Augustus


Gaius Octavius oder Octavian, der spätere Augustus, wurde am 23. September 63 v. Chr. in Rom geboren. Seine ältere Schwester Octavia Minor und er waren die Kinder von Atia – einer Nichte des Gaius Julius Caesar – und ihres Ehemanns Gaius Octavius. Die wohlhabende Familie gehörte dem Stand der equites (Ritter) an. Der Vater wurde Senator und 61 v. Chr. sogar vom Volk in den Comitia Centuriata für ein Jahr zum Prätor gewählt. Zwei oder drei Jahre später starb er. Die Witwe Atia heiratete Lucius Marcius Philippus, der 56 v. Chr. als Konsul regierte.

Der junge Octavian wuchs bei seiner Großmutter Julia, einer älteren Schwester von Gaius Julius Caesar, auf ihrem Landgut in Velitrae auf. Nach ihrem Tod im Jahr 51 kam er zu seinem Stiefvater Lucius Marcius Philippus nach Rom, und 49 legte er die toga virilis an. Im Jahr darauf wurde er aufgrund der Protektion durch seinen Großonkel Caesar ins Kollegium der Pontifices aufgenommen, und 47 amtierte er während der Abwesenheit der Konsuln beim Latinerfest als Praefectus urbi (stellvertretendes Staatsoberhaupt). 45 nahm Caesar seinen Großneffen zum Kriegszug gegen die Söhne des Pompeius mit nach Spanien.

Während Octavian sich in Apollonia (bei Fier in Albanien) auf einen Einsatz als magister equitum (Reiterführer) im geplanten Feldzug gegen die Parther vorbereitete, erhielt er die Nachricht von Caesars Ermordung am 15. März 44. Dieser hatte ihn als Haupterben seines Privatvermögens eingesetzt und testamentarisch adoptiert.

Octavian kehrte nach Rom zurück, nahm das Testament an und nannte sich fortan Gaius Julius Divi filius Caesar. Er tat es, obwohl er damit den Argwohn sowohl der Caesarmörder als auch deren Gegner erregte. Allerdings sahen die starken Männer den neurasthenischen und politisch unerfahrenen jungen Mann nicht wirklich als Gefahr an.

Die Gegner der republikanischen Caesarmörder scharten sich um Marcus Antonius, Caesars Mitkonsul im Jahr 44 und einer der Unterfeldherren. Als dieser sich weigerte, Caesars Vermögen freizugeben, zahlte Octavian die testamentarisch verfügten Legate an Bürger und Kriegsveteranen aus. Die für den Partherkrieg vorgesehene Kriegskasse, über die er verfügte, reichte dafür nicht aus, und er musste auch eigenen Besitz versteigern. Aber durch diesen Schritt gewann er an Popularität und politischem Gewicht. Marcus Tullius Cicero, der Octavian zunächst auch nicht ernst genommen hatte, änderte seine Meinung über ihn: Der eitle, einflussreiche Senator, der zu den Republikanern gehörte und mit den Caesarmördern sympathisierte, wandte sich Octavian zu.

Octavian hörte jedoch auf seine Freunde Marcus Vipsanius Agrippa, Gaius Maecenas und Quintus Salvidienus Rufus Salvius, seinen Stiefvater Lucius Marcius Philippus, Caesars Privatsekretär Lucius Cornelius Balbus und Gaius Oppius, der unter Caesar für den Nachrichtendienst zuständig gewesen war. Die Philosophen Athenodoros von Tarsos und Areios von Alexandria betrachtete Octavian mehr als Lehrer.

Ende 44 nahm Antonius in Gallia cisalpina den Kampf gegen den Caesarmörder Decimus Iunius Brutus auf. Zur gleichen Zeit rekrutierte Octavian Caesars Veteranen für ein weiteres Heer in Italien. Cicero setzte inzwischen auf Octavian als Gegner von Marcus Antonius und erreichte, dass der Senat Anfang 43 den 19-Jährigen mit einmaligen Privilegien ausstattete: Octavian wurde Senator im Rang eines Konsulars, erhielt das Recht, alle Ämter bereits zehn Jahre vor dem gesetzlichen Mindestalter zu bekleiden und dazu ein proprätorisches Kommando über seine Legionen.

Mit einem Senatsheer unter den Konsuln Aulus Hirtius und Gaius Vibius Pansa Caetronianus zog Octavian in den Krieg gegen Antonius, der Mutina (Modena) belagerte, die Stadt, in der Decimus Iunius Brutus Albinus Zuflucht gesucht hatte. Am 21. April 43 griff das Senatsheer die Belagerer an und besiegte Antonius, obwohl Hirtius in der Schlacht bei Mutina fiel und der andere Konsul zwei Tage später seinen bereits eine Woche zuvor erlittenen Verwundungen erlag.

Octavian blieb als einziger Feldherr zurück. Weil ihm der Senat keines der beiden frei gewordenen Konsulate zugestehen wollte, marschierte Octavian mit seinen Truppen nach Rom und erzwang am 19. August seine Wahl zum Konsul. Zugleich ließ er die Caesarmörder ächten, um sich als Rächer seines Adoptivvaters zu inszenieren.

Marcus Antonius, der bald wieder über militärische und damit auch politische Macht verfügte, schlug Octavian und Caesars magister equitum Marcus Aemilius Lepidus ein mehrtägiges Treffen Ende Oktober / Anfang November auf einer Insel im Fluss Lavinius bei Bononia (Bologna) vor. Nach dem Vorbild der 60 v. Chr. von Caesar, Pompeius und Crassus gebildeten Koalition bildeten sie für fünf Jahre ein Triumvirat.

Zur Bekräftigung der Übereinkunft heiratete Octavian Antonius‘ Stieftochter Clodia. Die Macht der Triumvirn beruhte auf der Verfügungsgewalt über die meisten römischen Legionen, aber sie ließen sich zudem am 27. November 43 von der Volksversammlung diktatorische Befugnisse übertragen und wurden so vollends zu Militärdiktatoren.

Octavian sträubte sich zunächst gegen Proskriptionen, stimmte dann aber zu und führte die vorgesehenen Tötungen dann gnadenlos durch. Betroffen waren etwa 2000 equites und 300 Senatoren. Darunter befand sich auch Cicero. Er wurde am 7. Dezember 43 bei Formiae (Formia) am Golf von Gaeta ermordet. Die verstümmelte Leiche ließ man durch Rom schleifen und auf der Rostra am Forum Romanum zur Schau stellen. Mittels der Proskriptionen schalteten die Triumviren politische Gegner aus, und mit den eingezogenen Besitztümern der Getöteten finanzierten sie den geplanten Krieg gegen die Caesarmörder.

Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus erwarteten die Angreifer in Makedonien. Sie wurden 42 v. Chr. von Antonius und Octavian in der Doppelschlacht bei Philippi besiegt.

Danach teilten die Triumvirn ihre Machtbereiche neu auf. Lepidus musste sich mit den beiden nordafrikanischen Provinzen zufriedengeben, die allerdings als Kornkammern Roms galten. Antonius verzichtete auf Gallia cisalpina, behielt Gallia Comata und bekam zusätzlich Gallia Narbonensis. Darüber hinaus sollte er die Ostprovinzen befrieden. Octavian übernahm die beiden spanischen Provinzen und die Aufgabe, die Kriegsveteranen im vom Triumvirat gemeinsam verwalteten Italien mit Landbesitz zu versorgen.

Das war nur mittels rücksichtsloser Enteignungen möglich, durch die sich Octavian viele Feinde machte – darunter Fulvia und Lucius Antonius, die Ehefrau und den Bruder des Triumvirs –, während zugleich die Veteranen aufbegehrten, weil sie mehr erwartet hatten. Lucius ließ sich in Rom zum Oberbefehlshaber ernennen und zog gegen Octavian in den Krieg, wurde aber im Winter 41/40 in Perusia (Perugia) eingekesselt und musste schließlich aufgeben. Nach der Einnahme der ausgehungerten Stadt ließ Octavian zwar Fulvia und Lucius am Leben, aber er erlaubte die Plünderung Perusias und befahl die Hinrichtung von mehr als 300 Rittern und Senatoren am 15. März 40.

Daraufhin kam Antonius von Ägypten nach Italien zurück. Weil sich jedoch sowohl seine als auch Octavians Legionen weigerten, gegeneinander zu kämpfen, sahen sich die beiden Kontrahenten gezwungen, ihr Bündnis im Herbst 40 im Vertrag von Brundisium (Brindisi) zu erneuern. Zur Bekräftigung der Einigung heiratete dieses Mal Antonius Octavians Schwester Octavia Minor. (Fulvia war im Sommer im griechischen Exil gestorben.) Nachdem Marcus Antonius in Brundisium behauptet hatte, Quintus Salvidienus Rufus Salvius sei ein Verräter, ließ Octavian seinen Freund hinrichten. (Möglicherweise kam Salvidienus Rufus der Hinrichtung auch durch Selbstmord zuvor.)

Octavian ging eine neue Zweckehe ein: Er ließ sich von Clodia scheiden und heiratete Scribonia, deren Bruder Lucius Scribonius Libo der Schwiegervater des Feldherrn und Politikers Sextus Pompeius Magnus Pius war. (Aus ihren beiden ersten Ehen hatte Scribonia einen Sohn und eine Tochter.)

Sextus Pompeius Magnus Pius, der Sohn des Gnaeus Pompeius Magnus, verfügte über eine Flotte, beherrschte Sizilien, Sardinien und Korsika, kontrollierte also auch die Korntransporte nach Rom. 39 schlossen Octavian und Antonius mit ihm den Vertrag von Misenum.

Das Triumvirat wurde für weitere fünf Jahre bis 33 verlängert.

Octavian machte seinen Freund Marcus Vipsanius Agrippa für das Jahr 37 zum Konsul. Agrippa ließ in der Bucht von Misenum einen Hafen anlegen und neue Schiffe bauen. 36 v. Chr., in der Seeschlacht Naulochoi vor der Nordküste Siziliens, vernichtete er Sextus Pompeius‘ Flotte. Im Herbst desselben Jahres entmachtete Octavian auch Lepidus – und kontrollierte dadurch sowohl die Kornkammern Roms als auch den Getreidetransport.

30 000 Sklaven, die für Sextus Pompeius‘ gekämpft hatten, wurden zu ihren Besitzern in Rom zurückgeschickt, 6000 herrenlose Sklaven gekreuzigt.

Nun standen sich nur noch Octavian und Marcus Antonius gegenüber. Während Octavian erfolglos Krieg gegen die Parther führte, ging sein Konkurrent eine politische und persönliche Beziehung mit Kleopatra ein. Ihretwegen trennte er sich 32 v. Chr. von Octavia.

Kleopatra war nach Caesars Ermordung überstürzt aus Rom abgereist, hatte dann in Ägypten ihren Brudergemahl Ptolemaios XIV. vergiftet und ihren von Caesar gezeugten drei Jahre alten Sohn Kaisar (Caesarion), den sie als Caesars Erben ansah, mit dem Königsnamen Ptolemaios XV. eingesetzt. 41 war sie zu Antonius nach Kilikien gekommen, und im Winter 41/40 hatten sie zusammen in Alexandria gelebt. Im Herbst 40 brachte Kleopatra ein von Antonius gezeugtes Zwillingspaar zur Welt: Alexandros Helios und Kleopatra Selene. Antonius, der Kleopatra im Winter 37/36 zu sich nach Antiochia holen ließ, überließ ihr die Kyrene (Libyen), Syrien, den östlichen Teil der Insel Kreta und den Süden von Kilikien. Dadurch erweiterte Kleopatra ihr Reich beträchtlich, aber sie annektierte die neuen Herrschaftsgebiete nicht, sondern regierte sie als Klientelkönigin Roms. 35 v. Chr. bestätigte Antonius Kleopatra und Kaisar als Herrscher in Ägypten, Zypern und der Kyrenaika, sprach seinem Sohn Alexandros Helios alles (noch zu erobernde) Land östlich des Euphrats zu und machte dessen 36 geborenen Bruder Ptolemaios Philadelphos zum Herrscher des Gebiets zwischen Euphrat und Hellespont.

Diesen angeblichen Ausverkauf römischen Territoriums nutzte Octavian für die Propaganda gegen Antonius. Nachdem er von den Senatoren Lucius Munatius Plancus und Marcus Titius erfahren hatte, dass Antonius in seinem Testament seine mit Kleopatra gezeugten Kinder als Erben eingesetzt hatte, zwang er die Vestalinnen gegen geltendes Recht zur Herausgabe des Dokuments und veröffentlichte auch die (möglicherweise gefälschte) Passage, der zufolge Antonius nicht in Rom, sondern in Alexandria bestattet werden wollte. Der Senat enthob Antonius daraufhin aller Ämter und erklärte Königin Kleopatra zur Staatsfeindin. Octavian interpretierte auf diese Weise den anstehenden Bürgerkrieg in einen Krieg gegen einen externen Feind um.

Das Triumvirat lief zum Jahreswechsel 33/32 aus. Octavian ließ sich zum dux Italiae proklamieren und übernahm 31 erneut das Konsulat. Anfang des Jahres marschierte er nach Griechenland und eröffnete den offiziell gegen Kleopatra gerichteten Ptolemäischen Krieg.

Monatelang wurden Antonius und Kleopatra am Ausgang des Ambrakischen Golfs in Epirus von Octavian zu Lande und von Marcus Vipsanius Agrippa mit der Flotte belagert. In dem Sumpfklima erkrankten viele der eingeschlossenen Soldaten. Kleopatra setzte schließlich im Kriegsrat ihren Plan durch, die feindlichen Linien nicht zu Lande, sondern auf dem Wasser zu durchbrechen. Andernfalls hätte Antonius sie und die Flotte aufgeben müssen. So kam es am 2. September 31 zur Seeschlacht bei Actium. Weil es Antonius und Kleopatra aufgrund der Seuche an Ruderern fehlte, verbrannten sie die Schiffe, die sie nicht bemannen konnten. Sie ließen Segel mit an Bord nehmen, obwohl diese bei einem Seegefecht eher hinderlich waren, denn sie hatten die Hoffnung auf einen Sieg aufgegeben und wollten nur noch entkommen. Am Nachmittag durchbrach Kleopatra mit 60 nicht an der Seeschlacht beteiligten Schiffen planmäßig die feindlichen Linien und floh mit der Kriegskasse nach Süden. Antonius folgte ihr, während seine Streitkräfte noch stundenlang weiterkämpften. Die Fußtruppen ergaben sich erst eine Woche nach der Flucht ihres Feldherrn.

Anfang 30 segelte Octavian von Brundisium über Korinth und Rhodos nach Kleinasien. Kleopatra bat ihn vergeblich, die ägyptische Herrschaft ihren Kindern überlassen zu dürfen. Als Antonius‘ Streitmacht am 1. August 30 kapitulierte und Octavian in Alexandria einmarschierte, verbarrikadierte sich Kleopatra in ihrem Mausoleum neben dem Isistempel. Aufgrund des Gerüchts, sie habe sich das Leben genommen, stürzte sich Antonius in sein Schwert. Kleopatra wurde gefangen genommen. Um der Schmach zu entgehen, bei einem Triumphzug Octavians mitgeschleift zu werden, vergiftete sich die stolze Königin am 12. August. (Es könnte auch sein, dass Octavian sie heimlich ermorden ließ.)

Mit der Annexion Ägyptens endete die Epoche der römischen Bürgerkriege. Ebenso zielstrebig, wie Octavian für die Alleinherrschaft gekämpft hatte, ordnete er anschließend die politischen Verhältnisse. Zum Zeichen des Friedens wurden am 12. Januar 29 die Tore des Janustempels auf dem Forum Romanum geschlossen. Feierlich beendete der Senat den Ausnahmezustand mit einem mehrtägigen Staatsakt Mitte Januar 27. Octavian gab seine außerordentliche Gewalt (potens rerum omnium) über das Militär und den Staat am 13. Januar dem Senat zurück. Im Gegenzug bekam er am 16. Januar den neuen Ehrennamen Augustus (der Erhabene).

Offiziell galt Rom wieder als vom Senat geführte Republik, aber faktisch stimmte das nicht mehr. Caesar war daran gescheitert, eine neue Staatsform zu schaffen, die von den konservativen Römern akzeptiert worden wäre und zugleich den veränderten Gegebenheiten entsprochen hätte, also der Verschiebung des Machtzentrums weg vom Senat bzw. den Konsuln zu den militärischen Befehlshabern. Augustus stand 17 Jahre nach Caesars Tod vor der gleichen Aufgabe. Zugute kam ihm dabei, dass die von den Bürgerkriegen dezimierte und zermürbte Bevölkerung den Frieden nicht erneut gefährden wollte. Statt sich zum König ausrufen zu lassen, stilisierte sich Augustus als Retter und Bewahrer der Republik (restitutio rei publicae). Er bezeichnete sich als Erster des Senats (princeps senatus), konzentrierte aber zugleich die militärische Gewalt (imperium) ebenso wie entscheidende politische Vollmachten in seiner Hand und verschaffte sich damit eine monarchische Stellung hinter der Fassade der Republik. Dieses „Prinzipat“ war die Vorform des römischen Kaiserreichs.

In einem geschickten Schachzug ließ Augustus sich im Januar 27 vom Senat das Imperium über die Legionen in den äußeren und deshalb besonders gefährdeten Provinzen des Römischen Reichs übertragen. Vertreten wurde er dort von Legaten. Auf diese Weise unterstand der größte Teil der Armee Augustus‘ Oberbefehl.

Durch die Übertragung nicht des Amtes, aber der Befugnisse eines Volkstribunen (tribunicia potestas) auf Lebenszeit sicherte sich Augustus im Jahr 23 das Recht, den Senat und die Volksversammlung einzuberufen, Gesetze vorzuschlagen, sein Veto gegen Senats- und Volksbeschlüsse einzulegen und den Konsuln gegebenenfalls Amtshandlungen zu untersagen. Die tribunizische Gewalt wurde zum Kern seiner Herrschaft. Augustus ließ sich aber auch konsularische Sonderrechte und die prokonsularische Gewalt (imperium proconsulare maius) übertragen. Um seinen Verzicht auf die konsularischen Rangabzeichen auszugleichen, erhielt er 19 v. Chr. nicht nur das Recht, zwischen den amtierenden Konsuln zu sitzen, sondern sich auch auf seinen Wegen von zwölf Liktoren begleiten zu lassen. Im selben Jahr übertrug der Senat Augustus die Sittenaufsicht (cura morum), und nach dem Tod von Marcus Aemilius Lepidus im Jahr 13 übernahm er von ihm das Amt des obersten Priesters des Staatskults (Pontifex Maximus). 8 v. Chr. benannte der Senat den Monat Sextilis – der auf den nach Julius Caesar benannten Julius folgte – in Augustus um. Am 5. Februar 2 verlieh der Senat Augustus den Titel pater patriae (Vater des Vaterlands).

Diese Entwicklung verlief nicht ohne Widerstände, zumal Augustus im Patriziat als Emporkömmling angesehen wurde.

Weil es aufgrund des Friedens möglich war, die Truppenstärke beträchtlich zu reduzieren, konnte Augustus das Römische Reich auch wirtschaftlich konsolidieren. Die Kosten für die Versorgung der Veteranen wurden durch den ägyptischen Staatsschatz ausgeglichen. Vor allem in den Provinzen entwickelte sich parallel zur Wiederherstellung der Rechtssicherheit ein neuer Wohlstand. In Rom zeugten Neubauten und Renovierungen von der Prosperität.

Ägypten war seit Actium eine römische Provinz. 25 v. Chr., nach dem Tod des Galater-Königs Amyntas, der in der Schlacht bei Actium von Antonius zu Octavian übergelaufen war, zog Rom dessen Herrschaftsgebiet in Kleinasien ein. Die Parther brachte Augustus ohne einen neuen Feldzug dazu, 20 v. Chr. die 33 Jahre zuvor in der Schlacht bei Carrhae erbeuteten Legionsadler herauszugeben und den Grenzverlauf vertraglich zu regeln. Im Kantabrischen Krieg von 25 bis 19 eroberte Augustus die letzten noch nicht zum römischen Reich gehörenden Gebiete im Norden der iberischen Halbinsel. Neue Provinzen wie Raetia, Noricum, Pannonia, Illyricum und Moesia entstanden. Rom verschob seine Grenzen bis zur Donau, an den Rhein und die Elbe. 15 v. Chr. wurde Augusta Vindelicorum (Augsburg) gegründet. Das Römische Reich expandierte unter Augustus in einem Maß wie nie zuvor und nie wieder danach. Die Eroberung von Germania magna scheiterte allerdings 9 n. Chr., als der Cheruskerfürst Arminius die Legionen des römischen Feldherrn Publius Quinctilius Varus vernichtete (Varusschlacht).

Octavian war kein moralisches Vorbild; aber Augustus ging mit gutem Beispiel voran. Nach den politisch motivierten Eheschließungen mit Clodia und Scribonia verliebte sich Octavian 39 v. Chr. in Livia Drusilla (58 v. Chr. – 29 n. Chr.), die Ehefrau von Tiberius Claudius Nero. Daraufhin ließ er sich von Scribonia scheiden, ohne Rücksicht darauf, dass sie am selben Tag die gemeinsame Tochter Julia gebar.

Obwohl Livia hochschwanger war, verlangte Octavian von Tiberius Claudius Nero die Scheidung und heiratete die 20-Jährige im Januar 38 mit einer Sondererlaubnis des Priesterkollegiums der Pontifices drei Tage nach der Frühgeburt ihres zweiten Sohnes, Drusus. Diese unter skandalösen Umständen geschlossene Ehe hielt dann allerdings 52 Jahre lang bis zum Tod. Livia konnte zwar wegen der Komplikationen bei Drusus‘ Geburt keine Kinder mehr bekommen, aber unter ihren Nachfahren waren vier römische Kaiser: ihr älterer Sohn Tiberius, ihr Enkel Claudius sowie die Urgroßenkel Caligula und Nero.

Scribonias neugeborene Tochter Julia wurde nach römischem Recht dem Vater zugesprochen – und zum Spielball der Politik. Noch als Kind versprach Octavian sie Marcus Antonius Antyllus, dem älteren Sohn von Marcus Antonius und Fulvia. Als die Väter sich bekriegten, wurde die Verlobung gelöst. 25 v. Chr. verheiratete Augustus seine 14-jährige Tochter mit Marcus Claudius Marcellus, dem drei Jahre älteren Sohn seiner Schwester Octavia. Als dieser gut zwei Jahre später starb, zwang Augustus die Witwe 21 v. Chr. zur Eheschließung mit seinem 42-jährigen Freund Marcus Vipsanius Agrippa, der sich von seiner Frau Claudia Marcella, Octavias älterer Tochter, trennen musste. Gaius Caesar und Lucius Caesar, die ersten beiden Söhne des neuen Ehepaars, wurden von ihrem Großvater Augustus adoptiert (aber sie starben 2 bzw. 4 n. Chr.). Marcus Vipsanius Agrippa verschied 12 v. Chr., und Julia wurde von ihrem Vater sofort nach der Geburt ihres fünften Kindes mit ihrem Stiefbruder Tiberius verehelicht, der sich zu diesem Zweck von seiner schwangeren Frau Vipsania Agrippina – der Tochter von Marcus Vipsanius Agrippa – scheiden lassen musste. Während Tiberius 5 v. Chr. freiwillig nach Rhodos ins Exil ging, tröstete sich Julia mit Liebhabern über ihre unglückliche Ehe bzw. die Abwesenheit des Ehemanns hinweg. Als ihr Vater das 2 v. Chr. mitbekam, verbannte er Julia auf die Insel Pandateria (Ventotene, eine der Pontinischen Inseln im Tyrrhenischen Meer), wohin Scribonia ihre Tochter begleitete. Tiberius musste sich scheiden lassen. Iullus Antonius, der jüngere Sohn von Marcus Antonius und Fulvia, der einer der Geliebten Julias gewesen sein soll, wurde entweder hingerichtet (so zum Beispiel Tacitus) oder zum Suizid gezwungen.

Augustus‘ Stiefsohn Drusus war am 14. September 9 v. Chr. nach einem Sturz vom Pferd gestorben. Am 26. Juni 4 n. Chr. adoptierte Augustus Drusus‘ älteren Bruder Tiberius, seinen Stief- und früheren Schwiegersohn, der wiederum seinen Neffen Germanicus adoptieren musste. Aber erst im Jahr 13 wurde Tiberius offiziell durch die Verleihung des imperium proconsulare maius als Nachfolger des Augustus designiert.

Im Jahr darauf wollte Augustus von Rom über Capri nach Benevent (Benevento) reisen. Er kam jedoch nur bis Nola am Fuß des Vesuvs. Dort starb er in Livias Beisein am 19. August 14.

Sein Leichnam wurde auf dem Marsfeld in Rom kremiert. Man setzte die Asche in dem von Augustus errichteten Mausoleum bei, und der Senat erhob ihn am 18. September zum Staatsgott (Divus Augustus Divi filius). Erst auf ausdrücklichen Wunsch des Senats nahm der 55-jährige Tiberius die testamentarisch vorgesehene Nachfolge an. Damit begann die julisch-claudische Kaiserdynastie.

Das Augusteische Zeitalter, das Saeculum Augustum, wurde in der Folgezeit zu einer Zeit des Friedens (pax Augusta) und der Stabilität, der Sicherheit und der Prosperität verklärt.

Literatur über Augustus:

  • Jochen Bleicken: Augustus. Eine Biographie (Alexander Fest, Berlin 1998)
  • Klaus Bringmann und Thomas Schäfer: Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums (Akademie-Verlag, Berlin 2002)
  • Klaus Bringmann: Augustus (Primus-Verlag, Darmstadt 2007)
  • Werner Dahlheim: Augustus. Aufrührer – Herrscher – Heiland. Eine Biographie (C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60593-2)
  • Werner Dahlheim: Augustus. In: Manfred Clauss (Hg.): Die römischen Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian (C. H. Beck, München 1997)
  • Werner Eck: Augustus und seine Zeit (C. H. Beck, München 1998)
  • Jörg Fündling: Das Goldene Zeitalter. Wie Augustus Rom neu erfand (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013)
  • Karl Galinsky: Augustus. Sein Leben als Kaiser (Übersetzung: Cornelius Hartz; Verlag Phillip von Zabern, Darmstadt 2013)
  • Dietmar Kienast: Augustus. Prinzeps und Monarch (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1982)
  • Angela Pabst: Kaiser Augustus. Neugestalter Roms (Reclam, Stuttgart 2014)
  • Heinrich Schlange-Schöningen: Augustus. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (Darmstadt 2005)
  • Pat Southern: Augustus (Übersetzung: Birgit Neuwald-Morton; Magnus-Verlag, Essen 2005)
  • Ines Stahlmann: Imperator Caesar Augustus. Studien zur Geschichte des Principatsverständnisses in der deutschen Altertumswissenschaft bis 1945 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988)
  • Ronald Syme: Die römische Revolution. Machtkämpfe im antiken Rom (revidierte und erstmals vollständige Neuausgabe, Hg.: Christoph Selzer und Uwe Walter; Klett-Cotta, Stuttgart 2003)
  • John Williams: Augustus (Roman, Übersetzung: Bernhard Robben; dtv, München 2016)
  • Paul Zanker: Augustus und die Macht der Bilder (Koehler u. Amelang, Leipzig 1987)

© Dieter Wunderlich 2016

Marcus Tullius Cicero (kurze Biografie)
John Williams: Augustus (Roman über Augustus)
Robert Harris: Dictator (Roman über Cicero)

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