ägyptischer Obelisk mit einer pyramidenförmigen Spitze. Das Zeichen der Illuminati! Santa Maria del Popolo ist geschlossen: „Construzzione. Non entrare“. Robert und Vittoria finden einen gewaltsam aufgebrochenen Nebeneingang in die Kirche und stehen um 20.06 Uhr in der Kapelle für Alexander Chigi, in der sie ebenfalls auf zwei 3 m hohe Pyramiden stoßen. Hier muss es sein! Die Steinplatte auf dem Ossuarium – der Begräbnishöhle, die auch Dämonenloch genannt wird – hat jemand zur Seite geschoben. Während Robert eine auf der Baustelle gefundene Leiter in das Loch stellt und hineinklettert, holt Vittoria einen Schweißbrenner, um ihm zu leuchten. Im Ossuarium findet er Kardinal Ebner: tot, nackt, halb eingegraben, erstickt an Dreck, den ihm der Mörder in den Rachen gedrückt hat. Auf die Brust des Kardinals hat der Mörder ein Ambigramm des Wortes „Erde“ gebrannt. Das erinnert Robert Langdon sofort an die antiken Grundelemente, „the mystic elements“ (John Milton): Erde, Luft, Feuer, Wasser. Der nächste Mord wird also etwas mit Luft zu tun haben.

Robert sieht sich nach Hinweisen um. Die Chigi-Kapelle wurde von Raphael erbaut, aber die Skulpturen stammen alle von Giovanni Lorenzo Bernini – auch die beiden Pyramiden. Gehörte Bernini zu den Illuminati? Robert nimmt es an. Vittoria lenkt seine Aufmerksamkeit auf eine Bernini-Skulptur: „Habakuk und der Engel“. Habakuk war der Prophet, der vor dem Untergang der Erde warnte. Die beiden Figuren zeigen in verschiedene Richtungen, aber Richard lässt sich nicht irritieren, denn er denkt an das Milton-Gedicht: „Let angels guide you on your lofty quest!“

In der Richtung, in die der Engel deutet, gibt es nur eine Kirche: die Peterskirche. Auf dem von Bernini gestalteten Petersplatz steht ein Obelisk (!), und in der Nähe befindet sich ein Stein mit einem Basrelief, „West Ponente“ (Westwind) oder auch „Respiro di Dio“ (Atem Gottes) genannt. Erde, Luft … – dort ist der nächste Mord geplant!

Der Reporter Gunther Glick und die Kamerafrau Chinita Macri, die im Auftrag der BBC vom Petersplatz aus über die Papstwahl berichten sollten, aber von einem anonymen Anrufer zur Piazza del Popolo gerufen wurden, beobachten, wie ein Leichnam aus der Kirche Santa Maria del Popolo getragen wird. Sie folgen dem Autokonvoi, der zum Petersplatz rast und heften sich an die Fersen des vermeintlichen Touristenpaars, das zum Obelisk eilt.

Die Glocken läuten zur vollen Stunde. 21 Uhr. Da schreit ein Kind. Ein Mann, der wie ein betrunkener Obdachloser aussieht, bricht an der Basis des Obelisken zusammen. Auf seiner Brust ist das Wort „Luft“ eingebrannt. Es ist Kardinal Lamassé. Er lebt noch. Vittoria beugt sich über ihn, um eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchzuführen, aber als sie bläst, spritzt Blut aus den beiden Stichwunden in der Brust: der Mörder hat die Lungenflügel durchbohrt. Der Kardinal ist nicht mehr zu retten.

Verfolgt von Schweizer Gardisten, flieht Chinita Macri mit der Kamera, um die sensationellen Aufnahmen in Sicherheit zu bringen. Im Laufen wechselt sie die Kassette in der Kamera. Sie wird festgenommen. Während sie abgeführt wird, gelingt es ihr, Gunther Glick die bespielte Kassette unbemerkt zuzustecken. Bald darauf berichten alle wichtigen Fernsehsender von den beiden Morden in Rom und zeigen die Aufnahmen der BBC. Dann folgt die nächste Sensationsmeldung, die Gunther Glick von dem anonymen Anrufer bekam: Der Papst erlag nicht einem Hirnschlag, sondern er wurde von den Illuminati mit Heparin vergiftet. Macht sich da jemand wichtig, der weiß, dass an den Leichen von Päpsten grundsätzlich keine Autopsien durchgeführt werden? Der Camerlengo informiert Richard und Vittoria darüber, dass der verstorbene Papst wegen eines Venenleidens täglich Heparin gespritzt bekam. Nur einige wenige Männer wussten das. Der Anrufer ist kein Spinner!

Vittoria hat bei ihren Tierforschungen erfahren, dass eine Überdosis Heparin tödlich ist und häufig zu Blutungen aus der Mundschleimheit führt. Im Mund der Leiche müsste dann schwarzes geronnenes Blut zu sehen sein. Um die Meldung der Fernsehsender zu überprüfen und herauszufinden, ob tatsächlich jemand aus dem innersten Kreis des Vatikans mit den Illuminati in Verbindung steht, eilt der Camerlengo mit Vittoria und ein paar Schweizer Gardisten zur Krypta unter der Peterskirche. Unterwegs erzählt er Vittoria, dass sein Vater bereits tot war, als er geboren wurde, und seine Mutter bei einem Bombenattentat in Sizilien ums Leben kam, als er zehn Jahre alt war. Danach kümmerte sich ein Bischof aus Palermo um ihn und nahm ihn später mit nach Rom: Der verstorbene Papst war Carlo Ventrescas Ziehvater.

Nach einem kurzen Gebet lässt der Camerlengo den Sarkophag öffnen. Ein Blick genügt, um zu erkennen, dass die Zunge des Toten schwarz ist.

Erde, Luft, Feuer … – Robert überlegt fieberhaft, welches Bernini-Kunstwerk mit dem Thema Feuer zu tun hat. Während Vittoria mit dem Camerlengo in der Krypta ist, geht er noch einmal in die geheimen Archive, um in Katalogen zu blättern. Dabei stößt er auf die Skulptur „Verzückung der Heiligen Theresa“, die nach der Fertigstellung aus dem Vatikan entfernt und in der unbedeutenden Kirche Santa Maria della Vittoria aufgestellt wurde. Ist sie der nächste Wegweiser? Aber wo ist die Verbindung zum Feuer? In Theresas Bericht über die Erscheinung des Engels liest Robert die Passage:

Sein großer goldener Speer … gefüllt mit Feuer … stieß mehrere Male in mich … drang in mich ein bis zu den Eingeweiden … (Seite 428)

Und bei dem Engel handelt es sich um einen Seraphim, das heißt „der Feurige“: Robert ist sich sicher, dass er den nächsten Hinweis gefunden hat, doch als er den Büchercontainer verlassen möchte, fällt der Strom aus. Es wird dunkel, die Tür des Containers öffnet sich nicht mehr, und Robert droht darin zu ersticken. Mit letzter Kraft klettert er auf eines der Bücherregale und bringt es so lange zum Schwingen, bis es mit einem Dominoeffekt auch alle anderen Regale zum Umstürzen bringt. Die Folianten poltern zu Boden, und die dicken Glasscheiben des Büchercontainers zerbersten: Robert befreit sich und überlegt, ob ihn jemand ermorden wollte.

Bevor er das nächste Ziel nennen kann, schickt Oberst Olivetti alle Schweizer Gardisten aus dem Raum, denn es muss einen Verräter im Vatikan geben. Dann rast er mit Robert und Vittoria zur Kirche Santa Maria della Vittoria an der Piazza Barberini. Der schwere Obelisk (!), der hier zu Lebzeiten Berninis gestanden hatte, war durch einen kleinen Tritonsbrunnen ersetzt worden, bevor man den Untergrund für die U-Bahn ausschachtete.

Während Olivetti, Robert und Vittoria noch im Auto sitzen, erhält der Mörder in der Kirche eine telefonische Warnung seines Auftraggebers, der sich Janus nennt: Jemand sei unterwegs, um ihn aufzuhalten. Der Mörder, der sich aufgrund seiner Abstammung und Gesinnung Hashishin (tödlicher Kämpfer) nennt, vor fünfzehn Tagen den ersten Anruf von Janus bekam und stolz ist, für diese Aktion ausgesucht worden zu sein, hat bereits alles vorbereitet und bleibt ruhig.

Olivetti stürmt in die Kirche; Robert und Vittoria passen im Freien auf, bleiben aber im Dunkeln, denn ihre Gesichter kennt man inzwischen aus dem Fernsehen. Da beginnen die bunten Kirchenfenster zu leuchten: Im Kirchenschiff brennt es! Robert und Vittoria rennen hinein. An einer Kette, an der normalerweise ein Weihrauchgefäß geschwenkt wird, hängt Kardinal Guidera, das Brandmal „Feuer“ auf der Brust, und die Flammen unter ihm lodern immer höher, erreichen gerade seine Füße. Er lebt noch. Robert stürzt hin, um ihn zu retten. Vittoria stolpert über Olivettis Leiche und wird im nächsten Augenblick von dem Hashishin überwältigt. Dann schießt der Mörder auf Robert. Der wirft sich rechtzeitig zur Seite, aber der Hashishin nähert sich, während Kardinal Guidera in den Flammen stirbt. Nachdem der Hashishin auch Robert ausgeschaltet hat, legt er die bewusstlose Physikerin in seinen schwarzen Lieferwagen und bewundert dabei voll Vorfreude ihren schönen Körper. Dann fährt er los.

Die zur brennenden Kirche Santa Maria della Vittoria gerufenen Feuerwehrleute hören hinter einem umgestürzten Sarkophag ein Piepen und stoßen so auf Robert, der einen entsprechenden Knopf an seiner Armbanduhr gedrückt hatte, bevor er das Bewusstsein verlor. Sobald er wieder zu sich gekommen ist, lässt er sich eine Karte von Rom bringen, markiert die Kirche Santa Maria del Popolo, den Petersplatz, die Kirche Santa Maria della Vittoria und versucht, den vierten Punkt zu finden. „‚Cross Rome the mystic elements unfold …“ Plötzlich begreift Robert, dass die Verbindung entgegengesetzter Punkte ein Kreuz ergibt und ermittelt auf diese Weise die Fontana dei Fiumi auf der Piazza Navona vor der Kirche Sant‘ Agnese in Agone als nächsten Tatort. Ein von Bernini gestalteter Brunnen mit einem Obelisken! Erde, Luft, Feuer und Wasser! Mit der Pistole, die er und Vittoria von Oberst Olivetti bekamen, zwingt er einen an einer Verkehrsampel wartenden Autofahrer, ihm das Fahrzeug zu überlassen und rast zur Piazza Navona.

Um 22.46 Uhr sieht er einen schwarzen Lieferwagen kommen. Im Laderaum liegt ein in schwere Ketten gewickelter nackter Mann: Kardinal Baggia!

Robert steigt in den Brunnen, schleicht sich im Dunkeln an und überrascht den Hashishin. Der lässt sich von Roberts Pistole allerdings nicht einschüchtern und weist darauf hin, dass nur er weiß, wo die entführte Frau und der Behälter mit der Antimaterie zu finden sind. Plötzlich hält er sich am Dach seines Fahrzeugs fest und stößt den Kardinal mit den Füßen in den Brunnen. Robert schießt, trifft den Hashishin in einen Fuß, wird jedoch im nächsten Augenblick von ihm überrumpelt und unter Wasser gedrückt. Es gelingt ihm, ein mit Öl verschmutztes Plastikrohr von der Pumpe in den Mund zu bekommen und zu atmen, während er gleichzeitig einen Ertrinkenden imitiert. Der Hashishin lässt sich täuschen und fährt wieder los. Robert sieht nach Kardinal Baggia. Er ist ertrunken. Erwartungsgemäß wurde auf seiner Brust das Wort „Wasser“ eingebrannt.

Wo hält der Hashishin Vittoria gefangen? Robert folgt einer Eingebung und eilt über die Engelsbrücke mit den zwölf von Bernini geschaffenen Engelsfiguren hindurch zu der im 2. Jahrhundert errichteten, später mehrmals umgebauten und mit einer Engelsfigur gekrönten Engelsburg, in der es zahlreiche Geheimtüren und -gänge geben soll. Hinter einem Balkon knapp unter dem Dach, in fast dreißig Meter Höhe, bemerkt er ein schwaches, flackerndes Licht. Mit der Information, wo die Leiche Kardinal Baggias zu finden ist, bringt er einen Fernsehreporter dazu, ihn mit der teuren Sendeantenne seines Spezialfahrzeugs zur fünfzehn Meter hohen Mauerkrone der Engelsburg hinaufzufahren.

Es ist 23.23 Uhr. Noch gut eine halbe Stunde bis zur Annihilation! Robert entdeckt den schwarzen Lieferwagen und folgt der Blutspur zu einem versteckten Tunnel: Es muss sich um den knapp einen Kilometer langen Fluchtweg zwischen dem Vatikan und der Engelsburg handeln – Il Passetto –, den der Borgia-Papst Alexander VI. angelegt hatte.

Der Hashishin malt sich gerade aus, wie er die mit den Händen ans Bett gefesselte Frau im Augenblick des Orgasmus töten wird und schneidet ihr mit dem Messer, mit dem er das Auge ihres Vaters herausschälte, die Hose auf. Da betritt Robert den Raum. Sofort setzt der Hashishin Vittoria die Klinge an die Kehle und warnt Robert, sich zu nähern. Robert packt eine Eisenstange. Es kommt zum Kampf. Der Hashishin drängt ihn gegen die Brüstung des Balkons, aber da kann Vittoria sich von den Fesseln befreien und fährt dem Mörder mit einer brennenden Fackel ins Gesicht. Er verliert das Gleichgewicht und stürzt in die Tiefe.

Inzwischen ließ der Camerlengo die Tür zur Sixtinischen Kapelle öffnen und tritt mit Gunther Glick und Chinita Macri vor die überraschten Kardinäle. Chinitas Aufnahmen werden live im Fernsehen übertragen und sind auch auf einer Leinwand auf dem Petersplatz zu sehen. CERN-Direktor Maximilian Kohler trifft mit einem päpstlichen Hubschrauber ein und wird sofort zum Camerlengo geleitet, um mit ihm ein zuvor telefonisch vereinbartes Vier-Augen-Gespräch zu führen.

Währenddessen hört Leutnant Chartrand von der Schweizer Garde ein Klopfen an einer stets verschlossenen Tür. Verwundert stellt er fest, dass in jedem der vier Schlösser ein Schlüssel steckt. Er sperrt auf. Robert und Vittoria, die durch den Tunnel gekommen sind, treten ein.

In diesem Augenblick gellt ein Schrei des Camerlengo durch die Räume. Die Wachen brechen die Tür auf. Kohler steht mit einer Pistole in der Hand wankend vor seinem Rollstuhl. Der Camerlengo wälzt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Auf seiner Brust ist ein Brandmal zu sehen: der legendäre Illuminati-Diamant, ein kunstvoll aus den Wörtern Erde, Luft, Feuer, Wasser zusammengesetztes Ambigramm. Kohler zerrt ein elektronisches Gerät in der Größe einer Streichholzschachtel aus der Armlehne seines Rollstuhls, drückt es Robert in die Hand und bricht dann tot zusammen.

Um 23.39 Uhr befiehlt der Camerlengo, der sich trotz seiner Qualen erhoben hat, die Evakuierung der Sixtinischen Kapelle und eilt in die Katakomben unter dem Vatikan, zum Petrusgrab. Chinita Macri leuchtet ihm mit dem Scheinwerfer ihrer laufenden Videokamera. La tomba di San Pietro. Die Illuminati haben den Behälter mit der Antimaterie direkt auf den Felsen gestellt, auf den Jesus seine Kirche baute: „Pietro è la pietra“ (Petrus ist der Fels). Um 23.56 Uhr eilt der Camerlengo mit dem Behälter auf den Petersplatz zu dem Helikopter, mit dem Maximilian Kohler eintraf. Während der zwei Jahre, die er beim Militär war, wurde Carlo Ventresca zum Sanitätshubschrauberpiloten ausgebildet. Er klettert in die Maschine. Da ergreift Robert den Behälter mit der Antimaterie und steigt ebenfalls ein.

Der Camerlengo zieht den Hubschrauber steil nach oben. Dann stellt er den Autopiloten ein, nimmt einen Fallschirm aus der Bordkiste, fordert Robert auf, ihm die Antimaterie zu geben, sperrt den Behälter in die Kiste, wirft den Schlüssel aus dem Fenster und springt ab. Robert bleibt nichts anderes übrig, als seine Hände durch zwei Schlaufen der hinter ihm liegenden, vier mal zwei Meter großen Persenning zu schieben und hinterherzuspringen. Die auf dem Petersplatz versammelte Menge sieht im Himmel einen kugelförmigen Blitz, hört den Donner und wird von einer heftigen Druckwelle getroffen. Während der Camerlengo auf der Dachterrasse der Peterskirche landet, wird Robert bewusstlos aus dem Tiber geborgen und kommt im Ospedale Tiberina wieder zu sich.

Noch immer hat Robert den Camcorder Kohlers bei sich. Das Display ist zwar inzwischen kaputt gegangen, aber die Tonaufnahme lässt sich abspielen. Robert hört hinein und besteht dann ungeachtet des Protests der Ärzte darauf, sofort zur Città del Vaticano gebracht zu werden.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Dort wollen die Kardinäle gerade Carlo Ventresca zum neuen Papst machen, denn sie halten ihn für auserwählt. Sonst hätte er die Explosion nicht überlebt, glauben sie. Da trifft Robert Langdon ein und widerlegt das Argument, indem er ebenfalls noch am Leben ist. Er führt den Kardinälen auf einem größeren Bildschirm das Video vor. Es handelt sich um die Aufzeichnung des letzten Gesprächs von Maximilian Kohler und dem Camerlengo. Die Kardinäle erfahren, dass Leonardo Vetra sich vor einem Monat mit dem Camerlengo in Verbindung gesetzt hatte, um eine Audienz beim Papst zu bekommen. Der zeigte sich von Vetras Forschungsergebnissen sehr beeindruckt, ermutigte ihn, sie der Öffentlichkeit zu präsentieren und teilte die Hoffnung des Forschers, dass dadurch der Graben zwischen dem Glauben und der Wissenschaft zugeschüttet werden könne. Im Auftrag des Papstes reiste der Camerlengo nach Genf zu Leonardo Vetra und ließ sich die Annihilierung einer kleinen Probe Antimaterie vorführen. Überzeugt davon, dass Kirche und Wissenschaft sich niemals verbünden dürfen, wollte der Camerlengo die Veröffentlichung verhindern und ließ deshalb Leonardo Vetra ermorden. Im Video ist zu erahnen, wie Kohler den Camerlengo mit vorgehaltener Pistole zu dem Geständnis zwang.

„Wer ist Ihr Gott? Ein Gott der Protonen, der Massen und Teilchenladungen? Wie kann Ihr Gott inspirieren? Wie kann Ihr Gott die Herzen der Menschen erreichen und sie daran erinnern, dass sie einer größeren Macht verantwortlich sind? Wie kann er den Menschen sagen, dass sie für ihre Mitmenschen verantwortlich sind? Leonardo Vetra war fehlgeleitet! Seine Arbeit war nicht religiös, sie war ein Sakrileg! Der Mensch darf Gottes Werk nicht in ein Reagenzglas packen und damit vor den Augen der Welt herumwedeln! Das ist keine Verehrung, das ist eine Entweihung!“ (Seite 651)

„Die Wissenschaft ist per Definition seelenlos.“ (Seite 661)

Auf dem Bildschirm ist zu sehen, wie der Camerlengo sich plötzlich das Gewand aufreißt; er holt einen Gegenstand aus dem Kaminfeuer und presst sich ein Brandzeichen auf die Brust. Auf seinen Schmerzensschrei hin wird die Tür aufgebrochen. – Maximilian Kohler scheint unmittelbar nach der Übergabe des Camcorders einem Herzanfall erlegen zu sein.

Vor den versammelten Kardinälen gibt der Camerlengo zu, dass er nicht nur Leonardo Vetra, sondern auch die vier preferiti durch einen arabischen Heiden ermorden ließ. Der Täter hielt seinen Auftraggeber für den Anführer der Illuminati mit dem Decknamen „Janus“. Die fünf vor mehr als einem Jahrhundert konfiszierten Brandzeichen der Illuminati hatte der Camerlengo in den päpstlichen Gewölben gefunden. „Menschen wurden getötet“, klagt Vittoria. „Seelen wurden gerettet“, erwidert der Camerlengo. Er versucht, den Anwesenden zu erklären, dass die Kirche ein Wunder benötige, um endlich wieder einmal die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erlangen. Man müsse die Menschen zum Glauben zurückführen. Der tote Wissenschaftler und die vier toten Kardinäle sollten dazu dienen, Millionen Menschen zu retten.

Bitter beklagt der Camerlengo sich darüber, dass der Papst, den er wie einen Vater geliebt hatte, ein Betrüger gewesen sei. Als der Camerlengo von CERN zurückkam, geriet er mit dem Papst über das weitere Vorgehen in Streit. Der Papst meinte, er sei der Wissenschaft etwas schuldig, denn diese habe ihm, als er noch jung gewesen war, einen Sohn geschenkt. Der Papst zeugte ein Kind! – Kardinal Saverio Mortati bestätigt die Behauptung, aber er versichert zugleich, der Papst habe niemals sein Keuschheitsgelübde gebrochen. Als er noch ein einfacher junger Priester war, verliebte er sich in eine Nonne. Beide wollten das Keuschheitsgelübde zwar nicht brechen, sehnten sich jedoch nach einem Kind, und das verschaffte ihnen die Wissenschaft durch die Erfindung der künstlichen Befruchtung. Die Nonne verließ das Kloster, um das Retortenbaby aufzuziehen, aber sie kam bei einem Bombenattentat in Sizilien ums Leben. Daraufhin nahm der verstorbene Papst, der damals als Bischof von Palermo amtierte, sich des Jungen an. Carlo Ventresca war sein Sohn!

In dem durch die Nachricht ausgelösten Getümmel verschwindet der Camerlengo unbemerkt, übergießt sich mit heiligem Öl, tritt auf den päpstlichen Balkon und zündet sich vor der Menge auf dem Petersplatz an.

Bald darauf quillt weißer Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle: Kardinal Saverio Mortati wurde soeben zum Papst gewählt.

Robert Langdon und Vittoria Vetra verbringen die Nacht gemeinsam in einem Zimmer des Hotels Bernini.

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Dan Brown hat „Illuminati“ ganz auf die oberflächliche Wirkung hin konzipiert, und es ist ihm gelungen, seine Verschwörungsgeschichte ungemein spannend und aktionsreich zu erzählen. Die historischen „Fakten“ und wissenschaftlichen Zusammenhänge, die er zwischendurch referiert, sind allerdings großenteils frei erfunden und so auch gar nicht möglich. Beispielsweise kann kein absolutes Vakuum erzeugt werden, wie es erforderlich wäre, um Antimaterie daran zu hindern, mit Materieteilchen zusammenzustoßen. Abgesehen von der haarsträubenden Geschichte über die keusche Zeugung des Camerlengo durch den späteren Papst ist es auch kaum vorstellbar, dass der Camerlengo sich in den Minuten vor dem Beginn eines Konklaves, das ohne die vier aussichtsreichsten Kandidaten zusammentritt, mit einem Harvard-Professor und einer Shorts tragenden italienischen Physikerin im Amtszimmer des Papstes berät und ihnen dann erlaubt, sich allein in den Geheimarchiven des Vatikans umzusehen. – Wenn man den Thriller jedoch als reine Fiktion liest, unterhält man sich sehr gut. Und vielleicht regt die eine oder andere Tatsachenbehauptung auch dazu an, sich in seriösen Sachbüchern näher damit zu beschäftigen.

Derzeit (2008) wird der Roman „Illuminati“ („Angels and Demons“) unter der Regie von Ron Howard mit Tom Hanks in der Hauptrolle verfilmt:

Illuminati – Originaltitel: Angels & Demons – Regie: Ron Howard – Drehbuch: Akiva Goldsman, nach dem Roman „Illuminati“ von Dan Brown – Kamera: Salvatore Totino – Schnitt: Daniel P. Hanley, Mike Hill – Darsteller: Tom Hanks, Ayelet Zurer, Ewan McGregor, Stellan Skarsgård, Masasa Moyo, Kristof Konrad, Victor Alfieri, Jonas Fisch, Yan Cui, Curt Lowens u.a. – 2009

Bei den Illuminaten handelt es sich nicht um reine Fiktion, sondern um einen am 1. Mai 1776 in Ingolstadt von Adam Weishaupt (1748 – 1830), einem Universitätsprofessor für Philosophie und Kanonisches Recht, gegründeten Geheimbund zur Verbreitung der Aufklärung, der den naiven Glauben ablehnte und den Absolutismus bekämpfte. Zu den Mitgliedern der ähnlich wie die Freimaurer organisierten Organisation gehörte u. a. Johann Wolfgang von Goethe. Als Papst Pius VI. 1785 verkündete, die Zugehörigkeit zu den Illuminaten sei mit der Mitgliedschaft in der katholischen Kirche unvereinbar, geriet der Orden unter Druck und löste sich nach einem Verbot in Bayern auf, wurde jedoch 1896 neu gegründet. Seit dem 1925 erfolgten Zusammenschluss zum „Weltbund der Illuminaten“ befindet sich der Sitz in Berlin. Die Pyramide auf dem Siegel der Illuminaten symbolisiert vermutlich die Hierarchie der Organisation, und das Auge darüber steht für die Wissenden an der Spitze.

Dan Brown wurde am 22. Februar 1964 in New Hampshire als Sohn des Mathematikprofessors Dick Brown und dessen Ehefrau Connie, einer Kirchenmusikerin, geboren. Er studierte einige Semester Kunstgeschichte in Sevilla und verdiente seinen Lebensunterhalt als Englischlehrer, bevor er ab 2000 mit „Deception Point“ („Meteor“), „Angels and Demons“ („Illuminati“), „The da Vinci Code“ („Sakrileg“) und „Diabolus“ („Diabolus“) Bestseller schrieb. Bei Dan Browns Ehefrau Blythe handelt es sich übrigens um eine Kunsthistorikerin.

Im Herbst 2009 erscheint nach „Illuminati“ und „Sakrileg“ der dritte Roman von Dan Brown über den amerikanischen Symbolologen Robert Langdon: „Das verlorene Symbol“ („The Lost Symbol“).

Literatur über Dan Brown

  • Lisa Rogak, Dan Brown (Rowohlt Verlag, Reinbek 2006, ISBN: 3-499-62151-7)
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004 / 2009
Textauszüge: © Lübbe

Konklave
Antimaterie, Annihilierung

Dan Brown: Sakrileg

Christian Oelemann - Totmann
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