Das Meer in mir

Das Meer in mir

Das Meer in mir

Das Meer in mir - Originaltitel: Mar adventro - Regie: Alejandro Amenábar - Drehbuch: Alejandro Amenábar und Mateo Gil - Kamera: Javier Aguirresarobe - Schnitt: Alejandro Amenábar - Musik: Alejandro Amenábar - Darsteller: Javier Bardem, Celso Bugallo, Belén Rueda, Mabel Rivera, Lola Dueñas, Tamar Novas, Clara Segura, Francesc Garrido, Joan Dalmau, José M. Pou u.a. - 2004; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Aufgrund eines Unfalls ist der Spanier Ramón Sampedro seit seinem 25. Lebensjahr vom Hals abwärts gelähmt. Er sehnt sich danach, aus dem Leben zu scheiden, aber allein ist er nicht in der Lage, sich umzubringen, und Sterbehilfe ist in Spanien gesetzlich verboten. Fast 30 Jahre nach seinem Unfall wagt die seit zwei Jahren mit Ramón befreundete Fabrikarbeiterin Rosa, ihm dabei zu helfen, Zyankali zu schlucken.
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Kritik

Herausragend ist die Leistung des Hauptdarstellers Javier Bardem, der aufgrund der dargestellten Querschnittslähmung keine Gesten zeigen darf, sondern seine Emotionen nur durch seine Mimik ausdrücken kann: "Das Meer in mir".

Durch das 1996 veröffentlichte Buch „Cartas desde el infierno“ („Briefe aus der Hölle“) wurde Alejandro Amenábar auf das Schicksal des Spaniers Ramón Sampedro aufmerksam, der durch einen Unfall seit seinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr querschnittgelähmt war und jahrelang vergeblich vor spanischen Gerichten darum gekämpft hatte, aus dem Leben scheiden zu dürfen. Erst neunundzwanzigeinhalb Jahre nach dem Unfall fand er eine Freundin, die ihm am 12. Januar 1998 die lang ersehnte Sterbehilfe leistete (Einzelheiten).

„Das Meer in mir“ beginnt mit Ramóns Unfall im Meer. Die nächste Szene spielt sechsundzwanzig Jahre später: die Rechtsanwältin Julia (Belén Rueda) geht mit Hilfe einer Krücke am Strand entlang zu Ramón (Javier Bardem), der seit dem Unfall querschnittgelähmt ist und im Haus seines Bruders vor allem von seiner Schwägerin Manuela (Mabel Rivera) gepflegt wird. Die Juristin, die selbst todkrank ist und sich mit Selbstmordgedanken trägt, hilft Ramón, seine „Briefe aus der Hölle“ zu veröffentlichen, um in der spanischen Öffentlichkeit eine Diskussion über die gesetzlich verbotene Sterbehilfe auszulösen.

Ramón Sampedro liebte das Meer, aber von seinem Bett aus sieht er durchs Fenster auf eine galizische Hügellandschaft. Einmal steigt er aus dem Bett, schiebt es kraftvoll zur Seite und springt aus dem Fenster. Er fliegt über die Farm seines Bruders, über die Hügel hinaus zum Meer. Da wacht Ramón auf – er hat geträumt.

Der Anwalt Marc (Francesc Garrido) unterstützt Ramón Sampedro bei den Versuchen, eine Legitimierung für die Sterbehilfe in seinem Fall zu bekommen, aber die Gerichte lassen sich nicht darauf ein. Gené (Clara Segura) von der spanischen Gesellschaft „Derecho a Morir Dignamente“, die für das Recht auf einen würdigen Tod eintritt, steht Ramón ebenfalls bei. Den entscheidenden Schritt zur aktiven Sterbehilfe wagt am Ende die Fabrikarbeiterin Rosa (Lola Dueñas), nachdem sie vergeblich versucht hat, ihren Freund zum Weiterleben zu überreden.

Alejandro Amenábar konzentriert sich auf die letzten Monate im Leben von Ramón und holt die Vorgeschichte in Rückblenden nach. Auf die gerichtlichen Auseinandersetzungen geht er nicht weiter ein. Der Film ist in den Grundzügen authentisch, auch wenn aus dramaturgischen Gründen fiktive Figuren wie die Rechtsanwältin Julia in die Geschichte mit aufgenommen wurden.

„Das Meer in mir“ ist eine sensible, ergreifende Charakterstudie, die Alejandro Amenábar ohne Kitsch und Gefühlsduselei inszeniert hat.

Ungeachtet des ernsten Themas und des Leidens der Hauptfigur darf hin und wieder auch gelacht werden. Die Filmmusik ist unaufdringlich, und die Kamera wird zurückhaltend geführt, um nicht von der herausragenden Leistung des Hauptdarstellers Javier Bardem abzulenken, der sich aufgrund der dargestellten Querschnittslähmung nicht bewegen, d. h. keine Gesten zeigen darf, sondern seine Emotionen nur durch seine Mimik ausdrücken kann.

Einen Disput, den Ramón mit dem ebenfalls querschnittgelähmten Pater Francisco (José Pou) führt, lässt Alejandro Amenábar bewusst ohne abschließendes Urteil enden, denn er will es dem Kinobesucher nicht abnehmen, sich seine eigene Meinung zum Thema Sterbehilfe zu bilden.

Für „Das Meer in mir“ gab es am 27. Februar 2005 einen „Oscar“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Ramón Sampedro (Kurzbiografie)

Sterbehilfe

Alejandro Amenábar (kurze Biografie / Filmografie)
Alejandro Amenábar: Tesis. Faszination des Grauens
Alejandro Amenábar: Öffne die Augen
Alejandro Amenábar: The Others
Alejandro Amenábar: Agora. Die Säulen des Himmels

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