Johanna von Orleans

Johanna von Orleans

Johanna von Orleans

Johanna von Orleans - Originaltitel: The Messenger. The Story of Joan of Arc - Regie: Luc Besson - Drehbuch: Andrew Birkin und Luc Besson - Kamera: Thierry Arbogast - Schnitt: Sylvie Landra - Musik: Eric Serra - Darsteller: Milla Jovovich, John Malkovich, Faye Dunaway, Dustin Hoffman, Pascal Greggory, Tchéky Karyo, Richard Ridings, Desmond Harrington, Vincent Cassel, Timothy West, Christian Erickson, John Merrick, Joseph O'Conor u.a. - 1999; 140 Minuten

Inhaltsangabe

Im Hundertjährigen Krieg reißt das unerschrockene 17-jährige französische Bauernmädchen Johanna seine Landsleute mit und verhilft dem Dauphin zum Sieg über die Engländer und zur Krönung in Reims. Als die Feinde sie gefangen nehmen, lassen die Franzosen sie im Stich, während die Engländer alles in Bewegung setzen, damit sie als Ketzerin auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird.
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Kritik

Bildgewaltiges Historiendrama von Luc Besson über Johanna von Orléans (1411 - 1431)



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Seit das französische Königshaus der Kapetinger 1328 ausstarb, machten die englischen Könige der Dynastie Valois das Erbe streitig und versuchten, ihren eigenen Anspruch auf die französische Krone mit militärischen Mitteln durchzusetzen (Hundertjähriger Krieg).

Karl der Weise, der Frankreich von 1364 bis 1380 regierte, eroberte die meisten der bis dahin an die Engländer verlorenen Gebiete zurück. Aber als sich nach seinem Tod herausstellte, daß sein Sohn Charles VI. geisteskrank war, entzündete sich an der Frage, wer die Regentschaft führen sollte, ein neuer Machtkampf — dieses Mal zwischen dem Herzog von Orléans, der dem Haus Valois treu blieb, und dem Herzog von Burgund, der sich mit den Engländern verbündete.

Die Könige von England und Frankreich starben 1422 innerhalb weniger Wochen. Während die Anhänger der Valois den Dauphin Charles VII. als französischen König ausriefen, übernahm für den erst neun Monate alten englischen Thronfolger dessen Onkel Herzog Johann von Bedford die Regentschaft.

Mit vereinten Kräften schoben England und Burgund den Herrschaftsbereich von Charles VII. auf das Territorium südwestlich der Loire zusammen.

Johanna wird um 1412 als jüngste Tochter eines Bauern in Domrémy geboren. Als Achtjährige (Jane Valentine) muss sie wehrlos zusehen, wie ihre ältere Schwester Catherine (Joanne Greenwood) von plündernden Soldaten vergewaltigt und umgebracht wird. Um Johanna über den Schock hinwegzuhelfen, redet ein Priester ihr ein, Gott habe sie vor dem Tod bewahrt, weil sie auserwählt sei, etwas Besonderes zu leisten.

1429 reitet das analphabetische Bauernmädchen (Milla Jovovich) zu Charles VII. (John Malkovich) nach Chinon. Dort warnen die Berater den zaudernden Dauphin vor einer möglichen Attentäterin im Auftrag der Burgunder; nur Yolande d’Aragon (Faye Dunaway), die Schwiegermutter des Dauphins, setzt sich dafür ein, Johanna zu prüfen. Als sie vorgelassen wird, gibt Jean d’Aulon (Desmond Harrington) sich als Dauphin aus, aber Johanna durchschaut die Lüge und wendet sich an den richtigen Dauphin, der unauffällig zwischen La Hire (Richard Ridings), Alençon (Pascal Greggory) und Gilles de Rais (Vincent Cassel) steht. Unter vier Augen berichtet sie von ihrem göttlichen Auftrag, ihm zur Krönung in Reims zu verhelfen. Charles lässt sich von ihr überzeugen.

Da man überzeugt ist, dass nur eine Jungfrau von Gott auserwählt sein kann, muss Johanna die Überprüfung ihres Hymens über sich ergehen lassen.

Sie wird mit Rüstung, Schwert und Schlachtross ausgerüstet und erhält ein eigenes Banner. Jean d’Aulon diktiert sie einen Brief, in dem sie den englischen König zum Rückzug auffordert.

Orléans kommt im Hundertjährigen Krieg eine strategische Bedeutung zu, weil es sich um das Zentrum eines politisch besonders engagierten Herzogtums, eine Stadt mit 30 000 Einwohnern, einen wichtigen Binnenhafen und entscheidenden Loire-Übergang handelt: Gelänge es den Engländern, den Ort zu erobern, könnte sich Charles VII. auch in seinem Rückzuggebiet südlich der Loire nicht mehr halten.

Seit Oktober 1428 wird Orléans von einem englischen Heer belagert. Auch hier fordert Johanna die Engländer durch einen Kurier zum Abzug auf, aber sie lachen nur darüber. Beim Angriff auf die englischen Stellungen schwenkt Johanna an vorderster Front unerschrocken ihr Banner und reißt ihre Landsleute durch ihre Siegeszuversicht mit — bis sie von einem Pfeil getroffen wird. Sie kommt rasch wieder zu sich, reißt sich das Geschoss selbst aus der Brust und will sich erneut auf die Feinde stürzen. Erst als die Männer des Königs ihr versichern, dass sie mit aller Kraft weiterkämpfen werden, beruhigt sie sich und bleibt zurück. Die Franzosen siegen, aber Johanna weint, denn sie versteht jetzt, wie grausam der Krieg ist. Zum ersten Mal zweifelt sie an ihrer Mission.

Nach der Befreiung von Orléans reiten die Franzosen nach Reims, wo Charles VII. im Beisein Johannas feierlich zum König gekrönt wird.

Mit ihrer Hilfe hat Charles VII. sein Ziel erreicht. Yolande d’Aragon rät ihm, sich nicht länger von Johanna beinflussen zu lassen, die überzeugt ist, dass der Krieg weitergeführt werden muss.

In der Schlacht vor Compiègne wird Johanna von burgundischen Truppen gefangen genommen.

Der Herzog von Burgund (Michael Jenn) droht, sie den Engländern zu verkaufen. Während der französische König nichts zu ihrer Rettung unternimmt, sammelt Jean d’Aulon Geld, um Johanna auszulösen. Aber bevor es dazu kommt, erreichen die Engländer, dass Johanna wegen Ketzerei angeklagt wird. Den Vorsitz des kirchlichen Gerichts übernimmt Pierre Cauchon (Timothy West), der von den Engländern abhängige Bischof von Beauvais.

Das Gewissen (Dustin Hoffman) plagt Johanna. Wollte Gott, dass so viele Menschen starben? War es für eine gerechte Sache?

Johanna wird der Ketzerei und Hexerei für schuldig befunden und den Engländern übergeben. Am 30. Mai 1431 versammelt sich das Volk auf dem Marktplatz von Rouen, wo die Neunzehnjährige auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird.

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„Johanna von Orleans“ ist nicht Luc Bessons bester Film, hat nichts von der stilistischen Raffinesse, die sein Markenzeichen ist. Aber er hat das Historiendrama mit grandiosen Bildern inszeniert und temporeich geschnitten, ohne in einen hohlen Actionfilm abzugleiten, denn er bietet auch denkbare Erklärungen für das Geschehen an. In einem Interview sagte er: „Ich sehe einen zweifelnden Menschen, ein unschuldiges Bauernmädchen, ohne politischen Motive, von Visionen überwältigt, als Symbol missbraucht.“ (Interview mit Patrick Roth, Süddeutsche Zeitung, 11. Januar 2000)

Milla Jovovich wirkt beinahe wie eine selbstbewusste junge Frau aus dem 20. Jahrhundert, die man in eine mittelalterliche Welt versetzt hat. John Malkovich in der Rolle des sechsundzwanzigjährigen Dauphins sieht ein wenig zu alt aus. Dessen ungeachtet stellt Milla Jovovich die Inbrünstigkeit der ungestümen französischen Nationalheldin ebenso eindringlich dar wie deren Selbstzweifel, und John Malkovich spielt den zaudernden Charakter Karls VII. sehr überzeugend. Hervorzuheben sind auch Dustin Hoffman und Faye Dunaway.

An den Dreharbeiten, die von Juli bis Dezember 1998 dauerten, wirkten siebenhundert Menschen mit.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003

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