Todesspiel

Todesspiel

Todesspiel

Originaltitel: Todesspiel - Regie: Heinrich Breloer - Drehbuch: Heinrich Breloer - Kamera: Hans Günter Bücking - Schnitt: Monika Bednarz-Rauschenbach - Musik: Hans-Peter Stroer - Darsteller: Hans Brenner, Manfred Zapatka, Dieter Mann, Birol Ünel, Karoline Eichhorn, Sebastian Koch, Hans-Jörg Assmann, Gerd Preusche, Christoph Piesk, Susanne Schäfer, Nezá Selbus u.a. - 1997; 180 Minuten

Inhaltsangabe

Am 5. September 1977 entführten RAF-Mitglieder Hanns Martin Schleyer, den Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, um führende RAF-Häftlinge freizupressen. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, brachten vier arabische Terroristen am 13. Oktober den Lufthansa-Jet "Landshut" in ihre Gewalt. Die Regierung musste die Gefährdung von Menschen gegen die Staatsräson abwägen ...

mehr erfahren

Kritik

In seinem Dokudrama "Todesspiel" rekonstruierte Heinrich Breloer akribisch die Ereignisse im "heißen Herbst" 1977. Dabei kombinierte er Spielszenen mit Originalaufnahmen und Aussagen von Zeitzeugen zu einer Darstellung auf hohem Niveau. Trotz des sachlichen Tons geht der packende und beklemmende Film unter die Haut.
mehr erfahren

Der Mordprozeß gegen die führenden Mitglieder der RAF begann am 21. Mai 1975 in einer eigens gebauten fensterlosen Mehrzweckhalle in Stuttgart-Stammheim, und nach 192 Prozesstagen wurden Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe am 28. April 1977 zu lebenslanger Haft verurteilt. (Holger Meins war am 9. November 1974 an den Folgen eines Hungerstreiks gestorben; Ulrike Meinhof hatte sich am 9. Mai 1976 in ihrer Zelle erhängt.)

Am 7. April 1977 erschoss ein „Kommando Ulrike Meinhof. Rote Armee Fraktion“ Generalstaatsanwalt Siegfried Buback in Karlsruhe. Mit Hilfe von Susanne Albrecht, die mit Jürgen Pontos Tochter befreundet war, gelangten Terroristen am 30. Juli in die Villa des Vorstandssprechers der Dresdner Bank in Oberursel und erschossen ihn.

Heinrich Breloers Dokudrama „Todesspiel“ setzt mit der Entführung von Hanns Martin Schleyer (1915 – 1977) am 5. September 1977 in Köln ein. Im Kugelhagel der Terroristen kamen Schleyers Fahrer und drei Sicherheitsbeamte in einem Begleitfahrzeug ums Leben. Der unverletzte Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände wurde in einen VW-Bus gezerrt und mit einer über die Augen gezogenen Pudelmütze weggebracht.

Die Entführer verlangten die Freilassung von Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und anderen RAF-Häftlingen. Der parteiübergreifend zusammengesetzte Krisenstab unter Bundeskanzler Helmut Schmidt setzte von Anfang an auf Zeitgewinn und hielt die Entführer wochenlang durch Verhandlungen über einen Mittelsmann in Genf hin. In der Zwischenzeit hofften die Entscheidungsträger auf einen Erfolg der unmittelbar nach dem Überfall in Köln eingeleiteten Großfahndung. Vergeblich versuchte Hanns Martin Schleyers Sohn Hanns-Eberhard, die Bundesregierung über eine einstweilige Verfügung des Bundesverfassungsgerichts zu zwingen, auf die Forderungen der Entführer einzugehen, und als er mit ihnen in einem Hotel Kontakt aufnehmen wollte, vereitelte Regierungssprecher Klaus Bölling dieses Vorhaben durch eine gezielte Indiskretion.

Um der Forderung ihrer deutschen Gesinnungsgenossen Nachdruck zu verleihen und außerdem zwei in der Türkei inhaftierte Palästinenser frei zu bekommen, brachten vier arabische Terroristen – zwei Männer und zwei Frauen – am 13. Oktober 1977 den Lufthansa-Jet „Landshut“ mit fünf Besatzungsmitgliedern und 82 Urlaubern auf dem Flug von Palma de Mallorca nach Frankfurt am Main in ihre Gewalt. Am vierten Tag der Flugzeugentführung mit Stationen in Rom, Lanarka, Bahrein und Dubai erschoss der Anführer der Terroristen Flugkapitän Jürgen Schumann. Am 18. Oktober gelang es einer von Ulrich Wegener geleiteten Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes („GSG 9“), die „Landshut“ auf dem Flughafen in Mogadischu zu stürmen und die Geiseln zu befreien [„Mogadischu“].

Nur wenige Stunden nach dem Eintreffen der Nachricht aus der somalischen Hauptstadt erhängte Gudrun Ensslin sich mit einem Lautsprecherkabel in ihrer Zelle, während Andreas Baader und Jan-Carl Raspe sich erschossen. (Wie sie an die Waffen gekommen waren, konnte nicht geklärt werden.) Irmgard Möller, die ebenfalls zu diesem Zeitpunkt in Stuttgart-Stammheim einsaß, stach sich viermal mit einem Besteckmesser in die Brust, überlebte jedoch die Verletzungen.

Am Tag darauf wurde Hanns-Martin Schleyers Leiche im Kofferraum eines in Mühlhausen geparkten Autos gefunden. Es stellte sich heraus, dass ihn die Entführer die meiste Zeit im schallgedämmten Wandschrank einer Mietwohnung in Erftstadt eingesperrt hatten.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Die Bedrohung der etablierten Gesellschaft durch die RAF und die teilweise überzogenen Reaktionen des Staates veränderten die Bundesrepublik Deutschland in den Siebzigerjahren. In seinem Dokudrama „Todesspiel“ rekonstruierte Heinrich Breloer akribisch die Ereignisse im „heißen Herbst“ 1977. Dabei kombinierte er Spielszenen mit Originalaufnahmen und Aussagen von Zeitzeugen zu einer Darstellung auf hohem Niveau. Trotz des sachlichen Tons geht der packende und beklemmende Film unter die Haut. Die Zuschauer erleben nicht nur die Angst der Geiseln im Flugzeug mit, sondern auch die Verzweiflung der Entscheidungsträger im Krisenstab, die sich entschlossen hatten, die Forderungen der Entführer nicht zu erfüllen, um zu demonstrieren, dass der Staat sich nicht erpressen ließ. Andernfalls, so befürchteten sie, würde es zu weiteren Entführungen kommen. Hanns Martin Schleyer wurde der Staatsräson geopfert.

Gespielte Rollen und ihre Darsteller in „Todesspiel“:

  • Zohair Youssif Akache alias Captain Mahmud (Birol Ünel)
  • Souhaila Andrawes (Nezá Selbuz)
  • Andreas Baader (Sebastian Koch)
  • Jürgen Boock (Robert Viktor Minich)
  • Gaby Dillmann (Susanne Schäfer)
  • Gudrun Ensslin (Anya Hoffmann)
  • Horst Herold (Dieter Mann)
  • Sieglinde Hofmann (Claudia Michelsen)
  • Alfred Klaus (Hans-Jörg Assmann)
  • Brigitte Mohnhaupt (Karoline Eichhorn)
  • Jan-Carl Raspe (Ulrich Matthes)
  • Hanns-Martin Schleyer (Hans Brenner)
  • Helmut Schmidt (Manfred Zapatka)
  • Jürgen Schumann (Matthias Freihof)
  • Jürgen Vietor (Ulrich Bähnk)
  • Hans-Jürgen Wischnewski (Gerd Preusche)

Authentische Personen in „Todesspiel“:
Souhaila Andrawes, Peter-Jürgen Boock, Horst Buback, Horst Herold, Alfred Klaus, Peter Lorenz, Rüdiger von Lützow, Silke Maier-Witt, Hanns-Eberhard Schleyer, Jörg Schleyer, Waltrude Schleyer, Helmut Schmidt, Wolfgang Steinke, Hans-Jürgen Wischnewski, Friedrich Zimmermann

Die erstmalige Ausstrahlung des zweiteiligen Fernsehfilms „Todesspiel“ am 24./25. Juni 1997 in der ARD („Volksgefängnis“, „Entführt die Landshut“) galt als Fernsehereignis des Jahres.

Heinrich Breloer veröffentlichte auch ein Buch unter dem Titel „Todesspiel“ (Kiepenheuer & Witsch, Köln 1997, 304 Seiten).

Der Mordprozess gegen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof und Jan-Carl Raspe (21. Mai 1975 bis 28. April 1977) wurden 1986 von Reinhard Hauff unter dem Titel „Stammheim“ in Szene gesetzt.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

RAF. „Baader-Meinhof-Bande“
Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“
Andreas Baader (Kurzbiografie)
Gudrun Ensslin (Kurzbiografie)
Ulrike Meinhof (Kurzbiografie)
Holger Meins (Kurzbiografie)

Heinrich Breloer: Die Manns
Heinrich Breloer: Speer und Er
Heinrich Breloer: Buddenbrooks

Marguerite Duras - Der Liebhaber
Aus assoziativ verknüpften Erinnerungsbruchstücken hat Marguerite Duras in Annäherung an den nouveau roman ein literarisches Werk mit einer dichten Atmosphäre geschaffen, das sprachlich und kompositorisch sehr poetisch wirkt: "Der Liebhaber".
Der Liebhaber