Wie in einem Spiegel

Wie in einem Spiegel

Wie in einem Spiegel

Wie in einem Spiegel - Regie: Ingmar Bergman - Drehbuch: Ingmar Bergman - Kamera: Sven Nykvist - Musik von Johann Sebastian Bach - Darsteller: Harriet Andersson, Gunnar Björnstrand, Max von Sydow, Lars Passgård - 1960; 84 Minuten

Inhaltsangabe

In einem einsamen, verwahrlosten Haus am Strand einer Orkney-Insel verbringt der Arzt Martin mit seiner Frau Karin und ihrem jüngeren Bruder Peter den Sommer. Martins Freund David, der Vater von Karin und Peter, ist zu einem Besuch aus der Schweiz gekommen. Die Männer wissen, dass Karin wegen einer Erbkrankheit bald sterben wird, aber Martin macht ihr Hoffnungen und redet liebevoll mit ihr wie mit einem Kind ...
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Kritik

Mit sorgfältig komponierten Schwarz-Weiß-Bildern und fast ohne musikalische Untermalung inszenierte Ingmar Bergman ein erschütterndes Kammerspiel über die Einsamkeit und die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen: "Wie in einem Spiegel".

In einem einsamen, verwahrlosten Haus am Strand einer Orkney-Insel verbringt der Arzt Martin (Max von Sydow) mit seiner Frau Karin (Harriet Andersson) und ihrem jüngeren Bruder Peter (Lars Passgård) den Sommer.

Martins Freund David (Gunnar Björnstrand), der Vater von Karin und Peter, ist aus der Schweiz zurückgekommen, beabsichtigt aber, nur vier Wochen lang zu bleiben. Er ist Schriftsteller. Zu seiner Begrüßung führen Martin, Karin und Peter ein kleines Theaterstück auf: Ein Dichter, dem eine jung gestorbene Kaiserin erscheint, schwelgt in seiner Liebe zu ihr und schwört, ihr ins Totenreich folgen zu wollen. Im entscheidenden Augenblick findet er jedoch Ausflüchte, und sie wartet vergeblich auf ihn.

Davids Frau starb an einer Geisteskrankheit. Das Buch, in dem er das Ereignis intellektuell verarbeitete, war sein größter Erfolg. Jetzt fühlt er sich ausgebrannt und es wird ihm bewusst, dass er sich so in die Literatur vergraben hat, dass er das Leben nur noch beobachtete. David beginnt zu verstehen, dass die Kunst kein Ersatz für das Leben und mitmenschliche Beziehungen sein kann.

Karin hat die Krankheit der Mutter geerbt. Die Männer wissen, dass auch sie bald sterben wird, doch Martin macht ihr Hoffnungen und redet liebevoll mit ihr wie mit einem Kind. Im Morgengrauen wacht sie auf und kann wegen unheimlich klingender Vogelschreie nicht wieder einschlafen. Da steigt sie aus dem Ehebett und geht zu ihrem Vater, der bereits am Schreibtisch in seinem Zimmer sitzt und ein Manuskript korrigiert. In seinem Bett schläft sie noch einmal ein.

Als Karin erwacht, ist sie allein, und sie nützt die Gelegenheit, um in Martins Tagebuch zu blättern. Ihre Krankheit sei unheilbar, liest sie, und sie erfährt, dass ihr Vater den Verlauf ihrer Krankheit neugierig beobachtet hat. Karin erzählt es Martin, und der stellt seinen Freund zur Rede: Er denke nur an sich, versuche, durch das Studium des Krankheitsverlaufes seiner Tochter seine innere Leere zu beseitigen und Material für ein Buch zu sammeln. Er weiß noch nicht, dass David nach einem gescheiterten Selbstmordversuch in der Schweiz dabei ist, sich zu ändern.

Karin wird immer heftiger von Stimmen bedrängt, die ihr das Erscheinen Gottes ankündigen. Sie könne nicht in zwei Welten gleichzeitig leben, klagt sie gegenüber ihrem Bruder, sie habe nicht die Kraft dazu und müsse Martin deshalb verlassen. Als Karin den in der Nähe des Hauses landenden Rettungshubschrauber durchs Fenster sieht, glaubt sie, Gott in Gestalt einer schrecklichen Spinne zu sehen, die in sie eindringen will. Vor Entsetzen beginnt sie zu toben.

Nachdem Karin abgeholt worden ist, tröstet David seinen verzweifelten Sohn und versichert ihm, jede Art von Liebe sei ein Beweis für die Existenz Gottes oder sogar identisch mit Gott. David weiß nun, dass die Beziehung zu seinem Sohn wichtiger ist als die Literatur. Und Peter, der sich die ganze Zeit über wie seine Schwester nach der Liebe des Vaters sehnte, spürt es. „Papa sprach mit mir!“, sagt er staunend.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003/2003

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