Das Verschwinden der Eleanor Rigby

Das Verschwinden der Eleanor Rigby

Das Verschwinden der Eleanor Rigby

Das Verschwinden der Eleanor Rigby – Originaltitel: The Disappearance of Eleanor Rigby. Them – Regie: Ned Benson – Drehbuch: Ned Benson – Kamera: Christopher Blauvelt – Schnitt: Kristina Boden – Musik: Son Lux – Darsteller: Jessica Chastain, James McAvoy, Isabelle Huppert, William Hurt, Viola Davis, Ryan Eggold, Bill Hader u.a. – 2014; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Eleanor und Connor Ludlow sind ein junges, glückliches Ehepaar in New York. Nachdem wir es kurz beobachtet haben, erfolgt ein mehrjähriger Zeitsprung, und wir sehen Eleanor bei einem Selbstmordversuch. Sie wird gerettet und findet Zuflucht bei ihren Eltern und ihrer alleinerziehenden Schwester. Connor versucht verzweifelt, mit ihr zu reden und wird zum Stalker, aber sie wehrt alle seine Annäherungsversuche ab. Den Grund für das Zerwürfnis erfahren wir erst später ...
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Kritik

Ned Benson schildert in "Das Verschwinden der Eleanor Rigby" eine Ehekrise abwechselnd aus der Perspektive der Frau und der des Mannes. Dabei verzichtet er auf jeg­liche Effekthascherei und beschränkt sich oft auf Andeutungen.
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Eleanor (Jessica Chastain) und Connor Ludlow (James McAvoy) sind ein junges, glückliches Ehepaar in New York. Nach einem Restaurant-Essen stiftet Eleanor ihren Mann ausgelassen dazu an, zum Spaß die Zeche zu prellen und verlässt vor ihm das Lokal. Er folgt ihr kurz darauf, und sie rennen laut lachend in einen Park, wo sie sich über den Streich ebenso freuen wie über die herumschwirrenden Glühwürmchen. – Anders als Eleanor haben wir noch gesehen, wie der Kellner auf Connor aufmerksam wurde, aber wir wissen ebenso wenig wie sie, ob er die Rechnung beglich und nur so tat, als hätte er die Zeche geprellt, um Eleanor nicht den Spaß zu verderben.

In der nächsten Szene beobachten wir Eleanor einige Jahre später. Sie ist allein auf der Manhattan Bridge und augenscheinlich depressiv. Nachdem sie ihr Fahrrad abgestellt hat, geht sie aus dem Bild. Wir hören jedoch, wie sie über das Gitter klettert und erkennen an der Reaktion eines Passanten, dass sie springt. Von dem Mann alarmierte Rettungskräfte ziehen sie nach kurzer Zeit aus dem Wasser.

Zuflucht findet Eleanor bei ihrer Familie. Der Vater Julian Rigby (William Hurt) ist Psychologie-Professor; seine aus Frankreich stammende Frau Mary (Isabelle Huppert) hatte ihre Karriere als Konzertpianistin aufgegeben, als sie Mutter geworden war. Eleanors jüngere, unverheiratete Schwester Katy (Jess Weixler) wohnt mit ihrem kleinen Sohn Philip (Wyatt Ralff) ohnehin noch zu Hause. Benannt wurde Eleanor übrigens nach dem Beatles-Song „Eleanor Rigby“ („All the lonely people, where do they all come from. All the lonely people where do they all belong?“).

Die Beziehung zu ihrem Ehemann hat Eleanor rigoros abgebrochen, und sie vereitelt auch alle seine verzweifelten Versuche, mit ihr zu reden. Den Grund dafür kennen wir noch nicht. Wir sehen nur, dass Connor sich mit der Trennung nicht abfindet und darüber zum Stalker wird.

Obwohl das von Connor geführte Restaurant vor der Pleite steht, hält sein dort als Koch beschäftigter Freund Stu (Bill Hader) zu ihm. Die Kellnerin Alexis (Nina Arianda) glaubt, ihrem einsamen und unglücklichen Chef etwas Gutes zu tun, als sie ihn eines Abends verführt, obwohl er darauf hinweist, dass er verheiratet ist. Weil Connor die Miete für seine Wohnung nicht mehr bezahlen kann, zieht er erst einmal ins Gästezimmer seines Vaters Spencer Ludlow (Ciarán Hinds), der gerade von seiner dritten Frau verlassen wurde und seinen 33-jährigen Sohn ohne große Worte aufnimmt, obwohl ihr Verhältnis nicht sonderlich herzlich ist.

Julian Rigby vertraut seiner älteren Tochter ein Geheimnis an, das auch Mary nicht kennt: Als Eleanor zwei Jahre alt war und Julian mit ihr am Atlantikstrand badete, wurde sie von einer Welle weggerissen und er befürchtete, sie verloren zu haben. Kurz darauf spürte er das Kind an seinen Beinen und konnte es unverletzt aus dem Wasser ziehen.


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Eleanor lässt sich von ihrem Vater dazu überreden, ihr während der Promotion abgebrochenes Anthropologie-Studium fortzusetzen, und er vermittelt ihr einen Studienplatz bei Prof. Lillian Friedman (Viola Davis). Die lakonischen Gespräche mit der ruhigen, illusionslosen Dozentin helfen Eleanor.

Wir erfahren aus den Dialogen der beiden Frauen, dass Eleanor ihr Studium abbrach, als sie schwanger wurde. Aber der von ihr geborene Sohn starb offenbar nach kurzer Zeit, und weil Connor mit dem schrecklichen Verlust ganz anders umzugehen versuchte als sie, ertrug sie seine Nähe nicht länger.

Als Eleanor in die alte Wohnung geht, die nun ausgeräumt werden soll, trifft sie dort Connor schlafend an. Er wacht auf, und sie reden erstmals nach langer Zeit wieder miteinander, auch über das Tabu-Thema.

Während Eleanor ihre Promotion in Paris nachholt, übernimmt Connor das Restaurant seines Vaters. Sein Freund Freund Stu bleibt als Koch bei ihm.

Eines Abends, als er noch eine Runde spazieren geht, bevor die ersten Gäste eintreffen, folgt ihm Eleanor …

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Es heißt, Ned Benson habe ursprünglich einen einzigen Film über eine Ehekrise geplant, sei jedoch von seiner damaligen Lebensgefährtin Jessica Chastain, die für die weibliche Hauptrolle vorgesehen war, dazu inspiriert worden, das Drehbuch für einen zweiten Film ganz aus der Sicht der Frau zu schreiben. So kam es, dass beim Toronto International Film Festival im September 2013 zwei abendfüllende Filme des amerikanischen Schauspielers, Regisseurs, Drehbuchautors und Filmproduzenten Ned Benson (* 1977) gezeigt wurden: „The Disappearance of Eleanor Rigby. Him“ und „The Disappearance of Eleanor Rigby. Her“. Beide Filme handeln von ein und derselben Ehekrise, aber der eine wird aus Sicht des Mannes erzählt, der andere aus der seiner Frau. Bei den 67. Inter­nationalen Filmfestspielen von Cannes im Mai 2014 stellte Ned Benson einen dritten Film vor – „The Disappearance of Eleanor Rigby. Them“ –, der im November 2014 mit dem Titel „Das Verschwinden der Eleanor Rigby“ in die deutschen Kinos kam. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschnitt der beiden anderen Filme: Die Ehekrise wird nun abwechselnd aus den beiden Perspektiven dargestellt.

Die Verschiedenheit der beiden Sichtweisen fällt dadurch weniger auf. Das ist schade. Immerhin ist es Ned Benson beim Schreiben des Drehbuchs gelungen, die Perspektiven in eine Balance zu bringen. Dazu tragen auch die beiden überzeugenden Hauptdarsteller Jessica Chastain und James McAvoy bei.

Der Aufbau ist ebenso ungewöhnlich wie gelungen. Ned Benson zeigt in „Das Verschwinden der Eleanor Rigby“ zunächst kurz das glückliche Paar, dann Eleanors versuchten Suizid einige Jahre später. Erst nach diesen beiden gegensätzlichen Szenen erfahren wir schrittweise, was in der Zwischenzeit geschah. Dabei verzichtet Ned Benson auf jegliche Effekthascherei und beschränkt sich immer wieder auf Andeutungen. Das gilt vor allem auch über das die Ehekrise auslösende Ereignis.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

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